AUFRUF AN ALLE RECHTGLÄUBIGEN PRIESTER
von
Dr. Hugo Maria Kellner
Euer Hochwürden!
Als Führer einer konservativ-katholischen Gruppe von Laien erlaube ich
mir, Ihnen folgende Ausführungen zur Zusammenfassung der wahren
Gläubigen zu unterbreiten.
Die übriggebliebenen, glaubenstreuen katholischen Christen wurden,
soweit sie sich nicht von Mgr. Lefebvre einfangen ließen, von einer
Reihe konservativ-katholischer Priester in kleineren Gruppen betreut.
Sie, Hochwürden, sind einer dieser Priester.
Die 'Traditionalisten' trennten sich bisher nicht offiziell von der
abgefallenen großen 'katholischen' 'Kirchen'organisation', da sie
offensichtlich der Meinung waren, daß die vom II. Vatikanum und in
seinem Gefolge hervorgerufenen Abweichungen vom katholischen Glauben
nur von einer zeitlich begrenzten Dauer sein würden. Unterdessen haben
es die apostatischen Entwicklungen in der 'katholischen
Kirchen'organisation klar gemacht, daß sie die Schlußphase des Abfalls
der Menschheit von Gott und von auf Ihm gegründeter Moral sind, die
nach dem Mohammedanismus - als einer vorläufigen Phase - mit der
protestantischen Reformation in ihr Endstadium eintrat und mit dem
Abfall der katholischen Kirchenorganisation auf dem II. Vatikanum und
seinen Folgeerscheinungen ihren Abschluß fand.
Der Abfall der Menschheit von Gott und der auf Ihn gegründeten Moral
ist in der Hl. Schrift prophezeit, z.B. in 2 Thess 2,3 und ihre
strafende Vernichtung durch Feuer als Folge dieses Abfalls im 3.
Kapitel des 2. Petrus Briefes. Als Beweis dafür, daß die Vernichtung
der Menschheit durch Feuer in unserer Zeit jederzeit eintreten kann,
weise ich auf die Tatsache hin, daß der Vorrat an Atombomben allein in
den U.S.A. 35000 Megatonnen bereits im Jahre 1963 betrug. Unter
Zugrundelegung der eben gemachten Angabe muß es als sicher gelten, daß
die gesamte Menschheit heute durch die, allen Militärmächten zur
Verfügung stehenden Atomwaffen zu jeder Zeit hunderte Male vernichtet
werden könnte!!
Um Ihnen eine bessere Einsicht in die ans Wahnsinnige grenzende
Atomwaffengefahr zu geben, füge ich eine vergleichende Übersicht bei,
die als Grundlage die Größe der Atombombe nimmt, die im Jahre 1945
Hiroshima in Japan zerstörte, nämlich 0.020 Megatonnen (TNT) und
ungefähr looooo Menschenleben vernichtete.
(Ich gestatte mir hinzuzufügen, daß ich selbst mit meiner Ausbildung
als physikalischer Chemiker mit Fachkenntnis über Atomenergie spreche.
Tatsächlich hat das eben erwähnte Ereignis der Vernichtung von l00000
Menschenleben (...) mein wissenschaftliches Auge bereits im Jahre 1945
für die Möglichkeit geöffnet, daß die Menschheit ihre eschatologische
Phase erreicht haben könne, die ihrer in der Hl. Schrift prophezeiten
Vernichtung Vorhergeht. Diese Einsicht veranlaßte mich, eine
systematisches Studium der kath. Theologie unter besonderer
Berücksichtigung ihrer eschatologischen Aspekte vorzunehmen.)
Als Ergebnis der oben angeführten Entwicklungen scheint die Zeit für
die Vereinigung der übriggebliebenen wahren Katholiken in der unter
rechtmäßiger hierarchischer Führung stehender katholischen kath.
(Rest)Kirche reif zu sein. Diese Katholiken führen gegenwärtig ein
Einzeldasein oder sind Mitglieder einer Traditionalisten-Gruppe wie
die, für deren geistige Bedürfnisse Ew. Hochwürden Sorge tragen. Es ist
aus den oben angegebenen Gründen anzunehmen, daß auch die wahren
Katholiken, die gegenwärtig in der Lefebvre-Organisation zurückgehalten
werden, als wahrscheinliche Mitglieder der ins Auge gefaßten
katholischen (Rest)Kirche zu betrachten sind.
Die Bildung dieser Kirchenorganisation kann nicht als ein
willkürlicher, menschlicher Akt angesehen werden; denn da Christus in
Matth. 16,18 vorausgesagt hat, daß Seine Kirche unter hierarchischer
Führung bis zum Ende der Zeit dauern wird und da die riesige sog.
'katholische' Organisation infolge ihres Abfalls vom kath. Glauben
nicht nur aufgehört hat, Christi Kirche zu sein, sondern sogar das
entscheidende Schlußglied im Abfall der Menschheit darstellt, kann nur
die durch den Zusammenschluß der nicht abgefallenen kath. Christen
gebildete (Rest)Kirche die Kirchenorganisation sein, die Christus nach
Matth. 16,18 im Auge hatte. Denn er prophezeite, daß Seine Kirche auch
noch am Ende der Zeit bestehen wird. Die oben definierte Bildung der
kath. (Rest) Kirche muß deshalb als! der Wille Christi betrachtet
werden.
Die Tatsache, daß die eschatologische kath. Restkirche - verglichen mit
der riesigen apostatischen sog. 'kath. Kirchenorganisation' - nur eine
außerordentlich kleine Mitgliederzahl aufweisen wird, ist nicht nur
nach dem Wesen der eschatologischen Zeit eine Selbstverständlichkeit,
sondern ist durch Christi Worte in Lukas 18,8,ausdrücklich
vorausgesagt: "Allein wird der Menschensohn, wenn er kommt, Glauben auf
Erden finden?"
Sogar der gegenwärtige nicht voll intakte Zustand der kath. Kirche, der
durch die Tatsache hervorgerufen ist, daß wesentliche Funktionen der
Kirche nicht mehr ausgeübt werden können, da die ganze kath.
Kirchenorganisation einschließlich der Hierarchie abgefallen ist, ist
in der in der hl. Schrift durch die Prophezeiung der "Zwei Zeugen"
(Apoc.11) vorhergesagt. Aber in der gleichen Prophezeiung ist auch die
Zusicherung gegeben, daß Christi Kirche nach kurzer Zeit ("nach drei
und ein halb Tagen") wiedererweckt werden wird.
Dieser Brief wird von mir an alle Priester-Führer der kath. Gruppen in
der Absicht versandt, sie dazu zu bewegen, alles in ihrer Macht
stehende zu tun, um unter priesterlicher Führung vorläufige Schritte
zur Bildung der kath. Restkirche zu unternehmen
Ich bin mir natürlich völlig der Schwierigkeiten bewußt, einen
geeigneten, konservativ eingestellten katholischen Bischof zu finden,
der gültig geweiht und bereit ist, die hierarchische Führung der kath.
(Rest)Kirche zu übernehmen. Um den genannten Bedingungen zu
entsprechen, muß er m.E. vor der Zeit der Einführung der neuen
Weiheriten, also vor 1968, geweiht sein. Auch müssen die Bischöfe, die
die Priester- bzw. Bischofsweihe des Kandidaten vorgenommen haben, eine
vernünftige Gewähr für ihre eigene Rechtgläubigkeit bieten und dafüryi
daß ihre eigenen Weihen gültig vorgenommen wurden. Außerdem muß der
Kandidat bereit sein, eine Abschwörung (abjuratio) seines gegenwärtigen
Zustandes der Häresie im Sinne des Kanons 2314,2 des CIC zu leisten.
Der Kandidat muß natürlich nicht notwendigerweise ein regierender
Bischof sein! Wenn Sie einen Kandidaten wissen, der die vorstehenden
Bedingungen zu erfüllen scheint, bitte ich Sie, mich zu unterrichten,
damit ich mit Hilfe der mir zur Verfügung stehenden Literatur und mit
Hilfe meiner Verbindungen die notwendigen Untersuchungen anstellen kam.
Andererseits scheint die Annahme logisch zu sein, daß die
Bereitwilligkeit eines Bischofs, die Führung der kath. Kirche zu
übernehmen, größtenteils auch von der organisationsmäßigen Vorbereitung
der Gemeinschaft abhängig ist, deren Führung er übernehmen soll. Dies
bedeutet in konkreto, daß die weitgehende Vereinigung der einzelnen
traditionsgebundenen Gemeinden auf nationaler Ebene unter
priesterlicher Führung bereits vollendet sein sollte, bevor man
erwarten kann, daß die Frage der hierarchischen Führung der Restkirche
befriedigend gelöst werden kann. (Dieser Bischof ist natürlich nicht
gleichzusetzen mit dem Papst! Papst ist nur der Bischof von Rom; zu
diesem Problem vgl. auch H.H. Dr. Katzer, Otto: "Unbesetzter
Apostolischer Stuhl"; Anm. d.Red.)
Schließlich möchte ich noch auf die große Wahrscheinlichkeit hinweisen,
daß konservative Gläubige, die noch immer in der abgefallenen
Organisation sind, sich dieser Restkirche anschließen werden.
Ich bitte Sie, Hochwürden, meine Vorschläge sorgfältig zu studieren und mir Ihre Meinung dazu mitzuteilen.
In Erwartung Ihrer Mitarbeit in dem offensichtlich wichtigsten, religiösen Vorhaben unserer eschatologischen Zeit verbleibe ich
Euer Hochwürden ergebenster
gez.: Hugo Maria Kellner
AN UNSERE PRIESTER!
Es ergeht an Sie die herzliche Bitte, sich zu einer Kongregation
zusammenzuschließen. Die wahre Kirche ist sonst auf dem besten Weg,
ihre Sichtbarkeit zu verlieren. Die gültige Sakramentenspendung darf
nur legitim in der von Christus bevollmächtigten Kirche erfolgen. Sie
ist kein sektiererisches Instititut, das sich in der abgefallenen
Organisation, die sich 'kath. Kirche' nennt, verstecken darf. Wir
müssen uns auch öffentlich in einem juridischen Sinne als
Glaubensgemeinschaft behaupten! Es widerspricht darum dem Wesen der
Kirche, wenn Priester ihre Aufgabe darin sehen, Privatzirkel um ihre
Person zu bilden. Möge doch einer der Priester die Initiative zur
Gründung einer Priesterkongregation in die Hand nehmen!
E. Heller |