Anmerkungen zur Geschichte des Staates Israel
Lieber Herr Dr. Heller,
als überzeugter "Extremist der Nichteinmischung" fällt es mir naturgemäß schwer alles, was nicht unmittelbar Mitteleuropa oder Deutschland betrifft, zu beurteilen. Was ich sagen kann, ist, daß z.B. der Rußland-Ukraine-Konflikt zumindest von Rußland bislang eher mit gezogener Handbremse geführt wird. Dies kann man von Israels Krieg gegen die Hamas in Gaza eher nicht behaupten. Daß sich meine Sympathien für die Palästinenser, bedingt aus persönlichen Erfahrungen, in Grenzen halten, ist bekannt. Aber darum geht es nicht.
Richtig ist, daß der Begründer des politischen Zionismus, der Wiener Jurist Theodor Herzl, als Agnostiker und Mitglied einer deutschnationalen schlagenden Verbindung nur in nationalen, nicht in religiösen Begriffen und Vorstellungen dachte, falsch ist, daß alle oder die meisten Mitglieder des Zionistenkongreßes von 1903 religiös ausgerichtet waren. Auch der spätere Präsident Chaim Weizmann, war ungläubig. Daß die Zionisten nicht in Uganda oder außerhalb der alten biblischen Heimat siedeln wollten, hatte nicht religiöse, sondern historisch-nationale Motive. Zwar deckt sich bei d en Juden die alte politische Heimat mit der religiösen, aber das macht die Zionisten noch nicht zu gläubigen Juden .Es war vielmehr so, daß die orthodoxen Juden den Zionismus als Idee eines weltlichen Staates auf altem biblischem Boden zornig ablehnten. Man hatte auf den Messias zu warten. Erst nach dem Holocaust kamen größere Gruppen von Orthodoxen nach Israel, aber bis heute sabotieren sie den Staat, zahlen keine Steuern, leisten keinen Wehrdienst und mischen sich dennoch massiv in die Gesetzgebung ein und zwingen die agnostische Majorität religiöse Direktiven auf, Fahrverbot am Sabbat, talmudisches Familienrecht etc. Daß die Mehrheit sich das gefallen läßt, hängt jedoch mit der prekären Finanzlage des Landes zusammen. Die Orthodoxen der USA drohen nämlich im anderen Fall ihre beachtlichen Zahlungen einzustellen.
Die prekäre Finanzlage hängt wiederum mit den horrenden Rüstungsausgaben zusammen und mit der stark sozialistisch ausgerichteten Wirtschaft, einer fürchterlich aufgeblähten Bürokratie und den gewaltigen Defiziten der Kibbuzim. All dies belastet den Staat und würgt jede industrielle Entwicklung ab.
Trotz alldem ist Israel kein "theokratischer" Staat wie etwa der Iran. Einen israealischen Rassismus, mit dem die Hamas-Fans und linksextremistischen Antizionisten argumentieren, gibt es jedoch nicht bei 25 Prozent muslimischen Einwohnern, die auch in der Knesset vertreten sind. Es gibt ihn so wenig wie jüdische Ritualmörder. Rassismus ist für die Juden ausgeschlossen, seit JAHWE persönlich die Schwester des Propheten Moses mit Krätze bestraft hat, weil sie Einwände hatte gegen die kuschitische schwarze Frau ihres Bruders. Die Juden Israels rekrutieren sich heute aus allen Rassen der Welt und speziell zwischen Juden und Arabern gibt es - soweit erstere aus arabischen Ländern eingewandert sind -, überhaupt keine rassischen Differenzen. Die vorhandenen Differenzen sind rein politischer Natur.
Zur Israelischen Landnahme: Eine solche gab es vor 3000 Jahren gegen die Kanaaniter, die keine Araber waren, nicht aber durch die Zionisten. Sie kauften anfangs den arabischen Feudalherren völlig wertlosen, unbesiedelten Boden zu Broadwaypreisen ab, und auch die Eroberung der Westbank war in diesem Sinn keine Landnahme, sondern das Ergebnis des arabischen Überfalls von 1967. Kein Araber auf der Westbank wurde enteignet, wenn er dageblieben war. Die Flüchtlinge, die dem Aufruf ihrer Glaubensbrüder folgten und den arabischen Armeen entgegeneilten, um mit ihnen zusammen die Juden aus Israel zu vertreiben verloren ihr Land und ihre Häuser.
Der religiöse Extremismus wütet heute sowohl im Islam als auch im Judentum. Das ist mit vollem Recht abzulehnen. Zu klären wäre auch, warum Israel ganz offen den Islamischen Staat unterstützt hat, dem Schlächter al Schaara in Syrien an die Macht half, während es Assad, der die Christen, Drusen und Alawiten beschützte, mit allen Mitteln bekämpfte. Zu hinterfragen wären auch die Kreuzzugsideen Israels und der USA gegen den Iran, immerhin im Gegensatz zu dem Terroristennest Gaza ein souveräner Staat, der Angriff war eindeutig völkerrechtswidrig. Natürlich sind auch die völlig unverhältnismäßigen Angriffe Israels gegen die Menschen in Gaza völkerrechtswidrig und als solche klar abzulehnen. In meinen Augen ist jedoch dieses Vorgehen allein dem Psychopathologen Netanjahu zuzuschreiben, der damit von seinen zahllosen Schandtaten ablenken will und sich an die Macht klammert.
In diesem Sinne, lieber Herr Dr. Heller, verstehe ich Ihre Einschätzung nicht als "antisemitisch", auch wenn ich einige Prämissen anders einschätze. Was ich jedoch eindeutig verurteile sind die Krawalle eines "palästinensischen" und linksextremistischen Mobs auf deutschen Straßen. Das ist in der Tat Antisemitismus reinsten Wassers und eine schnelle Abschiebung der nichtdeutschen Strolche ist vonnöten. Sie haben hier genausowenig zu suchen wie die ukrainischen "Flüchtlinge". Im Übrigen waren wir "Römer" ja nie Antisemiten, sondern wenn überhaupt aus gutem Grund Antijudaisten, siehe das völlig richtige Karfreitagsgebet, das ja leider im vorauseilenden Gehorsam abgeschafft wurde nach Vatikanum II. Im Übrigen gab es im klassischen römischen Faschismus selbst im Faschistischen Großrat eine ganze Reihe Juden. Erst als die verrückten Nazis Mussolini fest im Griff hatten, änderte sich das schlagartig.
Und Adenauer dachte leider falsch, als er nach dem Krieg Israel mit etlichen Milliarden DM Wiedergutmachung gewährte. Er war tatsächlich so naiv zu glauben, daß damit unsere "ewige Schuld" getilgt sein würde. Ein fataler Irrtum! Es grüßt Sie herzlich Ihr Werner Olles
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