55. Jahrgang Nr. 3 / Juni 2025
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1. ÜBER DIE VEREHRUNG DES KREUZES
2. DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE DIASPORA-KIRCHE - FIKTION ODER WIRKLICHKEIT? -
3. ... UND NICHT BIST DU ...
4. Papa haereticus deponi potest - Ein häretischer Papst kann abgesetzt werden
5. LESERBRIEF
6. DER MODERNE HOMINISMUS UND SEINE ABARTIGE RELIGIOSITÄT
7. ZUM ENDE HIN...
8. NÖTIGE KLARSTELLUNGEN
9. DER HL. PAPST LEO IX.
10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
11. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
DER MODERNE HOMINISMUS UND SEINE ABARTIGE RELIGIOSITÄT
 
DER MODERNE HOMINISMUS
UND SEINE ABARTIGE RELIGIOSITÄT


von
Prof. Diether Wendland

Fortsetzung:

Schon lange war das Christentum durch Selbstverschulden seiner Anhänger weitgehend zu einer primitiven Gefühls-Religion mit einem a-logischen und irrationalen Glauben degeneriert, der nicht mehr der erkenntnisklare christliche Glaube war. Auch die kath. Kirche war unleugbar von einem solchen Pseudo Christentum betroffen, das sich überall ausbreitete und seltsame Blüten trieb. Diese Abartigkeit zeigte sich auch in dem sog. religiösen Schrifttum und der geistlosen Erbauungsliteratur sowie in der in ihrem Wert maßlos überschätzten sog. Volksfrömmigkeit, obwohl dieselbe sogar dem Aberglauben Vorschub leistete. Und in diesem Zusammenhang darf man dann eben nicht, wie es heute so oft geschieht, wenn man sich über die kirchliche Situation Gedanken macht, von der irrigen Annahme ausgehen, daß die Bischöfe von alledem nichts gewußt hätten oder haben könnten. Das war keineswegs der Fall, auch wenn es unter ihnen unkritische und naive Hirten gab (valde pius sed non prudenter). In diesem Degenerationsprozeß spielten auch bestimmte Worte, die ständig gebraucht wurden, eine verhängnisvolle Rolle, wie z.B. das "Religiöse", das "Göttliche", das "Heilige", das "Numinose", das "Eigentlich-Christliche" oder das "Absolute" etc., da sie den Eindruck erweckten, etwas höchst Bedeutsames zu bezeichnen, obwohl sie gänzlich unbestimmt, begriffsleer und mehrdeutig waren und dies auch sind. Nicht bloß auf profanem, sondern auch auf religiösem Gebiet zeigt sich ein geistiger Degenerationsprozeß zuerst im Sprachbereich oder im Wort und erst hernach im Werk, so daß es immer von Vorteil ist, genau zu wissen, was da und worüber eigentlich geredet wird, zumal da es genügend Zeitgenossen gibt, die gar nicht wissen, wovon sie überhaupt reden. "Reden" ist nicht immer, wie ein Sprichwort sagt, "Silber", sondern wegen des Rechts auf Meinungsfreiheit vielfach nur noch "Blech", und "Schweigen" auch nicht immer "Gold", sondern parabolisch "Trompetengold" vernehmbarer Unwissenheit.

Durch das Kommunikationsmittel der Sprache vermittelt sich in Wort und Schrift immer Wahres und Unwahres, Gutes und Böses, Sinnvolles und Unsinniges, Bedeutendes und Unbedeutendes..., das der geistige Analphabet nicht unterscheiden kann. Solche Analphabeten gibt es in jeder Gesellschaftsschicht, ja sogar in den vermeintlich gebildeten Schichten. Gott aber hat dem Menschen nicht die Sprache gegeben, damit er sie zum Zwecke der Verdummung und Verführung der 'lieben Mitmenschen' mißbrauche. Ein abschreckendes Beispiel dafür, das jeder kennt, sind die chaotischen "Talk shows" im Fernsehen, insbesondere, wenn sog. Gebildete unter der Leitung eines Moderators auftreten und in einem Rundgespräch oder Pseudodialog ihre Meinungen frei und hemmungslos von sich geben. Im übrigen eignet sich das TV-Massenmedium hervorragend für die Verbreitung des modernen Hominismus auf niederer Bildungsebene. Überall wird mehr oder weniger offen die Meinung vertreten und als allgemeine Meinung ausgegeben: auch die Unmoral ist schließlich 'menschlich' und hat deshalb ein Recht auf freie Meinungsäußerung und Lebensgestaltung. Vor allem aber müssen alle religiösen Tabus, da sie angeblich die Freiheit beeinträchtigen, gebrochen werden. (Es ist gleichgültig, ob z.B. Priester Zivilkleidung tragen oder nicht. Von Bedeutung allein ist, daß sie so frei sind, zu heiraten, d.h. sich in aller Öffentlichkeit "ein Weib zu nehmen", und auch die 'Ehen' unter Homosexuellen 'einzusegnen'!)

Der moderne Christ und Neukatholik von heute tut nichts dagegen, denn auch er ist bereits 'tolerant' geworden. Die sich von diesen Leuten unterscheidenden 'Intoleranten' aber sind nicht organisiert und haben auch keine Lobby, weder im Staate noch in den 'Kirchen'. Nicht selten werden sie von beiden Seiten sogar als 'Nazis' oder 'Faschisten' diskriminiert, um sie mundtot zu machen und aus dem gesellschaftlichen Leben zu entfernen. Dies kann man auch als eine moderne 'Säuberungsaktion' politischen Charakters bezeichnen.

Die Ideologie des im humanitären Atheismus wurzelnden modernen Hominismus kämpft nicht gegen kirchliche Dogmen und stellt sie auch nicht in Frage, da sie nicht einmal diskutiert werden - der moderne Hominist ist der Überzeugung, prinzipiell über ihnen zu stehen -, sondern neutralisiert und unterläuft sie durch eigene 'Dogmen', die sozusagen 'vernünftiger' erscheinen, um auf diese Weise die kirchlichen überflüssig zu machen und sie auch leichter auf einem kalten Wege ohne Gewaltanwendung beseitigen bzw. aus dem Bewußtsein vertreiben zu können. Diese Methode der modernen Hoministen hat bereits in allen Gesellschaftsschichten große Erfolge zu verzeichnen, da sie nie ohne Überlegung angewendet wird und auch nicht ihre Zielsetzung aus den Augen verliert. Außerdem ist der humanitär-atheistische Hominist nicht so dumm, kirchliche Glaubenssätze "in den Bereich der Mythologie zu verweisen", wohl wissend, daß die Mythologie eben keine Dogmen besitzt, und weil er ja selbst 'Glaubenssätze' aufstellt, die man "dogmata pestifera" nennt.

In einer solchen Allgemeinsituation stehen auf geistiger Ebene, was den Kirchengläubigen in der konziliaren 'Kirche' in der Welt von heute gar nicht mehr bewußt ist, sozusagen Dogmen gegen 'Dogmen', die zunächst nur um ihre Vorherrschaft kämpfen. Hierbei überschneiden sich ein Heils- und Unheilsprozeß in der sich ständig wandelnden menschlichen Gesellschaft, da ja keine starre Größe ist. Nur blinde Konservative, die in der Vergangenheit leben, nehmen das nicht zur Kenntnis. Darum mißverstehen sie auch die Gegenwart und fürchten die Zukunft.

Der moderne Hominismus, der trotz seiner abartigen Religiosität bereits auf vielen Gebieten seine Siege feiert, hat von Anfang an (nachweislich schon im sog. Neuhumanismus des 18./19. Jahrhunderts) das Ziel verfolgt, das Christentum zu neutralisieren und zu unterlaufen, um es zu ersetzen, und zwar durch eine angeblich 'höhere Idee'. Der neuzeitliche religiöse Individualismus, Subjektivismus und Liberalismus sind nur eine Folge und ein Absud dieser Ideologie, die heute auch in den 'Kirchen' (nicht bloß im Staate) ihre faulen Früchte als Lebenselixier für eine "freiheitliche Gesellschaft" anbietet. Auch das Sozialgebilde der kath. Kirche öffnete sich dem neuen Geist der Hominismus-Ideologie im sog. Modernismus, der im Klerus seine Wurzeln hatte (nicht jedoch in der Laienschaft) und gegen den die Päpste bekanntlich vergeblich ankämpften, weil sie vermutlich aufgrund mangelhafter Informationen die kirchliche Situation in concreto verkannten bzw. nicht genau kannten. (Dies kann man auch bei einigen Enzykliken feststellen.) Denn der klerikale und laikale Durchschnittskatholik wußte so gut wie nichts vom Modernismus und seiner Gefährlichkeit und war bereits mehr oder weniger der Ideologie des modernen Hominismus verfallen.

Dies war zunächst noch kein Abfall vom christlich-religiösen Glauben, sondern ein und nicht selten auch unbewußter Abfall von der christlichen Religion aufgrund einer diffusen Religiosität, in der sich Unwissenheit, Irrtum und ein Mangel an klaren religiösen Erkenntnissen mischten. Dieser Abfall geschah nicht plötzlich, so daß davon niemand hätte wissen können, sondern allmählich und sukzessive im Rahmen der so leicht zerbrechlichen Einheit von christlicher Religion und Glaube. An ihre Stelle trat dann eine andere 'Religion', in der seltsame Gottheiten (Numina) verehrt wurden (sogar der Staat wurde vergottet), und ein anderer 'Glaube', ein a-religiöser 'Weltanschauungsglaube' atheistischen Charakters.

In diesem Unheilsprozeß zerbrach auch in allen europäischen Staaten die Einheit von Christentum und Kultur. Als nach dem Zweiten Weltkrieg im kirchlichen Bereich jahrelang in Schriften und Vorträgen das "christliche Menschenbild" propagandistisch ausgeschlachtet, regelrecht beschworen und darüber bis zum Überdruß geredet wurde, so, als ob es kein anderes Thema gegeben hätte, das zu diskutieren gewesen wäre, da hatte dieses ganze Bemühen nicht die geringsten Erfolge zu verzeichnen und ging einfach ins Leere, weil man gleichsam die Rechnung ohne den Wirt machte und noch niemand sein Heil in einem "Menschenbild" gesucht hatte. Mitte der 50-er Jahre gingen nur noch naive Kirchengläubige zu einem schlecht besuchten Vortrag eines Geistlichen über das "christliche Menschenbild". Kaum iemand gestand sich ein, daß man damit keine Bewußtseinsänderung herbeiführen konnte. Die religiöse Situation blieb das, was sie war: unbestimmt, ambivalent und chaotisch. In dieser Zeit wurde auch schon der Ruf nach einem neuen Konzil laut, der aus dem Lager der Modernisten kam.

Der in Europa entstandene moderne Hominismus ist keine neue Religion, wie manche meinen, sondern ein ideologischer Religionsersatz besonderer Art aufgrund einer Auflösung und Zersetzung der christlichen Religion in mehrfacher Hinsicht. Zudem ist er eine Spätfolge der neuzeitlichen europäischen Aufklärung, d.h. eines blinden (weil vernunftlosen) Rationalismus und eines- vernunftwidrigen (weil der "recta ratio" entbehrenden) Liberalismus. Er ist, theologisch betrachtet, sowohl theoretischer als auch praktischer "humanitärer Atheismus" und operiert deshalb auch mit einem falschen und verlogenen Toleranz-Begriff, der sich schon bei Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) zeigte, um sein letztes Ziel zu verschleiern, nämlich die "tolerante Verwirklichung" eines allgemeinen und von allen "freien Geistern" akzeptierten Anti-theismus. Nicht zu Unrecht wurde Lessing von Nietzsche in den Himmel gehoben.

Humanitärer Atheismus und inhumaner Antitheismus sind nicht dasselbe, und nur auf dem ersteren beruht das europäische Neuheidentum des modernen Hominismus, das sich sogar ein christlichen Mäntelchen umhängt, um ihn besonders den 'lieben' Christen schmackhaft zu machen, zumal bei diesen der "Toleranzpegel" schon mächtig angestiegen ist. Heißt es denn nicht "liebe deinen Nächsten"? Oder "liebe deine Feinde"? Warum bemerken es die besonders Religiösen denn nicht, was alles mit solchen Formulierungen neutralisiert, unterlaufen und aus dem religiösen Bewußtsein vertrieben werden soll?

Nun ist aber die Toleranz überhaupt kein positiver Begriff, sondern ein schlechthin negativer und zwielichtiger, denn sie hat zu ihrem eigentlichen Gegenstand die bewußte Duldung (toleratio) des moralischen Übels, also des Bösen, des Unrechts und der Sünde. Der Mensch aber ist weder Gott noch steht er "jenseits von Gut und Böse", sondern er ist und bleibt dem Sittengesetz unterworfen, auch wenn es ihm nicht paßt. Im übrigen wäre es doch wohl absurd, das Wahre, Gute und Rechte tolerieren zu wollen. Heute ist vieles in Verwirrung geraten und sogar zielstrebig in Verwirrung gebracht worden, was ebenfalls seine Geschichte hat und von der viele gar nichts wissen. Vieles wird heutzutage für neu oder für noch nie dagewesen gehalten, obwohl es schon sehr alt ist. "Der Mensch der Gesetzlosigkeit" (2 Thess. 2,3) wirft heute überall in der verwahrlosten Gesellschaft seine Schatten voraus. In seinem Dunstkreis gedeiht das, was Christus als das "böse und ehebrecherische Geschlecht" (Mt. 12,39) und der hl. Petrus als das "verderbte Geschlecht" (Apg. 2,4o) bezeichneten. Je liberaler und toleranter sich der a-religiöse und moralisch ungebundene Mensch als Gesellschaftswesen aufführt, um so übler sind die Folgen, die dann alle ins Verderben ziehen.

Es ist ein fataler Irrtum von Soziologen und Sozialpsychologen, den modernen Hominismus nur für eine "vergröberte Form" des Humanismus (der aus der sog. Aufklärung stammt!) zu halten und deshalb "auch dem primitiven Menschen als Quelle weltanschaulicher Streicheleinheiten dienend". So primitiv verhält es sich nicht. Denn schon der "aufgeklärte Humanismus" mit seinem arroganten Humanitätsideal, der nichts mehr mit dem spätmittelalterlichen zu tun hatte, verstand sich als eine "höhere Stufe des Christentums" und in der Folge als "Ersatzchristentum". Von dieser Idee waren bereits die damaligen Rationalisten und "freien Geister" besessen und so auch der Neuhumanist des deutschen Idealismus und preußische Staatsmann Wilhelm von Humboldt (1767-1835). Der blutigen Französischen Revolution mit ihrer verlogenen Parole "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" ging eine unblutige voraus, die sich in den Köpfen der "freien Geister" oder "Freigeister" abspielte und die man auch als eine Kulturrevolution bezeichnen kann. Und diese erzeugte in der Folgezeit sogar einen Personenkult im geistigen und politischen Bereich. So war z.B. der preußische König Friedrich II. keineswegs ein "Friedrich der Große", sondern ein "aufgekärter Despot!', wie er von Kulturhistorikern mit Recht bezeichnet wurde. Die europäische Geistesgeschichte der Neuzeit hat nicht den Wert, den man ihr oft beimißt.

Sowohl der elitäre als auch der vulgäre Hominismus von heute haben ihre gemeinsame Wurzel in einem dekadenten Christentum und in der Apostasie von der christlichen Religion. Es ist notwendig, dies deutlich zu erkennen, um dann auch anderes nicht mißzuverstehen oder falsch zu beurteilen, wie es oft geschieht, vor allem von Katholiken, die mit geistigen Realitäten wenig vertraut sind und sich "eine Kirche ohne Papst nicht vorstellen" können. Sie sehen auch nicht, welche Gefahr vom modernen Hominismus ausgeht da sie in einem irrationalen und a-logischen Glauben befangen sind, der die religiöse Erkenntnis verdunkelt. Das Vatikanum 2, das nicht die Fortsetzung des abgebrochenen Vatikanums I war, weil dieses 'Konzil' von einem Häretiker einberufen wurde, hat diesen Unheilsprozeß, Hominismus genannt, nicht verursacht, sondern nur beschleunigt und ihm auch gar nichts Neues hinzugefügt, sondern ihn nur modifiziert. Wohl aber hat es ihn 'sanktioniert' und damit eine weitere Maske fallen lassen, ohne dies beabsichtigt zu haben. Typisch dafür war nicht die Liturgie-Re(De)form mit ihren verheerenden Zielsetzungen, sondern das zusammengeschusterte Dekret der Pastoralkonstitution über "Die Kirche in der Welt von heute" mit seiner falschen Prophetie. Es war gerade für kath. Gläubige mit ihrem irrigen Glauben "an die Kirche" bezeichnend, daß sie sich mit diesem Dekret überhaupt nicht befaßten, obwohl es mancherorts helle Empörung ausgelöst hatte, sogar bei einigen Nicht-Katholiken. Das Gift des modernen Hominismus hatte eben auch bei den sog. kirchentreuen Katholiken, die in ihrem Gesinnungsglauben die Mitmenschlichkeit über die Wahrheit stellten, seine Wirkung getan. Das Wort von den "getrennten Brüdern", die doch nur "Andersgläubige" sind (sein sollten), war ihnen schon tief ins Bewußtsein eingedrungen.

Beispiele dieser Art, die ein dekadentes Christentum indizieren, lassen sich beliebig vermehren. Auch auf religiösem Gebiet war schon lange ein kritischer Realismus Mangelware und wurde sogar in die Ecke des Unglaubens gestellt. Zugleich aber wurde die christliche Religion emotionalisiert und banalisiert ("Allerwelts-Christentum"). Indessen ist es falsch, ungerecht und unwahr, der katholischen und apostolischen Ecclesia Romana den modernen Hominismus in die Schuhe zu schieben oder ihr anzulasten. Offensichtlich verwechselt man diese Kirche, die zu einer Diaspora-Kirche geworden ist, aus einem betrüblichen Mangel an Wissen mit der 'römischen Konzils-Kirche'.

Jeder orthodoxe Katholik, dessen Denken, Sinnen und Trachten fest in der christlichen Religion verankert war, wußte, daß es überhaupt keiner neuen "Pastoralkonstitution" bedurfte, um den sich überall ausbreitenden Atheismus in seinen verschiedenen Formen zu bewältigen, d.h. zu überwinden, und daß "die Kirche in der Welt von heute" auch keine andere war als die von gestern, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Darum war es auch schlechthin absurd und nur ein Beweis für Geistesirre, als das 'Konzil' die Theologen in diesem Dekret aufforderte: "In der Seelsorge sollen nicht nur die theologischen Prinzipien, sondern auch die Ergebnisse der profanen Wissenschaften, vor allem der Psychologie und der Soziologie, wirklich beachtet und angewendet werden, so daß auch die Laien (!) zu einem reineren und reiferen Glaubensleben (!!) kommen" (Nr. 62). Außerdem wurde u.a. die Unwahrheit verkündet: "Wenn die Kirche auch den Atheismus eindeutig verwirft, so bekennt sie doch aufrichtig, daß alle Menschen, Glaubende und Nichtglaubende (!), zum richtigen Aufbau der Welt, in der sie gemeinsam leben, zusammenarbeiten müssen. Das kann gewiß nicht geschehen ohne einen aufrichtigen und klugen Dialog. Deshalb beklagt sie die Diskriminierung zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden (...). Die Atheisten aber lädt sie schlicht ein, das Evangelium Christi unbefangen zu würdiger" (Nr. 21). Auch die Konfusität in solchen Aussagen war beabsichtigt, um die Gläubigen zu täuschen und auf Irrwege zu führen. Indessen wußte selbst der naivste Katholik und Christgläubige: mit Feinden Christi und Seiner Kirche führt man keinen Dialog! Im übrigen ist so etwas auch prinzipiell unmöglich, falls noch gewußt wird, was ein Dialog ist.

Das Vatikanum 2 wird als das Pastoralkonzil eines verwirrenden Geredes und großen Geschwätzes in die Geschichte eingehen. Dies alles erinnert uns an das Wort Christi: "Ihr Natternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor; der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. Ich aber sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, haben sie am Tage des Gerichtes Rechenschaft zu geben" (Mt. 12,34-36).

Der "freie Geist" oder "Freigeist" des modernen Hominismus, der ebenfalls viel redet, aber wenig weiß, und der in seiner A-Religiosität ein humanitärer Atheist ist, wird sich vermutlich wundern, wenn er einmal und unausweichlich zur Rechenschaft gezogen wird. Dafür sorgt schon der Tod, dem alle verfallen sind und der eine reale Folge der Erbsünde ist (auch wenn man das nicht glaubt). "Wo ist der Mensch, der da lebt und den Tod nicht schaut?" (Ps 89,49) Es ist nun einmal "dem Menschen" und darum allen Menschen "bestimmt, einmal zu sterben und daraufhin (endgültig) gerichtet zu werden" (Hebr. 9,27). "Das Gesetz dieser Welt ist - sterben" (Jesus Sirach 14,17). Der moderne Hominist hingegen und insbesondere der vulgäre von heute aber möchte immer nur leben und viel erleben, aber möglichst wenig arbeiten, um sich einen Freiraum für den Hedonismus zu verschaffen, d.h. für jegliche Luststeigerung , mag sie auch noch so primitiv sein. Er sucht nicht die Freude, sondern das Vergnügen, den Spaß und den geilen Genuß. Das einzige, was er fürchtet, ist die Langeweile und die Einschränkungseiner Freiheit (Handlungsfreiheit). Es ist deshalb auch leicht verständlich, daß und warum der elitäre Hominist den vulgären verachtet, obwohl beide Atheisten sind. Dennoch aber scheut sich der elitäre nicht, den vulgären als Mittel zum Zweck zu gebrauchen.

Schließlich sei noch eigens darauf hingewiesen, daß der moderne Hominismus keine "Diesseitigkeitsreligion" ist, sondern nur eine, das Wesen des Menschen gründlich verkennende Diesseits-Ideologie. Denn jeder echten Religion, die aber dennoch nicht notwendig eine wahre zu sein braucht, ist es eigentümlich, das Diesseitige als etwas Endgültiges nun gerade zu verneinen. Jeder vernünftige Mensch weiß, daß es für den Menschen weder "ein Paradies auf Erden" noch ein irdisches "Reich der Freiheit" gibt. Aber nicht alle wissen, warum das so ist und auch nicht anders sein kann. Darum fallen ja so viele auf Ideologien herein und insbesondere dann, wenn sie sich als ein Religionsersatz anbieten. Auch das Christentum kann durch eine Ideologie ersetzt werden. Beispiele dafür gibt es genug, und zwar sowohl blutige als auch unblutige.

Der moderne Hominismus entstand und entsteht immer wieder aus einem Abfall von der christlichen Religion. Er ergreift alle, die nicht mehr auf ihren Fundamenten stehen oder ihr trickreich entfremdet werden, was heute auch von Seiten der sog. 'Kirchen' geschieht. Das wollen viele, die sich für religiös halten oder für als religiös gebunden fühlen, nicht wahr haben. Warum? Nun, weil sie nachweislich nicht mehr wissen und auch nicht intellektiv erfassen, was christliche Religion ist und daß Christentum und Kirche eben nicht identisch sind, da es sich um zwei verschiedene Sachverhalte handelt, die aber wiederum nicht getrennt werden können. Im übrigen trat, wie bekannt sein sollte, eine Entfremdung von der christlichen Religion auch dadurch ein, daß kirchliche Obskuranten, die sich für Christen ausgaben, aus dem Christentum eine Ideologie machten. Doch das ist ein anderes Kapitel. - Der moderne Hominismus hat viele Gesichter, aber nur eine Fratze, nämlich den humanitären Atheismus, der in ihm zum Ausdruck kommt. Es ist mehr als bedauerlich, wenn diese Fratze nicht gesehen wird. Weiß man denn nicht mehr, was das heißt, daß Satan sogar die Gestalt eines "Engel des Lichtes" annehmen kann und "reden wie ein Lamm"?!

 
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