54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
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6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
„Er sah ihn und ging vorüber“ – Priester ohne kirchliche Sendung: das Legitimitätsproblem
 
„Er sah ihn und ging vorüber“ –

Priester ohne kirchliche Sendung: das Legitimitätsproblem

von
R. F. Schmidt
Fortsetzung und Schluss:


V.
Fazit:

1. Das Vorhaben der Wiederherstellung der Kirche bleibt weiterhin solange gescheitert, wie sich Priester daran nicht beteiligen: Es obliegt allein den Priestern selbst, den der-zeitigen, ganz und gar untragbaren Zustand des gänzlich hierarchielos und zusammenhanglos wirkenden Priestertums zu beenden und die Sichtbarkeit der hl. Kirche durch Wiedererrichtung der Hierarchie der Kirche wiederherzustellen und - nicht zuletzt - sich selbst, der Priesterschaft dadurch - und nur dadurch - ordentliche kirchliche Sendung zu verschaffen. Allein die Priester sind berechtigt und verpflichtet, die Kirche wiederherzustellen – aber was für eine furchtbare Verantwortung, solange sie sich dieser Verpflichtung nicht stellen: „Erscheine vor dem Herrn nicht mit leeren Händen.“ (Sirach 35, 4) Es ist das selbe Phänomen wie anlässlich der Christianisierung der rechtsrheinischen Germanenstämme: Zur Zeit des hl. Bonifatius versuchten etliche iro-schottische Mönche zwar mit guter Absicht und mit redlichem Bemühen, aber eben nur ‚auf eigene Faust’ die Christianisierung der heidnischen Germanenvölkerschaften - mit nur äußerst mäßigem Erfolg; ihre Namen sind der Nachwelt kaum erhalten geblieben. Erst der Angelsachse Wynfrith aus Wessex, Britanien, unser Bonifatius, der Apostel der Deutschen, hatte durchschlagenden Erfolg mit der Missionierung – nachdem er sich die kirchliche Sendung in Rom, nämlich von Papst Gregor II. sozusagen persönlich abgeholt hatte.

2. Dazu bedarf es Einsicht, Opfer- und Anstrengungsbereitschaft und Caritas.

- Einsicht, dass Untätigkeit im Bezug auf die Wiederherstellung der hl. Kirche schuldhaft ist: Das Petrusamt gehört zum Wesen der katholischen Kirche – und es ist eben nicht bloß schmückendes, aber letztlich verzichtbares Beiwerk, so dass man als Priester in dieser Zeit der hierarchielosen, der versprengten, der nicht sichtbaren hl. Kirche zur Tagesordnung übergehen könnte.

Die, die am Boden liegt, die heilige Kirche, ist nicht bei gesegneter Gesundheit, sie befindet sich nicht im Normalzustand. Und die hl. Kirche ohne Hierarchie ist selbst als Notbehelf eben nicht akzeptabel, sondern sie ist schwerstens, ja tödlich verwundet und bedarf deshalb dringendst außerordentlicher Hilfe: Diese Krankheit, die die hl. Kirche derzeit befallen hat, ist nicht als der gewöhnlich zu jeder Winterzeit einsetzende Schnupfen bloßer Sedisvakanz zu diagnostizieren: Sie ist nicht als schlichte, gewöhnliche Sedisvakanz einzustufen, wie sie immer wieder dann eintritt, wenn ein Nachfolger Petri, wenn einer, der Davids Thron inne hatte, abgetreten ist und ehe sein Nachfolger diesen Thron bestiegen hat. Diese Krankheit ist die Blutvergiftung der hl. Kirche, die zur Agonie geführt hat: Der Kopf und die Nervenbahnen sind abgestorben, die Glieder sind daher nicht mehr einander zugeordnet, der Leib wie zerstückelt. - Wir sind keine Sedisvakantisten – ein jeder von uns ist ein Teil der versprengten, der kümmerlichen Reste der hl. Kirche nach dem Großen Abfall, deren Pfarrer und Ortsbischöfe entweder verstorben oder in die Apostasie übergelaufen sind. Die Hierarchie der hl. Kirche muss unverzüglich wieder hergestellt werden.

- Einsicht, dass das Hoffen auf eine Rückkehr der Amtsträger der Konzilskirche zwecks Behebung der Krise abwegig ist: Es handelt sich um keine Krise! Wie längst vorausgesagt, ist „der Große Abfall“ eingetreten, der die Hierarchie der hl. Kirche und deren größten Teil weg- und mitgerissen hat. Welche Beweise der Apostasie sollen denn die Vorsteher jener Kirche des II. Vat. noch liefern, die sie nicht längst geliefert hätten?

Die Tagträumerei, der katholischen Kirche werde möglicherweise zu gegebener Zeit von mittlerweile einsichtig gewordenen Religionsdienern der Kirche des II. Vatikanums Hilfe zuteil werden, wie sie manch einem heimlich vorschweben mag, ist ein schlicht ungeheuerliches Hirngespinst: Jene Religionsdiener haben kein Amt innerhalb der hl. Kirche inne – „es ist nämlich unsinnig zu glauben, es könne jemand in der Kirche Vorsteher sein, wenn er selber außerhalb der Kirche steht…“ (aus dem Apostolischen Rundschreiben „SATIS COGNITUM“ Papst Leos XIII. Vom 29.6.1896) - Der Papst jener Kirche ist nicht Papst der hl. Kirche, die Ortsbischöfe jener Konzilskirche sind nicht Bischöfe der hl. Kirche und die Pfarrer jener Konzilskirche sind nicht Pfarrer der hl. Kirche.

Und sie können Ämter innerhalb der hl. Kirche niemals erlangen:
Die Bulle „Cum ex apostolatus officio“ Papst Pauls IV. vom 15.2.1559 (dem Wortlaut der deutschen Übersetzung nach zitiert aus Bullarium, Bd. 1, Luxemburg, 1727, S. 840 - 842) gehört ausweislich ihres Wortlauts - „zu ewigem Andenken“… „es ist niemandem erlaubt, dieses Schriftstück … zu verstümmelten oder vermessener Weise dagegen anzugehen…“ - zum außerordentlichen, unfehlbaren Lehramt der Kirche. Sie bestimmt: "Alle und jeder einzelne der Bischöfe, Erzbischöfe, Patriarchen, Primaten, Kardinäle… die bis jetzt vom Glauben abgewichen, in Häresie gefallen oder ins Schisma geraten sind oder derlei hervorgerufen oder verschuldet haben… oder auch in Zukunft abweichen…, gehen von selbst (eo ipso), ohne irgendeine rechtliche oder faktische Amtshandlung ihrer Ämter und Bischofssitze… sowie ihrer Kardinalswürde verlustig. Sie verlieren ebenfalls das aktive und passive Wahlrecht und jedwede Autorität… Zu keiner Zeit können sie in ihre früheren Ämter wieder eingesetzt werden… sie können nicht wieder eingesetzt, reintegriert oder rehabilitiert werden…“

Zudem konnten und können die nach dem Ritus der Kirche des II. Vatikanums Geweihten die Bischofsweihe oder die Priesterweihe nicht wirksam empfangen: Es handelt sich um Bischöfe und Priester der Kirche des II. Vatikanums, deren Priestertum genauso wahrhaft besteht, wie das eines protestantisch-lutherischen Bischofs oder das eines anglikanischen Pastors.

Die, die revolutionär „ein neues Pfingsten“ - ein neues Glaubensgebäude -, eine neue Messe, neue Sakramente, eigene Weiheriten und neue Vorsteherämter und eine neue Konzilskirche schufen, die aufgehört haben, hinaus in alle Welt zu gehen, um alle Völker zu taufen und sie alles zu lehren, was Christus geboten hat, die sich mit allen Religionen und all deren Göttern aussöhnen – aber keineswegs mit der wahren Kirche und dem wahren Gott - können eben niemals Petrusnachfolger sein. Daher kann es keinen Zerstörer auf dem Papstthron geben, der zwar Papst „materialiter“ ist, aber nicht Papst „formaliter“. Anderslautende Theorien, mögen sie noch so gelehrt und kompliziert, pardon: komplex erscheinen, sind nicht komplex, sondern perplex, also widersprüchlich und widersinnig und daher nicht katholisch, sondern bestenfalls ein Konstrukt der Ratlosigkeit: Die durch und durch irre These vom Papst „materialiter, aber nicht formaliter“ ist ein Frontalangriff auf das folgerichtige Denken – und sie ist schiere Häresie:

Papst-sein ist genauso wie Schwangersein ein Zustand. Aber dieser Zustand ist eben ein unteilbarer: Man kann nicht „in gewisser Hinsicht“ schwanger sein und in „anderer Hin-sicht“ nicht schwanger sein: Man ist entweder schwanger oder Papst oder man ist es nicht. Das Konstrukt einer Schwangerschaft „materialiter, non formaliter“ wäre ein ge-lehrt erscheinendes Hirngespinst oder eine faustdicke Täuschung. - Eine Scheinschwangerschaft ist genau das nicht, was sie zu sein scheint: sie ist keine Schwangerschaft.

Und was der Vernunft widerspricht, widerspricht selbstverständlich ebenso sehr der feststehenden Lehre der hl. Kirche; die eben zitierte Bulle „Cum ex apostolatus officio“ Papst Pauls IV. vom 15.2. 1559 bestimmt nämlich weiter:
„Wir fügen hinzu, daß … selbst (wenn) ein Römischer Pontifex (Papst), der vor seiner … Wahl zum Römischen Pontifex (Papst) vom katholischen Glauben abgewichen, in eine Häresie gefallen oder ins Schisma geraten ist oder derlei hervorgerufen und verursacht hat, seine … Wahl, auch wenn sie in Eintracht und mit der einmütigen Zustimmung aller Kardinäle erfolgt ist, null und nichtig und wertlos ist. Sie kann … auch nicht durch die Inthronisation des Römischen Pontifex selbst oder durch Huldigung oder durch den ihm von allen geleisteten Gehorsam, wie lange er auch gedauert haben mag, als gültige geworden bezeichnet werden, noch Gültigkeit erlangen, noch als gültig in irgend einem Teilbereich angesehen werden.“

Das heißt im Klartext: Wenn der Papstkandidat wegen seiner früheren Abweichung vom Glauben der hl. Kirche nicht als Papst wählbar ist, wenn er also nicht „papabile“ ist, dann kann er unmöglich das Papstamt mittels seiner Person ausfüllen. Und selbst wenn er in ordnungsgemäßem Konklave gewählt wurde, und selbst wenn dieser Scheinpapst sich zehnfach Papstkleider übereinander stülpt, und selbst wenn ihm alle Welt jahrzehntelang als Papst gehuldigt und zugejubelt hat, ist und bleibt er dennoch bloßer Scheinpapst: Er kann deswegen auch nicht Papst in irgend einem Teilbereich sein - er kann deswegen auch nicht in „gewisser Hinsicht“ Papst sein, er kann also nicht Papst „bloß materialiter“ sein. Die These des sog. „Sedisprivationismus“, der mit der abwegigen Idee von der Möglichkeit des Papstseins von Scheinpäpsten „in gewisser Hinsicht“ als Päpste „materialiter“ sein Spiel treibt, ist ein höchst verwerflicher Weg abseits der Lehre der hl. Kirche und gleich auf fünffache Weise schändlich:

a. Wider die Vernunft wollen sie den unteilbaren Zustand des Papstseins spalten: „materialiter“ bejahen, „formaliter“ hingegen verneinen.

b. Sie verleugnen damit notwendigerweise zu allererst die Wahrheit, weil sie jedenfalls „in gewisser Hinsicht“ den bloßen Schein des Papst-seins gegen die Tatsache des fehlen-den Papst-seins stellen und dadurch unerlaubt diesem Schein Gewicht, Beachtung, Argumentationskraft beimessen.

c. Sie setzen sich in Widerspruch zur Lehre der hl. Kirche, den Aussagen der dem unfehlbaren Lehramt der Kirche zuzurechnende Bulle „Cum ex apostolatus officio“ Papst Pauls IV. vom 15.2. 1559. Außerdem sind diese Bestimmungen Teil des geltenden Kirchenrechts: Kanon 2314 § 1 Nr. 1 CIC bestimmt: „Apostaten, Häretiker und Schismatiker verfallen“... „der Exkommunikation.“ Und Kanon 2265 § 1 CIC lautet auszugsweise: „Für alle Exkommunizierten gelten“ ... “folgende Verbote.“ ... „Nr. 2: Sie können keine“ ... “Ämter“ ... “erlangen“: – Der häretische Papstkandidat kann also das Papstamt nicht erlangen!

Der Papstkandidat, der wegen vorangegangener Häresie inpapabile ist, ist gerade keine für die Form des wahren Papstseins taugliche Materie: Er ist also genau das nicht, was sie behaupten: „Papst materialiter“. Und was nützt der hl. Kirche die Tatsache, dass ein in ungültiger Wahl Erwählter zwar grundsätzlich wählbar, „papabile“ ist, weil er selbst vor seiner Scheinwahl zwar weder in Häresie gefallen war, noch sich an simonistischen Umtrieben beteiligt hatte, aber seine Wahl in ungültiger Weise erfolgte – und er deswegen eben nicht Papst ist? – Gar nichts!

d. Weil die Wählenden und der Gewählte den Schein der gültigen Papstwahl und des gültigen Papstseins gesetzt hätten, blockiere diese Wahl jedenfalls die zur Besetzung des päpstlichen Stuhls notwendige Wahl eines wahren Papstes. Sie behaupten, ein Papst, den alle Welt als Papst ansehe, sei doch „irgendwie“, „in gewisser Hinsicht“, jedenfalls „materialiter“ Papst. Deswegen könne man nun „rein gar nichts unternehmen!“ – Sie wählen den bequemen Weg des angeblich gebotenen Nichtstuns: Zu Recht nehmen sie für sich in Anspruch, hirtengleich wirken zu dürfen aufgrund supplierter Jurisdiktionsgewalt. Aber im Bezug auf den Wiederaufbau (der Hierarchie) der hl. Kirche wollen sie sich „nicht einmischen“ und lieber „alles dem lieben Gott überlassen“. Genau durch diese falsche, ihre Verweigerung eben nicht rechfertigende Haltung blockieren sie den Wiederaufbau der hl. Kirche.

e. Durch ihren häretischen Standpunkt verführen sie andere zur Aufgabe des Glaubens an die Wesensmerkmale der Stiftung unseres Erlösers, an die bis zum Ende dieser Welt dauernde Unüberwindlichkeit der hl. Kirche: Anstatt die letzten Gläubigen zu stützen und zu stärken, nehmen sie ihnen jegliche Hoffnung auf die Wiederherstellung der hl. Kirche. - Da dürfe man ja nun bis St. Nimmerlein „rein gar nichts machen!“

Wer hingegen verstanden hat, dass die Konzilskirche nicht mit der katholischen Kirche identisch ist, kann in dieser apostatischen Gemeinschaft als deren Oberhaupt nur einen weiteren Heerführer der Apostasie, aber eben keinen Papst der katholischen Kirche er-warten; auch nicht einen Papst „in gewisser Hinsicht“, einen Papst zwar nicht de jure, nicht „formaliter“, wohl aber bloß – aber immerhin – „materialiter“. 

- Einsicht, dass das Schielen auf eine Ein- und Umkehr der Körperschaft jener frommen Brüder, die ihre eigene Gemeinschaft im Dunstkreis der Konzilskirche betreiben, und Einsicht, dass das Hoffen auf die Hilfe aus dieser Gemeinschaft heraus zur Beendigung der Krise völlig irrsinnig ist:

Jene Gemeinschaft mag sich als Rettungsinstitution der katholischen Kirche wähnen. Tatsächlich aber ist sie nicht nur fahnenflüchtig, sondern sie verführt ihre Anhänger zum Aufbegehren gegen die hl. Kirche, und zwar „nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitten, sondern auch in dem, was zur Ordnung und Regierung der über den Erdkreis verbreiteten Kirche gehört“. Und sie verfolgt die letzten, versprengten Reste der katholischen Kirche dort massiv, wo sich die Gelegenheit dazu bietet: als die mit ihren üblen Ansichten ansteckenden, gräulich irrenden Sedisvakantisten.

Und: Jene Gemeinschaft der sog. frommen Brüder ist nicht einmal, sondern sie ist wieder und wieder und wieder und wieder und immer wieder auf ihre antikatholische Haltung hingewiesen worden: Von wem? - Genau aus den Reihen dieser durch und durch verlorenen, versprengten Reste der üblen Sedisvakantisten! Der in dieser Gemeinschaft der frommen Brüder herrschende Geist der Abneigung gegenüber diesen kümmerlichen Resten der katholischen Kirche hat also durchaus seine Ursache: Die Wahrheit ist, weil sie sich so unbequem, so penetrant und so kategorisch bemerkbar macht, wirklich von Grund auf widerwärtig! Der Vereinigungszweck dieser Gemeinschaft der frommen Brüder ist eindeutig gegen die hl. Kirche gerichtet: Dieser Hass auf die kümmerlichen Reste der heiligen Kirche aber setzt die grundsätzliche Entscheidung der dort Ton angebenden Personen gegen das „Widerwärtige“ – gegen die heiligen Kirche - unter Beteiligung des Herzens, nämlich unter machtvoller Betätigung der emotionalen Energien voraus. In dieser Gemeinschaft scheint vordergründig die schöne heile Welt des Katholizismus gesichert, sofern man sich nur von den bösen Einflüsterungen der üblen Sedisvakantisten fernhält und denen kein Gehör schenkt, nach deren Behauptung in jener Gemeinschaft gerade keine Rettung vor dem Irrglauben und vor dem Abfall zu erwarten ist, weil sie einerseits der Apostasie hinterher hinkt und weil sie andererseits das Aufbegehren gegen das Petrusamt zum religiösen Freiheitsrecht erklärt hat - und damit gleich auf zweierlei Weise das Wesen der hl. Kirche verhöhnt.

Diese Körperschaft hat wieder und wieder und wieder und immer wieder erklärt, dass sie den Sedisvakantismus nicht billigt und nicht duldet, weil doch der Stuhl Petri derzeit keineswegs unbesetzt sei. Sie besitzt also ihren Papst, auch wenn sie ihm hier und dort „eine lange Nase dreht“. Und weil sie ihren Papst bereits hat, gehört sie dessen Kirche, der Kirche des sog. II. Vatikanums an. Jene Vereinigung der frommen Brüder als manifest von der katholischen Kirche abgewendete und der Kirche des II. Vatikanums anhängende Gemeinschaft wird sich daher an der Geburt eines Papstes der katholischen Kirche zwecks Wiederherstellung der Hierarchie der heiligen Kirche unter keinen Umständen beteiligen!

Und: Es ist durchaus fraglich, ob sich die ihr Anhängenden überhaupt an der Wiederherstellung der (Hierarchie der) hl. Kirche beteiligen dürfen: „Wer zu einer a-katholischen Religionsgenossenschaft formell übertritt oder sich ihr (ohne formellen Übertritt) öffentlich anschließt, der ist damit ohne weiteres von Rechts wegen infam.“ (Kanon 2314 § 1 Nr. 3 CIC)

Und: „Wer mit der infamia iuris behaftet ist (also von Rechts wegen, nämlich unmittelbar durch die Tatbegehung und ohne folgenden kirchlichen Urteilsspruch mit der Infamie belegt ist), ist zunächst irregulär nach Kanon 984 Nr. 5. Außerdem ist ein solcher unfähig,“... “Ämter oder Würden zu erlangen“... „oder andere kirchliche Rechte oder Dienste auszuüben.“ (Kanon 2294 § 1 S. 1 und 2 CIC) – Und die Wahl des nächsten Papstes samt der dazu nötigen Vorbereitungen, samt der vorausgehenden Wahl der Not-Kardinäle ist wahrhaftig ein kirchlicher Dienst.

Diese Strafe der von selbst mit der Tatbegehung eintretenden Infamie ist allerdings an zwei Voraussetzungen geknüpft, die eng ineinander spielen:

a. Die Gesetzesübertretung muss dem Delinquenten sittlich angerechnet werden können (Kanon 2195 § 1, lit. b CIC) - er muss sie mit Vernunft und freiem Willen begangen haben. Die Tat muss in dem Bewusstsein ausgeführt werden, dass der Handelnde sich dadurch einer nicht katholischen Religionsgemeinschaft anschließt. Daran wird es wohl bei vielen fehlen: Die bisher nicht gekannte Katastrophe des Großen Abfalls stellt des-halb ein so unerhörtes Ereignis dar, weil sie die Hierarchie der hl. Kirche vollständig mitgerissen hat. Dieses Ereignis und die sich deswegen aufdrängende Fragestellung – wo ist die Kirche nun abgeblieben? – hat unter denjenigen, die katholisch bleiben wollten, die Verwirrung und Verirrung komplettiert. Vor allem die Jüngeren der in jener Körperschaft befindlichen Priesterkandidaten haben sich möglicherweise in guter Absicht auf die vermeintlich sichere Planke des scheinbar das Urkatholische garantierenden Erzbischofs gerettet und ihm und seinen Nachfolgern im Leitungsamt dieser Religionsgemeinschaft blind vertraut: Ihnen ist auf Grund ihrer späten Geburt möglicherweise das Wesen der katholischen Kirche, ihre Unfähigkeit zur Irrlehre, nicht mehr anschaulich vermittelt worden. Sie konnten daher mit den Phrasen jener frommen Brüder von einem Papst, dem man dort nicht folgen müsse, wo er Apostatisches lehre und gebiete, auf Grund dieser Unkenntnis wohlfeil abgespeist werden.
Nach dem Kirchenrecht (Kanones 2218 § 2, S. 1, 2217 § 1 N. 2 S. 2 CIC) gehen daher alle diejenigen straffrei aus, die für diese Tat entweder gar nicht oder jedenfalls nicht in schwerem Maße verantwortlich sind; dies gilt auch für die mit der Tatbegehung von selbst eintretenden Strafen, wie der Infamie.

b. „Wer sich einer a-katholischen Religionsgenossenschaft (ohne formellen Übertritt) öffentlich anschließt, der ist damit ohne weiteres von Rechts wegen infam.“ (Kanon 2314 § 1 Nr. 3 CIC)  Dieses Urteil setzt voraus, dass jemand, der zuvor innerhalb der katholischen Kirche stand, sich einer a-katholischen Religionsgenossenschaft anschließt. Diese zur Auslösung der Infamie erforderliche Abwendung vom katholischen Glauben wird bei diesem oder jenem, der sich jener Gemeinschaft von Econe angeschlossen, dort die theologischen Studien betrieben hat und zum Priester geweiht wurde, fehlen: Die so Irregeführten trifft die Strafe der Infamie nicht, weil sie eben nicht, aus der katholischen Kirche heraustretend, sich einer a-katholischen Religionsgemeinschaft angeschlossen haben. Dieser Personenkreis wollte möglicherweise aufrichtig und mit gutem Willen katholisch sein und bleiben, aber als Kinder der unerhörten Wirren nach dem allmählichen Wegsterben oder Überlaufen der Hierarchie der hl. Kirche in die Apostasie war deren Glaube weder gefestigt noch – in vollem Umfang – rechtgläubig: Nur dem Wunsch nach waren sie rechtgläubig, tatsächlich aber standen sie nicht im Glauben. Sie alle haben die Unfähigkeit zur Irrlehre, sie haben das Wesen der katholischen Kirche verkannt, jedenfalls nicht den daraus notwendig folgenden Schluss gezogen:

Christus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben". Er hat die Kirche als Lehrerin und - irrtumsfreie - Hüterin der Wahrheit eingesetzt, "alles zu lehren, was ich euch gelehrt habe". Er hat (das) Petrus(-amt) als das Felsenfundament der Kirche eingesetzt: Lehrte Petrus gegen die Lehre der Kirche, würden entweder Petrus oder die Kirche oder beide irren - keines davon ist möglich: Irrt die Kirche, ist sie nicht die Hüterin der Wahrheit, ist sie nicht die Kirche Christi, sondern eine andere Kirche. Irrt Petrus, würde er als Fundament der Kirche diese in Irrtum führen: Irrt aber die Kirche, ist sie nicht die Hüterin der Wahrheit, ist sie nicht die Kirche Christi, sondern eine andere Kirche. Und: Irrt Petrus, wäre er nicht seinem Wesen nach das Fundament der hl. Kirche, der Hüterin der Wahrheit, sondern er wäre institutioneller Stolperstein: sein Amt gehörte abgeschafft.

Wenn also der eine oder der andere von diesen irre geleiteten Brüdern, der in diesen Zirkel der frommen Brüder geraten ist, sich besinnt und sich ernsthaft und unter dem öffentlichem Bekenntnis seines abgelegten Irrtums von jener Vereinigung trennt und sich der derzeit zertrümmerten katholischen Kirche anschließt, dann sei diesem Bekehrungswunder von ganzem Herzen gedankt. Bekehrungen sind persönliche Willensakte jeder einzelnen Person – und keine den einzelnen bindenden Mehrheitsentscheidungen innerhalb eines Kollektivs: Niemand ist deshalb wahrhaft Jünger Christi, nur weil seine Nachbarn es so bestimmen.

Aber die Hoffnung, Gott werde nicht nur diesen oder jenen Einzelnen seiner Gegner durch Ablösen aus jenem gottfernen Kreis und durch die Wiedereingliederung in die hl. Kirche bekehren, sondern er habe gefälligst gleich die ganze Vereinigung seiner Gegner an sich in die Knie zu zwingen, indem er kurzer Hand den gottfeindlichen Vereinigungszweck in sein Gegenteil verkehre, ist die Wiedergeburt des Glaubensirrtums des Origenismus: Die Gewissensentscheidungen jeder einzelnen Person seien in Wahrheit doch nicht so folgenschwer, sondern jedenfalls auf lange Sicht folgen- und belanglos, ja beliebig, weil alles, alles zum guten Schluss doch noch irgendwie gut werde, und nichts, aber auch gar nichts der eigenen Willensentscheidung – zum Guten wie zum Bösen – bleibend anheim falle. Das ist der Glaube an die Allerlösung. Das ist die Leugnung der Willensfreiheit des Menschen in Form der Erklärung des Willens als letztlich unbeachtlich. Das ist von Grund auf unvernünftiges, anmaßendes Pochen auf die Güte Gottes unter Leugnung seiner Gerechtigkeit und vor allem: das Leugnen der Zweckbestimmung des Menschen, da zu sein, um sich – durch die als Person getroffenen eigenen Entscheidungen - für Gott zu entscheiden.

Noch einmal: Diese ihrer Natur nach gegen die hl. Kirche gerichtete Gemeinschaft der frommen Brüder ist ganz und gar verbrannte Erde: Nichts kann aus ihr zum Licht wachsen und erblühen, was sich nicht zugleich von diesem Zirkel radikal losgesagt und getrennt hat. Diese Vereinigung wird sich unter keinen Umständen als Gemeinschaft an der Wiederherstellung der heiligen Kirche beteiligen – weil sie abseitiger Teil der Gegenkirche, der Kirche des II. Vatikanums ist. Sie mit ihrem beschwichtigenden, haltlosen Gerede von der Krise betätigen sich als Helfers-Helfer der Apostasie: Zuzuwarten und auf die Hilfe jener Gemeinschaft zu hoffen, bedeutet Verweigerung des Dienstes an der Wiederherstellung der heiligen Kirche.

- Einsicht, dass das Argument der derzeit völlig unmöglichen Rettung der Kirche wegen zu kleiner Zahl bereiter Helfer von übergroßer Torheit zeugt: Die Kirche ist der Leib Christi.

1. Soweit es die Gläubigen betrifft, sind diese bedürftig und Fehler behaftet, sie können schlechte Früchte bringen: „In der streitenden Kirche gibt es nun zwei Klassen von Menschen, die Guten nämlich und die Bösen; und zwar nehmen die Bösen an denselben Sakramenten teil, bekennen auch denselben Glauben wie die Guten, sind ihnen aber in Leben und Sitten unähnlich“ (Römischer Katechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient, übers. nach der zu Rom 1855 veröffentl. Ausg., Petrus-Verlag, Kirchen/Sieg, 1970, S. 76) Sie können sich sogar vom Weinstock trennen. Hier gilt die Aussage des Gleichnisses vom Unkraut im Acker: Die Kirche hat von ihren eigenen Mitgliedern Leid zu erfahren und zu erdulden.

2. Soweit es die Institution, die Heilsanstalt Kirche selbst und deren Lehr-, Hirten und Priesteramt betrifft, ist sie die "makellose Braut", Jerusalem, Sion, David, "Sein Diener", der "‚Knecht des Herrn": „Ihr Männer, liebet eure Frauen, so wie Christus die Kirche geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, indem er sie reinigte im Wasserbade durch das Wort (des Lebens). Herrlich wollte er die Kirche für sich selbst darstellen, ohne Makel, ohne Runzel oder andere Fehler; heilig sollte sie vielmehr sein und ohne Fehl.“ (NT, Epheserbrief 5, 27); „An dir ist alles schön, du, meine Freundin, und kein Makel ist an dir. Du brächtest mich vom Libanon, du meine Braut, ja von dem Libanon zurück. Du führtest mich zurück vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Sanir und Hermon, von Löwenwohnungen sogar, von Pantherbergen her. Du hast mich des Verstands beraubt, du, meine Schwester, meine Braut. Du hast mich des Verstands beraubt, allein durch einen einzigen Blick, durch eine einzige Wendung deines Halses. Wie süß ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut!“ (AT, Hohes Lied 4, 7 – 10).

3. Soweit es aber schließlich das Haupt dieser hl. Kirche, Christus, betrifft, ist ER GOTT und Mensch zugleich, und damit ist die hl. Kirche nicht nur göttlichen Ursprungs, sondern zugleich auch göttlichen Wesens, göttlicher Natur: „Und er erschauerte und sprach: Wie schauervoll ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und jenes ist die Himmelspforte.“ (AT, Genesis 28, 17); „ICH selber habe MEINEN König eingesetzt zu Sion über MEINEN heiligen Berg. – Des Herrn Entschließung will ich künden; ER sprach zu mir: DU bist MEIN Sohn; ICH habe heute DICH gezeugt.“ (AT, Psalm 2, 6 und 7)

Die streitende Kirche wurde also stets, und sie wird – gegen allen Anschein – auch derzeit und sie wird in Zukunft durch ihr Haupt, Christus, geleitet. Gott macht dem Dünkel des Goliath, den Armeen des Pharaos ein Ende, und das Verlorene hebt er auf. GOTT veranstaltet keine Kaffeefahrten, deren Durchführung von einer ausreichenden Anzahl von Anmeldungen abhängt: ER braucht zur Durchsetzung seines Willens weder Menschen als Helfer, noch setzt seine Hilfe Mindestteilnehmerzahlen voraus: Und selbst wenn das Absuchen der Kontinente nur sieben Piester herbeiführte, die dem Aufruf zur Sammlung, zur Wahl und damit zur Entsendung der Not-Kardinäle folgen sollten, während alle übrigen Priester abseits stehen und sich nicht dem Unsinn der Wiederherstellung der derzeit kopf- und führungslosen Kirche abgeben sollten, und selbst wenn dieses Häuflein der Sieben unter sich Not-Kardinäle erwählte, und dann diese Not-Kardinäle ihrerseits den nächsten Papst wählen, dann ist jener Gewählte mit dem „accepto“ wahrhaftig der nächste Petrus, der nächste Herrscher auf Davids Thron: „Mit Annahme der gültig vollzogenen Wahl erlangt der Papst kraft göttlichen Rechtes die höchste und vollständige Jurisdiktionsgewalt.“ (Kanon 209 CIC). Gültig ist diese Wahl ohne jeden Zweifel, eben weil die Einheit der heiligen Kirche dadurch gewahrt blieb: Weil die hl. Kirche zu jenem Zeitpunkt nur über diese sieben Kleriker – aber eben auch keinen weiteren - verfügte, während all die Übrigen zwar mit der Würde des Priestertums ausgestattet gewesen sein mögen, aber sich zu jener Zeit nicht der heiligen Kirche zur Verfügung gestellt hatten und genau dadurch dokumentierten, dass sie nicht Priester der heiligen Kirche waren, weil sie nicht für die Kirche, nicht innerhalb der Kirche, sondern abseits, außerhalb der Kirche standen.

- Einsicht, dass Gott keinen Papst zwecks Restauration der Hierarchie der hl. Kirche vom Himmel regnen lassen wird, nur weil die zur Wiederherstellung der Kirche Berufenen sich insoweit blind, einsichtslos, taub, unwillig oder überängstlich verhalten. Er wird nötigenfalls den Säumigen auf die Sprünge helfen - besser, GOTT nicht weiter ‚die kalte Schulter’ zu zeigen und ihn nicht durch schuldhafte Untätigkeit weiter herauszufordern; besser, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen!

- Einsicht, dass der oben aufgezeigte Weg der Restauration der hl. Kirche im Wege der Notwahl tatsächlich ‚alternativlos’ ist. Er ist der einzige Weg, um die sicher notwendige und die sicher erfolgende Restauration der hl. Kirche mit Gottes Hilfe zu bewirken.

- Einsicht, dass die Priester allein es sind, die auf den Wiederaufbau der Hierarchie der hl. Kirche hinwirken müssen.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter hinkt insoweit, als ein bloßer Samariter, eine Laienbewegung etwa zur Rettung der hl. Kirche, und sei sie um den Kranken auch noch so bemüht und besorgt, ganz und gar unfähig ist, die Hierarchie der hl. Kirche wieder zu errichten: Diesem Kranken können und müssen ausschließlich die Gesalbten des Herrn die Krankheit der Kopf- und der Hierarchielosigkeit der hl. Kirche kurieren – und kein Laie darf sich überhaupt in diese Operation einmischen. Und selbst die Kunst eines oder mehrerer Ärzte ist für die Behandlung dieser Krankheit völlig unzulänglich: Nur die gemeinsamen Bemühungen der Ärzteschaft, die dieser kranken Anstalt zuzurechnen ist, kann und wird den Kranken heilen und die Krankheit der Kopf- und der Hierarchielosigkeit der hl. Kirche vertreiben. Möge den Gesalbten der (Bekenner-)Mut gegeben werden, unverzüglich und ohne Widerwillen das Notwendige zu unternehmen. Wenn sich aber erst einmal Priester beteiligen, kann das Vorhaben nicht scheitern; scheitern werden nur diejenigen, die ihre Mitwirkung daran versagen!

- Einsicht, dass die der heiligen Kirche zugehörigen Priester nur daran zu erkennen sind, dass sie ernsthaft durch Wort und nachweisbar durch Taten das der Kirche derzeit abhanden gekommene Merkmal der Sichtbarkeit und Einheit durch Wiederherstellung deren Hierarchie zurück erstreben und erarbeiten: Sie müssen sich dem Wohle der hl. Kirche wegen zum Zwecke der Wahl eines Papstes zusammenschließen! Wer die tägliche Seelsorge verrichtet, sich sonst aber aus allem heraushält, was der Wiederherstellung der Hierarchie der hl. Kirche dienlich sein könnte, wer ungeachtet des Erfordernisses der Einheit der hl. Kirche keinen Kontakt zu Mitbrüdern hält, die sich um die Wiedererrichtung der Hierarchie der Kirche bemühen, hat seinen Weg ins Schisma genommen - Kanon 1325 § 2 S. 3 CIC lautet insoweit: „Ein Schismatiker kann jemand …werden: … dadurch, daß er sich weigert, mit den Gliedern der Kirche, die den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen, eine Gemeinschaft zu haben.“

- Anstrengung, weil die Wiederherstellung der Hierarchie der hl. Kirche die Sammlung der Priester zum Zwecke der Wiederbesetzung des Stuhles Petri, des Throns Davids voraussetzt. Ich behaupte nicht, dass die hl. Kirche derzeit gänzlich und unwiederbringlich zerstört sei: Dieses unter der Flagge und dem Eigentum Christi, seines Erbauers laufende Schiff, dessen jeweiliger oberster Steuermann mit Annahme der Wahl vom Schiffseigner persönlich in dieses Amt des Steuermanns eingesetzt wird, ist nicht untergegangen. Es schwimmt auch derzeit weiterhin auf dem Meer - allerdings ohne Steuermann und in einzelne Planken und Masten zerlegt und über die See verstreut. Der von seinem Erbauer gesetzte Zweck dieser Planken, Balken und Masten besteht aber gerade nicht darin, loses Treibholz zu sein, sondern ‚das eine Schiff’ zu sein mit der einen Bestimmung, massenhaft teure, überaus teure Fracht, genau so teuer, dass sein Erbauer sein Leben für diese Fracht hingab, aufzunehmen und diese Fracht rasch und sicher an ihren von ihrem Erbauer bestimmten Zielort zu befördern. Es ist einzig und allein Aufgabe und zugleich heilige Pflicht der Schiffsleute, dieser Heuerleute des Großen Schiffsbauers und Eigners, die Planken und Balken wieder ihrer Bestimmung zuzuführen, sie zu sammeln und den Mast zu setzen und dadurch diese Hölzer wieder zu dem Boot zusammen-zufügen, das es dem Bauplan seines Stifters nach zu sein hat. Erst dann kann das Schiff seiner von seinem Schiffseigner gesetzten Bestimmung gemäß erneut teure Fracht in Hülle und Fülle aufnehmen, die Segel setzen und schnelle und sichere Fahrt zu seinem, vom Eigner bestimmten Hafen aufnehmen. Diese Zimmermannsarbeit der Rekonstruktion nach dem vorhandenen Bauplan bedeutet selbstverständlich Anstrengung und Überwindung: allerdings lohnende, unvorstellbar lohnende Anstrengung:
- „Horch! Aus der Stadt Getöse. Vom Tempel her Getöse! Horch nur! Der Herr zahlt seinen Feinden heim. Bevor noch die Wehen kommen, ist schon die Geburt erfolgt; bevor noch Schmerzen kommen, ist der Knabe da. Wer hörte je, wer sah dergleichen? Dauern Wehen für ein Land nur einen Tag? Wird sonst ein Volk in einem Augenblick geboren? Doch kaum ist Sion wehe, sind seine Kinder da. "Ja sollte ich nicht zur Geburt verhelfen und gebären lassen?" So spricht der Herr. "Ja sollte ich, der ich gebären lasse, selbst das Gebären hemmen?" So spricht dein Gott. Erfreut euch mit Jerusalem! Frohlocket mit ihm allesamt, die ihr es liebt! In großer Freude freut euch mit ihm, die ihr darüber trauert! Denn satt dürft ihr an seines Trostes Mutterherz euch trinken. Ihr dürfet trinken, euch erlabend, an seiner schweren Brust. Denn also spricht der Herr: "Ich lenke stromgleich Wohlfahrt zu ihm hin und einem Wildbach gleich der Heiden Schätze. Ja, trinken sollt ihr, getragen werden auf den Hüften und auf den Knien spielen. Wie einen Knaben, den die Mutter tröstet, so werde ich euch trösten, und in Jerusalem sollt ihr getröstet sein." Erfahrt ihr dies, als dann erfreut sich euer Herz. Mark strömt in die Gebeine ein wie Saft in grünes Gras. Des Herren Macht wird offenbar an seinen Dienern, sein Zorn an seinen Feinden. Denn seht! Im Feuer kommt der Herr und seine Wagen wie im Sturme, in Hitze auszuhauchen seinen Zorn und seinen Grimm in Feuersflammen. Denn richten wird der Herr mit Feuer, mit seinem Schwerte alles Fleisch, und zahlreich sind des Herrn Erschlagene.“ (Isaias 66, 6 – 16),

Anmerkung:

„Bevor noch die Wehen kommen, ist schon die Geburt erfolgt; bevor noch Schmerzen kommen, ist der Knabe da“:

Die Regierungs- und Leitungsgewalt in der Kirche, allein vom Papst ausgehend, - der sog. Jurisdiktionsprimat; „Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben“; „weide meine Schafe, weide meine Lämmer“ - wird durch die Wahl und das „accepto" (ich nehme (das mir per Wahl angetragene Amt) an) - eines neuen Papstes wiederhergestellt: Die volle und höchste Gewalt erhält der rechtmäßig gewählte Papst nach göttlichem Rechte sofort mit Annahme der Wahl. (vergl. Kanones 109 § 3,  219 CIC): Schon – in diesem einem Augenblick des „accepto (ich nehme (das mir per Wahl angetragene Amt) an)“- „ist die Geburt erfolgt“ und schon – in diesem einem Augenblick - „ist der Knabe (auf dem Thron Davids) da“. Hier ist der Vorgang der Wahl des nächsten Papstes nach der schier endlosen Vakanz infolge des Abfalls der Hierarchie und des nur mit Leichen besetzten Apostolischen Stuhles der apostatischen Konzilskirche fokussiert.

 „Wird sonst ein Volk in einem Augenblick geboren? Doch kaum ist Sion wehe, sind seine Kinder da“:
Was aber hat das Erscheinen des Knaben mit der 2Geburt des Volkes" zu tun? Sion liegt in Wehen, denn nicht nur der "Knabe" wird geboren, sondern gleich ein ganzes Volk.
Ohne fortdauerndes Papstamt keine fortdauernde ordentliche Jurisdiktion in der Kirche; ohne ordentliche Jurisdiktion, keine ordentliche Sendung; ohne fortdauernde ordentliche Sendung keine Ordnung und keine Gemeinschaft und keine Sichtbarkeit der Una Sancta. Nach ihrer von Christus, ihrem Gründer und ihrem Haupt  gegebenen Verfassung wird die Kirche auf Erden vom Vikar Christi, seinem Stellvertreter, dem Bischof von Rom geleitet; ein Hirt und eine Herde: Mit der Einsetzung eines (wahren) kommenden Papstes ist damit das lebendige Lehramt, das lebendige Hirtenamt und das Priesteramt, ist die Jurisdiktionshierarchie der Kirche, ist die Hierarchie der Kirche vollständig wiederhergestellt, ist die hl. Kirche wieder - als Einheit, als die una sancta - sichtbar, ist endlich „das Volk“ – als das eine Volk - in diesem einem Augenblick „geboren“.
Notwendigerweise, ihrem Wesen gemäß kann und wird die Kirche daher vor dem Ende dieser Welt auch in ihrem Wesen nicht dadurch verändert werden, so dass sie bei dauerhaft zerstörter kirchlicher Hierarchie künftig als bloße „Laienkirche“, dass sie als kopf- und führungsloser Torso fortbesteht.

Entgegen jener unter den Sedisvakantisten verbreiteten Meinung beharre ich mit allem Nachdruck auf dem Standpunkt, dass auch die Menschen in der Endzeit nicht ohne die hl. Kirche, und also nicht ohne Priestertum, nicht ohne Weihehierarchie, aber eben auch nicht ohne Jurisdiktionshierarchie, nicht ohne lebendiges Hirten-, Lehr- und Priesteramt leben werden – und dass es sich also derzeit um einen schwerwiegenden Mangelzustand der Kirche handelt; ich will meine Behauptung untermauern:
Nach Gottes Willen liegt der Zweck des Menschen in seiner Hinführung zu Gott und der Verherrlichung Gottes aus freien Stücken; und die Bestimmung der Erde liegt darin, als Bewährungsort des Menschen zu seiner Bestimmung, der Hinführung zu Gott zu dienen. Außerdem hat nach dem Erscheinen des Herrn auf Erden nur die Kirche allein den Auftrag erhalten, die Menschen zuverlässig zu Gott zu führen: „Und er erschauerte und sprach: Wie schauervoll ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und jenes ist die Himmelspforte.“ (Genesis 28, 17).
Würde also die Kirche gänzlich überwunden und ihres Klerus vollständig beraubt werden können, so dass keine Apostel und Älteste mehr vorhanden wären, wäre der Missionsauftrag infolge Unmöglichkeit erledigt und das Fortkommen des Menschen zu seinem Ziel vereitelt und damit die Erde samt ihrer Bewohner ihres göttlichen Daseinszweckes entblößt: Das wäre das Ende der Welt: Gott wäre mit seinem Plan gescheitert, die Plätze derjenigen aufzufüllen, die sich vor unserer Zeit wissentlich von Gott trennten. Gott scheitert aber nie. Gott hat nie und wird nie die Kontrolle, die Oberherrschaft verlieren: 

 „Seht nun, daß ICH es BIN! ICH BIN es und kein Gott neben mir. ICH töte und belebe, verwunde wiederum und heile. Und niemand reißt’s aus MEINER Hand. Wenn ich zum Himmel meine Hand erhebe und spreche ich: So wahr ich ewig lebe, und schärfe ich mein blitzend Schwert und lange nach dem Pfeile, dann nehme ich an meinen Drängern Rache, vergelte meinen Hassern.“ (Deuteronomium 32, 39 – 41)
Weil Christus Seine Kirche als die Unüberwindliche gestiftet hat und daher unumstößlichen Tatsache ist, dass die hl. Kirche vor dem Weltende nicht endgültig überwunden werden und vergehen kann, gehört der hl. Kirche – ohne den Schatten eines Zweifels – die Zukunft, denn Christus ist Pantokrator, ist Allherrscher: „ … der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und der Herrscher der Herrscher, der allein Unsterblichkeit hat.“ (1. Brief an Timotheus 6, 15),
„Bekleidet ist er mit einem blutbefleckten Gewande, und sein Name heißt: das Wort Gottes. Die Himmelsheerscharen folgen ihm nach auf weißen Rossen in weißen, reinen Linnenkleidern. Aus seinem Munde fährt ein zweischneidiges Schwert, mit dem er die Völker schlagen soll. Er wird sie weiden mit eisernem Zepter und tritt die Kelter des grimmigen Zornweins des allmächtigen Gottes. Auf seinem Kleide, und zwar auf seiner Hüfte trägt er geschrieben: König der Könige und Herrscher der Herrscher.“ (Offenbarung des hl. Johannes 19, 13 – 16) Notwendigerweise, ihrem Wesen gemäß kann und wird daher die Kirche – und zwar die vollständige und intakte Kirche samt ihrem Hirten-, Lehr- und Priesteramt - nicht vor dem Ende dieser Welt weder von selbst verschwin-den, noch von außen vernichtet werden.

Deshalb werden als „Sedisvakantisten“ nicht diejenigen bezeichnet, die das Papsttum und damit die kirchliche Hierarchie an sich ablehnen oder für verzichtbar halten, sondern solche, die Anhänger der katholischen Kirche und also Anhänger des Papsttums und der kirchlichen Hierarchie sind, die allerdings die „Kirche“ des II. Vatikanums nicht als die katholische Kirche, wie auch nicht deren „Päpste“ und deren Amtsträger als Päpste und Kleriker der katholischen Kirche erachten. Markant könnte man es formulieren: Sedisvakantisten sind die, die überzeugt sind, dass der Kirche und ihnen als deren Teil zur Zeit kein Papst und keine kirchliche Hierarchie vorsteht, die aber – um der vollständigen und intakten Kirche willen – die Hoffnung auf das „Erscheinen“ künftiger Päpste und damit auf die Wiedererrichtung der Hierarchie der Kirche nicht aufgegeben haben.

Das „Erscheinen des Knaben“ muss – mit Gottes Willen und Lenkung - das gemeinschaftliche Werk der Mitglieder der Kirche sein, das Werk der erst und genau durch dieses Erscheinen des Knaben wiederhergestellten Gemeinschaft der Gläubigen, ausgeführt allein vom Klerus, dessen Mitglieder sich genau dadurch als Mitglieder der hl. Kirche ausweisen.

Und ist dieses Ziel erreicht, hat diese Vereinigung der "üblen Sedisvakantisten" ihren Zweck bereits erfüllt und ist damit aufgelöst: genauer, sie geht in die nun wiederhergestellte Kirche ein:
„Erbaut der Herr von neuem Sion und zeigt er sich in seinem Herrschertum, und achtet auf der Nackten Flehen, verschmäht er nimmer ihr Gebet, dann schreibe man dies für die Nachwelt auf, damit ein neu geschaffnes Volk den Herrn lobpreise!“ (Psalm 102 (101), 17 – 19)
„Ja sollte ich nicht zur Geburt verhelfen und gebären lassen? So spricht der Herr. Ja sollte ich, der ich gebären lasse, selbst das Gebären hemmen?“:
Die Allioli-Bibel übersetzt den Vulgata-Text „numquid ego qui alios parere facio ipse non pariam dicit Dominus si ego qui generationem caeteris tribuo sterilis ero ait Dominus Deus tuus“ korrekt: „Sollte ich, der andere gebären macht, nicht selbst auch gebären, spricht der Herr; sollte ich, der andere fruchtbar macht, unfruchtbar sein? Spricht der Herr, dein Gott.“: „Der Papst erhält die oberste Jurisdiktionsgewalt unmittelbar von Gott, sobald er die rechtmäßig vollzogene Wahl angenommen hat.“ (Kanon 109 S. 3 CIC) – der wahre Papst wird sozusagen „von Gott geboren“.

„[E]inem Wildbach gleich der Heiden Schätze“:

Schätze sind die Personen der Heiden selbst: Hier wird der unmittelbare Prozess der Kultivierung, der Flutung nach der tödlichen Dürre beschrieben, der Vorgang der Landnahme Gottes: Die simultane Besitzergreifung Gottes an den Seelen, die zugleich die simultane Besitzergreifung der Seelen an und in Gott ist. „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren war.“ (NT, Lukas 19, 10); „Euer Herz erschrecke nicht. Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an mich! Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wäre es nicht so, so hätte ich es euch gesagt. Denn ich gehe hin, euch ein Heim zu bereiten.“ ( NT, Johannes 14, 1 und 2)

Der Mensch, und zwar jeder Mensch hat kraft seines Menschseins, kraft seiner (menschlichen) Natur einen unermesslichen Wert, und ist daher ein ‚Schatz’. Dieser Wert kann ihm nur ohne sein Zutun durch Eingießung in dessen Natur von einem Beimessenden beigegeben worden sein. Werte zumessen kann nur der Schöpfer, der die Dinge und deren Natur – und damit deren Werte – erschafft und bestimmt: Der Mensch, und zwar jeder Mensch hat kraft seines Menschseins, kraft seiner (menschlichen) Natur einen unermesslichen Wert, eben weil er von der Liebe des unendlichen Gottes geschaffen und umfangen ist: „In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß ER SEINEN eingeborenen SOHN dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.“ (Johannes 3, 16, zitiert nach Schott, Evangelium von Pfingstmontag)

 „Ihr Himmel jauchzt! Frohlocke, Erde! Der Herr nimmt an sich seines Volkes, erbarmt sich seiner Armen. Doch Sion spricht: Der Herr hat mich verlassen; der Herr hat mich vergessen. Vergißt denn eine Mutter ihres Kindes, des eigenen Leibsprossen die Gebärerin? Und könnten Mütter sie vergessen, so vergesse ich dich nicht. In meinen Händen trage ich dich eingezeichnet, und deine Mauern stehen allezeit vor mir. Es eilen deine Kinder schneller her als die, die dich verlassen, als die, die dich verwüstet und vernichtet haben. Erhebe ringsum deine Augen! Schau! Sie alle kommen dir zuhauf. So wahr ich lebe“ – ein Spruch des Herrn – „sie alle legst du dir wie ein Geschmeide an, gleich einem Brautschmuck um. Denn deine Trümmer, deine Öden, dein zerschunden Land, zu enge wird’s für die, die Wohnung suchen, wenn deine Todfeinde erst fort. Vor deinen eigenen Ohren sagen dann die Kinder, dir in deiner Einsamkeit geboren: „Der Platz ist mir zu eng. Rück weg, daß ich hier auch noch sitzen kann!“ Du fragst dich dann: „Wer hat sie mir geboren? Ich war doch kinderlos und unfruchtbar, gefangen und verbannt! Wer hat mir diese aufgezogen? Ich war allein noch übrig. Was ist es mit ihnen?“ Dann spricht der Herr, der Herr, also: „Bis zu den Heidenvölkern hin erhebe ich die Hand und richte unter den Nationen meine Flagge auf, damit sie im Gewandbausch deine Söhne bringen, herbei auf ihren Schultern deine Töchter tragen. Und deine Wärter sollen Könige und ihre Fürstinnen für dich die Ammen sein. Sie fallen auf ihr Angesicht zur Erde vor dir nieder, den Staub von deinen Füssen küssend. Dann wirst du sehen, daß ich der Herr bin, und daß nicht zu Schanden werden, die auf mich vertrauen.“ – Kann denn der Raub dem Starken abgejagt, dem Wüterich der Fang entrissen werden? O ja, so spricht der Herr: „Dem Starken kann der Fang entrissen, dem Wüterich die Beute abgenommen werden. Wer mit dir kämpft, mit diesem kämpfe ich; ich selber rette deine Söhne. Ich gebe deinen Peinigern ihr eigenes Fleisch zu essen. Sie müssen sich an ihrem eignen Blut berauschen wie am Wein, und alle Welt soll wissen, daß ich, der Herr, dein Retter bin, der Starke Jakobs, dein Erlöser.“ (Isaias 49, 13 – 26)

- Caritas, barmherzige Liebe – zu keinem Geringeren als zu der Unüberwindlichen, zu der bis zum Ende dieser Welt bestehenden göttlichen Stiftung unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi, zur derzeit darnieder liegenden, zur in den Boden gestampften heiligen Kirche – es bedarf dazu der Haltung des barmherzigen Sammaritans.

(Nachbemerkung: Die hier ausgeführten Überlegungen sind sämtlich der Ausarbeitung „Sollte ich dein vergessen – Über die Wiederherstellung der heiligen Kirche“ entnommen)
 
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