DIE WEISSAGUNG DES PROPHETEN DANIEL VON DEN 70 WOCHEN
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Im Hinblick auf die Taufe und das Erlösungsleiden Jesu Christi sagte der Engel Gabriel während der babylonischen Gefangenschaft zum Propheten Daniel: "Siebzig Wochen sind abgekürzt über dein Volk und über deine heilige Stadt. Dann wird der Frevel aufhören, die Sünde wird ein Ende haben, und die Bosheit wird getilgt werden. Ewige Gerechtigkeit wird herbeigeführt, Visionen und Prophezeiungen werden erfüllt und der Heilige der Heiligen wird gesalbt werden." (Dan. 9,24)
"Vom Erlaß des Befehls, daß Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, bis zu Christus dem Fürsten werden es sieben Wochen und 62 Wochen sein. Die Stadt wird wieder aufgebaut werden mit den Mauern, in bedrängter Zeit. Und nach 62 Wochen wird Christus getötet werden, und sein Volk, das ihn verleugnet, wird nicht mehr sein. Ein Volk mit einem kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum verwesten, und das Ende wird Zerstörung sein, und nach dem Kriege wird die Trostlosigkeit eine beschlossene Sache sein. Aber in einer der Wochen wird Er (nämlich Christus) mit vielen einen Bund schließen, und in der Hälfte der Woche werden Schlacht- und Rauchopfer aufhören, und im Tempel wird der Greuel der Verwüstung sein, und die Trostlosigkeit wird bis zum Ende dauern." (Dan. 9,25-27)
In dieser Weissagung ist zwar nur von 70 Wochen die Rede. Die Kirche betrachtete es aber stets als sinnlos, dabei an gewöhnliche Wochen mit sieben Tagen zu denken. Es sind 70 Jahreswochen, d.h. 490 Jahre. Denn vom Befehl des Perserkönigs, die Stadt Jerusalem wieder aufzubauen, bis zum Tode Christi können unmöglich bloß 70 gewöhnliche Wochen angenommen werden.
Vor dem sogenannten II. Vatikanum wurde diese Weissagung jedes Jahr am Fest des Hl. Erzengels Gabriel am 24. März als Epistel in der Hl. Messe gelesen. Nach der Aufhebung dieses Festes ist die Weissagung aus der neuen Liturgie verschwunden. Man liest und hört sie nicht mehr, und sie wird wie so vieles andere bei den Katholiken in Vergessenheit geraten.
Die großartige Weissagung kann auf keinen Fall eine Erfindung des Propheten Daniel sein. Denn er sagt darin seinen jüdischen Landsleuten in der Gefangenschaft die schwersten Dinge, die für ihre Ohren unverständlich klingen mußten, so z.B. Christus werde getötet werden, sein Volk, das ihn verleugnen werde, werde (als Staat) nicht mehr existieren, das Ende werde Verwüstung sein, und die Trostlosigkeit werde eine beschlossene Sache sein
Ferner sagte der Engel Gabriel, Christus werde in einer der letzten Jahreswochen mit vielen einen Bund schließen; danach würden die Schlacht- und Rauchopfer aufhören; im Tempel werde der Greuel der Verwüstung herrschen und die Trostlosigkeit werde bis zum Ende dauern.
Dies sind die Dinge, die der Prophet Daniel seinen Landsleuten in der schweren Zeit der Gefangenschaft unter keinen Umständen gesagt hätte, wenn sie ihm nicht von oben mitgeteilt worden wären.
Unser Herr Jesus Christus bringt die Weissagung des Propheten in engste Verbindung mit einer Ankündigung aus seinem eigenen Munde; er sagt nämlich: "Das Evangelium vom Reiche wird auf dem gesamten Erdkreis verkündet werden zum Zeugnis für alle Völker. Dann erst kommt das Ende. Wenn ihr also den Greuel der Verwüstung, der vom Propheten Daniel vorhergesagt wurde, an heiliger Stätte seht, dann fliehe, wer in Judäa ist, in die Berge." (Matth. 24,15 f)
Mit diesen letzten Worten macht Jesus seine damaligen Jünger auf den Vers 9,26 bei Daniel aufmerksam. Zugleich aber gibt er uns, seinen Jüngern im 20. Jahrhundert, einen ebenso wichtigen Hinweis. Denn Er sagt, daß das bei Daniel erwähnte Ende erst dann kommen wird, wenn das Evangelium vom Reiche Gottes allen Völkern des Erdkreises verkündet ist. Dieser Tatbestand ist nun heute ganz klar und eindeutig gegeben. Es kommt nicht darauf an, ob die Völker das Evangelium angenommen haben oder nicht. Die Frage ist nur, ob die Völker als solche, d.h. ihre verantwortlichen Regierungen, die Kunde vom Reiche Gottes vernommen haben oder nicht. Auch bei seinen eigenen Landsleuten in seiner Heimat Galiläa und Judäa hat Christus nicht länger als drei Jahre zugesehen und gewartet, und er hat sich nach seiner Auferstehung keinem einzigen Priester im Tempel mehr gezeigt. Papst Pius XI. gründete in China mehr als zwanzig neue Apostolische Vikariate und Bistümer und arbeitete mit aller Kraft darauf hin, dem gewaltigen Reich sobald als möglich einen einheimischen Klerus zu geben. Aber der Kommunist Mao Tse Tung konnte mit russischer Unterstützung alles zerschlagen.
In ähnlich radikaler Weise wird heute alles, was die katholische Kirche geistig während der Zeit von 1000 Jahren in Europa und in anderen Erdteilen aufgebaut hatte, von Paul VI. und dem sogenannten II. Vatikanum mit dem vernichtenden Hammer des "Aggiornamento" zerschlagen, ohne daß gleichzeitig irgend etwas aufgebaut wird, mit Ausnahme des winzig kleinen Werkes von Econe.
Im Munde Jesu Christi müssen die Worte des Propheten Daniel heute um so mehr beachtet werden, weil das aus allen Teilen der Welt nach Palästina zurückgekehrte Volk`Israel die Stadt Jerusalem wieder zur Hauptstadt seines Staates gemacht hat; Daniel hatte aber verkünden müssen, daß die Landsleute Christi als Staat nicht mehr existieren werden. Schon aus diesem Grunde stehen wir in unseren Tagen vor überaus großen Entscheidungen.
Der heutige Staat Israel hat sich damit abgefunden - als ein sog. demokratisches Staatswesen -, daß der "Greuel der Verwüstung" an der Stelle des ehemaligen Tempels nicht zu beseitigen ist. Im Gegenteil: Israel macht gute und große Geschäfte mit diesem Greuel der Verwüstung. Denn er bringt den Fremdenverkehr und viel Geld ins Land.
Aber so haben es der Engel Gabriel und Christus nicht gemeint. Der heutige Staat Israel macht seine Rechnung ganz und gar ohne seinen eigentlichen König Jesus Christus. Unser Heiland hat zwar gesagt, daß der Tag und die Stunde des Gerichtes unbekannt seien. Aber er mahnte die Jünger, auf die Zeichen der Zeit zu achten: "Wenn der Feigenbaum zarte Zweige und Blätter ansetat, dann wißt ihr, daß der Sommer nahe ist." (Matth. 24,32) So sollen auch wir an den Zeichen der Zeit erkennen, daß das Gericht nahe ist. Es spielt keine Rolle, ob der Begriff "nahe" 20, 30 oder 40 Jahre umschließt. Denn von der Weissagung Jesu über den Untergang Jerusalems durch die Römer bis zum Eintreffen jenes Ereignisses gingen auch 37 Jahre dahin, eine für alle Beteiligten sehr lange Zeit.
Ähnlich können auch heute von der unwiderruflich scheinenden Gründung des Staates Israel 30 oder 40 oder So Jahre vergehen, bis das vom Propheten Daniel vorhergesagte endgültige "Ende" eintritt, nämlich das Ende für alle Menschen auf Erden.
Ebenso können von jenem Tage an, an dem das letzte wahre heilige Meßopfer auf Erden gefeiert wird, bis zur Ankunft Christi zum Gericht leicht noch 37 Jahre vergehen. Denn die Pforten der Hölle haben die Kirche auch dann noch nicht überwunden, wenn irgendwo jemand im Gefängnis oder im Konzentrationslager noch heimlich seinen Rosenkranz an den eigenen Fingern abzählt und betet.
Paul VI. mag sich zusammen mit seinen modernistischen Konzilsbischöfen darüber freuen, das tausendjährige Werk der größten Päpste zerstört zu haben. Aber der modernistische Triumph wird nicht viel länger dauern als das Siegesgefühl des Hohen Rates in Jerusalem nach der Kreuzigung Christi.
Wer dieses nicht verstehen kann oder nicht verstehen will, der wird es verhältnismäßig bald erleben. Denn auch heute noch gilt das Wort: "Gott läßt seiner nicht spotten." (Gal. 6,7) Wer auch immer als Priester oder Bischof liest, was Paul VI. über die tridentinische Messe geschrieben hat, und wer dabei nicht merkt, was für eine Verachtung Paul VI. für das alte Hl. Meßopfer zum Ausdruck bringt, der hätte lieber gar nicht Priester, geschweige denn Bischof werden sollen. Paul VI. behauptet nämlich in seiner,sog. Apostolischen Konstitution zur Einführung des neuen "Meßbuches", daß in den letzten vier Jahrhunderten (!) die Fehler des römischen Meßbuches offenkundig gewesen seien. Er drückt sich freilich so aus, daß er behauptet, in den letzten 400 Jahren hätte die Liturgiewissenschaft "Fortschritte" gemacht. Das ist jedoch gleichbedeutend mit der Behauptung, die bisherige Hl. Messe enthalte viele Fehler und Mängel in ihrem Aufbau. Gerade diese Behauptung hat aber das Konzil von Trient sogar mehrfach mit der Strafe des Ausschlusses aus der Kirchengemeinschaft geahndet, nämlich sowohl hinsichtlich der Meß-Zeremonien im allgemeinen als auch hinsichtlich des Kanons der Hl. Messe im besonderen.
"Gott läßt seiner nicht spotten!" Paul VI. und das sog. II. Vatikanum aber haben Spott mit dem Allerheiligsten getrieben: Während das Konzil von Trient und Papst Pius V. die schwersten Strafen gegen jene Personen aussprachen, die die Hl. Messe für fehlerhaft erklärten,erkühnte sich Paul VI. zu behaupten, daß die Liturgie seit eben jenen Tagen und schon vorher nicht gestimmt habe.
Einen solchen Skandal hat es in der katholischen Kirche während 1900 Jahren noch niemals gegeben. Dieser Skandal ist so groß, daß auch aller Opfermut und alle Anstrengungen des bewundernswürdigen Erzbischof Lefebvre auf die Dauer nicht dagegen aufkommen, wenn keine anderen Dinge geschehen. Diese aber werden geschehen. Denn die Zeichen dafür sind gegeben.
***
ÖFFENTLICHE ERKLÄRUNG
Ich danke dem Herrn Redakteur Michael Schnieber von der "Schwäbischen Zeitung" dafür, daß er am 19.1.1977 meine Gedanken und Worte über die Ablegung der Tiara durch Paul VI. in aller Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. Wer Ohren hat zu hören, der wird auch diesmal hören!
Hinzufügen möchte ich an dieser Stelle noch das, was ich ebenfalls bei der Tagung der Akademie Rottenburg in Weingarten am 15.1.1977 gesagt habe:
So wie der schwäbische Generalfeldmarschall Erwin Rommel anfangs ein großer Heerführer im Dienste Adolf Hitlers war und dann aber seine Treue mit dem Leben bezahlen mußte, als er offen aussprach, daß Deutschland durch die Unfähigkeit Adolf Hitlers zugrunde gehe, so war Marcel Lefebvre als bedeutender und führender Missionsbischof anfangs in der Kirche hoch angesehen. Heute aber bekommt er den Zorn des obersten Machthabers und der mit ihm verbündeten Weltpresse zu fühlen, weil er mit Recht offen ausspricht, daß das ganze sogenannte Zweite Vatikanische Konzil gescheitert ist.
Paul VI. und die modernistische Mehrzahl der Konzilsbischöfe werden daran scheitern, daß sie eine neue und ganz falsche Art von Kirchenregierung aufbauen wollen.
WALTER W.E. DETTMANN
|