Ratzinger und die heidnischen Sexual-GöttervonDr. Carl Angermayr
1. Joseph Ratzinger, ein Verehrer des Gottes Eros?
In seiner Antrittsenzyklika hat sich Benedikt XVI. ausführlich mit dem Begriff des »Eros« beschäftigt. Er betrachtete ihn in der Hauptsache als eine Triebkraft oder Macht im Menschen, die erotischer Zielsetzung dient. Ratzinger erwähnte jedoch nicht, daß Eros für die griechische Welt auch ein Gott war, der Gott der sinnlichen Liebe. Er spielte aber darauf an, wenn er berichtet, man habe Eros in der antiken Tempelprostitution »als göttliche Macht gefeiert, als die Vereinigung mit dem Göttlichen«. Dies war aber nach Ratzinger »eine falsche Vergöttlichung«, die Eros »seiner Würde beraubte« 1). Ratzinger stellte daher einen eigenen Ansatz auf, um eine »richtige Vergöttlichung« vorzunehmen. Dies ist ihm auch insofern gelungen, als er nach ausgedehnten Überlegungen zu dem Schluß kam, die Liebe Gottes könne man »durchaus als Eros bezeichnen«. 2) Da Gott die Liebe ist, wie der Titel des Rundschreibens besagt, kann man, ohne dem Gedankengang Gewalt anzutun, Gott nach Ratzinger auch Eros nennen.
Welcher Unterschied besteht nun zwischen der antiken Vergöttlichung des Eros und der Ratzingerschen Vergöttlichung des Eros? In beiden Fällen handelt es sich um Vergöttlichungen, die aus der Welt abgeleitet sind. Insofern ist das Vorgehen Ratzingers dem der Griechen sehr ähnlich, nur daß Ratzinger mit der christlichen Gottesidee zu kommen scheint, die er ausfüllen will, während die Griechen eine solche Form weder benutzt noch vorgetäuscht haben. Die Griechen waren also in ihrer Vergötterung des Eros weitaus offener als Ratzinger, der seinen Lesern einen Eros liefert, der zwar ein christliches Gewand besitzt, aber doch nicht mit dem christlichen Gott ohne weiteres als übereinstimmend erkannt werden kann. Hat Ratzinger jetzt den christlichen Gott um die erotische Dimen-sion bereichert? Oder hat er den christlichen Gott durch den Eros ersetzt? Was will Ratzinger mit seiner Eros-Verherrlichung erreichen? Die Antwort könnte vielleicht aus weiteren demonstrativen Taten des jetzigen Oberhirten der römisch-ökumenischen Kirche entnommen werden, die im folgenden zu untersuchen sind.
2. Weltkatechismus dem heidnischen Gott Pan gewidmet
Im Jahre 1992 wurde als die reife Frucht der Lehren des 1965 beendeten Vatikanum II der »Katechismus der Katholischen Kirche« veröffentlicht. Dieses Werk wurde von einer zwölfköpfigen Kommission unter dem Vorsitz von Joseph Ratzinger erarbeitet. Johannes Paul II. approbierte den Katechismus im gleichen Jahr. Zuerst erschien die französische Fassung, im Jahre 1993 folgte die deutsche Ausgabe. Dieses Werk, das die katholische Glaubenslehre hätte verbreiten sollen, enthält jedoch tatsächlich eine Fülle von Irrlehren. 3) Als eine besondere Kennzeichnung ist auf dem Umschlag und auf dem Titelblatt eine aus der Antike übernommene Darstellung eines Hirten mit einer Flöte dem Katechismus beigefügt worden.
Helmut Friedlmayer gebührt das Verdienst, das Hirtenbild des Katechismus früh erkannt und darüber veröffentlicht zu haben. Völlig klar und entschieden stellte er zu diesem Bilddokument fest: »Das internationale 'Logo' des neuen Weltkatechismus, das alle verschiedenen landessprachlichen Ausgaben verwenden, stellt den gehörnten Hirtengott 'Pan' mit der Flöte dar. Laut Weltkatechismus symbolisiert dieser Dämon Christus, den guten Hirten. In Wirklichkeit deutet dieses Symbol auf die im Weltkatechismus verborgenen antichristlichen Lehren der Synagoge Satans hin.« 4)
Im einzelnen führte er dazu weiter aus: »Der Umschlag des neuen Weltkatechismus trägt ein Bildsymbol, das ein ursprünglich heidnisches Bild, nämlich den Hirten 'Pan' mit der Flöte darstellt. 'Pan' war im Mittelalter das Urbild des Teufels. Schlägt man die erste Seite des Katechismus auf, so findet sich eine verchristlichte Deutung der ursprünglich heidnischen Darstellung. Dieser christlichen Deutung nach stellt jener Hirte auf dem Umschlag Christus dar, der auf der Flöte mit der Melodie der 'Wahrheit' die Gläubigen ruft und sie im Schatten des Lebensbaumes, nämlich des Kreuzes, ruhen läßt. Diese sehr schön klingende Interpretation macht ein gewisses Unbehagen nicht wett, das dieser, man betrachte das Logo genau, das dieser gehörnte Gott im Betrachter hinterläßt.« 5)
In der Tat ist es etwas ungewöhnlich, eine leichtbekleidete Figur, die ihr Gewandoberteil nur über die linke Schulter geworfen hat, als Darstellung des guten Hirten zu verstehen, zumal wenn der »Kreu-zesbaum« einen abgestorbenen Ast, der einmal der Stamm gewesen sein muß, in das Bild hinein-ragen läßt. Einzig Hirtenstab und Schaf könnten auf einem christlichen Bild mit Recht einen Platz finden, Hörnung, Flöte und halbverdorrter Baum aber nicht. Der gute Hirte wird sich niemals auf eine Bank setzen, um Flöte zu spielen. Er wird sein Augenmerk stets stehend auf die Herde richten, um sie zu schützen und beisammen zu halten.
Nach den antiken religiösen Vorstellungen ist Pan wie Eros ein Mitglied der griechischen Götterwelt. Pan entspricht der altrömische Gott der.. animalischen Fruchtbarkeit, Faunus. Eros entspricht der römische Amor. Als den Vater Pans sah man den Götterboten Hermes an. Pan ist ein Hirtengott, der von den Hirten verehrt wurde, sie fürchteten sich aber vor seinem Anblick. Für seine Wollust bekannt, ist er von Nymphen und Satyren umgeben. Pan gilt als der Erfinder der Pan-Flöte aus sieben Rohrpfeifen (Syrinx). Damit lockt er nicht nur Nymphen an, sondern er bringt damit auch in der Mittagsstille den «panischen« Schrecken bei Tieren und Menschen hervor, die dadurch in "Panik« geraten.
Friedlmayer erklärt die Verwendung des Pan-Bildes durch den Einfluß kabbalistischer Ideen, die auch in den Katechismus maßgeblich eingearbeitet seien. So fragt er: »Gibt es nicht auch in der Gnosis jenen kabbalistischen Lebensbaum, unter dem der 'Gehörnte' seinen Schäflein die falsche Melodie des Irrtums bläst? Und was verheißt der 'Gehörnte' in der kabbalistischen Geheimlehre, welche die Grundlage des jüdischen Messianisus ist? Seine Verheißungen gipfeln in dem Gedanken an das messianische Reich, an jene Zeit, da auf Erden wirkliche Harmonie, wirklicher Friede, echte Kultur herrschen werden, da die engen Schranken der Konfessionen und Nationen, die an allem Krieg und Streit die Schuld tragen, gefallen sein werden. Es ist der Zustand, da alles zur Einheit gebracht sein wird und 'Pan' regieren wird. Also nicht nur der leibhaftige 'Pan', sondern auch das 'Pan', wie Comenius gedacht hatte. Das 'Pan' steht für die Entfernung aller Schranken, wodurch die Nationen und Konfessionen getrennt werden, um zu einer globalen Einheit zu gelangen.« Friedelmayer hält die kabbalistische Interpretation gegenüber der christlichen für die zutreffendere, wie sich dies für ihn auch aus den »utopischen Lehren« des Katechismus ergibt.
Hat Ratzinger bei der Verwendung des Pan-Bildes und bei seiner Verbreitung über die gesamte Welt seine Hand im Spiele gehabt? Die Frage muß mit »Ja« beantwortet werden. Denn er war zu jener Zeit nicht nur der Hauptverantwortliche für den Inhalt des Katechismus, er war auch der Präfekt der »Glaubenskongregation« unter Johannes Paul II. Wahrscheinlich haben die beiden Hauptbeteiligten, nämlich Wojtyla und Ratzinger, gemeinsam den Beschluß zu dieser nur leicht verhüllten Widmung des Katechismus an den heidnischen Gott gefaßt. Auf alle Fälle müssen sie dessen Bild zugestimmt haben. Ratzinger und Wojtyla stehen mit ihrer Zuneigung zu Pan in der modernen religiös-politischen Welt aber nicht alleine da. Schon einige Jahre vor der Veröffentlichung des Katechismus hat die von Otto von Habsburg als Präsident geführte »Paneuropa-Union« sich auf die Idee des Gottes Pan gestützt. Beleg dafür ist eine Buch-Veröffentlichung der Paneuropa-Jugend Deutschland 6). Auf dem Buchumschlag ist ein Kreuz im Kreis zu sehen, umgeben von zwölf kleinen und neun größeren fünfzackigen Sternen. Gleich nach dem Inhaltsverzeichnis folgt ein Bild Pans mit Hörnern, Panflöte und behaarten Bocksbeinen. Auf der gegenüberliegenden nächsten Seite wird unter dem Titel »Wer ist 'Pan'?« eine aus verschiedenen Quellen erhobene, eher positiv gefärbte Pan-Charakteristik gegeben. So wird Pan dort als »launiger, weinseliger Geselle und Spaßmacher« geschildert. Am Schluß heißt es über ihn: »In der philosophisch-mystischen Spekulation führt sein Name durch den Anklang an pan = alles, ganz, jedes zur Interpretation des Pan als Allgott.« In dem im Buch wiedergegebenen Interview mit Otto von Habsburg findet diese merkwürdige Mischung aus christlichen und antichristlichen Symbolen keinerlei Berücksichtigung. Auch vom weiteren Inhalt der Veröffentlichung wird man enttäuscht,wenn man zu erfahren sucht, warum der griechische Hirten-Gott gewissermaßen die Ehre eines »Schutzheiligen« für die Paneuropa-Union erfuhr. So ist man auf Vermutungen angewiesen. Ging es darum, für Europa die Ära des, das Christentum ersetzenden, »Allgottes Pan« einzuleuten?
Daß Ratzinger von der politischen Pan-Vorstellungswelt getragen wurde, um sie von der pan-europäischen zu einer pan-religiösen Idee zu erweitern, wird man für ausgeschlossen halten. Jedoch hat sich gezeigt, daß Ratzinger in eine weitere geistige Bewegung einzuordnen ist. Ihm persönlich wird es doch - so möchte man meinen - nur um eine durch die Aufnahme in den Katechismus verchristlichte Hirtendarstellung gegangen sein. Dieser Auffassung konnte man damals vielleicht noch zugeneigt sein.
3. Ein Bild des heidnischen Gottes Pan auf dem Petersplatz in Rom
Inzwischen verbietet sich ein solches Verständnis, denn das gleiche Pan-Bild tauchte zu einem hervorragenden Ereignis wieder auf. Es wurde nämlich von Joseph Ratzinger zu seinem Einführungsgottesdienst nach seiner Wahl zum römischen Oberhirten getragen und anschließend auf dem Petersplatz der großen Menge vorgeführt. Dieses festgestellt und dokumentiert zu haben, ist dem Tübinger Theologen und Althistoriker Dr. Dr. Helmut Waldmann zu verdanken. 7) Waldmann schreibt dazu:
Konnte man sich 1993, als Ratzinger »das Pan-Symbol auf der Titelseite des Katechismus der Katholischen Kirche plazierte, noch fragen, ob dies nun seinen, Ratzingers, persönlichen Intentionen entsprach - die Neuherausgabe des Katechismus erfolgte bekanntermaßen im Auftrage von Johannes Paul II. -, so erlaubt die Anbringung genau desselben Symbols auf seiner Krönungsmitra jedoch keinen Zweifel mehr daran, daß es sich bei den Hinweisen auf diesen Gott und die ihn charakterisierenden Kultmerk male um ein den Theologen wie den Seelsorger Ratzinger persönlich berührendes Anliegen handelt. Besagte Vignette zeigt den Gott sitzend auf einem Baumstumpf, den Hirtenstab in der einen Hand. Mit der anderen führt er die für ihn typische 'Panflöte' an die Lippen. In dem erklärenden Text auf dem Vorschaltblatt des Katechismus heißt es dazu, daß es ein >ursprünglich wohl heidnisches Bild aus dem Leben der Hirten< sei. Ratzinger hält also in keiner Weise damit hinter dem Berg, daß sowohl die Vignette auf dem Katechismus wie auf der Krönungsmitra einen heidnischen Gott darstellt. Das ist doch schon etwas Neues in der christlichen Ikonographie. Einen nackten David, einen kaum bekleideten Moses und einen mit einem leicht flatternden Tuch um die Leibesmitte wiedergegebenen richtenden Christus, ja sogar heidnische Sibyllen ließen renaissancetrunkene Päpste für ihre Grabmale und den Schmuck der vatikanischen Hauskapelle fertigen, aber einen Zeus, einen Herakles oder eine Aphrodite doch wohl noch nicht. Und jetzt gleich ein Pan? Da hilft auch der Umstand nicht weiter, daß das von Ratzinger verwendete Panbild von einem christlichen Grabstein der Domitilla-Katakomben stamme, wie es im Text der dem Titelblatt des Katechismus gegenüberliegenden Seite heißt. Denn das heißt noch lange nicht, daß die theologischen Spitzen der katholischen Kirche diesen von leichtfertiger Eleganz geprägten nostalgischen Irrläufer frühchristlicher Ikonographie ins Zentrum der katholischen Heilslehre stellen können. Da sind, bei Gott, doch auch noch einige andere Kategorien zu beachten. Nachdem Pan also schon 12 Jahre vor der Wahl Benedikts XVI. das Titelblatt des Katechismus der Katholischen Kirche geziert hatte und auch damals schon einiges Aufsehen erregt haben dürfte, entdeckte ich selber dann kurz nach den Krönungsfeierlichkeiten im April 2005 das Bild von der Krönungsmitra des Papstes auf der Titelseite des Rottenburger Diözesanblattes, erkannte die Pan-Vignette, war entsetzt, machte mir eine Kopie - und verlor sie wieder. Aber einige Wochen später hielt ich dann die BUNTE vom 28. April 2005 in der Hand, in der sich die Krönungsmitra gleich mehrfach und in den leuchtendsten Farben wiedergegeben fand, auf Seite 77 zum Beispiel in einer besonders beeindruckenden Großaufnahme. - Darauf, daß sich die Vignette schon im Weltkatechsimus befand, hatte mich erst vor ein paar Wochen ein Bekannter aufmerksam machen müssen. Josef Ratzinger empfand offenbar nicht erst als Papst eine tiefe Verehrung für diesen Gott. Bereits als Kardinal muß ihm der Glaube an den bocksfüßigen Knabenschänder teuer gewesen sein, so, wie ihn schon seit langem der lebhafte Wunsch bewegt haben wird, daß alle, aber auch alle, den Ruhm dieses Gottes über die Welt verbreiten und seinen Spuren mit Eifer nachfolgen.«
4. Ist es wirklich Pan, der das Titelblatt des Weltkatechismus und die Krönungsmitra Ratzingers ziert?
Trotz der Wiederholung der öffentlichkeitswirksamen Verbreitung des Ratzinger teuren Bildes können dem Betrachter noch Zweifel kommen, ob es wirklich Pan ist, der zunächst den Christen, danach allen über die internationale Presse vorgeführt wurde. Waldmann stellte deshalb die eben in der Überschrift wiederholte Frage. Dazu führte er in seinem Beitrag aus: Bevor wir »auf die mythologische Aussage der Wiedergabe des Pan näher eingehen, muß gesagt werden: Wenn es in der Überschrift des vorliegenden papers auch heißt: >die Sache hat leider einen Pferdefuß<: Pan weist auf den identischen Abbildungen auf der Titelseite des Römischen Katechismus und auf der Krönungsmitra menschliche Füße auf - und nicht den für ihn sprichwörtlich gewordenen Pferdefuß. Das ist jedoch insofern nicht von Bedeutung, als es, wie bereits gesagt, im erklärenden Text des Römischen Katechismus ohnehin schon heißt, daß es sich um das Bild eines heidnischem Gottes handele - und dann kann es nur Pan sein. Wichtiger: Die umfängliche antike Ikonographie des Gottes bietet zahlreiche Beispiele, daß der Gott bisweilen schon immer einmal mit menschlichen Füßen dargestellt wurde 8). Bezüglich der Hörner, die Pan in der antiken Ikonographie gewöhnlich - wenn auch nicht immer 9) auf dem Kopf trägt, ist zu bemerken, daß die Vignette auf dem Weltkatechismus dieses Detail bei genauem Hinsehen durchaus erkennen läßt. Den Pferdefuß hat er also nicht, Ratzingers Pan, wohl aber Pans Bockshörner, der ikonographische Ursprung unserer >christlichen< Teufelsdarstellungen. Satan hat es geschafft, nicht irgendwohin, sondern ins Zentrum des Paniers Christi vorzurücken - und man glaubt sich schon mitten in die Verwirklichung des eschatologischen Weherufes von Fatima hineinversetzt: >Kardinäle werden gegen Kardinäle, Bischöfe gegen Bischöfe sein. Satan wird sich inmitten ihrer Reihen setzen<.
Doch nun zum religionsgeschichtlichen Signalement des Gottes Pan. Er gehört zum Gefolge des Dionysos 10), der sich - von Euripides in seinen Kreter-Fragment verherrlichten - ekstatischen Mysterien mitsamt seinem Thiasos (Gefolge) von Göttern dem Schwarm der Bakchen (in Liebesrausch versetzte Frauen) >in stürmischem Lauf naht< 11). Zu Pan selbst heißt es, nachdem sein Name sich als einem Hirtengott von Pastor (Hirte), panis (Brot) und Pater (Vater) ableiten dürfte 12), daß seine Fertilität (Fruchtbarkeit) eng mit Sexualität verbunden ist, und so >stellt er schönen Nymphen oder den Knaben bei ihrer Herde nach< 13). Aber nicht nur diesen!« Pan stellt auch Tieren nach, wie Waldmann im Hinblick auf eine Marmorgruppe des Neapeler Museums belegt hat.
Sind denn nun die beiden Pan-Bilder Ratzingers wirklich die gleichen? Nicht ganz. Ratzinger hat den Pan auf der Mitra gegenüber dem auf dem Titelbild des Weltkatechismus leicht verändern lassen. Pan ist nämlich inzwischen, wie die Mitra zeigt, eine dichte Haarpracht gewachsen, die offenbar die Hörner auf dem Katechismusbild einwandfrei verdecken soll. Auch besitzt er nunmehr etwas freundlichere Gesichtszüge gegenüber dem Katechismus-Logo. Für einen Pan-Liebhaber ist eine solche Veränderung sicher eine naheliegende Herzensangelegenheit.
5. Überdeckte Kreuze auf beiden Seiten des Panbildes der Mitra Ratzingers
Auf der Mitra Ratzingers läßt sich keine die Pan-Darstellung störende christliche Symbolik entdecken. Auch die erhobene rechte Hand weist nicht durch die ersten drei Finger auf die Heiligste Dreifaltigkeit hin, sie grüßt die Menge, vermittelt keinen Segen. Nur auf den Schultern Ratzingers leuchten zwei rote gleichschenkelige Kreuze als Bestandteile des Palliums auf.
Das Pallium ist ein ursprünglich vom Kaiser verliehenes Würdezeichen, spätestestens seit dem Jahr 500 wurde es im Westen des Reiches auch vom Papst als kaiserlichem Delegierten an Erzbischöfe vergeben. Es »besteht aus einem ringförmig um den Hals gelegten, etwa drei Finger breiten, wollenen weißen Band, von dem vorne und hinten ein kurzes Bandstück, mit je einem weiteren Kreuz geschmückt, herabhängt«. 14) Es ist im kirchlichen Gebrauch aus Schafwolle verfertigt, um die Symbolik des guten Hirten zu vermitteln. Das Pallium wurde bis in die sechziger Jahre bei der Liturgie im Gotteshaus und nur dort getragen.
Handelt es sich hier nicht vielleicht doch um ein christliches Bekenntnis zum Gekreuzigten? Die Frage ist nicht eindeutig zu bejahen. Denn die beiden Kreuze besitzen eine teilweise Überdeckung. Ein Stäbchen mit grauem rundlichem Oberteil hat sich jeweils über sie gelegt. Könnte das eine Verschlußnadel sein, die die beiden Teile des Palliums zusammenhalten soll? Das Pallium kennt in seiner Geschichte durchaus solche Nadeln, die bisweilen auch mit Edelsteinen geschmückt waren. Gegen ein solches Verständnis sprechen jedoch die beiden roten Bändchen, mit denen beide Stäbchen an die Kreuze gefesselt sind. Dabei sind die Stäbchen unter bzw. in die Bändchen gesteckt und haben so keine Haltefunktion für das Pallium selbst. Höchstens könnten die roten Bändchen eine Halterung ergeben, wenn sie auf das Meßgewand durchgenäht wären. Das aber würde die Entfernung des Palliums erschweren, was entschieden gegen die Vermutung spricht. Die Stäbchen tragen auf ihrem nach oben weisenden »Kopf« offenbar Edelsteine. In der Mitte des breiten Oberteils der Stäbchen scheint ein größerer Stein zu liegen und darum herum zeigen sich bei starker Vergrößerung hellere Punkte, die auf kleine Diamanten schließen lassen können. Da die Stäbchen selbst aber keine Haltefunktion haben, handelt es sich bei ihnen nur um Schmuckstäbchen und nicht um Schmucknadeln.
Warum liegen die Stäbchen dann aber direkt über den Kreuzen? Eine mögliche Bedeutung könnte den überdeckenden Stäbchen zugemessen werden, wenn man sie als Zeichen für die Nägel des Kreuzes verstehen wollte. Dann müßten die breiten grauen »Köpfe« der Stäbchen die Nagelköpfe sein. Die Form und die Existenz der Stäbchenköpfe spricht jedoch dagegen, denn in der Antike hatten Nägel keine Köpfe, da jeder Nagel einzeln geschmiedet werden mußte. Auch paßt der stumpfe Fuß der Stäbchen nicht zu einer solchen Sichtweise. Für die Augen des Betrachters erscheinen die beiden Stäbchen auf dem Pallium eher als »Zündhölzer«, sowohl von der Form als auch von der Farbe her.
Man mag die Überdeckung oder Verzierung der beiden Kreuze für eine nebensächliche Angelegenheit halten, die keiner weiteren Aufmerksamkeit bedarf. Jedoch gibt es auch hier eine Wiederholung wie bei dem Pan-Bild. Der Vorgänger Ratzingers, Karol Wojtyla, hat nämlich diese eigenartige Zusammenstellung ebenfalls benutzt. So zeigt ein 1993 veröffentlichtes Bild 15) von ihm zwei Kreuze untereinander, eines davon mit dem Zierhölzchen und eines nur mit den beiden Befestigungsbändchen dafür versehen. Von hier aus könnte man einer schlüssigen Erklärung näher kommen. Der Unterschied zu dem Ratzinger-Bild liegt zunächst darin, daß das ältere Bild nur eine Schwarzweiß-Aufnahme wiedergibt. Die beiden Kreuze könnten in diesem Fall in schwarzer Farbe getragen worden sein. Es kommt aber auf die Farbe nicht an. Während Ratzinger die beiden Kreuze auf den Schultern trug, hat sie Wojtyla auf der Mitte der Brust angesiedelt und zwar untereinander. Auch hier ist es ein Pallium, auf dem sie eingestickt oder eingefärbt wurden.
Die Kreuze sind in ihrer Form sehr ähnlich, aber bei Ratzinger mehr an ein lateinisches Kreuz, bei Wojtyla mehr an ein Malteser-Kreuz erinnernd. Ein auffallender Unterschied besteht darin, daß nur eines der Kreuze ein Stäbchen trägt, die Richtung der Auflage ist aber die gleiche. Oben rechts befindet sich das, was man für den »Zündkopf« halten kann, unten links mündet der Stiel leicht verjüngt - etwas weiter vom Kreuz entfernt als bei Ratzinger. Sollte die Verjüngung vielleicht einen Nagel andeuten? Aber gegen eine Nagel-Darstellung läßt sich zusätzlich einwenden, daß der Nagel im Verhältnis zum Kreuz viel zu groß geraten wäre und besser neben dem Kreuz hätte plaziert werden müssen, wie auf Darstellungen der Leidenswerkzeuge Christi ersichtlich. Eine einigermaßen überzeugende christliche Deutung des Symbolwertes der Kreuzüberdeckungsstäbchen ist also nicht zu finden.
Warum trägt das untere Kreuz bei Wojtyla kein Stäbchen? Das liegt möglicher Weise daran, daß hier keine Symmetrie der Kreuze auf zwei Schultern die Gleichheit der Kreuzauflagen erforderlich macht. Dadurch ist aber auch die Symbolik der beiden Kreuze ausdrucksstärker ausgebildet. Es kann näm-lich jetzt der Darstellung entnommen werden, daß die beiden (roten?) Bändchen nicht allein den Zweck hatten, das Schmuckstäbchen zu befestigen. Hier machen sie für sich eine zusätzliche Aussage. Die Bändchen heben nämlich die Botschaft des Kreuzes als christliches Symbol weitgehend auf! Ein Kreuz mit den gut sichtbaren Bändchen deutet eher auf einen Ventilator hin als auf ein christliches Zeichen. So entkleidet die Veränderung an dem unteren Zeichen das Kreuz seines christlichen Charakters.
Man könnte das für eine übertriebene Einschätzung halten, wenn nicht Johannes Paul II. in seiner linken Hand ein weiteres eindringliches Zeichen dem Beschauer entgegenhielte. Es ist das von Paul VI. in die Öffentlichkeit eingeführte abstoßende Schandkreuz, das einen Gekreuzigten zeigt, dem jede Form von Würde und Erhabenheit fehlt. Derjenige, der ein solches Kreuz, noch dazu mit verbogenem Querbalken, als ein Bild Christi vorführt, muß von einer tiefen Abneigung gegen den Erlöser und seine Erlösungstat geprägt sein. Kein gläubiger Christ würde ein solches Bild mit fröhlicher Miene zur Schau stellen und dabei auch noch die Beine des Gekreuzigten mit der Hand umschließen, weil das alles Ehrfurchtslosigkeiten vor dem göttlichen Erlöser sind und auf eine gewollte Erniedrigung seiner Person hinauslaufen. Könnte wegen dieser Haltung das »Zündholz« als zu entzündende Brandfackel für das Kreuz gedeutet werden? Auf jeden Fall bedeutet das Stäbchen aber eine Zurück-drängung des Kreuzzeichens. Ratzinger hat sich der Symbolik der Kreuzherabwürdigung des von ihm hoch gelobten römisch-ökumenischen Oberhirten Wojtyla angeschlossen und die Symbolik der liturgischen Kleidung noch um das Bild des antiken Hirtengottes »bereichert«. Ein Zündholz gegen das Kreuz würde jedenfalls zur Verehrung des Sexual-Dämons Pan passen.
Ratzinger nahm aber auch selbst das Schandkreuz bei seiner Amtseinführung in die Hand 16). Wollte er sich damit als Hirte im Dienst Jesu Christi vorstellen? Aber ist hier das Zeichen eines Hirtenstabes gesetzt? Dazu fehlt jedenfalls die Krümme des Stabes wie sie das Panbild ja in aller Deutlichkeit besitzt. Oder wollte er mit dem Stab seine »Papst«-Würde dokumentieren und sich gleichzeitig als ein Verächter Jesu Christi, für diejenigen, die Zeichen lesen können, vorstellen? Eher ist das letztere anzunehmen. Denn wie kann ein Diener Christi seinen Herrn und Erlöser mit diesem tief entwürdigenden Kreuzesbild dem Volk vorstellen, selbst wenn er seine Hand nicht in den Griff bei den Beinen des Gekreuzigten gelegt hat wie sein Vorgänger? Und was kann der Grund sein, weshalb Ratzinger auf seiner Kopfbedeckung einen heidnischen Gott statt das Kreuz der Menge auf dem Petersplatz als seine Leitfigur zur Verehrung empfiehlt und damit Götzendienst treibt?
Waldmann hält einen gutgesinnten Papst für möglich, der in der gegenwärtigen Situation »nur noch den einen Ausweg« sieht, daß er nämlich tut, was er kann, um den Herr-Gott dazu zu bewegen, doch endlich sich von seinem Thron zu erheben und die sogenannte Reinigung der Erde und der Kirche Wirklichkeit werden zu lassen. Doch, was kann er dazu tun? Gleichfalls heißt es in Fatima wie schon vorher in La Salette, daß Rom vom Glauben abfallen werde. Was folgt daraus: Ich falle vom Glauben ab, ... bis der Herr-Gott dann eines schönen Tages nicht mehr anders kann, als sich tatsächlich von seinem Thron zu erheben und die - wenn auch (und nicht zuletzt für mich selbst) schmerzhafte Reini-gung von Kirche und Welt auf den Weg zu bringen.
6. Die Liebestätigkeit der Kirche in der Sicht des Kaisers Julian,des Apostaten
Der zweite Teil der Enzyklika Ratzingers bezieht sich auf die christliche Liebestätigkeit. Diese Darstellung nimmt mehr als die Hälfte des Rundschreibens ein. Sie umfaßt die Abschnitte Nr. 19 bis Nr. 40 einschließlich. Die Behandlung der Liebestätigkeit gehört streng genommen nicht zum Thema, das auf Gott und damit auf die Dreifaltigkeit ausgerichtet sein sollte. Umso mehr verwundert die Länge. Die Einleitung in den praktischen Teil stellt ein Zitat das heiligen Kirchenlehrers Augustins dar. Es lautet: »Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Heiligste Dreifaltigkeit.« Was aber nun die Heiligste Dreifaltigkeit ist, das verrät Ratzinger seinen Lesern nicht. So bleibt die Nennung der Dreifaltigkeit im Zitat die einzige Nennung der Dreieinigkeit in der Enzyklika. Dafür hat er aber dem ersten Abschnitt (Nr. 19) die Überschrift gegeben »Das Liebestun der Kirche als Ausdruck der trinitarischen Liebe«. Was folgt, sind ziemlich unzusammenhängende Gedanken, in denen zwar der Vater, der Sohn und der Heilige Geist vorkommen, aber nicht die Heiligste Dreifaltigkeit als solche. Die Folge ist, daß die drei göttlichen Personen weithin als unbestimmte Worthülsen erscheinen. So muß die Beschreibung der praktischen Tätigkeit den fehlenden Hauptteil ersetzen. Ein Versuch, die trinitarische Liebe aus der Liebestätigkeit der Christen zu erschließen, gelingt jedoch nicht.
Auch Helmut Waldmann ist die »Betonung der Liebestätigkeit« in Ratzingers Rundschreiben aufgefallen. 17) Er kommt zu dem Urteil: »So handelt Benedikt XVI. mit dem Gewicht, das er auf das praktische Tun legt, genauso wie gut anderthalb Jahrtausend vor ihm Kaiser Julian Apostata (361-363). Wie die ganze damalige Welt aufs tiefste beeindruckt von der Liebestätigkeit der Christen, rief er nach seinem Rückfall ins Heidentum seine Untertanen auf, sich von den Christen darin nicht übertreffen zu lassen.« Waldmann wies aber nicht darauf hin, daß auch Ratzinger sich in seiner Enzyklika auf den vom Glauben abgefallenen Kaiser bezieht.
Bemerkenswerterweise erscheint der apostatische Kaiser bei Ratzinger gleich zweimal in der Enzyklika. 18) Die Figur des vom Glauben abgefallenen römischen Kaisers muß ihn danach besonders beschäftigt haben. An der ersten Stelle hat die Enzyklika folgenden Text: »Ein Hinweis auf die Gestalt des Kaisers Julian des Apostaten (+ 363) kann noch einmal zeigen, wie wesentlich die organisierte und praktisch geübte Nächstenliebe für die frühe Kirche war. Julian hatte als sechsjähriges Kind die Ermordung seines Vaters, seines Bruders und anderer Verwandter durch die Palastgarde erlebt und schrieb diese Brutalität - zu Recht oder zu Unrecht - dem Kaiser Constanz zu, der sich als großer Christ ausgab. Damit war der christliche Glaube für ihn ein für allemal diskreditiert. Als Kaiser entschloß er sich, das Heidentum, die alte römische Religion, wiederherzustellen, zugleich aber sie zu reformieren, damit sie wirklich tragende Kraft des Reiches werden könne. Dazu machte er reichlich Anleihen beim Christentum. Er richtete eine Hierarchie aus Metropoliten und Priestern ein. Die Priester sollten die Liebe zu Gott und zum Nächsten pflegen. In einem seiner Briefe hatte er geschrieben, das einzige, was ihn am Christentum beeindrucke, sei die Liebestätigkeit der Kirche. Und so war für sein neues Heidentum ein entscheidender Punkt, dem Liebessystem der Kirche eine gleichartige Aktivität seiner Religion an die Seite zu stellen. Die >Galiläer<, so sagte er, hätten auf diesem Weg ihre Popularität erworben. Man müsse es ihnen gleichtun und sie noch übertreffen. Auf diese Weise bestätigte der Kaiser also, daß die praktizierte Nächstenliebe, die Caritas, ein entscheidendes Kennzeichen der christlichen Gemeinde, der Kirche, war.«
An der zweiten Stelle heißt es: »Das Zunehmen vielfältiger Organisationen, die sich um den Menschen in seinen verschiedenen Nöten mühen, erklärt sich letztlich daraus, daß der Imperativ der Nächstenliebe vom Schöpfer in die Natur des Menschen selbst eingeschrieben ist. Es ist aber auch ein Ergebnis der Gegenwart des Christentums in der Welt, die diesen in der Geschichte oft tief verdunkelten Imperativ immer wieder weckt und zur Wirkung bringt: Das Reformheidentum von Kaiser Julian dem Apostaten ist für diese Wirkung nur eine frühes Beispiel. In diesem Sinne reicht die Kraft des Christentums weit über die Grenzen des christlichen Glaubens hinaus.
7. Ist Gott die Nächstenliebe?
Ratzinger hat die beiden Stellen zu Julian Apostata benutzt, um Grundsätzliches zur christlichen Nächstenliebe zum Ausdruck zu bringen. An der ersten Stelle heißt es zum Schluß, daß die Caritas die praktizierte Nächstenliebe sei. Merkwürdigerweise ist der Titel der Enzyklika »Deus Caritas est« von ihrem Verfasser zu Anfang nicht übersetzt und erklärt worden, auch im weiteren Inhalt des Rundschreibens fehlt eine Bezugnahme auf das Wort »Caritas«. Und so ist man gezwungen, bei der Auslegung der Enzyklika in sich ihren Titel im Deutschen wiederzugeben mit »Gott ist die praktizierte Nächstenliebe«! Einige Leser, die im Lateinischen und der Theologie gebildet sind, werden das für eine unzulässige Unterstellung halten. So etwas könne der ehemalige Professor der Dogmatik unmöglich gemeint haben. Denn »Caritas« bedeutet als Wiedergabe des griechischen Wortes »Agape« die Gottesliebe. Aber Ratzinger hat es auch vermieden, anzugeben, worin die Agape im Sinne der christlichen Theologie besteht. Deshalb ist es nötig den Inhalt des Begriffs in der christlichen Theologie - ausgehend vom Neuen Testament - etwas zu entfalten: »Caritas« umfaßt zunächst die Liebe Gottes zu sich selbst, wie sie zwischen den göttlichen Personen besteht, sodann die Liebe Gottes zu seiner Schöpfung, besonders zu den Menschen, die die Krone der Schöpfung sind und unter ihnen wieder die Liebe zu den gläubigen Christen, zu seinen adoptierten Kindern. »Caritas« bedeutet schließlich die Liebe zu Gott von seiten der Menschen und in und mit ihr die betätigte Nächstenliebe. Im vollen Sinne ist hier die Caritas aber nur gegeben bei denjenigen Gläubigen, die in der heiligmachenden Gnade leben und als Kinder Gottes zur göttlichen Familie gehören. Diese besitzen die wahre Gottesliebe als ein Geschenk der Gnade. Wäre Gott nur Nächstenliebe, dann wäre er nicht die Liebe, wäre nicht die Liebe schlechthin. So wie Gott die Wahrheit ist, so ist er auch die Liebe. Aber das gesteht Ratzinger nicht zu, und so steht er in der Nähe von denjenigen »christlichen« Atheisten, die Gott nur in bestimmten Tätigkeiten wie in der ausgeübten Nächstenliebe gegeben sehen. 19)
Die zweite Stelle über Julian Apostata läßt erkennen, daß Ratzinger die organisierte, das heißt die von der Kirche getragene Caritas besonders vor Augen steht. Aber der barmherzige Samariter war nicht Vertreter einer Caritas-Organisation. Bedeutungsvoller ist die Behauptung, daß die Nächstenliebe ein Imperativ, also ein Sollen wäre, das vom Schöpfer in die Natur des Menschen selbst eingeschrieben worden sei. Dies bedeutet eine klare Leugnung der Nächstenliebe (Caritas) als eines Gnaden-geschenkes Gottes an den Menschen. Das Christentum kann dann den angeblich natürlich bei jedermann vorhandenen Imperativ nur noch »wecken«, wenn er einmal »verdunkelt« ist. Das aber vermöchte dann wohl jede weltliche Einrichtung grundsätzlich ebenfalls, das heißt, das von Kaiser Julian dem Apostaten begonnene Experiment hätte nach Ratzingers Ansicht ohne den frühen Tod des Kaisers erfolgreich verlaufen können, auch ohne das Christentum, ja gegen es.
8. Zwei Apostaten begegnen sich
An diesem Punkt begegnen sich Julian der Apostat und Ratzinger. Julian hat das Christentum abgeworfen und hinter sich gelassen. Gleiches gilt für Ratzinger. Er ist auch als ein Apostat anzusehen, wie bereits die von ihm verkündeten falschen Lehren beweisen 20). Ratzinger glaubt nicht an den christlichen Gott, nicht an die Göttlichkeit Jesu von Anfang an, und folglich nicht an die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Nur deshalb konnte er sich auf die Verehrung von Pan und Eros einlassen. Die beiden Apostaten begegnen sich in ihrem Standpunkt und in den daraus gezogenen Folgerungen im Hinblick auf die ausgeübte Nächstenliebe. Dies läßt die von der Sache her ganz überflüssige doppelte Erwähnung Julians des Apostaten in einer angeblich christlichen Enzyklika verstehen. Offenbar sieht sich Ratzinger selbst in der apostatischen Situation und glaubt, es besser machen zu können als sein apostatischer Vorgänger.
Die apostatische Haltung hat Ratzinger mit der in seiner Einführungszeremonie im Petersdom und auf dem Petersplatz vor dem begeisterten Publikum getragenen Pan-Mitra in eindeutiger Symbolik zur Schau getragen. Die Pan-Mitra ist damit der wahre Pferdefuß, der unter Ratzingers Papst-Gewand hervorlugt. Gott hat in seiner Gnade das Vorzeigen des Pferdefußes von dem Herrscher der Welt verlangt, um den Gläubigen in dem satanischen Verführungsversuch eine Hilfe zu geben. Und deshalb ist er auch bei dem Scheinpapst Ratzinger zu sehen. Dieses Zeichen bestätigt, daß auf dem Petersplatz in Rom am 24. April 2005 kein Papst zu sehen war, sondern ein Falschspieler, der in Wirklichkeit das Gegenteil eines katholischen Papstes ist, nämlich ein Abtrünniger, der den Glauben längst verloren hatte. Die im Jahr darauf veröffentlichte Erst-Enzyklika Ratzingers führt diese Linie fort, da in ihr ein antiker heidnischer Gott, Eros - wenn auch einigermaßen verdeckt - mit dem allmächtigen wahren dreifaltigen Gott auf eine Stufe gestellt wird. Beides zusammen offenbart die wahre Lage, in der sich Rom und das Christentum befinden. Die Prophezeiung der allerseligsten Jungfrau in La Salette 1846: »Rom wird den Glauben verlieren und Sitz des Antichrist werden« ist in ihrem ersten Teil erfüllt, wie jedermann an der auf dem Petersplatz zur Schau getragenen Symbolik erkennen kann. Die verbliebenen Christen haben damit eine schwerwiegende Warnung erhalten vor dem, was bereits ist und vor dem, was noch kommen wird.
Warum hat aber Ratzinger in seiner Enzyklika nicht mehr für seinen Gott Pan geworben wie mit dem Katechismusbild in aller Welt und wie persönlich mit dem Mitrabild auf dem Petersplatz in Rom vor der internationalen Presse? Der Grund dürfte darin liegen, daß mit dem Namen Pans zu offensichtlich die heidnische Orientierung des römischen Pan-Oberhirten zu Tage getreten wäre. So begnügte er sich mit Eros, der ja etwas positivere Züge in seinem Charakter aufzuweisen hat, die z.B. von Platon gerühmt werden, und eher mit dem christlichen Gott in Einklang zu bringen sind. Aber auch als Amor, dem Knaben mit Pfeil und Bogen, bleibt er als Gott der sinnlichen Liebe mit dem lüsternen Pan verwandt.
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