55. Jahrgang Nr. 4 / August 2025
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1. Die Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils
2. Wie steht es um die römisch-katholische Kirche aktuell
3. Das Böse ist jetzt die dominierende Macht
4. Antisemitismus?
5. Anmerkungen zur Geschichte des Staates Israel
6. Ich stehe vor der Tür und klopfe an
7. Die metapolitische Illusion
8. Israel und Deutschland
9. Die Zukunft holt uns ein
10. Julius Evolas
11. Abtreibung – ein profitables Business mit der Not
12. Menschenwürde und Schutz der Ungeborenen
13. Anton Holzer: Vatikanum II.
14. Gerd-Klaus Kaltenbrunner: Abendland.
15. Ikonen
16. Nachrichten, Nachrichten, Nachrichten...
17. Mitteilungen der Redaktion
Anton Holzer: Vatikanum II.
 
Buchbesprechung
Anton Holzer:
Vatikanum II. Reformkonzil oder
Konstituante einer neuen Kirche.

Verlag Peter Hehenwerter. Mühldemmelberg 8, 94110 Wegscheid. 2025. 394 Seiten. www.Buecher-Hehenwarter.de

Ein paar kurze persönliche Anmerkungen seien dem Rezensenten gestattet. Aus einer liberal-katholischen rheinländischen Familie stammend war der Verfasser dieser Zeilen als junger Mann im Frankfurter SDS und später in diversen linksradikalen Zirkeln und Verbänden aktiv. Exakt in diese Zeit der Achsenjahre fiel auch das Vatikanum II, während im kommunistischen China des Massenmörders Mao Tse Tung die Roten Garden wüteten und die westliche Welt von einer hedonistisch-gottlosen Kulturrevolution heimgesucht wurde, die sperrangelweit offenstehende Türen einrannte – der politiko-kulturelle Liberalismus hatte längst das Ruder übernommen -, und eine Gesellschaft etablierte, die jenseits der Ökonomie keinerlei Ethos mehr kannte.
Erst gegen Ende der 1970er Jahre, als er durch einige Untiefen der Revolution gegangen war, fiel dem Rezensenten auf, daß er sich selbst über zehn Jahre belogen und betrogen hatte, und daß die verheißenen Paradiese auf Erden grausam und häßlich waren. So beschloß er all das, woran er über ein Jahrzehnt geglaubt hatte, nicht nur in Frage zu stellen, sondern gründlich zu verraten. Er wechselte auf die andere Seite des politischen Grabens, nun wiederum von einer nationalen Revolution träumend. Das Erste, was ihm auffiel, war, daß nicht wenige seiner neuen „Kameraden“ einem Neu-Heidentum verfallen waren, das ihm – geschult an der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule -, jedoch eher wie ein folkloristischer Mummenschanz vorkam, der völlig geschichtsvergessen die zweitausendjährige Geschichte des Christentums kurzerhand entweder ausblendete oder sogar der schlimmsten Verbrechen beschuldigte.
Die Rückbesinnung auf seine katholische Kindheit führte ihn daher zunächst in die modernistische Kirche, die er bitte enttäuscht sehr schnell wieder verließ, um sich traditionalistischen Gruppen zuzuwenden. Doch auch hier vermochte ihn die Widersprüchlichkeit gegenüber der Papstfrage oder der kirchlichen Hierarchie nicht zu überzeugen. Man versuchte ihm zwar klarzumachen, daß die Papstfrage „nicht so wichtig“ und die apostolische Sukzession durchaus geregelt sei, aber die Erklärung, daß man einem zum Papst gewählten Häretiker oder Apostaten nicht gehorchen müsse, wenn er etwas „Liberales“ äußere, sondern nur, wenn er „konservative“ Bemerkungen mache, befriedigte ihn nicht.
Als er Anfang der 2000er Jahre die römisch-katholische Zeitschrift EINSICHT kennenlernte und damit auch die Argumente und Überzeugungen des Sedisvakantismus, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er begann sich näher damit zu befassen und schreibt nunmehr seit über zwanzig Jahren in dieser leider inzwischen einzigen deutschsprachigen sedisvakantistischen römisch-katholischen Zeitschrift. Er hat diesen Schritt nie bereut. Als theologischer Laie hat er immerhin verstanden, daß die Papstfrage alles andere als unwichtig ist, genau wie apostolische Sukzession, und daß die von Gott verlassene Konzilskirche nicht die wahre römisch-katholische Kirche ist. Diese müssen wir als Heilsinstitution erst wieder aufbauen. Daß wir dafür eine geistige Gegenrevolution, einen langen Atem, die Fürsprache der Muttergottes und die Gnade ihres göttlichen Sohnes brauchen, der Seine von ihm gestiftete Kirche retten wird, bleibt unsere Hoffnung und Zuversicht.Das von Herrn Studienrat Anton Holzer im Mai 1977 publizierte und ursprünglich bei der SAKA – Schweiz erschienene Standardwerk über die Beurteilung des Zweiten Vatikanums und seiner philosophisch-theologischen Grundlagen leitete nicht nur eine notwendige Auseinandersetzung mit dem Modernismus und Liberalismus ein, die inzwischen den Innenraum der heutigen antikatholischen „Konzilskirche“ beherrschen, und die durch das Zweite Vatikanische Konzil grundgelegt wurden. Holzers Werk erklärt auch ebenso ausführlich wie glasklar und für jedermann verständlich, daß und warum dieses Konzil eben keine Reformkonzil war, sondern eine Revolution, die die wichtigsten Kernpunkte der überlieferten Lehre hemmungslos über Bord warf, und durch gegenteilige, glaubenszerstörende Auffassungen ersetzte, die sich als miteinander vollkommen unvereinbar erwiesen. Zu diesem Zweck zieht der Autor die einschlägigen Verlautbarungen des vorkonziliaren Lehramtes heran und zeigt die Widersprüche zur Lehre des Konzils auf.
Um diese geistige Umorientierung korrekt zu erfassen und Form und Inhalt nicht voneinander zu trennen, ist die Lektüre von R. Lauths Schrift „Theorie des philosophischen Arguments“ (Berlin 1979) und ebenso B. Spinozas „Ethik, Anmerkungen zu Lehrsatz 43“ äußerst nützlich. Die Hegelsche Gegenposition hatte bereits Augustinus in „Der vera religione – Über die wahre Religion“ (Stuttgart 1983) eindeutig widerlegt. Tatsächlich hat aufgrund ihres Wesens nur die Wahrheit das Recht auf Freiheit, nicht aber der bewußte Irrtum oder die offensichtliche Lüge, auf die es kein Menschenrecht gibt. In diesem Zusammenhang widerspricht beispielsweise das Konzilsdokument „Die Erklärung über die Religionsfreiheit – Dignitas humanae“ der traditionellen Lehre der katholischen Kirche nicht nur fundamental, sondern verwirft ganz offen die Einheit und Unteilbarkeit der Glaubenswahrheit. Auch wenn das Zweite Vatikanum im Ökonomismusdekret von einer „Rangordnung“ oder „Hierarchie“ der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre spricht, so widerspricht dies ganz klar der Enzyklika „Mortalium animos“ von Papst Pius XI in jeder Form: „Außerdem ist es unstatthaft, auf dem Gebiet der Glaubenswahrheiten und den von den Modernisten eingeführten Unterschied zwischen den sogenannten „grundlegenden“ und den „nicht grundlegenden“ Glaubenswahrheiten zu machen, als müßten die grundlegenden von allen angenommen werden, während die nicht grundlegenden der freien Zustimmung der Gläubigen überlassen werden könnten“.
Mit dem Tod von Papst Pius XII. vollzog sich im Innenraum der katholischen Kirche ein grundlegender Wandel. Er betraf den neuen Ökonomismus, den das II Vatikanum lehrte, ein völlig neues Verständnis von Religionsfreiheit, die grundsätzlich geänderte Beziehung von Kirche und Welt (Aggionormento) und nicht zuletzt den Novus Ordo Missae, die Neue Messordnung, die nach den Konzilstexten den Status eines Opfers zugunsten eines (protestantischen) Mahls verlor. Nicht ohne Grund waren einige der „Berater“ des Konzils gestandene Protestanten. Zudem wurde die wahre Herkunft der Kirche verschleiert, die nach der katholischen Dogmatik, aber auch durch die Überlieferung der Heiligen Schrift „von oben“ und nicht „von unten“ kommt. War die Grundlage der Kirche bis zum Tod von Pius XII. die auf Erden fortlebende Inkarnation von Gottes Sohn Jesus Christus und bezeugte durch Seine kirchenstiftende Akte, Seinen Tod am Kreuz, Seine Auferstehung von den Toten, Seine Himmelfahrt, die Berufung der Apostel als Seine Hirten und die Aussendung des Heiligen Geister als Tröster Seiner Jünger und aller Gläubigen, daß es nur eine einzige und einige Kirche gibt.
Auf die konziliaren Umdeutungen, Häresien und Apostasien des Vatikanum II, die Umstrukturierung der Kirche zur Menschheitsreligion und schließlich zum Menschenkult, der Aufwertung des Laientums bis hin zur konziliaren Mitbestimmung aller, den sozialen Utopien und betrügerischen Verheißungen des Konzils, der liberalen Grundtendenz mit ihrer „Öffnung zur Welt“ inklusive einem Dialog mit allen und jedermann und dem Pluralismus als „neue Glaubensquellen“, dem Aggiornamento unter Einschluß der Freimaurerei, des Modernismus, des Liberalismus, des Relativismus und des Naturalismus weist Anton Holzer in der gebotenen Schärfe hin und zitiert den wichtigsten Architekten des Konzils, Paul VI., der im Gefolge des Vatikanums II von einer „Selbstzerstörung der Kirche“ sprach, in die der „Rauch Satans“ eingedrungen sei. Es geht also längst nicht mehr um eine „Krise“, sondern es geht um Leben und Tod der Kirche, die von den Pforten der Hölle zwar nicht bezwungen werden kann, wie Christus es uns gelehrt hat, die jedoch in allen Bereichen des kirchlichen Lebens, in der Liturgie, in der Glaubenslehre und Verkündigung, in der Moral, im Klerus bis zur Spitze der Hierarchie und unter den Gläubigen schwerstens gelitten hat und immer noch leidet. Das Konzil hat die Kirche nicht nur auf schreckliche, verantwortungslose und antikatholische Weise verändert, es hat sie auch in satanisch-dämonischer Weise geschändet, so daß sie heute nicht mehr dieselbe ist wie vor Vatikanum II. War sie bis dahin gewissermaßen ein Orden, der auf Befehl und Gehorsam beruhte und natürlich auf der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, so stellt sie sich heute als einer der zahllosen - nicht nur völlig überflüssigen und in jeder Beziehung auch vollkommen sinnlosen - liberalen Debattierzirkel dar, dem das Wesen des Gehorsams und des Glaubens völlig abhandengekommen ist. Die konziliare Liturgiereform, die keinen einzigen vorkonziliaren Ritus der römischen Kirche unangetastet ließ, wurde zum Vehikel eines neuen Glaubens in der modernen Welt, der den katholischen Glauben und das christliche Evangelium in seinem ganzen Wesen veränderte und verfälschte durch anthropozentrische Riten von gruppendynamischer Wirksamkeit, die die alte lateinische theozentrische Liturgie total zerstörten und in den Schmutz einer häretischen und apostatischen Neukonzeption traten.
Die Wurzeln dieser metaphysisch-religiösen Katastrophen-Konvergenz, Liberalismus und Hominismus, individuell oder kollektiv, die Vernunft der selbstherrlich gefallenen Menschennatur sind nicht nur dem Wesen und Willen Gottes und Seiner konkreten, realen Weltordnung der Schöpfung und Offenbarung absolut entgegengesetzt, sie führen im letzten unausweichlich zum Agnostizismus und zum Atheismus. Der vom wahren römisch-katholischen Glauben abgefallenen  Amts- oder Konzilskirche samt ihrer Verräterbanden „Deutsche Bischofs-Konferenz“ (DBK) „Bund der Katholischen Jugend“ (BDKJ), und wie sie noch alle heißen mögen, stehen heute wenige entschlossene Gläubige entgegen, nachdem man die rechtgläubigen Priester und Bischöfe einem wahren Terror ausgesetzt hat, der an finsterste Zeiten der gottlosen Ideologien des Kommunismus und des National-Sozialismus erinnert. „Unsere Demokratie“ samt ihrer sich zu Tode reformierten Konzilskirche, die sich gemeinsam ihrer Toleranz und Liberalität gegenüber Wahn- und Irrlehren wie dem monotonotheistischen Mohammedanismus eines geisteskranken und mörderischen Beduinen rühmen, kennt gegenüber dem katholischen Widerstand, den es durchaus gibt, wenngleich auch noch in einer bislang nur mikroskopisch wahrnehmbaren Größenordnung, keine Gnade. Wir dürfen sie daher ohne Wenn und Aber zu unseren Feinden erklären, die man auch nicht lieben muß, sondern die es geistig zu bekämpfen gilt, und zwar auf durchaus konfrontative Art und Weise. Beginnen wir damit, daß wir bekennen, daß es nur eine absolute Wahrheit gibt, die sich in Jesus Christus inkarniert hat, und daß es nur eine wahre Religion gibt, die in der römisch-katholischen Kirche bis zum Tod von Papst Pius XII. in voller Blüte existierte.
Um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren, möchten wir zum Schluß noch auf den zweiten Band von Herrn Dr. Eberhard Heller, dem Redakteur der EINSICHT, „Am Ende der Nacht thront Gottes Wort. Eine Auseinandersetzung mit den Beschlüssen des II. Vatikanums“, erschienen 2025 im Gerhard Hess Verlag, hinweisen. Zusätzlich zu Anton Holzers Standardwerk wird der Leser auch hier ausführlich über die desaströsen und ebenso schädlichen wie schändlichen Entwicklungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgeklärt und vor allem über die Auseinandersetzung mit der verqueren inneren Logik der Traditionalisten der Priesterbruderschaft St. Pius X. unterrichtet. Zudem nimmt der Autor Stellung zu sedisvakantistischen Positionen und zum Verhältnis der „neuen“ und der „alten“ tridentinischen Messe aller Zeiten.

Werner Olles  

 
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