EINE KIRCHE OHNE BISCHÖFE?
von
H.H. J. Vida Elmer
übers. von Heidi Hagen
Vorbemerkung:
Da ich noch nicht dazu gekommen bin, die geplante Stellungnahme zur
rechtlichen Situation unserer eigenen kirchlichen Lage abzufassen,
veröffentlichen wir nachfolgenden Artikel von H.H. Vida Elmer, in dem
bestimmte Probleme zur Rückgewinnung der kirchlichen Einheit
aufgegriffen werden. In einigen Punkten weicht H.H. Eimer von der
Auffassung ab, die wir selbst bereits in unserer Zeitschrift vertreten
haben. Die unterschiedlichen Beurteilungen sind in den betreffenden
Anmerkungen dargestellt und kommentiert.Dieser Beitrag, in dem der
Autor ausdrücklich anerkennt, daß die apostolische Sukzession bisher
nur durch die Aktivitäten von S.E. Erzbischof Ngo-dinh-Thuc gesichtert
wurde, ist um so erstaunlicher, als H.H. Eimer in der Vergangenheit
mehrfach Mgr. Ngo-dinh-Thuc (und einen mit ihm zusammenhängenden
Bischof) in der Öffentlichkeit diskreditiert hatte.
Eberhard Heller
***
In der katholischen Kirche sorgen die von Christus in hierarchischer
Ordnung ernannten Hirten - Papst, Bischöfe, Priester - für das geistige
Heil der Gläubigen. - Aber wo befindet sich diese jetzt?
Kein Bischof der Konzils-'Kirche' kann als wahrer Hirte für die
katholischen Gläubigen betrachtet werden. Der Vatikan ernennt keine
traditionstreuen Bischöfe. Bis heute hat weder Erzbischof Lefebvre,
noch irgendein anderer Bischof der Kirche die verbleibende Kirche mit
wahren Bischöfen versehen.
Die einzige Ausnahme war Mgr. Ngo-dinh-Thuc, der frühere Erzbischof von
Hue, Vietnam, der - um die apostolische Nachfolge sicherzustellen - zu
verschiedenen Zeiten einige traditionstreue Priester zu Bischöfen
geweiht hat. Diese neuen Bischöfe begegnen jedoch beträchtlichem
Widerstand, nicht nur von Seiten des Vatikans, sondern auch von selten
eines Teils der verbleibenden Kirche - zur großen Befriedigung des
Vatikans, können wir sagen.
Auch ich wünsche, nur die besten Priester auf den Bischofsstühlen zu
sehen. Daher habe ich einige Mitglieder dieses Widerstandes gefragt:
Falls Sie eine besserre Quelle zur Sicherstellung der apostolischen
Nachfolge für die Restkirche kennen, teilen Sie mir dies mit, damit ich
mich dafür einsetzen kann. Daraufhin teilen mir diese Personen
wohlwollend, jedoch in autoritärer Weise ihr 'Geheimnis' mit: Christus
ist das Haupt der Kirche.
Obwohl diese Aussage absolut richtig ist, gibt sie keine Antwort auf
das in Frage stehende Problem und läßt mich ohne irgendeine neue
Mitteilung. Jeder Katholik mit elementarer Ausbildung weiß, daß
Christus das Haupt der Kirche ist. Übrigens erkennen die meisten
Protestanten, die das sakramentale und opfernde Priestertum verwerfen,
die gleiche Wahrheit an; aber dies macht sie nicht zu Katholiken.
Jene Katholiken, die ihre Zurückweisung der hierarchischen Ordnung der
Kirche mit obigem Vorwand rechtfertigen, werden früher oder später im
Protestantismus landen, mit ein oder zwei übrig gebliebenen
Sakramenten, wie dies bereits von einigen 'traditionalistischen1
Autoren empfohlen worden ist.
Niemand kann die Tatsache ändern, daß Christus als Haupt der Kirche
Seine Kirche, d.h. Seinen mystischen Leib, menschlichen Aposteln und
Bischöfen anvertraut hat. Deshalb - selbst in diesem Zeitalter
geistiger Sündflut - müssen wir Bischöfe suchen, welche die
Unversehrtheit des Glaubens bewahrt haben, und mit dem Haupte des
mystischen Leibes verbunden bleiben.
"Ende der Zeiten"?
Gewisse Leute vertreten die irrtümliche Auffassung, das kanonische
Recht mache es für die Rest-Kirche unmöglich, gültig geweihte Bischöfe
zu erhalten. Sie glauben, daß das "Ende der Zeiten" nahe ist, und in
der Zwischenzeit(bis dahin), so sagen sie, brauchen wir keine Bischöfe.
Diese Meinung beruht auf schierer Spekulation ohne irgendeinen greif
baren Beleg. Es scheint eine weitere Falle Satans zu sein, um
hauptsächlich diejenigen zu verführen, die unterschiedslos jede
verfügbare 'traditionalistische' Veröffentlichung gierig verschlingen.
Die Verwirrung, in die sie dabei geraten, ist nur ein Teil ihrer sich
selbst verhängten Strafe. Sie haben die Wirklichkeit vergessen, daß
unsere Religion nicht auf Spekulation aufgebaut ist, nicht einmal auf
privaten Offenbarungen, sondern auf die harten Tatsachen des Lebens
Jesu, einschließlich Seiner Lehre, Passion, Seines Todes und Seiner
Auferstehung.
Es stimmt, daß Unsere Liebe Frau von La Salette uns - im Jahre 1846 -
voraussagte, daß Rom den Glauben verlieren und der Sitz des
Antichristen sein werde. Heute können wir wahrscheinlich die Erfüllung
dieser Prophezeiung erleben. Aber dies bedeutet nicht, daß das Papsttum
und die hierarchische Ordnung von Bischöfen als eine göttliche
Institution vor dem Weltende aufhören werden zu existieren; lediglich
ihr übliches Wirken ist vorübergehend in Rom eingestellt.
Die oben erwähnte Prophezeiung sollte unter anderem eine Warnung für
die verbleibenden Gläubigen sein, damit sie nicht durch den Antichrist
getäuscht werden, der mit dem Buchstaben des Gesetzes den Zweck des
Gesetzes vernichten möchte, d.h. das Heil der unsterblichen Seelen. Das
kanonische Gesetz in den Händen des Antichristen würde den Gehorsam der
Gläubigen für Satan bewerkstelligen. Gehorsam gegenüber Gott und Seiner
Kirche wird für immer eine Tugend bleiben, und Du wirst dadurch das
ewige Leben verdienen. Aber Gehorsam gegenüber falschen Propheten ist
ein Aufruhr gegen Gott, und wird unsere Seelen der ewigen Verdammnis
preisgeben.
Verpflichtung, sich einem Bischof anzuschließen
Wenn wir anerkennen, daß die Kirche eine hierarchische Institution ist
- und ohne Bischöfe wäre sie nicht identisch mit der, die Christus
errichtet hat -, müssen wir die Fragen zahlreicher besorgter Menschen
beantworten.
Frage Nr. 1: Sind wir
verpflichtet, da keine andere Wahl besteht, einen der (im Zusammenhang
mit Mgr. Ngo-dinh-Thuc stehenden) Bischöfe anzuerkennen und uns diesem
anzuschließen? (Erzbischof Lefebvre hat seine Verbindung mit der
häretischen Konzils-'Kirche' immer noch nicht abgebrochen.)
Antwort: Es besteht keine
Verpflichtung, es sei denn, Du wollest Deine Seele retten, was Du nur
innerhalb der katholischen Kirche tun kannst. Falls dies zutrifft,
kannst Du Dich einem der katholischen Bischöfe anschließen. 1) Wie im
Falle eines Schiffbruches, wenn Du im Wasser schwimmst oder Dich an
einen Rettungsgürtel klammerst, niemand kann Dich dazu zwingen, aber Du
kannst Dich glücklich schätzen, in eines der Rettungsboote klettern zu
können, welches nach Überlebenden Ausschau hält.
Die katholische Kirche wird schon seit langer Zeit mit einem großen
Schiff verglichen, das die Gläubigen mit Sicherheit durch das unruhige
Meer dieses Lebens zu Gottes ewigem Königreich führt. In unseren Tagen
wurde dieses Schiff von den Seeräubern der modernistischen Häresie in
Beschlag genommen mit der Absicht, den Gläubigen den Schatz des wahren
Glaubens zu rauben.
Traditionstreue Katholiken, die sich der Worte des Apostels bewußt
sind: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen" (Hebr. 11,6),
zogen es vor, mit dem unermeßlich kostbaren Schatz des Glaubens in
eines der Rettungsboote zu flüchten und nicht auf dem vom Feinde
regierten Schiff zu verbleiben. Dieser Vergleich erklärt manche,
obgleich nicht alle, unserer Probleme und gibt uns einen Hinweis, wie
wir in unseren besonderen Umständen handeln sollen. Im Rettungsboot
können wir z.B. nicht alle nützlichen Verordnungen befolgen, welche die
vielen tausend Vorkommnisse im täglichen Leben der Passagiere ordneten
sowie die Regierung des Schiffes. Aber wir erfüllen die wesentlichen
Erfordernisse des Gesetzes, die für das Überleben derjenigen Menschen
notwendig sind, die das Glück hatten, in eines der Rettungsboote zu
gelangen. 2)
Indem ich diesen Vergleich gebrauche, möchte ich folgendes sagen:
a) Du bist nicht verpflichtet, in ein Rettungsboot zu steigen; Du
kannst auch versuchen, alleine zu schwimmen, bis Du einen sicheren
Hafen erreichst. Aber zu diesem Zweck wirst Du mit einem Rettungsboot
eine viel bessere Chance haben als ohne es, besonders dann, wenn der
Hafen weit entfernt ist und das Wasser vor Haifischen wimmelt. 3)
b) Du darfst das Rettungsboot selbst wählen, in welches Du einsteigen
willst. Du mußt Dich mindestens einem der Bischöfe der Kirche
unterwerfen; aber Du hast die Freiheit der Wahl, welchen Bischof Du
anerkennen möchtest. 4) Wenn Du glaubst, einen triftigen Grund zu
haben, die Rechtschaffenheit hinsichtlich des Glaubens oder der Moral
des in Deiner Nähe lebenden Bischofs in Frage zu stellen, so darfst Du
die Sakramente, Dispensionen, etc. von einem anderen Bischof der Kirche
verlangen, der Dir dienlich sein kann. Du darfst Dich einem
Bischof in weiterer Entfernung anschließen. In diesem Fall wirst Du
aber die Mühe nicht scheuen dürfen, die diese Distanz notwendigerweise
mit sich bringt. Diese Freiheit der Wahl wird für Dich solange dauern,
bis ein rechtmäßiger katholischer Papst in der Lage sein wird, die
Regierung der Kirche zu übernehmen. Zu jenem Zeitpunkt wird die normale
Lage wieder hergestellt werden. 5)
Frage Nr. 2: Wenn ich mich
einem Bischof anschließe, jedoch später entdecke, daß dies aus gewissen
gültigen Gründen nicht mehr möglich ist, kann ich mich dann von ihm
zurückziehen?
Antwort: Ja. Die jüngere
Geschichte gibt ein klares Beispiel dafür im Falle von Erzbischof
Lefebvre. In der ersten Zeit seines Widerstandes gegen Vatikanum II
schlössen sich ihm Millionen von Personen an und unterstützten seine
Führung im Kampfe um die Reinheit des Glaubens und der Heiligen Messe.
Als sie jedoch zu ihrem Leidwesen entdeckten, daß der Erzbischof seinen
Kurs wechselte, trennte sich eine große Anzahl seiner früheren Anhänger
von ihm. Sogar mehrere seiner Priester und Seminaristen verließen ihn.
(Selbstverständlich nehmen diese Priester, die sich von Erzbischof
Lefebvre lossagten, die Verpflichtung auf sich, einen anderen Bischof
zu suchen. Wo würden sie sonst die heiligen Öle für die Sakramente der
Taufe und der Letzten Ölung erhalten? Von woher würden sie einen
Bischof bekommen, um das Sakrament der Firmung den Gläubigen in ihren
verschiedenen Kapellen zu spenden? Wer würde ihnen die Zuständigkeit
einräumen, Klöster für Nonnen zu errichten oder Klöster für religiöse
Brüder? Oder ein Seminar für Priesterkandidaten zu eröffnen?) 6)
Frage Nr. 3: Wird es nicht der
gesamten hierarchischen Ordnung schaden, wenn wir den Gläubigen
erlauben, diese Verfahrensweise bezüglich Anschluß und Trennung gemäß
ihrem eigenen besten Gewissen anzuwenden?
Antwort: Die hierarchische
Ordnung der Konzils-'Kirche' wurde bereits - so können wir sagen - ohne
Aussicht auf Wiederherstellung geschädigt. Wir müssen die Hierarchie
der wahren Kirche aus den Ruinen wieder aufbauen. 7) In Abwesenheit der
Autorität eines rechtsgültigen Papstes sollte die katholische Einsicht
der Gläubigen als Katalysator dienen, die den Weizen vom Unkraut
trennen wird. In normalen Zeiten war es die Pflicht des rechtmäßigen
Papstes, die Bischöfe zu überwachen und jene zu entfernen, die der
Herde mehr zum Schaden als zum Nutzen waren. In unseren Tagen, da der
Vatikan vom Feinde besetzt ist, da die wahre Führung und Disziplin
nicht von Rom kommen fällt diese äußerst wichtige Aufgabe der
Überwachung dem katholischen Volke in großem Ausmaß zu. Das Volk muß
die Auswahl vornehmen, indem es die guten Bischöfe und Priester
anerkennt und unterstützt, und von den schlechten seine Unterstützung
zurückzieht. 8)
(aus: CATHOLICS FOREVER Nr.24, Sept. 1984, hrsg. von H.H. P. Robert
McKenna 0P und H.H. Vida Elmer, P.O. Box 85, Glenmont, N.Y. 12o77,
USA.)
Anmerkungen :
1) Es geht nicht darum, daß man sich im religiösen Bereich frei
entscheiden kann - für oder gegen sein Seelenheil - sondern darum, ob
man sich als wahrer, gläubiger Katholik unter den gegebenen Umständen
in einer bestimmten Weise verhalten soll oder sich beliebig ein
Verhalten wählen kann. Die Frage ist nicht, ob man sich einem
katholischen Bischof anschließen kann, sondern soll. Wenn
jemandaibewußt ist, daß sich die Einheit der wahren Kirche aufzulösen
beginnt (weil die Position, die diese Einheit personal verkörpert,
nicht besetzt ist), dann ist er aus dem Glauben heraus verpflichtet,
alles für die Wiedergewinnung dieser Einheit zu tun, weswegen er nun in
unseren Situation u.a. verpflichtet ist, sich den kath. Bischöfen zu
unterstellen, auch wenn diese (noch) keine Jurisdiktionsgewalt im
herkömmlichen Sinne (über ein bestimmtes Territorium) besitzen.
2) Hier sind die von der Kirche erlassenen gesetzlichen Bestimmungen -
zusammengefaßt im CIC - und deren Anwendung unter den gegebenen
Umständen angesprochen. Mgr. Guérard des Lauriers sagt zwar mit Recht,
daß die rein kirchlichen Gesetze ihre Rechtskraft von dem jeweils
regierenden Papst erhalten (vgl. EINSICHT vom März 1984, S.23o), d.h.
aber nicht, daß diese Gesetze während der jetzigen Sedisvakanz keine
Geltung hätten. Sie können nur dann unbeachtet gelassen werden, wenn
sich auf Grund unserer spezifischen Notsituation herausstellen sollte,
daß ihre Befolgung die Durchsetzung des göttlichen Rechtes verhindern
würde, welches dann auf jeden Fall den Vorrang hätte.
3) Um in diesem Beispiel zu bleiben: Es wäre nicht in das Belieben
jedes einzelnen gestellt (vgl. unter Punkt 1), in ein Rettungsboot zu
steigen, sondern er wäre (moralisch) verpflichtet, seine Zuflucht in
einem solchen zu suchen.
4) Der Aspekt, aus dem heraus H.H. Vida Elmer diesen Vorschlag macht,
setzt voraus, daß die verbliebene wahre Kirche nur eine Summe von
gläubigen Einzelindividuen ist. Diese Sichtweise ist falsch. Auch unter
den heutigen Gegebenheiten stellt die (Rest) Kirche den mystischen Leib
Christi dar, d.h. sie ist, zwar eingeschränkt, eine organische Einheit.
Die Lösung der pastoralen Aufgaben - bis zur vollständigen
Wiederherstellung der Hoheit und Sichtbarkeit der Kirche - müßte so
ausschauen, daß alle rechtgläubigen Bischöfe (zusammen mit den
betreffenden Priestern) über die jeweiligen Einfluß- und Wirksphären
Abreden treffen, an die sich die Gläubigen aus Gründen der Ordnung und
der geregelten Seelsorge halten müßten. Damit soll keiner
jurisdiktioneilen Klärung vorgegriffen werden. - Erst wenn sich die
Bischöfe untereinander auf keine entsprechende pastorale Lösung einigen
könnten oder es ablehnten, eine solche ins Auge zu fassen, wäre es den
Gläubigen gestattet, selbst nach einem Bischof ihrer persönlichen Wahl
Ausschau zu halten. - Die Kirche ist hierarchisch gegliedert, und
dieser Gliederung ntuß auch bei der Reorganisation Rechnung getragen
werden. Absprachen zwischen den Bischöfen gibt (bzw. gab) es in Amerika
und Mexiko. Leider wurde in Amerika der pastorale Rahmen gesprengt und
auf Jurisdiktionelle Bereiche ausgedehnt. Mgr. Guérard des Lauriers
teilte mir auf Anfrage mit, daß er selbst eine pastorale Zuständigkeit
der Bischöfe (untereinander und gegenüber den Gläubigen) ablehnt, weil
er ja nicht den Verdacht aufkommen lassen möchte, sich durch solche
Absprachen, die nur der Seelsorge dienen würden, jurisdiktioneile
Vollmachten anmaßen zu wollen. Für ihn gibt es nur eine Einheit im
Glauben, d.h. eine Einheit in der Anerkennung der gleichen
Glaubenswahrheiten. Mit dieser Einstellung ist dem gläubigen Volk, den
Priestern und den anderen Bischöfen nicht gedient.
5) Eine Jurisdiktionelle Oberhoheit über die Kirche kann nur wieder von
einem legitimen Papst ausgehen. Wie jedoch eine Papstwahl unter den
gegebenen Umständen stattfinden könnte, darüber besteht weitgehend
Unklarheit. (Ich erinnere nur an die absolut abenteuerlichen
Vorstellungen von P. Barbara in dieser Frage.) Wir werden versuchen,
dieses Problem einer Lösung näher zu bringen.
6) Die Bischöfe sind von den Gläubigen zu akzeptieren, so lange sie den
wahren Glauben vertreten und ihr Amt ausüben. Einen Personenkult - wie
ihn z.B. Pfr. Milch mit der Person von Lefebvre betreibt - kennt der
Glaube nicht.
7) Dieser Auffassung kann man nur beipflichten. Daraus ergibt sich für
die Priester und Gläubigen die Verpflichtung, die von S.E. Erzbischof
Pierre Martin Ngo-dinh-Thuc (und die in seiner Nachfolge) geweihten
Bischöfe in ihren Bemühungen zu unterstützen, soweit sie die
Wiederherstellung der Kirche betreiben. Der Lösungsvorschlag zur
Beendigung unserer Krise, den Mgr. Guérard des Lauriers propagiert, daß
sich nämlich der halbe Nicht-Papst Wojtyla (formaliter) durch Bekehrung
zu einem Ganz-Papst zurückentwickeln solle, ist
a) theologisch unhaltbar und
b) illusionär.
8) Dies ist ein heikles Problem und die Antwort, die H.H. Eimer gibt,
ungenau. Jeder (Bischof, Priester, Laie) ist zur Wachsamkeit aufgerufen
und vom Glauben her verpflichtet, nach den Grundsätzen dieses Glaubens
die Aussagen und das Handeln nicht nur der Bischöfe zu beurteilen. Die
Feststellung, daß Mgr. Montini (und seine Nachfolger) Häretiker seien,
wurde zunächst von Laien getroffen. Eine Beurteilung setzt objetive
Kriterien voraus. Diese müssen aus dem Glauben stammen
(Rechtgläubigkeit und Orthopraxie) und nicht aus dem subjektiven
Gesichtswinkel eines Einzelnen. "Gut" und "schlecht" sind moralische
Kriterien, die hier erst in zweiter Linie anzuwenden sind. Ich räume
allerdings ein, daß es schwerwiegende moralische Gründe geben kann,
nicht nur einem Bischof, sondern auch einem Priester das Vertrauen zu
entziehen.
Eberhard Heller |