GARABANDAL
von
Dr. Hans Gliwitzky
Auf vielfältige Weise wurden wir in den letzten Wochen gedrängt, in
unserer Zeitschrift den 13.April 1972 als den Tag des vorausgesagten
großen Wunders in Garabandal anzukündigen.
In einem Flugblatt "Wiederkunft Christi am 13.4.1972 in Garabandal",
das bei Josef Bärtsch in CH-8155 Niederhasli, Niederglattstr.3 zu
beziehen ist, werden eine Reihe von Prophezeiungen, Hinweisen und
Anzeichen zusammengestellt. Daraus meint der Verfasser, eine "mystische
Wiederkuntt Christi", die er von der Wiederkunft Christi zum Gericht
unterscheidet, durch eine "sinnvolle Verknüpfung" der
"zusammengestellten Wahrheiten" und "logische Schlußfolgerungen" für
den 13. April dieses Jahres in Garabandal mit Sicherheit voraussagen zu
können.
Die vorgebrachten Prophezeinngen, Hinweise, Anzeichen usw., die für
diesen Termin in Anspruch genommen werden, reichen jedoch nicht hin, um
gerechtfertigterweise das Eintreten jenes Wunders für diesen Tag
einfach behaupten zu können. Daraus folgt natürlich nicht, daß wir uns
anmaßen, mit Gewißheit zu behaupten, es könne an diesem Tag nicht
stattfinden. Wenn man sich nicht auf einen unmittelbaren
Offenbarungsempfänger, der diesen Tag weiß, stützen kann, ist für eine
gesicherte Behauptung vollständige Kenntnis aller vernünftigen
Möglichkeiten und zureichende Gründe für den Ausschluß aller bis auf
eine erforderlich. Von einer solchen erschöpfenden Erkenntnis kann bei
dieser Verkündung des 13.4.1972 als Tag des vorausgesagten Wunders
keine Rede sein. Wir dürfen aber den Ungläubigen und Abgefallenen
unsere berechtigten Hoffnungen und Erwartungen nicht dadurch zum
Gespött preisgeben, daß wir sie mit willkürlichen Wunschvorstellungen
vermischen.
Von unseren Lesern, soweit sie unsere Zeitschrift nicht nur als
Informationsquelle ausbeuten, sondern unsere Überzeugung teilen, können
wir, vor allem aufgrund der eigentümlichen geschichtlichen Situation,
in der sie unsere Leser wurden, voraussetzen, daß sie über die
verschiedenen Erscheinungen unserer Zeit und insbesondere über
diejenigen von Garabandal genau unterrichtet sind. Hätten wir
inzwischen neue zuverlässige Nachrichten über Garabandal oder andere
Erscheinungen erhalten, so hätten wir diese selbstverständlich
mitgeteilt. Über eine Falschmeldung in der Presse über Garabandal haben
wir in EINSICHT, Nr.2 und 4, Seite 44 berichtet. - Anm.d.Red. Denn es
ist Pflicht jedes katholischen Christen, die "Zeichen der Zeit - zu
beachten; dies sollte keines Wortes bedürfen. Die unvoreingenommene
Beachtung der Zeichen ist aber nur eine der notwendigen Voraussetzungen
für die Rechtfertigung aus dem Glauben. Man muß diese Zeichen auch
verstehen, und dazu muß man wissen, wann man wirklich versteht. Um
dieses Wissen aber ist es schlecht bestellt. Der langgewohnte Verzicht
darauf, den Glauben zur Einsicht zu bringen, ist eine der tiefsten
Wurzeln der sogenannten Krise, in der wir stehen. Unsere ganze
Anstrengung muß daher unter Beachtung der Zeichen darauf ausgehen, das
Wissen darüber zu befördern, wann man nur meint und wünscht, wann man
hofft, wann man glaubt und wann man in Wahrheit weiß.
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