"ER KAM IN SEIN EIGENTUM,
ABER DIE SEINEN NAHMEN IHN NICHT AUF". (JOH. 1.11.)
von
H.H. Pfarrer Alois Aßmayr
Die Sünde der ersten Menschen hat nicht bloß sie selber, sondern auch
ihre ganze Nachkommenschaft in ein heilloses Elend gestürzt: nicht nur,
daß sie die Liebe und Freundschaft Gottes verloren und sich Seinen Zorn
zugezogen haben, besonders auch, daß das Paradies mit seinen Freuden
und die Unsterblichkeit dahin waren. Die Menschheit verlor auch
weitgehend die Herrschaft über ihre Leidenschaften und lieferte sich
der Tyrannei des Teufels aus.
Wie sich das ausgewirkt hat und immer noch auswirkt, sehen wir aus der
Geschichte: ein einziges Streben nach Ehre, Reichtum und Macht.
Die ersten Menschen, Adam und Eva, bereuten ihren Ungehorsam von ganzem
Herzen, und der Herr hatte Mitleid mit ihnen. Wohl mußten sie
weitgehend die Folgen der Sünde tragen, die aber gemildert wurden durch
das Versprechen des Herrn, daß Er den Menschen einmal einen Erlöser
schicken werde. Dieser Erlöser werde die Menschheit wieder von der
Knechtschaft des Teufels befreien, ihre Sünden wieder gutmachen, den
Frieden mit Gott wieder herstellen und ihnen den Weg zum Himmel, zum
ewigen Glücke frei machen.
Was die Menschheit für ihre Sünden und deren Folgen gelitten hat und
immer noch zu leiden hat, läßt sich nicht mit wenigen Worten sagen.
Aber eine Ahnung davon könnten wir alle haben.
Es hat immer fromme Menschen gegeben, die unaufhörlich um das Kommen
des versprochenen Erlösers mit ganzer Hingabe flehten. Wenige davon
haben aber Sein Kommen erlebt. Er ließ lange auf sich warten. Und nun
ist Er da! Von langer Hand hat der Herr Sein Kommen vorbereitet. Den
Abraham hatte einst der Herr als Stammvater bestimmt; diese Bestimmung
wurde über Isaak und Jakob weitergegeben. Mit der Nachkommenschaft
Jakobs hat der Herr einen Bund geschlossen, die wir als das
"Auserwählte Volk" bezeichnen. Aus diesem Volke sollte ja der Erlöser
kommen und zwar schließlich aus der Nachkommenschaft des Königs David,
was dann auch wirklich geschehen ist. Die Juden waren sich dessen auch
bewußt, und sie waren stolz darauf. Nur haben sie sich den Erlöser
anders vorgestellt als Er war.
Es war aber auch keine leichte Sache, sich aus den Prophezeiungen der
Propheten, besonders des Propheten Isaias, vom kommenden Erlöser ein
richtiges Bild zu machen, da er einerseits als großer Fürst geschildert
wird, andererseits als leidender Gottesknecht. Die Schriftgelehrten,
die damaligen Theologen, konnten das nicht vereinen und verstanden den
Erlöser nur als gewaltigen Fürsten und zwar als jüdischen Fürsten, der
die ganze Welt dem jüdischen Volke unterwerfe.
Als nun der Erlöser wirklich kam - als kleines Kind armer Eltern im
Stalle von Bethlehem! - waren die Juden enttäuscht und konnten dieses
Kind nicht als den versprochenen Erlöser anerkennen, trotz der
Mitteilung der Hirten, denen Engel die Tatsache mitgeteilt hatten und
trotz der Weisen aus dem Morgenlande. Dieser Erlöser war nicht der von
ihnen erwartete, da Er nicht in Macht und Herrlichkeit erschien. Man
ließ eben ganz außer acht, daß der Erlöser ja in erster Linie die
Aufgabe hatte, die Sünden der Menschheit zu büßen, umso den Frieden mit
Gott dem Herrn wieder herzustellen.
Als dann Jesus nach 30 Jahren Seine öffentliche Tätigkeit mit Wundern
begann, um sich als den verheißenen Erlöser auszuweisen, waren die
Führer des jüdischen Volkes immer noch mißtrauisch, zumal Seine Lehre
mit ihrer Lehre nicht übereinstimmte, ja Er ihnen sogar nachwies, daß
sie die hl. Schrift falsch auslegten, falsch verstanden. Damit war
natürlich der Gelehrtenstolz der Schriftgelehrten, der Theologen,
empfindlich getroffen. Die Folgen davon können wir uns denken und auch
verstehen: Sie, die Studierten, sollten sich von einem, der nichts
studiert hatte, sagen lassen, daß sie die hl. Schrift nicht oder falsch
verstehen und daher auch falsch erklären würden! Daß sich Jesus dabei
nicht auf Seine menschliche Weisheit beruft, sondern darauf, daß Seine
Lehre von Seinem Vater im Himmel kommt, machte die Sache nicht besser,
zumal sich Jesus göttliches Recht "anmaßte", indem er Sünden nachließ
und sich damit als Sohn Gottes ausgab.
Der Haß der religiösen Führung des auserwählten Volkes gegen den
Erlöser wurde erst recht entfacht, als Jesus ihre Heuchelei offen
bloßlegte. Die Folgen kennen wir.
Das jüdische Volk, das ganz besonders Eigentum Gottes war, hat den
Erlöser nicht nur nicht aufgenommen, sondern Ihn ans Kreuz gebracht,
hat aber auch sein Möglichstes getan, daß Ihn auch andere nicht
aufnehmen sollten. Das hat sich für das auserwählte. Volk fürchterlich
ausgewirkt.
Der Sohn Gottes ist nicht nur Mensch geworden und in die Welt gekommen,
um das auserwählte Volk, sondern die ganze Menschheit und die ganze
Schöpfung zu erlösen. Auch sie sind Sein Eigentum.
Wie hat nun die übrige Welt den Erlöser aufgenommen? Auch der größte
Teil dieser Welt hat diesen Erlöser abgelehnt aus verschiedenen
Gründen: die Machthaber, weil ihnen dieser Erlöser Grenzen ihrer Macht
setzte, aber auch ihren Leidenschaften; aus ähnlichen Gründen lehnten
auch die Reichen diesen Erlöser ab; zu dem war ein gekreuzigter Messias
den Juden ein Ärgernis, den Heiden ein gekreuzigter Gott eine Torheit.
Ein anderes Hindernis für die Anerkennung und Aufnahme des Erlösers war
Seine Lehre.
Daß auch den Heiden weitgehend das Verständnis für die Aufgabe des
Erlösers fehlte, nämlich für die Sünden der Menschen Sühne zu leisten,
sei nur nebenbei bemerkt. Es ist daher begreiflich, daß besonders bei
den oberen Schichten Jesus als Gott und Erlöser nicht nur abgelehnt,
sondern diejenigen noch von ihnen verfolgt wurden, die Ihn aufnahmen
(Christen-Verfolgung). Dennoch nahmen immer mehr Heiden Jesus als
Erlöser an, so daß schließlich die Christus feindliche Staatsgewalt
kapitulieren mußte. Das Christentum wurde weithin die maßgebende
Religion.
Wie steht es nun mit der Aufnahme des Erlöser in der heutigen Welt und
auch im Christentum, besonders auch in der katholischen Kirche? Gerade
ein gutes Zeugnis kann man in dieser Hinsicht weder der heutigen Welt,
noch dem heutigen Christentum, einschließlich dem der kath. Kirche
ausstellen. Das Christentum ist weitgehend schal geworden, auch das in
der kath. Kirche. Die Gottheit Christi und Seine Lehre werden von
unseren Schriftgelehrten systematisch zerredet unter stillschweigender
Zustimmung des "Hohen Rates", manchmal sogar mit mehr als nur der.
Zudem haben gewaltige Mächte es sich zur Aufgabe gemacht, das
Christentum, besonders das katholische, gänzlich zu vernichten. Eine
weltweite Christenverfolgung ist schon jahrelang im Gange und zwar auf
ganz verschiedene Weise, wobei die unblutige noch erfolgreicher zu sein
scheint als die blutige. Das Häuflein jener Christen und Katholiken,
die das Christentum noch ernst nehmen, wird immer kleiner. Man kann die
Aufnahme des Erlösers von den heutigen Katholiken ruhig mit der des
Judenvolkes vergleichen. Die Folgen wird die Welt zu spüren bekommen,
eigentlich spüren wir sie ja schon. Mit um so größerer Liebe und
Dankbarkeit wollen wir, die kleine Herde, den Erlöser aufnehmen. Er ist
unser Trost, unsere Zuflucht und auch unsere Kraft in allen unseren
Nöten und Anliegen. Daß wir Ihm auch in Zukunft unsere Treue halten,
möchte ich für uns alle hoffen und daher wünsche ich allen Lesern recht
frohe Weihnachten und den Beistand des Erlösers im Jahre 1980. So
können wir uns recht geborgen fühlen, glücklich und zufrieden sein,
auch bei Kreuz und Leid. Ich werde beim hl. Meßopfer - und ganz
besonders bei dem in der Hl. Nacht - alle Leser und Freunde dem
Christkind recht inniglich empfehlen.
Es grüßt alle herzlich und segnet, alle in Liebe und Treue
Ihr Alois Aßmayr Pfarrer
***
GEBET ZUM JESUSKIND
O Jesulein, zu Dir fliehe ich,
durch Deine Mutter bitt' ich Dich,
aus dieser Not woll'st retten mich;
denn wahrhaft glaube ich an DICH,
daß DU, o Gott, kannst schützen mich.
Vertraulich hoffe ich auf DICH,
daß DEINE Gnad 'werd' finden ich.
Aus ganzem Herzen lieb' ich DICH,
denn meine Sünden reuen mich,
von denen, flehend bitt' ich DICH,
O Jesus, woll'st befreien mich.
Mein Vorsatz ist, zu bessern mich
und nicht mehr zu betrüben DICH.
Darum DIR ganz ergeb' ich mich,
zu leiden mit Geduld für DICH
und DIR zu dienen ewiglich.
Den Nächsten aber gleich wie mich
will DEINETWEGEN lieben ich.
O Jesulein, ich bitte DICH,
aus dieser Not woll'st retten mich,
daß einstens kann genießen ich
mit Joseph und Maria DICH
und allen Engeln ewiglich.
Amen. Amen. Amen.
(Verfaßt von P. Cyrillus a Matre Dei, alias Nikolaus Schockweiler, aufgrund einer Eingebung durch die Mutter Gottes.)
|