54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Düstere Schatten - und strahlendes Licht…
 
Düstere Schatten - und strahlendes Licht…

von
Peter A. X. Armbruster

Siehe, es werden Tage kommen, - Spruch des allmächtigen Herrn – da sende ich Hunger ins Land, nicht Hunger nach Brot und nicht Durst nach Wasser, sondern danach, die Worte des Herrn zu hören. Alsdann werden sie wanken von Meer zu Meer und schwanken von Nord nach Ost, um das Brot des Herrn zu suchen. Doch sie werden es nicht finden.“  (Amos 8, 11 – 13)

I.
Die katholische Kirche ist nicht mehr als Einrichtung sichtbar, weil ihre Hierarchie, die Personen, die als Amtsträger diese Hierarchie verkörperten, vor Jahrzehnten schon entweder verstorben oder in die apostatische „Kirche des  II. Vat. Konzils“ übergelaufen sind. Und es hat sich auch in der jüngsten Zeit nichts ereignet, was in irgendeiner Weise auf Anstrengungen betreffend eine Restauration der hl. Kirche durch Wiedererrichtung deren Hierarchie hindeuten könnte.

Die geweihten Kleriker, die sich zur Vakanz des Stuhles Petri bekennen, die allein für diese Wiederherstellung der Hierarchie der hl. Kirche berufen sind, scheinen weiterhin keinen ernsthaften Gedanken daran zu verschwenden. Sie scheinen weiter auf die „Päpste“ der „Konzilskirche“ zu schielen, indem ihre einzigen Äußerungen zur Lage der Kirche in einer Kritik an der Haltung der Konzilskirche bestehen, möglicherweise in der stillen Hoffnung, die Restauration der hl. Kirche sei ausgerechnet durch jene Apostaten zu erwarten.

Sie haben entweder nicht begriffen, dass jene Gemeinschaft nicht die hl. Kirche ist, oder  sie wollen diese Tatsache nicht wirklich wahr haben. Mit genau den gleichen Erfolgsaussichten  könnten sie die Vorsteher der Zeugen Jehovas oder der Mormonen kritisieren, um sie dadurch zur Rettung der hl. Kirche zu bewegen: auch von dort ist Hilfe für die hl. Kirche nicht zu erwarten.

Wenn man die verschiedenen „sedisvakantistisch“ auftretenden Seiten im Internet verfolgt: Die der hl. Kirche zuzurechnenden Priester kümmern sich um alles Mögliche, aber sie schleichen um das Thema der notwendigen Wiederherstellung der Hierarchie der hl. Kirche so lautlos und so heimlich herum, als gäbe es dafür überhaupt keinerlei Bedarf. Die Tragödie des großen Abfalls ist die eine Sache, die Tragödie des großen Schweigens der Priester, die sich der hl. Kirche - und nicht der Apostasie - zurechnen, ist nach meiner Bewertung die schlimmere Sache, eben weil diese vorgeben, im Namen und im Auftrag der hl. Kirche zu handeln.

Ich rede hier nur von denen, die tatsächlich Priester sind, weil sie die Priesterweihe nach dem einzig gültigen Ritus der katholischen Kirche empfingen. Hier ist nicht die Rede von denen, die nach dem 1969 unter „Papst Paul VI.“ installierten Ritus „geweiht“ wurden, weil dieser das Weihesakrament nicht zu spenden vermag: Zum einen waren die „Päpste“ seit Johannes XXIII. nicht papabile, nicht tauglich zur Erlangung der Papsteigenschaft. Und zum anderen waren die Papstwahlen ungültig, da sie von Apostaten vollzogen wurden: Spätestens mit Annahme der Dokumente des sog. II. Vat. Konzils Ende 1965 war jedenfalls die oberste Hierarchie damals bereits abgefallen. Diese  Nichtpäpste waren  daher nicht fähig, den Weiheritus der katholischen Kirche umzuändern oder abzuschaffen und durch einen eigenen, einen neuen Ritus zu ersetzen. Jene nach dem Ritus Pauls VI. geweihten Priester sind daher nicht Priester, weil sie das Weihesakrament nicht wirksam empfingen: Es fehlte den Spendern die „Intention, das zu tun, was die Kirche tut“, weil sie bei der Weihespendung mit einer die Sakramentenspendung hindernden Gegenintention handelten: nämlich „das zu tun, was die apostatische Kirche tut“: „Du hast ja die Erkenntnis weggeworfen, und so verwerfe ich auch dich, dass du mir nimmer Priester seist.“ (Osee 4, 6)

Dass aber die, die tatsächlich Priester sind, die Kaltblütigkeit besitzen, emsig ihren Tagesgeschäften nachzugehen, zu denen ihnen jedenfalls keine ordentliche Jurisdiktion, keine ordentliche kirchliche Sendung erteilt worden ist, dass sie jedoch andererseits an die Wiederherstellung der Hierarchie der hl. Kirche scheinbar keinen ernstzunehmenden Gedanken verschwenden, ist schlicht unerhört:

„Ist es denn Zeit für euch, in euren Häusern, den getäfelten, zu ruhn, obgleich dies Haus in Trümmern liegt? ... So spricht der Herr. Ihr hattet viel unternommen, doch es wurde wenig daraus; und brachtet ihr es ins Haus, so blies ich es weg. Warum wohl? Um meines Tempels willen, weil er in Trümmern liegt, während jeder von euch nur für sein Haus geschäftig ist.“ (Aggäus 1, 4 und 8 und 9)

Die katholische Kirche ist aber dennoch nicht untergegangen. Sie existiert auch derzeit weiter: kopflos und verstreut, in den einzelnen Gläubigen, Laien, Priestern wie Weihbischöfen, und daher nicht als Institution wahrnehmbar: „Du Jerusalem, das aus des Herren Hand den Becher seines Zornes getrunken, den schaumgefüllten Taumelbecher bis zum letzten Tropfen ausgeschlürft. Kein Führer ist ihm mehr geblieben von all den Söhnen, die es geboren, keiner, der es an seiner Hand genommen, von all den Söhnen, die es großgezogen.“  (Isaias 51, 17 und 18)

Es gibt für uns noch viel zu tun: Die Tätigkeit, die sicher hilft, ist das Gebet um Einsicht und Wachheit für den tief schlafenden Priesterstand, damit sie, die wahrhaftig Priester sind, sich dieser Verantwortung für die Wiederherstellung der Hierarchie und damit für die Wiederherstellung der Sichtbarkeit der hl. Kirche bewusst werden - und dann danach handeln.
                        
II.
Wir haben allerdings keinerlei berechtigten Grund, uns zu beschweren und zu beklagen: alles ist Gottes Fügung - zu unserem Besten. Wir dürfen nicht nachlassen, sondern müssen daran festhalten, dass alles, was uns, alles was mir geschieht, in jedem Augenblick unseres und meines Lebens nach Gottes Willen, nach Gottes Vorsehung geschieht, nämlich von Ihm entweder gewollt oder von Ihm zugelassen ist - zu unserem und meinem Heil. Wir sind keinen Augenblick gottverlassen, sofern wir uns IHM nicht entgegenstellen: das Leben ist eine Prüfung. DER, der uns liebt, der uns erschaffen und erlöst hat, lässt uns aber unser Heil nicht ohne unser Zutun oder gar gegen unseren Willen erlangen. Salopp könnte man es so formulieren: Gott hat die Menschen mit freiem Willen bestückt. Er will und wird sie deshalb bis zur Tränke des Heils tragen, aber saufen müssen sie schon selber!

Daher  möchte ich auf zwei Bücher, die beide längst auf dem Büchermarkt zu finden sind und hin und wieder Neuauflagen erleben, aufmerksam machen und sie wärmstens empfehlen, weil sie  für unsere Zeit des gesellschaftlichen und politischen Abbruchs, der religiösen Öde und des Zusammenbruchs der katholischen Kirche als sichtbarer Heilsinstitution verfasst sind, denn sie lassen uns gleichermaßen aufhorchen und machen Mut.

An der Verpackung dieser beiden Bücher möge sich der geneigte Leser  nicht stören: beide sind mit Vor- bzw. Begleitworten von Theologen der sogenannten Kirche des zweiten Vatikanums versehen. Derart unnützes Verpackungsmaterial pflege ich, mit Teppichmesser und schwarzem Deckstift hantierend, zu entfernen: übrig bleibt dann der Inhalt des betreffenden Buchs - und der ist überaus kostbar und lesenswert!

A. Gott scheint unserer Zeit gänzlich entrückt, ja er scheint sich geradezu zu verbergen, er scheint längst nicht mehr präsent. Das nachfolgend empfohlene Buch von Frossard beschreibt genau das Gegenteil, nämlich das, was wir so schmerzlich vermissen: die evidente Einsicht in die Existenz, ja die unmittelbare Gegenwart Gottes. Der französische Journalist Andre Frossard, (* 1915) schildert erst drei Jahrzehnte später in seinem Bericht: "Gott existiert - ich bin ihm begegnet" (Übersetzerin: Lotte von Schaukal, Verlag: Herder 1970 Freiburg im Breisgau) seine im Alter von 20 Jahren gemachte Erfahrung der erlebten Gegenwart Gottes:

An einem strahlenden Sommertag, dem Nachmittag des 8. Juli 1935, wartete er in Paris auf einen Kameraden, der ihn für ein paar Minuten verlassen und eine nahe Kapelle aufgesucht hatte. Frossard, der im bürgerlich-sozialistisch-atheistischen Milieu ungetauft Aufgewachsene, empfand damals keinerlei „innere Unruhe“, ... "keinerlei metaphysische Ängste" und "keinerlei Neugier die Religion betreffend": „Gelassener Atheist“, so bezeichnet er seine damalige Geisteshaltung selbst. Offensichtlich ungehalten über die als zu lang empfundene Verweildauer seines Freundes betritt er nun seinerseits diese Kapelle und sucht, neben der Eingangstür verharrend, die Anwesenden vergebens nach seinem Freund ab, wobei sein Blick dabei zufällig auf eine Altarkerze fällt. Er selbst schildert das nun Eintretende wie folgt: „In diesem Augenblick bricht jäh eine Welle von Wundern los“ … „der Himmel öffnet sich“ … „nicht, er stürzt auf mich zu“.

Selbst Jahrzehnte danach fällt ihm das Beschreiben des nun Erlebten, dessen  Außergewöhnlichkeit von keinem seiner Leser sinnenhaft erfasst und nachvollzogen werden kann, schwer, was er mit den Worten ausdrückt:  „Wie soll ich es schildern, mit diesen abgedankten Worten, die mir den Dienst versagen ...“? „Der Maler, dem es gegeben wäre, unbekannte Farben zu erschauen, womit sollte er sie malen?“

„Ein unzerstörbarer Kristall“, so schildert er die evidente Gegenwart Gottes „von einer unendlichen Durchsichtigkeit, einer beinahe unerträglichen Helle (ein Grad mehr würde mich vernichten)“. Diese Wirklichkeit beschreibt er als „eine andere Welt, von einem Glanz und einer Dichte, dass unsere Welt vor ihr zu den verwehenden Schatten der nicht ausgeträumt Träume zurücksinkt. Es ist die Wirklichkeit, es ist die Wahrheit“.

Er, der vor wenigen Augenblicken weder an einen höchsten Walter, noch an eine Bestimmung des Menschen geglaubt hat, wird vom Gegenteil nicht nur überzeugt, sondern geradezu überwältigt: „Es ist eine Ordnung im Universum, und an ihrer Spitze … ist die Evidenz Gottes, die Evidenz, die Gegenwart ist, die Evidenz, die Person ist, die Person dessen, den ich vor einer Sekunde noch geleugnet habe, den die Christen unseren Vater nennen und dessen milde Güte ich an mir erfahre, eine Milde, die keiner anderen gleicht, die nicht die manchmal mit diesem Namen bezeichnete passive Eigenschaft ist, sondern eine aktive, durchdringende, eine Milde, die alle Gewalt übertrifft, die fähig ist, den härtesten Stein zu zerbrechen und was härter ist als Stein – das menschliche Herz.“

Es folgt der schlagende Beleg, dass dieses Erlebnis nicht bloß der Phantasterei einer sich selbst uneingestandenen religiösen Sehnsucht zuzuschreiben ist, gibt doch dieses Selbstbekenntnis preis, dass sie nicht einer bis dahin nur latent gebliebenen Frömmigkeit zuzuschreiben ist, sondern es ist die grell aufblitzende Einsicht in die Verkehrtheit des bisherigen Lebenslaufs: “Ihr überwältigender Einbruch ist begleitet von einer Freude, die nichts anderes ist als der Jubel des vom Tod Erretteten, des gerade noch zur rechten Zeit aufgefischten Schiffbrüchigen, mit dem Unterschied allerdings, dass mir erst in dem Augenblick, da ich dem Heil entgegen emporgerissen werde, zum Bewusstsein kommt, in welchem Schlamm ich, ohne es zu wissen, versunken war – und ich frage mich, der ich noch mit halbem Leibe darin gefangen bin, wie ich darin leben, darin atmen konnte.“

Aber das geistige Schauen Gottes birgt weitere, im Nu gewonnene Einsichten: „Zugleich ist mir eine neue Familie geschenkt worden: die Kirche, deren Aufgabe es ist, mich dorthin zu führen, wohin ich gehen muss. Denn soviel ist klar, dass trotz des gegenteiligen Scheins mir noch eine Strecke Wegs zurückzulegen bleibt“... „Alle diese Empfindungen, die ich in die ohnmächtige Sprache der Gedanken und Bilder zu übertragen mich mühe, sind gleichzeitig, sind eine in der anderen eingeschlossen, und nach Jahren noch werde ich ihren Gehalt nicht ausgeschöpft haben. Alles ist beherrscht von der einen Gegenwart, der zugleich jenseitigen und in unser aller, der unübersehbaren Versammlungsmitte weilenden Gegenwart des Einen, dessen Namen ich nie mehr werde schreiben können, ohne dass mich die Sorge überfällt, seine Liebe zu verletzen, vor der ich stehe als ein Kind, dem das Glück zuteil geworden ist, Verzeihung zu finden, und das erwacht, um zu erfahren, dass alles Geschenk ist."

Abschließend dazu: Der geneigte Leser möge sich nicht daran stören, dass, wie im Internet zu lesen ist, Frossard später briefliche Beziehungen zu dem sogenannten Papst der apostatischen Kirche, Johannes-Paul II. unterhielt, also offensichtlich den damals längst vollzogenen Abfall der kirchlichen Hierarchie nicht erfasst hatte, obwohl er den religiösen Niedergang der Katholiken und der ungläubigen Theologen und Priester sehr wohl gesehen und in seinem Buch “Es gibt eine andere Welt“ ausdrücklich beklagt hat. Ohne ihn insoweit in irgendeiner Weise entschuldigen zu wollen: die auch bei uns Sedisvakantisten in aller Regel erst allmählich im Laufe der Jahrzehnte eingekehrte Einsicht in den zuvor für unmöglich und damit für unfassbar gehaltenen Abfall der Hierarchie der katholischen Kirche hat bei ihm bis zu seinem Tode, 1995, offensichtlich nicht eingesetzt. Mir steht es nicht zu, den Stab darüber zu brechen, vielmehr dankbare Freude über die mir und uns insoweit zuteil gewordene Einsicht zu empfinden. Diese Merkwürdigkeit mindert aber nicht im Mindesten die Glaubwürdigkeit des von Frossard geschilderten Erlebnisses, das sich in jener Bekehrungszeit, 1935, an etwa dreißig Tagen wiederholte: „Gott existiert – ich bin ihm begegnet!“, ein Erlebnis, auf das die Worte der Heiligen Schrift vollendet zutreffen: „Geliebter! Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes.“ (Tit. 3, 4)

B. Des weiteren möchte ich auf ein Werk hinweisen, das bereits anderweitig in „Einsicht“ zitiert wurde, das die Schauungen und Aufzeichnungen der heiligen Katharina von Siena, Ordensfrau, Mystikerin und Kirchenlehrerin, stigmatisiert (* 1347, † 1380), enthält: „Caterina v. Siena: Gespräch von Gottes Vorsehung“, 284 Seiten, 5. Auflage, 2010, Johannes Verlag; Einsiedeln. Hier nun kleinste Kostproben zu ausgewählten Themen; kostbar, weil der gesamte Inhalt dieses Buches nichts anderes darstellt als einen unschätzbar wertvollen Katechismus der katholischen Religion, hier auszugsweise wörtlich zitiert, weil dessen Inhalt, exzellent übersetzt von Ellen Sommer von Seckendorf und Cornelia Capol, nur so seine volle Aussagekraft und Brillianz behält:

1. Der Grundtenor der Aufzeichnungen der hl. Katherina ist die Widerlegung des Glaubens an den „Zufall“, der in Wahrheit ja nichts anderes enthält, als die Leugnung der Regierung und Vorsehung Gottes. Gott lässt die Heilige – und damit auch uns, denn diese Aufzeichnungen sind nicht zufällig an die Öffentlichkeit gelangt und nicht zufällig über Jahrhunderte der katholischen Öffentlichkeit erhalten geblieben – wissen,

2. „dass jedes Ding von MIR seinen Ausgang nimmt und ohne MEINE Vorsehung kein Blatt vom Baum fällt. Was ICH Ihnen schicke und zulasse, geschieht zu ihrer Heiligung, damit sie das Glück und das Ziel erreichen, für das ICH sie erschuf.“ (S. 72)

„MEINE Macht ist nicht gemindert und kann nicht gemindert werden, und ICH kann, will und weiß dem zu helfen, der sich von MIR helfen lassen will.“ (S. 48) ... „und so hat er begriffen und hält fest, daß alles, was ICH tue, aus Vorsehung geschieht, und einzig, um dem Menschen sein Heil zu verschaffen. Deshalb bringt er allen Dingen Ehrfurcht entgegen und nimmt kein Ärgernis an MEINEN Werken, weder im Hinblick auf sich selbst noch auf seinen Nächsten, sondern durchsteht alles in wahrer Geduld. Und so ist es: MEINE Vorsehung wird keinem Geschöpf je entzogen, denn alle Dinge gründen in ihr.“ (S. 190, f.)

„Keiner aber, das sollst du wissen, kann Meinen Händen entrinnen, denn Ich bin der ICH BIN, Ihr aber seid nicht aus euch selbst, sondern nur sofern ihr von Mir erschaffen seid. Ich bin der Schöpfer aller Dinge, die am Sein teilhaben, mit Ausnahme der Sünde, die nicht ist und deshalb auch nicht von Mir erschaffen wurde. Da sie aber nicht in Mir ist, darum ist sie auch nicht liebenswert. Und doch beleidigt Mich das Geschöpf, in dem es liebt, was es nicht lieben soll, nämlich die Sünde, Mich aber hasst, Den zu lieben es gehalten und verpflichtet ist, weil Ich das höchste Gut bin und ihm in solcher Liebesglut das Dasein verliehen habe. Von Mir aber kommen Sie nicht los, denn entweder stehen Sie in Meiner Gerechtigkeit um ihrer Sünden willen oder in Meinem Erbarmen.“ (S. 31, f.)

Die eindeutige Widerlegung des Glaubens an die „Evolution“, und damit des Glaubens an die „Ziel- und Sinnlosigkeit“ des menschlichen Lebens:
„Nachdem Ich jedes Ding gut und vollkommen gemacht hatte, schuf Ich das vernunftbegabte Geschöpf nach Meinem Bild und Gleichnis und brachte es in den Garten; doch durch Adams Sünde sprossen Dornen hervor, wo zuvor duftende Blumen in Unschuld und großer Anmut gewachsen waren. Alles war den Menschen untertan, aber nach der Schuld und dem vollzogenen Ungehorsam empörten sich sämtliche Geschöpfe wider ihn: Welt und Mensch, der ja auch eine Welt ist, verwilderten. In Vorsehung sandte Ich dann Meine Wahrheit, das Mensch gewordene Wort, in die Welt, nahm die Wildnis von ihr, entfernte den Dorn der Erbschuld und schuf einen Garten daraus, der vom Blut des Gekreuzigten getränkt war, pflanzte die sieben Gaben des Heiligen Geistes hinein und reinigte ihn von der Todsünde. All dies geschah auf den Tod Meines eingeborenen Sohnes hin, nicht aber zuvor." (S. 194, f.)

3. Und zugleich die explizite Darlegung der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen und der Erlösungsgeschichte: „Weil das menschliche Fleisch durch die Sünde des ersten Menschen Adam verdorben war und ihr alle als aus diesem Stoff geformte Gefäße verderbt und unfähig zum ewigen Leben seid, darum gab Ich Meinen eingeborenen Sohn dahin, sandte das Wort, mit derselben Natur bekleidet wie ihr, mit dem verderben Fleische Adams, damit Er in eben der Natur, die gesündigt hatte, die Strafe erdulde. Und in dem Er in Seinem Leib litt bis zum schmachvollen Kreuzestod, stillte Er Meinen Zorn.“

„In der Einigung der beiden Naturen nahm Ich das Opfer des Blutes Meines Sohnes an, das mit der göttlichen Natur vermengt und verschmolzen wurde durch das Feuer Meiner göttlichen Liebe; sie war die Fessel, die Meinen Sohn ans Kreuz geheftet und genagelt hielt. So nur wurde die menschliche Natur befähigt, die Schuld zu sühnen – und zwar allein in der Kraft der göttlichen Natur; auf diese Art wurde die Fäulnis der Sünde Adams hinweg genommen, und es verblieb davon nur die Spur: die Neigung zur Sünde und alle leiblichen Mängel, sowie die Narbe zurückbleibt, wenn der Mensch von einer Verwundung geheilt ist.“

„Da nun der große Arzt, Mein eingeborener Sohn, gekommen war, heilte Er den kranken Menschen, in dem Er die bittere Arznei trank, die der allzu Geschwächte nicht mehr zu trinken vermochte. Er handelte wie die stillende Amme, die anstelle des Kindlein die Arznei einnimmt, weil sie groß und stark ist, das Kindlein aber nicht kräftig genug, um das Bittere zu vertragen. So hat Er Sich zur Amme gemacht, in dem Er in der Größe und Kraft Seiner Gottheit, die sich mit eurer Natur verband, die bittere Arznei des schmerzvollen Kreuzestodes auf sich nahm, um euch, den durch die Schuld geschwächten Kindern, Heilung und Leben zu schenken. Dies geschieht in der heiligen Taufe, die in der Kraft des glorreichen und kostbaren Blutes wirksam ist und das Leben der Gnade schenkt. Sie macht das Gefäß der Seele bereit, Gnade zu empfangen und in sich zu vermehren: viel oder wenig, je nach ihrer Bereitschaft, Mich voll Eifer und Verlangen zu lieben und Mir zu dienen. Denn ungeachtet der in der heiligen Taufe empfangenen Gnade kann sie sich zum Bösen oder Guten entscheiden.“

„Alle seid ihr im allgemeinen und im besonderen von Meiner Wahrheit dazu eingeladen worden, als Christus von Sehnsucht verzehrt im Tempel ausrief: Wer dürstet, der komme zu Mir und trinke, denn Ich bin ein Quell lebendigen Wassers. Er sagte nicht: der gehe zum Vater und trinke, sondern: der komme zu Mir. Warum? Weil sich in Mir, dem Vater, kein Leiden findet, wohl aber in Meinem Sohn. Ihr aber werdet, solange ihr Pilger und Wanderer dieses sterblichen Lebens seid, nie ganz frei sein können von Leiden, weil die Erde der Sünde wegen Dornen hervortrieb.“

„Also sollt ihr euch an Ihn halten, der Sich für euch zur Brücke gemacht hat, so dass weder Dornen noch widrige Winde, weder Gunst noch Ungunst und anderes Leid, das ihr etwa ertragen müsst, euch verleiten, den Kopf zurückzuwenden; ihr müsst vielmehr ausharren, bis ihr Mich findet, der Ich euch lebendiges Wasser spende und es euch reiche durch die Vermittlung des liebreichen Wortes, Meines eingeborenen Sohnes. Warum aber sagte Er: ich bin Quell lebendigen Wassers? Weil Er der Brunnen war, der Mich fasste, in dem Er die göttliche Natur mit der menschlichen in Sich vereinigte. Darum sagte Er: keiner kann zum Vater gelangen außer durch Mich.“ (S. 26, f., 65, f.)

4. Die Darlegung der Bestimmung, der Zielhaftigkeit des menschlichen Lebens – in der Liebe: „Ohne Liebe kann die Seele nicht leben, sie will stets etwas lieben, besteht sie doch aus dem Stoff der Liebe, weil ICH sie aus Liebe erschaffen habe.“ (S. 63, f.) „So wundere dich nicht, dass es möglich sei, sich unersättlich von Erde zu ernähren, die doch nie sättigen kann. Unersättlich sind sie, sich selbst unerträglich und dementsprechend stets ruhelos, denn ihre Begier und ihr Wollen richten sich auf das, was sie notwendig ungestillt lässt. Der Grund, warum sie keine Sättigung finden, ist dieser: Sie erstreben Endliches und sind doch dem Sein nach unendlich. Weil der Mensch über alle geschaffenen Dinge eingesetzt ist und nicht das Geschaffene über ihn, kann er Sättigung und Ruhe nur in etwas finden, das größer ist als er. Größer als er ist aber niemand als Ich, der ewige Gott, und Ich allein kann ihn stillen.“ (S. 115)

„Die geschaffenen Dinge sind dazu gemacht, den Bedürfnissen der Vernunft begabten Geschöpfe zu dienen und sie zu befriedigen; das Geistwesen (Anmerkung des Verfassers: der Mensch) ist nicht um seinetwillen erschaffen, vielmehr für MICH, um mit ganzem Herzen und Gemüt MIR zu dienen.“ (S. 37) „Denn ob die Welt es will oder nicht, sie verherrlicht Mich. Allerdings tut sie es nicht in der Weise, wie sie sollte, indem sie Mich nämlich über alles liebte. Ich aber ziehe Lob und Verherrlichung Meines Namens aus den Geschöpfen: Ich lasse Meiner Barmherzigkeit und die Überfülle Meiner Liebe in ihnen aufleuchten, gewähre Ihnen Aufschub und befehle der Erde nicht, sie um ihrer Sünden willen zu verschlingen. Ja Ich warte auf sie und heiße die Erde ihnen von ihren Früchten mitteilen, die Sonne sie erwärmen und ihnen Licht und Hitze spenden, den Himmel sich bewegen; und in allen für sie geschaffenen Dingen erzeige Ich ihnen Meine Barmherzigkeit und Liebe und entziehe sie ihnen nicht ihrer Sünden wegen. Dem Sünder wie dem Gerechten teile Ich sie aus, und häufig dem Sünder reichlicher als dem Gerechten, da Ich den Gerechten, der im Stande ist zu ertragen, die Güter der Erde entbehren lasse, um ihm das himmlische Gut in größerer Fülle zu schenken. So leuchtet Meine Barmherzigkeit und Liebe über Ihnen. Zuweilen werden Meine Knechte auch durch die Verfolgungen, die sie Mir in demütigen und nie ermüdenden Gebet dar bringen, Meinem Namen Verherrlichung und Ruhm verschaffen. So dass die Bösen, ob sie es wollen oder nicht, zu Meinem Ruhme handeln, selbst wenn sie beabsichtigen, Mir Schimpf anzutun.“

„Diese Bösen sind dazu auf Erden, um die Tugend Meiner Knechte zu vermehren, wie die Dämonen in der Hölle meine Gerichtsvollzieher und Antreiber sind, indem sie an den Verdammten Meine Gerechtigkeit erfüllen und Meine Geschöpfe antreiben, die hienieden wandern und pilgern und dazu geschaffen sind, Mich, ihr Ziel, zu erreichen…“

„Für den Bösen sorge Ich, um ihn in den Gnadenstand zurückzuführen, für den Unvollkommenen, um ihn zur Vollkommenheit hinzulenken, und für den Vollkommenen, um in ihm die Vollkommenheit zu mehren und aus ihm einen guten und brauchbaren Vermittler zu machen zwischen dem im Kampf Unterlegenen und Mir. Denn durch die Vermittlung Meiner Knechte will Ich der Welt Barmherzigkeit erweisen und auf ihr Dulden hin Meine Braut erneuern. In der Nachfolge Christi des Gekreuzigten, Meines eingeborenen Sohnes, machen sie sich zu Mittlern durch ihr Gebet, ihr Wort und ihr gutes, heiliges, vorbildliches Leben.“ (S. 99, f., 206)

5. Die Darlegung des gebotenen Gottesdienstes, der Pflichten Gott gegenüber:
„Ich fordere von euch gleiche Liebe, wie ICH sie euch entgegenbringe. Dies ist zwar unmöglich, denn ICH liebte euch bereits ohne Gegenliebe. Somit ist jede Liebe, die ihr MIR entgegenbringt, geschuldet und nicht umsonst; sie ist eure Pflicht, während MEINE Liebe zu euch ein Gnadengeschenk ist, das ICH euch nicht schulde. Ihr könnt mir die Liebe, die ICH von euch fordere, niemals schenken, deshalb habe ICH euch neben den Mitmenschen gestellt, damit ihr ihm das gebt, was ihr MIR nicht geben könnt, die rückhaltlose, ungeschuldete und uneigennützige Liebe, und ICH will als an MIR getan ansehen, was ihr dem Nächsten tut.“ (S. 78)

6. Die Darlegung der vom Menschen zu ergreifenden Heilsmittel zur Mitwirkung an seiner Erlösung: „Euer ganzer Glaube gründet im Gehorsam, denn gehorchend erweist ihr euch als treu. MEINE WAHRHEIT hat euch allen gemeinsam die Gesetzesgebote auferlegt, und das wichtigste davon ist: MICH über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Die übrigen Gebote sind mit diesem einen so verbunden, daß dies eine nicht befolgt werden kann, ohne daß alle befolgt werden, oder daß alle mißachtet werden, falls dies eine mißachtet wird. Wer diese beiden befolgt, befolgt alle übrigen; er ist MIR und seinem Nächsten treu, liebt MICH und MEIN Geschöpf und ist daher gehorsam; um MEINETWILLEN unterwirft er sich den Gesetzesgeboten und den Geschöpfen und erträgt in Demut und Geduld jede Last und Verleumdung der Mitmenschen. Dieser Gehorsam war von so einzigartigem Wert, daß er euch allen die Gnade erlangte, wie der Ungehorsam für euch alle den Tod nach sich zog.
Es wäre jedoch nicht genug, wenn er sich bloß in MEINEM WORT verwirklicht hätte, ihr ihn aber nicht übtet. Ich sagte dir, das ES mit diesem Schlüssel (Anmerkung: der Schlüssel des Gehorsams) den Himmel geöffnet und ihn dann SEINEM Stellvertreter übergeben hat; dieser legt ihn in die Hand eines jeden, der beim Empfang der heiligen Taufe gelobt hat, dem Satan, der Welt und ihrer Pracht und Lust zu entsagen. Auf sein Versprechen hin zu gehorchen, empfängt er den Schlüssel des Gehorsams, so daß jeder ihn für sich selbst besitzt, und dennoch bleibt es der Schlüssel des WORTES. Und wenn der Mensch nicht im Licht des Glaubens und mit der Hand der Liebe hingeht, um mit diesem Schlüssel die Himmelstür zu öffnen, wird er dort nie eintreten, ganz gleich, ob sie vom WORT aufgetan worden ist. ICH erschuf euch zwar ohne euch; ihr habt MICH ja nicht darum gebeten, denn ICH liebte euch, ehe ihr wart, aber retten werde ICH euch nicht ohne euch.
Daher gilt es, den Schlüssel in der Hand zu behalten und voranzugehen, nicht sitzen zu bleiben: voranzugehen auf dem Weg und in der Weisung MEINER WAHRHEIT; das heißt, euch nicht den endlichen Dingen zuzuwenden wie die Toren, die dem alten Menschen nachlaufen, ihrem Urvater, und tun, was er tat: er warf den Schlüssel des Gehorsams in den Kot der Unreinheit, zerschlug ihn mit dem Hammer des Hochmuts und ließ ihn in der Eigensucht verrosten. Nein, denn dann kam das WORT, MEIN EINGEBORENER SOHN, nahm den Schlüssel, reinigte ihn im Feuer göttlicher Liebe, zog ihn aus dem Schmutz und wusch ihn mit SEINEM Blut, machte ihn mit dem Meißel der Gerechtigkeit gerade, indem er auf dem Amboß SEINES Leibes eure Bosheit zurechtbog. Er richtete ihn (Anmerkung des Verfassers: den Himmelsschlüssel des Gehorsams) wieder her, und zwar so vollendet, daß der Mensch seinen Schlüssel in freiem Entschluß noch sosehr verderben kann, er wird ihn doch in erneutem freiem Entschluß unter Mithilfe MEINER Gnade und der gleichen Werkzeuge wiederherstellen können.“ (S. 223, f.)

„Woran erkennt man den lebendigen Glauben? An der Beharrlichkeit“… „Das Gebet aber ist die Waffe, mit der die Seele jeden Gegner von sich abwehren kann, sofern sie sie mit der Hand der Liebe und dem Arm der Willensentscheidung umfaßt und sich damit im Licht des heiligsten Glaubens verteidigt.“ (S. 79) „Ich lasse dich wissen: alles Gute und jedes Unrecht geschieht in Verbindung mit dem Nächsten. Wer Mir gegenüber ohne Liebe bleibt, schadet dem Nächsten und sich selbst als dem Allernächsten, und zwar im allgemeinen wie im besonderen. Allgemein seid ihr verpflichtet, den Nächsten wie euch selbst zu lieben. Liebend sollt ihr ihm geistig durch euer Gebet und ratend durch euer Wort helfen und ihm im Geistigen und Zeitlichen beistehen, je nach seiner Bedürftigkeit, wenigstens der Absicht nach, wenn es anders nicht geht. Ebenso geschieht auch alles Unrecht in Verbindung mit den Nächsten, denn wer Mich nicht liebt, hat keine Nächstenliebe. Und alle Übel sind darauf zurückzuführen, daß es der Seele an Liebe zu Mir und zum Nächsten gebricht. Wer nichts Gutes bewirkt, tut eben damit schon Unrecht. Und gegen wen richtet sich das Unrecht und an wem erweist es sich? Zuerst gegen den Menschen selbst und dann gegen seinen Nächsten: nicht aber gegen Mich, denn Mir kann kein Schaden zugefügt werden, außer insoweit, als Ich das, was man dem Nächsten tut, als Mir angetan erachte. Der Mensch schadet sich selbst durch die Sünde, die ihn der Gnade beraubt, und Schlimmeres kann ihm nicht zustoßen. Dem Nächsten schadet er, indem er ihm die geschuldete Zuneigung und Liebe versagt, kraft welcher Liebe er ihm mit Gebet und heiligem Verlangen, das er Mir für ihn darbringt, beistehen soll. Unterläßt er dies, dann schadet er dem Nächsten, weil er ihn nicht bloß das geschuldete Gute vorenthält, sondern fortwährend Böses und Schaden zufügt. Und wie das? Indem die Sünde, die in der Tat und im Geiste geschieht, geistig bereits geschehen ist, wenn der Mensch Lust an der Sünde und Abscheu gegen das Gute in sich empfangen hat, nämlich Lust an seiner sinnlichen Selbstsucht. Dies hat ihn der Mir und dem Mitmenschen geschuldeten Liebe beraubt. Wenn er auf solche Weise empfangen hat, dann gebiert er Unrecht über Unrecht gegen den Nächsten auf vielerlei Art, wie es seine entartete Sinnlichkeit gelüstet.“ (S. 10, f.)

„So gibt es viele Gaben und Lebensgnaden sowohl geistlicher wie leiblicher Art. Leiblicher Art sage ich hinsichtlich der zum menschlichen Leben notwendigen Dinge; letztere habe ich so unterschiedlich verteilt und nicht alle gesamthaft gegeben, damit ihr gezwungen seid, euch gegenseitig Liebe zu erweisen. Ich hätte sehr wohl den Menschen samt dem, was er für Leib und Seele braucht, erschaffen können, wollte aber, daß der eine auf den anderen angewiesen sei, und alle als Meine Diener die von Mir empfangenen Gnaden und Geschenke verwalten. Der Mensch mag wollen oder nicht, er kann sich – es sei denn gewaltsam – den Werken der Liebe nicht entziehen. Wahr ist es freilich: wenn sie nicht aus Liebe zu Mir getan und verteilt werden, haben sie keinen übernatürlichen Wert. Siehst du, damit sie die gegenseitige Liebe verwirklichen können, habe Ich die Menschen als Meine Verwalter in verschiedene Stände und Stellungen gesetzt; dies beweist euch, daß es in Meinem Haus viele Wohnungen gibt, daß ich aber nichts anderes will als Liebe. Denn die Liebe zu Mir umfaßt auch die Liebe zum Nächsten, und in ihr wird das Gesetz erfüllt. Was einer seinem Stand entsprechend an guten Werken zu tun vermag, das tut er, insoweit er in diese Liebe hineingebunden bleibt.“ (S. 12, f.)

7. Das Aufzeigen der freien Willensbestimmung als unverzichtbares Instrument der Heilserlangung und des schuldhaft verkehrten menschlichen Willens als des letzten Grundes der Verdammnis und die Erklärung des Daseinszwecks der Dämonen:

„Nicht meine Barmherzigkeit hat hier versagt, noch der Mensch, der Erbarmen für den Undankbaren erflehte, einzig ihre eigene Erbärmlichkeit und Herzenshärte. Sie haben mit der Hand ihrer vernunfthaften Willensfreiheit ihr Herz mit einem diamantharten Stein verriegelt, der, falls er nicht unter der Wirkung des Blutes birst, nicht wegzusprengen ist. Doch ich sage dir: ein solcher Mensch kann trotz seiner Herzenshärte, solange es noch Zeit ist, seine freie Vernunft gebrauchen und das Blut meines Sohnes erbitten, das er mit derselben Hand auf sein hartes Herz bringen soll. Dadurch wird er es aufsprengen und so der Frucht des für ihn bezahlten Blutes teilhaftig werden.“

„Ergriffe die Seele jetzt das Licht, um ihre Schuld zu erkennen und zu bereuen, nicht aus Angst vor Höllenstrafe, sondern weil sie Mich, die höchste und ewige Güte beleidigt hat, sie würden noch immer Erbarmen finden. Geht aber der Augenblick des Todes vorbei ohne ein Licht, nur mit dem Wurm des Gewissens, ohne Hoffnung auf das Blut, bloß im Selbstbedauern, indem die Seele sich über ihren Untergang mehr betrübt als über das Mir angetane Unrecht, dann fällt sie in ewige Verdammnis.
Und nun wird sie Meine Gerechtigkeit hart anklagen: nämlich der Ungerechtigkeit und des falschen Urteils; und nicht so sehr des allgemeinen Unrechts und Urteils, wie es üblicherweise in der Welt und in allen ihren Werken vorkommt, sondern weit mehr ihres besonderen Unrechts und Fehlurteils im letzten Augenblick, dass sie die eigene Erbärmlichkeit für größer hielt als mein Erbarmen. Das ist die Sünde, die weder hier noch dort verziehen wird, weil die Seele nicht gewollt und Meine Barmherzigkeit verschmäht hat. Diese Sünde wiegt bei mir schwerer als alle übrigen. Darum missfiel Mir auch die Verzweiflung des Judas weit mehr und war für Meinen Sohn eine größere Last als sein Verrat...
Zur Sünde der Verzweiflung aber wird einer nicht durch seine Schwäche getrieben, denn er findet darin keinerlei Vergnügen, bloß unerträgliche Pein. In der Verzweiflung verachtet er Mein Erbarmen und wertet seine Sünde höher als Meine Barmherzigkeit und Güte. Ist er in diese Sünde gefallen, dann reut ihn die Mir angetane Beleidigung nicht so, wie sie ihn schmerzen müsste, er beklagt wohl sein eigenes Verhängnis, nicht aber, was er gegen Mich getan, und so wird ewige Verdammnis sein Anteil. Hätte ihm die Mir zugefügte Beleidigung leid getan, hätte er sie bereut und auf Meine Barmherzigkeit gehofft, er würde sie gefunden haben, denn Meine Barmherzigkeit ist unvergleichlich größer als alle Sünden, die ein Geschöpf je begehen könnte...
Die Verdammten empfinden dann solchen Hass, dass sie das Gute weder wollen noch ersehnen können und Mich unablässig lästern. Weißt du, warum sie es nicht ersehenen können? Weil mit dem Ende des Menschenlebens auch dessen freier Wille festgelegt wird, und so können Sie, die ihre Zeit verloren haben, nichts mehr verdienen. Beschließen sie ihr Leben im Hass, mit der Schuld der Todsünde beladen, dann bleibt ihrer Seele nach göttlicher Gerechtigkeit für immer mit der Fessel des Hasses gebunden. Desgleichen bleibt die gerechte Seele, die ihr Leben in liebender Begierde beschloss, in der Liebe festgelegt; auch sie kann nichts mehr verdienen, da die Zeit vorbei ist, aber sie kann ewig im jener Liebe lieben, mit der sie zu Mir kam und die Ich ihr zumaß. Immer ersehnt sie Mich und liebt Mich, daher ist ihre Sehnsucht nicht leer, sondern wenn sie hungrig ist, wird sie gesättigt, und gesättigt hungert sie dennoch, doch alle Beschwerde des Sattseins und der Qual des Hungers bleibt ihr fern.“ ((S. 8, f, 49, ff., 178, f.)

„Satan wurde von Meiner Gerechtigkeit zum Gerichtsvollzieher bestellt, hienieden aber dazu, Meine Geschöpfe zu versuchen und zu bedrängen; nicht damit sie unterliegen, sondern (damit sie) obsiegen und von Mir die Siegesglorie empfangen. Keiner braucht Kampf und Versuchung des Teufels zu fürchten, weil Ich ihn stark gemacht und ihm die Kraft des Willens verliehen habe, der gestählt ist im Blute Meines Sohnes. Weder Dämon noch Geschöpfe vermögen euren Willen zu biegen, denn er gehört euch, und Ich habe ihn euch als freie Urteilskraft gegeben.“ (S. 53) Das alles - und noch viel, viel mehr Unverzichtbares – enthält dieser ungewöhnliche, aus den Schauungen und Aufzeichnungen der Heiligen bestehende Katechismus: Caterina v. Siena, Gespräch von Gottes Vorsehung.
 
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