54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Auf der Suche nach der verlorenen Hoffnung! Die Sichtbarkeit der Kirche
 
Auf der Suche nach der verlorenen Hoffnung - die Sichtbarkeit der Kirche

von
Eberhard Heller

Der Titel meiner Abhandlung orientiert sich an Marcel Prousts Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (erschienen zwischen 1913 und 1927). Der Held des Romans, der in die adeligen Kreise Frankreichs aufsteigt, macht sich u.a. über das leere Geplaudere dieser Schicht lustig. Zeit wird vergeudet. Lustig ist das, auf was ich nun schauen möchte, überhaupt nicht, sondern eher bedrückend, weil auch hier die Zeit als vertane Gelegenheit alle Hoffnung auf eine Veränderung zu rauben scheint.

Es hat sich im Laufe unserer häufigen kontroversen Debatten und Auseinandersetzungen, die immer wieder entstanden sind, als sehr vorteilhaft erwiesen, wenn wir die religiös-kirchlichen Probleme offen angesprochen und – wenn dies von allgemeinem Interesse war – auch öffentlich (im Rahmen unserer Publikationen) diskutiert haben. Die besondere Schwierigkeit bei diesen Debatten ist, daß es für viele Probleme, die im Zusammenhang mit der schon lange anhaltenden Sedisvakanz stehen, keine Standardlösungen gibt (für die das kirchliche Lehramt schon Entscheidungen getroffen hat), da wir uns Situationen gegenüber sehen, die so in der Kirchengeschichte noch nie aufgetreten sind. Da können wir nur nach historischen Analogien suchen oder von einem systematischen und grundsätzlichen, fundamental-theologischen Ansatz uns einer Lösung nähern. Dabei waren und sind wir uns bewußt, daß wir dabei der Gefahr einer schleichenden Protestantisierung, d.h. einer Art von Überstrapazierung theoretisch-theologischer Argumente ausgesetzt sind. Für Korrekturen in dieser Hinsicht sind wir immer zugänglich und dankbar. Häufig waren und sind wir dem Vorwurf ausgesetzt gewesen, daß vorgeschlagene Maßnahmen z.B. nicht den  juristischen Vorschriften des CIC entsprechen würden. Diese formal-juristische Argumentation vergißt, daß es nicht darum geht, Autoritäten zu umgehen oder zu ignorieren, sondern darum, daß gehandelt werden muß und daß Lösungen gesucht werden (müssen), obwohl bzw. weil keine (legitimen) Autoritäten da sind!

Diese Hinweise mögen genügen, wenn wir uns jetzt mit Problemen beschäftigen, welche die Sichtbarkeit der Kirche betreffen.  

Vor kurzem schrieb mir ein Korrespondent, eigentlich sei doch die Kirche unsichtbar. Auf meine Frage, wie er das meine, bekam ich bis heute leider keine Antwort. Ob er an eine Geistkirche gedacht hatte, die sich nur in unserem Denken abspielt? Eine solche Auffassung ließe sich widerlegen.

Eine Anfrage eines Lesers, warum wir denn nicht wie früher, die Gottesdiensttermine der Kleriker veröffentlichen würden, die die alte Messe lesen und gültig geweiht sind, liegt zwar nicht auf der gleichen Ebene wie die Behauptung einer unsichtbaren (Geist-) Kirche, ist aber mit dem Problem der Sichtbarkeit enger verbunden als es zunächst scheinen mag.

Anlaß, dieses Problem der Sichtbarkeit zu einem eigenen Thema zu gestalten, war der Brief eines Lesers, der mir folgendes geschrieben hatte:

 „Sehr geehrter Herr Dr. Heller,
(...) Wenn Sie so oft über Kirche schreiben, was ist dann ihre konkrete Gestalt? Ist es eine virtuelle Kirche von wenigen isolierten Erleuchteten? Es braucht doch auch Gemeinschaft untereinander. Wie soll man andere überzeugen, von der Notwendigkeit die Gegenkirche oder die traditionalistischen Sekten kritisch zu betrachten oder sich von ihnen zu lösen, wenn man ihnen nur sagen kann: Auf nicht absehbare Zeit müsst Ihr auf Gemeindeleben und Sakramente verzichten und könnt den katholischen Glauben nur zu Hause leben? Wo soll da die Kirche neu erstehen (gerade die Isolation fördert doch das Sektierertum); oder geht es Gott nur um ein paar wenige und die ganze restliche Welt ist schon jetzt verdammt?“

Ein Leser, der unsere Zeitschrift schon über Jahre bezieht, schreibt mir: „Geben Sie Ihre extreme Position auf,  Sie haben sich verrannt.“

Die Vorwürfe wiegen schwer, weswegen ich auf sie eingehen möchte. Man unterstellt uns, aus bloß spekulativer Besserwisserei die Sorgen und die seelsorgerischen Bedürfnisse der Gläubigen zu ignorieren, um ein Konzept zu propagieren, das die Menschen hilflos umherirren läßt. Um was geht es?

Sie werden sich zu Recht fragen, wie die beiden Positionen, die in den Vorwürfen durchscheinen, zusammenhängen bzw. wie ich sie unter dem Problem der Sichtbarkeit der Kirche abhandeln kann. Dazu später mehr. Ich möchte zunächst darauf hinweisen, daß wir immer sehr früh auf sich abzeichnende Entwicklungen aufmerksam gemacht und entsprechende Verhaltensweisen empfohlen haben.

Wir haben gesagt, daß die Sakramente nur im Auftrag der Kirche gespendet werden dürfen, wofür die Priester von ihren Vorgesetzten, den Bischöfen, letztendlich vom Papst beauftragt werden (müssen). Da diese Beauftragung durch die Autorität fehlt – ein Problem, welches wir nach (und seit) den Bischofsweihen, die S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc gespendet hat, ausgiebig diskutiert haben -, war die Frage, wie diese direkte, aber fehlende Beauftragung (Mandat) kompensiert werden kann. Unsere Antwort, die wir in unserer Nachfolge-Deklaratio aus dem Jahr 2000 gegeben haben: vorläufig durch intensive Bemühungen, die Kirche als Heilsinstitution mit ihrer Autorität wieder zu restituieren, wiederherzustellen. Von einer solchen wiedergewonnenen Autorität – durch die Wahl eines Papstes – könnte dann auch das provisorische Agieren (ohne Mandat) gerechtfertigt werden. Unter diesem Vorbehalt muß das Geschehen seit den Weihen durch Erzbischof Thuc gesehen werden.

Wie schaut aber unsere Realität aus? Haben sich die Kleriker, die sich als rechtgläubig bezeichnen und in unseren Kreisen als Priester tätig sind, für die Restitution der Kirche eingesetzt, haben die Gläubigen sich diesen Bemühungen angeschlossen? Fangen wir bei den Gläubigen an. „Nur die alte Messe!“ – das ist das ganze Programm seit den 70ern, in dem sich ein massiver Heilsegoismus widerspiegelt. Und dann ist es auch (fast) egal, wer die Messe liest. Die Prüfung der Gültigkeit der Weihen haben wir, insbesondere Herr Jerrentrup und ich, durchgeführt und mußten etliche „Augias-Ställe“ ausmisten, um zu beweisen, daß viele der „clerici vagantes“ nur zweifelhafte oder direkt ungültige Weihen besaßen. Ich erinnere nur an den Fall Lingen, der uns länger beschäftigt hat.

Und wie verhalten sich die Kleriker, die nachweislich gültig geweiht wurden? Haben sie sich der Restitution der Kirche gewidmet? Sie treten als Privatpersonen auf, ohne sich je ernsthaft mit dem Problem des fehlenden Mandates auseinandergesetzt zu haben, wie reisende Hausierer, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, um ihre Klientel zu bedienen. Sie versuchen nicht einmal, sich zu organisieren, jeder ist sein eigener „Papst“. Auf dieses Verhalten angesprochen, antworten sie ausweichend, es seien Notzeiten... und diese ließen ein anderes Vorgehen nicht zu. Die fällige Wiederherstellung der Kirche überlassen sie dem lieben Gott, den man darum bitten möge. Der würde dann schon eingreifen, wenn es nötig sei und Er es für richtig hält.

Wir haben uns immer bemüht, unsere Position so darzulegen, daß unsere Argumente einfach nachvollziehbar sind. Wir haben u.a. dargelegt, daß das Berufen auf einen sog. Notfall, in dem es um die Behebung einer aktuellen, außerordentlichen Gefahrensituation angesichts konkreter Bedrohungen geht, angesichts möglicher, konkreter Schritte für die Sanierung der Kirche nicht mehr legitim ist. Es kann nicht sein, daß die Berufung auf einen sog. Notfall – der immerhin schon seit Ende des sog. II. Vatikanums andauert  - als Entschuldigung und Rechtfertigung für bewußtes Ignorieren der tatsächlichen Hauptaufgabe in der heutigen Situation dienen kann, nämlich die Restitution der Kirche zu betreiben.  Da kann man auch nicht auf die ach so dringende Pastoral hinweisen, die angeblich alle Kräfte bindet.

Wir haben uns bemüht, mit den betreffenden Klerikern in Kontakt zu treten, um sie zu einer konsequent kirchlichen Position zu bewegen. Leider ohne Erfolg... und inzwischen zeichnet sich ab, daß man den berühmten „Hund nicht zum Jagen tragen kann“. Die Privatisierung der Pastoral wurde nicht beendet, weswegen wir die Aktivitäten dieser Kleriker auch nicht mehr unter der Rubrik „Gottesdienste“ der kath. Kirche aufführen können. Wohl sind sie gültig geweiht, beherrschen die Rubriken, die sie bei der Spendung der Sakramente anwenden müssen, und können deswegen auch in extremis, d.h. in großer Gefährdung oder beim Herannahen des Todes als Priester herbeigerufen werden. Aber als Priester, die sich vollumfänglich der Behebung der dringenden kirchlichen Probleme widmen, kann ich sie nicht anführen. Das kann sich aber auch schlagartig ändern, wenn sie begreifen, was ihre primären Pflichten wären. Wegen dieses Verhaltens bemühe ich mich seit Jahren, die Gläubigen auf eine Situation einzustellen, in der sie selbständig – ohne pastorale Hilfe, d.h. ohne priesterliche Hilfe! – ihr religiöses Leben gestalten müssen.

Um diesem ganzen traditionalistischen Trott, der schon fast 50 Jahre – ein halbes Jahrhundert!!! – andauert, mental zu entfliehen, um sich einmal grundlegend neu zu orientieren, blicke man einmal auf die Zeiten vor dem II. Vatikanum zurück. Da stand die Kirche als Institution da, unerschütterlich fest wie ein monolithischer Felsblock, fraglos, der auf der ganzen Welt von allen Gläubigen auch so wahrgenommen wurde. Man konnte ohne irgendwelche Zweifel überall in die Kirche gehen, der Messe beiwohnen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob denn der Zelebrant gültig geweiht sei, denn dafür bürgte die Heilsinstitution, die Kirche. Die Priester wurden kontaktiert als Diener der Kirche, und nicht als Privatpersonen, zu denen man ein persönliches Verhältnis aufbaute. Das Problem, daß die Priester wie Hausierer durch die Lande ziehen würden, gab es nicht. Sie hatten Residenzpflicht. Und genau diesen Status der institutionellen Kirche gilt es wiederherzustellen, auch wenn das unter den gegebenen Verhältnissen eher aussichtslos erscheinen mag.

Kirchengeschichtlich ist es so, daß selbst in den ärgsten Zeiten der Verfolgung die Bemühungen der Kirchenleitung dahin gingen, den Charakter der Kirche als sichtbare Institution zu bewahren. Selbst die Katakomben in Rom, in denen sich die Gläubigen Roms heimlich trafen, waren als Kirchenräume ausgestaltet. Heute ist es so, daß die Kleriker, die sich als zur katholischen Kirche gehörend ausgeben, gar nicht als Glied dieser Institution auftreten, obwohl sie keinerlei Repressalien zu befürchten hätten. Und darum sind sie tendenziell sektiererisch, vagabundierend. Ich sage ausdrücklich, daß sie in extremis kontaktiert werden können, ich sage aber, daß sie sich nicht als Priester der kath. Kirche präsentieren, daß sie sich nicht bemühen, um als Glieder dieser Heilsinstitution sichtbar zu sein, sie zu repräsentieren.

Soviel vorerst zu dem Vorwurf des Lesers, der uns schrieb, wir würden empfehlen: „Auf nicht absehbare Zeit müsst Ihr auf Gemeindeleben und Sakramente verzichten und könnt den katholischen Glauben nur zu Hause leben? Wo soll da die Kirche neu erstehen (gerade die Isolation fördert doch das Sektierertum); oder geht es Gott nur um ein paar wenige und die ganze restliche Welt ist schon jetzt verdammt?“

Hier ist es nun nötig, unser Augenmerk wieder auf das Problem zu richten, welches wir in den Fokus genommen hatten: die Sichtbarkeit der Kirche. Dazu einige grundsätzliche Anmerkungen.  Jeder Wille, der nicht unmittelbar bei sich bleiben will, muß sich darstellen. Wenn ich z.B. will, daß mein Nachbar mir behilflich sein soll, muß ich ihm es sagen. Ich muß ihm – für ihn akustisch wahrnehmbar! – meine Bitte vortragen. Wenn ich das nicht tue, nämlich mich akustisch vernehmbar zu machen, bleibt mein „Wille“ ein bloßer Wunsch, von dem mein Nachbar in Ewigkeit nie etwas wissen kann.  Wenn Kant seine „Kritik der reinen Vernunft“ nicht (auf)geschrieben hätte, wüßte ich nicht, was er als Philosoph gedacht hatte. Also die Vermittlung meines Willens ist an eine äußere Darstellung gebunden, die andere Personen als meine Willensäußerung verstehen können. Wenn sich ein Wille nicht veräußern würde, würde er  von einer anderen Person prinzipiell nicht wahrnehmbar sein. Jeder Akt der Willenskundgebung, die nicht unmittelbar bei sich selbst bleiben will, muß sich äußerlich darstellen. Also wenn ich mich nicht in mich verkriechen, sondern wenn ich mich entäußern will,  muß ich mich vermitteln, d.h. ich muß mich objektivieren, mich empirisch bemerkbar machen.

Dieses Prinzip der Veräußerung, das konstitutiv für jede Vermittlung gilt, muß auch die Kirche auf sich anwenden. Im Glaubensbekenntnis heißt es von Christus: „et incarnatus est“ und „et homo factus est“ („er hat sich eingefleischt“ und „er ist Mensch geworden“). Bei Johannes heißt es: „et verbum caro factum est, et habitavit in nobis“ („und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ Jo 1,14), d.h. der Wille Gottes hat sich in der Person Jesu Christi als Mensch manifestiert. Gott hat sich in seinem Sohn, Christus entäußert, weil er sich vermitteln wollte in die sichtbare Welt hinein, in die Welt der Menschen. „Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist aus Gott.“ (1 Jo 4,2) Er wollte den Status, nur durch Propheten zum Volke Israel zu sprechen, ändern, Er wollte mit seinem auserwählten Volk direkt in Verbindung treten. Darum ist auch die Kirche als Stiftung gestaltet worden, um den Willen und das Heilswerk des Gottessohnes nach dessen Himmelfahrt zu manifestieren und zu vermitteln, damit es in allen institutionellen Momenten, in allen Einrichtungen wahrgenommen werden kann. „Die Kirche ist die sichtbare Gemeinschaft aller rechtgläubigen Christen auf Erden (unter einem gemeinsamen Oberhaupt, dem römischen Papste und den mit ihm vereinigten Bischöfen).“ (Jos. Deharbes „Großer katholischer Katechismus“ Pustet 1914, S. 49) Diese Institution muß sich deshalb auch so darstellen, daß sie als Heilsinstitution der göttlichen Wahrheit in ihren äußeren Manifestationen aufgefaßt werden kann. Darum sagt der Dogmatiker Bartmann von dieser Kirche: „Die von Christus gestiftete Kirche ist wesentlich und notwendig sichtbar, so daß sie jederzeit leicht und sicher von allen als wahre Kirche Christi erkannt und von Pseudokirchen unterschieden werden kann.“ „Jesus will eine sichtbare Kirche. Wie er selbst das Licht der Welt ist, so nennt er auch seine Jünger das Licht der Welt.“ (Bernhard Bartmann „Lehrbuch der Dogmatik“, 2. Bd., Freiburg im Breisgau 1929, S. 183 und 184)

Die Sichtbarkeit der Kirche ist darum konstitutiv für deren Existenz. Damit ist auch das Argument von der Unsichtbarkeit hier schon erledigt, was z.B. auch die Katharer (vom zwölften Jahrhundert bis zum 14. Jahrhundert) und die Fratizellen (im 13./14. Jahrhundert) behaupteten, weswegen Johannes XXII. den Verdacht schürte, daß die Fratizellen eine häretische Sekte seien. Wohl kann sich die Kirche verbergen – in Zeiten der äußeren Verfolgung -, aber auch dann muß es Zeichen geben, die die Kirche als wahre Institution Gottes bezeugen. Und deshalb wäre es gerade in den heutigen Zeiten, die sich sicherlich nicht durch klare Strukturierung auszeichnen, besonders wichtig, den absoluten Charakter der wahren Kirche nach außen hin zu vertreten, was heißt, das seine heutigen „Jünger“ Fackelträger des Lichtes sein müßten.

Wie hängt nun dieser Fall der Leugnung der Sichtbarkeit der Kirche mit dem zusammen, wo ich sage, daß sich die oben genannten Kleriker durch ihr Verhalten weigern, daß sie als Glieder der sichtbar sein sollenden Institution Kirche wahrgenommen werden können. Sie sind doch keine Kleriker, die die Unsichtbarkeit der Kirche, also eine Geistkirche behaupten. Sie stellen sich sogar öffentlich dar, haben ein Telefon, eine E-Mail-Adresse, die sie bei ihren Personalia angeben. Also warum dieses  Feilschen um das Statusgebaren? Sie weigern sich, die Sichtbarkeit der Kirche als Heilsinstitut zur Geltung zu bringen, indem sie ihre Aktivitäten in einen privaten Rahmen verlagern, weil sie sich nie darum bemüht haben, wie sie das fehlende Mandat kompensieren müßten, und weil sie nicht willens sind, ihren Status als Priester der kath. Kirche zu klären, geschweige denn zu rechtfertigen - weil sie das Sichtbarwerden der Kirche als Institution bewußt verweigern... und dadurch auch den miserablen Zustand der Kirche noch verschlechtern. Wir haben immer auf dieses Problem aufmerksam gemacht und dafür geworben und gebetet, daß diese Kleriker eine eigene Initiative zur Salvierung starten, was leider seit dem Jahre 2000 nicht geschehen ist, weder in Europa, noch in Amerika, noch in Mexiko.

Anmerkung:

Ich habe oben den Dogmatiker Bartmann  mit den Worten zitiert: „Die von Christus gestiftete Kirche ist wesentlich und notwendig sichtbar, so daß sie jederzeit leicht und sicher von allen als wahre Kirche Christi erkannt und von Pseudokirchen unterschieden werden kann.“ Das weist hin auf das bereits bearbeitete Thema von der Vermittlung der göttlichen Wahrheit und auf die Autentizität der Vermittler bzw. darauf, ob sie als Autoritäten die Gottessohnschaft Christi vermitteln wollen bzw. können, was Voraussetzung dafür ist, daß sie in der Tat als legitime Autoritäten Anspruch auf Anerkennung haben. Das wiederum setzt voraus, daß ich Christus als Sohn Gottes über ihre Vermittlung erkannt habe. „Ich bekomme dadurch Gewißheit von seiner [Christi] Göttlichkeit, wenn ich in diesem Öffnen Christi mir gegenüber – also in einem Akt göttlicher Gnade – von meiner Seite: durch ein reines Herz, das ohne Argwohn und Vorbehalte sein Auge auf Gott richtet, erfahre, ohne mein eigenes Dazutun!, daß seine Liebe mich unbedingt umfassen will, mich in meiner ganzen Existenz annimmt.“ (EINSICHT vom Sept. 2015, Nr. 4, S. 123) Erst wenn klar ist, daß diese Gewißheit durch Autoritäten der Kirche ermöglicht war, erhält sie von hierher ihre berechtigte Autorität.  (Vgl. dazu auch EIN-SICHT vom Mai 2016)

Die Kirche als Autorität der christlichen Vermittlung, der Vermittlung des Evangeliums, erweist sich erst dann als echte Autorität, wenn sich das, was sie vermittelt, nämlich die Sohnschaft Gottes, Christus, und seine Botschaft als wahr einsehen läßt. Von dieser Wahrheit wird sie dann selbst, deren Status vorerst problematisch war, erst autorisiert im voll umfänglichen Sinne. Und das ist immer verbunden mit einem Akt der Erkenntnis. Auf der einen Seite ist die Kirche Vermittler, die uns zu Gott hinführen soll, andererseits ist sie aber immer auch die Institution, die Gott hier auf Erden vertritt durch Beauftragung und Übertragung von Vollmachten, im Sinne Christi zu handeln.

Um den Beitrag abzuschließen: Wie läßt sich diese Doppelfunktion schematisieren?
a)    Kirche als Propädeutik zur Hinführung der Erkenntnis Gottes
b)    als legitime, absolute Autorität dann, wenn ich erkannt habe,
a)    daß Christus Gottes Sohn ist, also die Inkarnation des Absoluten,
b)    wenn ich deswegen auch der Institution Kirche vertrauen kann, weil Er, Christus, deren Stifter ist.
 
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