55. Jahrgang Nr. 3 / Juni 2025
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1. ÜBER DIE VEREHRUNG DES KREUZES
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3. ... UND NICHT BIST DU ...
4. Papa haereticus deponi potest - Ein häretischer Papst kann abgesetzt werden
5. LESERBRIEF
6. DER MODERNE HOMINISMUS UND SEINE ABARTIGE RELIGIOSITÄT
7. ZUM ENDE HIN...
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9. DER HL. PAPST LEO IX.
10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
11. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Papa haereticus deponi potest - Ein häretischer Papst kann abgesetzt werden
 
Papa haereticus deponi potest
- Ein häretischer Papst kann abgesetzt werden


von
André Perlant
übersetzt von Eugen Golla


Sobald die Schein-Päpste mit der Zerstörung der Kirche begonnen hatten, tauchten sogleich bestechende Argumente auf, um die Katholiken dahin zu bringen zu glauben, es sei für einen Papst sehr wohl möglich, Häresien zu predigen und zu promulgieren, denn das eigentliche Dogma über die päpstliche Unfehlbarkeit sehe lediglich vor, daß das Charisma der Unfehlbarkeit nur für den Fall zugesichert sei, wenn der Papst, für das was er lehre, auch Unfehlbarkeit beanspruche. Es wäre daher vom Gesetz her 'in Ordnung', wenn rein 'pastorale' Anordnungen die christliche Herde zu den vergifteten Weideplätzen offenkundiger Häresie führen dürften.

Der nächste Schritt wurde dann von der Econe-Schule unternommen, die solchermaßen hintergangenen unschuldigen Gläubigen davon zu überzeugen, es sei nötig, falls ein Papst Irrtümer aufzwingen würde, zu protestieren und der festgesetzten Tradition zu folgen - trotz Ungehorsam, der weit davon entfernt sei, Häresie oder Schisma zur Folge zu haben, und der zur theologischen Tugend hochstilisiert wurde: "Ist es nicht besser, Gott zu gehorchen, als einem skandalösen Papst?"

Heutzutage verbreiten etliche überlebende (angebliche) 'Sedisvakantisten' die unwahrscheinliche, aber schädliche und falsche Auffassung, wonach ein (wirklicher) Papst in Häresie fallen kann, was wohl manchem wahrscheinlich erscheinen mag, was aber so unrichtig wäre (wie nachfolgend aufgezeigt wird): Obwohl ein Papst beklagenswerterweise in Häresie fallen kann, hat die katholische Lehre vorsorglich und glücklicherweise erklärt, ein häretischer Papst sei in dem Augenblick ipso facto abgesetzt, sobald seine Häresie manifest geworden sei. *)

Ein zweifacher Beweis ist für diese leicht mißverständliche Meinung vorgeschlagen worden, welche ja in normalen Zeiten in hohem Maße dem Anspruch des Papstes auf Gehorsam widerspricht und gegenwärtig ein Entschuldigungsgrund für den status quo abgibt, d.h.: sich mit einer allein auf episkopaler Stufe überlebenden Kirche zufriedenzugeben.

Der erste behauptete Beweis ist, daß die Diskussion der Theologen, ob ein Papst in Häresie fallen könne oder nicht, eindeutig zeigt, daß die Kirche die Möglichkeit anerkannt habe. Das jedoch bedeutet offenkundig, das christliche Volk zu verhöhnen, denn dieses Argument könnte imstande sein, jede Häresie zu fördern, auch eine solche, die wie diese verurteilt worden ist. Um die jeweiligen Leser zu täuschen, verlassen sich die Demagogen nicht mehr länger nur auf eine falsche Interpretation der definitiven Erklärung auf dem Vatikanischen Konzil von 187o. Sie zitieren außerdem den hl. Robert Bellarmin nur halb, wenn er die Frage behandelt, die in seinem Jahrhundert (dem 16.) noch frei zur Diskussion gestellt wurde: "Papa haereticus deponi potest?" ("Kann ein häretischer Papst abgesetzt werden?") Denn zugegeben, Bellarmin prüfte, wie das Problem gelöst werden könne, und er antwortete, ein häretischer Papst müsse nicht abgesetzt werden, weil er es ipso facto sei: "depositus, non deponendus". **)

Mittels dieses unvollständigen Zitates wagen sie die These aufzustellen, ein Papst könne während seines Pontifikates in Häresie fallen (und Papst bleiben?, Anfrage der Redaktion), welche sie dann auch noch öffentlich verbreiten. Liest man jedoch das 30. Kapitel (Tom I, liber II) der vollständigen "Opera Bellarmini", findet man durchaus das Gegenteil: im ß 1 findet man unter der Überschrift "Papa haereticus deponi potest" sofort folgende Erklärung - ich gebe hier nur eine Übersetzung, kann aber auf Anforderung das lateinische Original beschaffen:

"ich antworte, daß fünf Lösungen des Problems zu finden sind. Die erste ist die, welche Albert Pighius ***) in seinen Werken gab ( "Über die kirchliche Hierarchie", Kap. 8, Buch II): 'Ein Papst kann nicht häretisch sein; infolgedessen kann kein Fall eintreten, der seine Absetzung zur Folge hat'. Dieses Urteil ist wahrscheinlich richtig und kann leicht gerechtfertigt werden, wie wir es später an passender Stelle sehen werden. Indessen ist diese Wahrheit nicht sicher und Einwänden ausgesetzt. Daher lohnt es sich, beim Studium zu überlegen, welche Antwort auf das Dilemma eines häretischen Papstes zu geben ist."

Es ist also durchaus klar, daß der hl. Robert Bellarmin diese schreckliche Hypothese nicht zur Diskussion gestellt hätte, wenn er nach 187o gelebt hätte, als ein ökumenisches Konzil festlegte, eines Papstes (!) Glaube könne nicht irren und sein Glaube sei unfehlbar, wenn er ex cathedra spreche. Wir dürfen also nicht vergessen, daß ein Papst als Privatperson auch etwas Falsches sagen kann und genauso ein guter Katholik bleibt, wie jeder beliebige von uns, der nicht in gleicher Weise den Beistand des Hl. Geistes besitzt. Wir können nicht als Häretiker gebrandmarkt werden, wenn wir nicht hartnäckig unseren falschen Auffassungen anhängen. +)

Um weiter zu zeigen, was Bellarmin wirklich meinte, lesen wir einen § aus Kapitel VI (Tom II, liber IV) seiner Abhandlung "De Pontifice Romano", deren Bücher alles erklären, was später als Teil des Glaubensgutes (depositum fidei) definiert wurde. Die Überschrift dieses IV. Buches lautet: "De potestate spirituali" ("Über die geistige Macht"). Bevor er dieses 6. Kapitel verfaßte, behandelt der Heilige die noch vorhandenen vier Thesen über die Ex-cathedra-Unfehlbarkeit. Er entfernt sofort die ersten beiden von ihnen.

Die erste häretische Behauptung ist: "Auch wenn ein Papst in seiner Machtfülle als oberster Pontifex spricht, könnte er sich als Häretiker erweisen, auch wenn er ein Dogma unter dem Beistand eines Allgemeinen Konzils definiert."
 
Die zweite Häresie besagt: "Ein Papst ist nur dann unfehlbar, eine Häresie zu lehren, wenn er ohne den Beistand eines allgemeinen Konzils ist." Der hl. Robert Bellarmin widerspricht dieser Meinung Gersons. ++) Er will sich indessen nicht an die Stelle des Lehramtes setzen, schreibt er doch: "Wir wagen nicht zu behaupten, diese Meinung sei häretisch, denn wir können sehen, daß ihre Vertreter bis heute von der Kirche geduldet worden sind. Indessen hört sie sich durchaus falsch an und sie ist so nahe der Häresie, daß das Lehramt sie gerechterweise häretisch nennen könnte." Dieser Wunsch ging 1870 in Erfüllung.

Daher sind die einzigen übrig gebliebenen Thesen die, in welchen gesagt wird, der Papst (als solcher, Anm.d.Red.) könne keine Häresie lehren. Der hl. Robert  Bellarmin unterstützt jedoch nicht die gemäßigte Auffassung, die folgendes behauptet: "Es ist irrelevant, ob er ein Häretiker ist oder nicht, als Römischer Bischof kann er niemals irgendeine häretische Doktrin definieren und verkündigen, die als solche von der Gesamtkirche als ein Artikel des wahren Glaubens anerkannt werden soll." Bellarmin lehnt die Dichotomie von Privat- und Amtsperson (Funktion) genauso ab wie der hl. Alphons von Liguori, welcher Einspruch dagegen erhob, daß es möglich sei, in der Person des Papstes den privaten Charakter von seinem Auftreten im Lichte der Öffentlichkeit zu unterscheiden und zu trennen. Er beweist im Gegenteil, daß es nur eine (mit sich identische) Person sein kann, die vom Haupte des mystischen Leibes erwählt wurde, eine Person, der vom Hl. Geist beigestanden wird, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Sein Vertrauen in Petri Glauben ist genau so absolut wie das in die Vertrauenswürdigkeit seiner Nachfolger.

Das 6. Kapitel erteilt sämtlichen Interpreten, die behaupten, daß der hl. Robert den Päpsten eine Glaubensschwäche eingeräumt habe, eine Absage:

"Es ist davon auszugehen und gottesfürchtig, zu glauben, daß der oberste Pontifex nicht nur als Stellvertreter Christi nicht irren kann, sondern daß er auch als Privatperson betrachtet, kein Häretiker werden kann, indem er etwas glaubt oder an etwas hartnäckig festhält, was dem Glaubensgut widerspricht. Dies ist erwiesen durch die wohlwollende Güte der göttlichen Vorsehung. Tatsächlich kann und darf der oberste Pontifex keinerlei Häresie verkündigen, vielmehr ist er verpflichtet, die Wahrheit zu lehren. Er tut es auch tatsächlich so - ohne jeden Zweifel -, hat ihn doch der Herr damit betraut, den Glauben seiner Brüder zu stärken, indem er ausdrücklich hinzufügte: 'Ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht irregehe'. Dies meint wenigstens: 'Von deinem Stuhle aus sollst du immer den wahren Glauben lehren.' Aber ich frage euch, wie wäre der Römische Bischof imstande als Häretiker, den Glauben seiner Brüder zu stärken, wie wollte er es einrichten, immer den wahren Glauben zu verkünden? Sicherlich, Gott könnte auch ein böswilliges Herz veranlassen, die Wahrheit zu verkündigen, die es gewöhnlich leugnet, entrang er doch Worte dem Maule von Balaams Eselin. Aber das Volk unter Druck setzen, wäre eine durch Gottes Vorsehung, die immer sanftes Wohlwollen anwendet, ganz und gar ungewohnt auferlegte Knechtschaft. An zweiter Stelle liefert die Geschichte für diese Darstellung einen praktischen Beweis, denn bis jetzt fand man noch keinen Papst, der Häretiker war."

Der hl. Robert widmet dann sechs Kapitel der Nachprüfung sämtlicher Fälle, in denen Päpste der Häresie beschuldigt worden waren. Er zeigt insbesondere, daß Honorius I. die Zielscheibe aller Verleumdungen war... trotz seiner tadellosen Rechtgläubigkeit.

Es ist somit klar, daß ein eindeutiger Beweis für ein unbeabsichtigtes Abgleiten eines Papstes in Häresie und Schlimmeres, nirgends in "De Pontifice Romano" zu finden ist. Wir finden vielmehr das Gegenteil: eine Widerlegung der Fehldarstellungen über die Tradition.

Wenn sie nicht bewußt fehlinterpretieren wollten, würden doch die Verteidiger der Möglichkeit, daß ein Papst (ala Papst) in Häresie fallen könne, auf diesem Gebiete einfach die entsprechenden dogmatischen Definitionen von 1870 zitieren, die die Absicht verfolgen, in ihren Artikeln eine Zusammenfassung der katholischen Tradition zu geben. Hier folgt nun ein Zitat aus der dogmatischen Konstitution "Pastoraeternus":

"Der Heilige Geist wurde Petri Nachfolgern nicht versprochen, um irgendeine neue Lehre von ihm zu verkündigen, sondern um mit Hilfe Seines Beistandes ehrfürchtig und gläubig die von den Aposteln empfangene und verbreitete Offenbarung zu erklären, d.h. das Glaubensgut."

Und dann folgt der praktische Beweis:

"Ihre apostolische Lehre wurde von allen ehrwürdigen Vätern angenommen, verehrt und befolgt von sämtlichen heiligen Lehrern; wußten sie doch, daß Petri Heiliger Stuhl von Irrtum freibleiben werde gemäß dem Versprechen, das Unser Herr und Erlöser dem ersten Seiner Jünger gab, 'Ich bat für dich, daß du nicht irregehest, und nach der Rückkehr stärke deine Brüder'."

Die krönende Enddefinition ist das allbekannte Dogma:

"Wenn der oberste Hirte ex-cathedra spricht, d.h. wenn er sein Amt als Hirte und Lehrer der gesamten christlichen Herde ausübt und beschließt, daß eine Lehre auf dem Gebiete des Glaubens oder der Sitten von der allgemeinen (oder katholischen) Kirche anzunehmen ist, genießt er den göttlichen Beistand, der ihm persönlich durch den Heiligen Petrus verheißen wurde, und verfügt über die Unfehlbarkeit, mit welcher Unser göttlicher Erlöser Seine Kirche ausstatten wollte."

Man darf dies nicht als eine Definition mit Einschränkungen verstehen, dann

1.) ist es weniger schwer, ein Gut zu bewahren, als zu erklären, woraus es besteht, ein Urteil über strittige Punkte zu fällen, als zu wiederholen, was deutlich übermittelt worden ist;
2.) läßt der Text von "Pastor aeternus" keinen Zweifel, was die katholische Tradition bedeutet.

Unmittelbar vor dem Wortlaut des definierten Dogmas können wir tatsächlich einen Auszug aus dem Depositum fidei über diesen Gegenstand lesen, denn es ist nützlich zu wiederholen, was abzuändern sich Fälscher nachträglich bemühen: "Dieses Charisma der Wahrheit und des unfehlbaren Glaubens ist deshalb Petrus und seinen Nachfolgern verliehen worden, damit sie die allerhöchste Aufgabe, die Rettung aller durchführen können, damit sie imstande sind, die ganze Herde Christi von den giftigen Weideflächen der Häresie fernzuhalten und sie mit der himmlischen Lehre zu nähren."

Wir müssen glauben, was die Kirche zu allen Zeiten über die göttliche Verfassung sagte, und nicht Satans Komplizen, die ständig darüber Unwahrheiten verbreiten und schamlos Christi Gesandte mißbrauchen. Die Frage der päpstlichen Unfehlbarkeit wurde bereits in der vortrefflichen Formel von 519 besiegelt, über die sorgfältig tiefes Stillschweigen verbreitet wurde, obwohl sie von den Vätern des IV. allgemeinen Konzils von Konstantinopel für kanonisch erklärt und vom I. Vatikanischen Konzil bestätigt wurde. Diese Formel wurde gemeinsam proklamiert vom hl. Hormisdas, Diakon des Papstes Symmachus und seines Nachfolgers auf dem Heiligen Stuhl, und vom Kaiser von Byzanz, Justinian I. Sie sprach sich auch für die Vereinigung von West und Ost aus, die glücklich erreicht wurde: "Wir wünschen in allen Dingen mit dem Apostolischen Stuhl verbunden zu sein, worin die volle Einheit des christlichen Glaubens besteht, wodurch die Religion unbefleckt bleibt." Ein Jahrhundert zuvor hatte der hl. Augustinus schon geschrieben: "Roma locuta, causa finita." ("Rom hat gesprochen, die Sache ist entschieden.") Sobald Rom eine Entscheidung in einer ungeklärten Frage gefällt hatte, ist keine Ablehnung mehr erlaubt, denn darin wurde die Stimme Gottes gesehen.

Augustinus wiederholte, was Konstantin wenige Jahre vor dem Konzil von Arles, welches das donatistische Schisma von 316 beendete, verkündigt hat. Diese ständige Lehre konnte immer wieder geltend gemacht werden, wenn ein Wirrwarr zu beseitigen war, wie in Bellarmins protestantischer revolutionärer Periode. Das vatikanische Konzil und sämtliche heiligen Lehrer lehrten tatsächlich nichts Neues. Wir geben als Schlußfolgerung, was Leo IX. I053 an Michael Caerularios schrieb, als dieser die Ostkirche in ein erneutes, langandauerndes Schisma führte: "Wird hier etwa ein so törichter Mann auftreten, der es wagt zu glauben, daß ein Wunsch von Ihm, für den Wollen und Durchführung gleichbedeutend sind, nichts für gegenwärtige Ziele bewirken könne? Hat nicht der Stuhl des Apostelfürsten, die Römische Kirche, entweder durch Petrus selbst oder durch seine Nachfolger sämtliche häretischen Irrtümer abgewiesen, besiegt und verurteilt? Stärkte er nicht die Herzen der Brüder in Petri Glauben, der bis heute niemals irrte und bis zum Ende niemals irren wird?"

Den Wahrheitsliebenden wird immer die Gelegenheit geboten werden, die Stimme des Guten Hirten zu hören und sie werden sie (an)erkennen. Sie sollen kein Ärgernis nehmen, wenn ein Schein-Papst es fertigbrachte, als Satans Stellvertreter gerade von Petri Stuhl aus zu regieren! Wir haben heute den Greuel der Verwüstung im Tempel Gottes. Das Opfer der Erlösung wird in ihm nicht mehr länger dargebracht. Jetzt rufen alle Völker voll Bewunderung: "Frieden, endlich Frieden!" Jetzt wird die eine Weltherrschaft errichtet.

Laßt uns dennoch frohgemut sein, lassen wir den Kopf nicht hängen, denn all diese Vorgänge wurden uns durch das Glaubensgut schon prophezeit. Was Roncalli, der auf Petri Stuhl kroch, betrifft: man möge sicher sein, er wurde niemals Gottes Stellvertreter, da Paul IV. uns schon warnte, daß die Wahl eines Häretikers (und a fortiori eines Apostaten) null und nichtig sei. Dies ist die einzige Möglichkeit: Roncalli war bei seiner Wahl kein (lebendiges) Glied der Kirche Christi mehr. Wäre er ein wahrer Nachfolger im Amte des Stellvertreters Christi gewesen, hätten nicht die Pforten der Hölle wider ihn obsiegt, er hätte nicht in aller Eile sein "Aggiornamento" durchgeführt.

Abgeschlossen am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens 1989

Jean André Perlant

*) Anlaß zu Mißverständnissen bietet der vom hl. Bellarmin benutzte, aber in sich eigentlich widersprüchliche Begriff eines "Papa haereticus", eines "häretischen Papstes". Beide Bestimmungen schließen sich gegenseitig aus: der Begriff des Papstes (in sich enthaltend: oberste Lehrgewalt, Unfehlbarkeit) den Begriff Häresie, die Häresie (willentliche Leugnung verschiedener Glaubenswahrheiten) ist mit der Vorstellung eines unfehlbaren obersten Lehramtes unvereinbar. Was vom hl. Bellarmin gemeint ist, ist ein Grenzfall: eine Person, die als Papst erwählt wurde und in diesem Amt offenkundige Häresien verbreitet, hört ipso facto auf, Papst zu sein. Die Häresien verkündet diese Person dann nicht als Papst, sondern als Privatperson ohne Amt. Darum wird von der Kirche über diese Person auch nicht als über einen Papst geurteilt, sondern es wird von ihr lediglich die Feststellung getroffen, daß die betreffende Person in Häresie gefallen und daß der Stuhl Petri vakant sei. Die Ausführungen von Herrn Perlant richten sich nicht gegen die Auffassung vom hl. Bellarmin "Papa haereticus, deponi potest", "Papa haereticus depositus", sondern gegen eine gewisse naive und zugleich gefährliche Interpretation dieser Sätze, die zu suggerieren scheint, daß der Begriff Papa mit dem der Häresie verknüpfbar erscheint. Weit davon entfernt, in den Okkupanten des päpstlichen Stuhles (Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul Paul II.) legitime Amtsinhaber zu sehen - Herr Perlant ist ein echter Sedisvakantist - möchte er aber auf der anderen Seite, daß das Petrusamt in seiner Einzigartigkeit rein bewahrt bleibt - trotz der Probleme, die in der jetztigen Situation mit ihm verbunden sind. E. Heller
**) Diese Auffassung scheint der des hl. Cajetan zu widersprechen, der sehr wohl sagt, "Papa haereticus deponendus est", in Wirklichkeit tut sie es aber nicht. Was Cajetan meint, ist folgendes: ein in Häresie gefallener (ehemaliger) Papst, der auch nach ihm ipso facto aufhört, Papst zu sein, muß als nicht mehr amtsfähig, d.h. deponendus erklärt werden, weil die Kirche eine sichtbare und juridisch verankerte Gemeinschaft der Gläubigen ist, die über den Zustand des Stuhles Petri informiert
werden muß.
***) Pighius Albert, 149o-1542, niederländischer Theologe.
+) Diese These ist dann gefährlich, wenn nicht angegeben wird, wann ein Papst als Privatperson, wann als Amtsperson handelt und was er verbreitet (über Gegenstände des Glaubens oder der Sitten oder über andere Bereiche, etwa über Politik etc.).
++) Gerson, Johannes, 1363-1429, franz. Theologe und Kirchenpolitiker, führend auf dem Konzil von Konstanz.


 
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