54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
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4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Die Gemeinde von Philadelphia: ein dunkles Deja-vu
 
Die Gemeinde von Philadelphia: ein dunkles Deja-vu
von
R. F. Schmidt

„Dem Engel der Gemeinde von Philadelphia 1) schreibe: Also spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids trägt, der öffnet, so daß niemand zu schließen, der schließt, so daß niemand zu öffnen vermag. Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Türe offengestellt, die niemand schließen kann 2). Zwar hast du eine geringe Kraft, hast aber mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet 3). Siehe, Leute aus der Synagoge Satans 4) führe ich zu dir 5), Leute, die sich Juden nennen – doch sie sind es nicht, sondern lügen 6). Siehe, diese will ich dazu bringen, daß sie kommen, dir zu Füßen fallen und einsehen, daß ich dich liebgewann 7). Weil du bewahrt hast, was von meiner Geduld gesagt ist, so werde ich auch dich bewahren vor der Prüfungsstunde 8), die über den ganzen Erdkreis kommen soll zur Prüfung für die Bewohner der Erde. (Siehe,) ich komme rasch. Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme 9).“ (Offb. 3, 7–11)

Anmerkungen des Verfassers: Die im zweiten und dritten Kapitel der Offenbarung des hl. Johannes enthaltenen Sendschreiben sind an sieben Gemeinden, also an Gemeinschaften des Reiches Jesu Christi, an Gemeinschaften Seiner Kirche gerichtet. Da die von Jesus Christus gestiftete Kirche aber nur eine ist, liegt es nahe, dass die sieben verschiedenen Gemeinden die hl. Kirche selbst darstellen. Die Sendschreiben scheinen mir nicht etwa an die an verschiedenen Orten zur selben Zeit existierende Gemeinden der Kirche gerichtet, sondern an die in verschiedenen Zeitaltern mit deren jeweils politisch-sozialen Zeitströmungen existierende Gesamtkirche. Das Sendschreiben an die Gemeinde von Philadelphia  ist das sechste der sieben Schreiben. Es ist an die Christen gerichtet, die innerhalb der politisch-sozialen Gesellschaft von Philadelphia leben. Und was könnte hier auf  ein Deja-vu-Erlebnis hindeuten?

1) „Philadelphia“ bedeutet Bruderliebe. Also scheinbar etwas sehr Christliches. Die Ethik der Moderne rankt sich um die Bruderliebe, die „Mitmenschlichkeit“, „die Solidarität“. Diese Solidarität wird zu Unrecht gelegentlich mit der Nächstenliebe verwechselt, denn Solidarität ist eine durch und durch willkürliche Erscheinung. Sie ist selbst gewählte Parteilichkeit: ich bin nur mit den Mitgliedern jener Gruppen solidarisch, denen ich meine Solidarität zuwenden will. Außenstehenden kann ich gänzlich unsolidarisch begegnen, ohne meine Selbstverpflichtung zur Solidarität je verletzt zu haben. Ich kann mich einer durchaus widersprüchlichen Ethik bedienen, wenn ich sie mir nach meinem Willen zurechtgelegt habe. Man kann sich mit ganzer Kraft der unbeschränkten Aufnahme und Versorgung aller Einwandernden widmen, die von dieser Gesellschaft Teilhabe und Versorgung einfordern. Diese Solidarität erstreckt sich allerdings nicht auf andere Gruppen. Die Teile der Bevölkerung, die keinen Fürsprecher für ihr Leben besitzen, werden nicht etwa mitleidig empfangen, sondern unter dem Deckmantel eines allgemein verordneten Schweigens „beseitigt“: Die ungeborenen Menschen, deren Eltern sie nicht „haben“ wollen, werden nicht als vom Tode bedrohte „minderjährige unbegleitete Flüchtlinge“ oder als „Asylsuchende“ von den Spitzen der Gesellschaft fürsorglich empfangen. Hier gilt keinerlei „Willkommenskultur“. Hier wird nicht von anzupackender „alternativloser Herausforderung“ gesprochen, sondern sie sind „zum Abort freigegeben“: „Das große Babylon, die Mutter der Dirnen und der Gräuel der Welt. Ich sah das Weib trunken vom Blute der Heiligen und vom Blute der Zeugen Jesu. Als ich es sah, staunte ich gar sehr.“  (Offb.17, 5-6); „Seht zu, daß ihr keines dieser Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu retten, was verloren war.“ (Matth.18, 10-11)

Hier türmt sich eine Blutschuld vor uns allen auf, an der auch wir durch unser kollektives Wegschauen unseren Anteil haben, die bezahlt werden muss und die uns daher alle überschwemmen wird. Man muss es auf längere Sicht betrachten, denn der vormalige Träger des Lichts, Satan, hat einen langen Atem. Zuerst kam die allmähliche „Befreiung“ des Menschen von Gott. „Alternativlos“ erfolgte damit die Befreiung des Menschen von „Leibfeindlichkeit“ und von „verstaubten moralischen Zwängen“: die „sexuelle Revolution“. Das, was folgte, war „alternativlos“: die Befreiung des befreiten Menschen von ungewollten Schwangerschaften und von deren unerwünschten Folgen, von der Elternschaft. Und die im Hedonismus und im Rahmen der „Familienplanung“ gezeugten Kinder waren mehrheitlich ungewollt. Was auf Pille, Spirale, Skalpell und Absaugung folgte, war „alternativlos“: eine Überalterung der Gesellschaft wegen fehlender Reproduktionsrate. „Alternativlos“ hat „man“ die Gesellschaft mit Menschen aus fremden Gesellschaften aufgefüllt. Und zwar mehr oder minder „alternativlos“ aus Kulturkreisen, die die massenhafte Verhütung und die Tötung von ungeborenen Kindern nicht kennen und die einen Anreiz zur Migration aufweisen, die zum Beispiel ein religiöses Sendungsbewusstsein besitzen.

Die „Liberalisierung der westlichen Gesellschaften in jeder Beziehung“ geschah meines Erachtens nicht zufällig: Zeitgleich mit der Hochzeit der Zerstörung der katholischen Kirche und der christlichen Religion, der „sexuellen Enthemmung“ samt „Geburtenkontrolle“ und „der Familienplanung“ hat „man“ in den „offenen“ westlichen  Gesellschaften die so schwindende Bevölkerung jahrzehntelang scheinbar wie zufällig und zugleich scheinbar wie notwendig mit Angehörigen „fremder Kulturen“ „ausgeglichen“, und zwar in einem solchen Umfang, dass jene hier zum Teil an den bestehenden gesellschaftlichen  Strukturen vorbei direkt in so entstandene Parallelgesellschaften eingewandert sind, darunter eben gerade solche Militant-Fromme, die auf „Kolonialisierung“ und „Missionierung“ aus sind.  Unter dem Diktat der Brüderlichkeit und Menschenfreundlichkeit eine Gesellschaft seit Jahrzehnten ganz gezielt, massiv und unselektiert mit Angehörigen „fremder Kulturen“ zu überschwemmen, heißt Zwangsverbrüderung zulasten der Bürger dieses Landes unter den Parolen „Freiheit“, „Gleichheit“, „Brüderlichkeit“, „Asyl“, „Flüchtlinge“, „Solidarität“ und „Schlagt-sie-tot-die-Kritiker“ zu betreiben. Denn die mit nicht nur vorgeschobenen oder aufgebauschten, sondern tatsächlich vorhandenen Fluchtgründen und mit einem tatsächlich moralisch berechtigten Anspruch auf dauerhafte Aufnahme Einreisenden dürften nur einen geringen Teil der Eingewanderten bilden.

Ein Anspruch jedes einzelnen „Asylsuchenden“ auf „Asylgewährung“ bedeutet nichts anderes als die kategorische Aufnahmepflicht des sich zur Asylgewährung verpflichtenden Staates gegenüber der Bevölkerungsmehrheit jeder beliebigen anderen Region, wenn nur deren „politische Elite“ diese Mehrheit „verfolgt“ oder wenn dort „Bürgerkrieg“ herrscht.  Egal wie viele „Asylsuchende“ hereindrängen: es besteht selbstverständlich die in der Verfassung verbriefte Pflicht zur Aufnahme und Alimentation. Und weil man die Asylgewährung auch noch dahin ausgedehnt hat, dass jedem, der lediglich behauptet, anspruchsberechtigt zu sein, das Asylrecht „vorläufig“ und „bis zum Beweis des Gegenteils“ eingeräumt wird, ist das die Einladung zum bodenlosen Missbrauch des Asylrechts. Ein "aus reiner Menschenfreundlichkeit" ersonnener "bloßer Webfehler" der Verfassung? Nein, sondern eine in die Verfassung installierte Zeitbombe zwecks Zerstörung der gesellschaftlichen Ordnung durch Invasion zu gegebener Zeit: die Bürger des eigenen Staates werden dann in die politische Bedeutungslosigkeit abgedrängt, weil "die Integration" und alles, was damit in Zusammenhang steht, alles Übrige als vergleichsweise bedeutungslos überlagert und verdrängt. Der Gedanke der Hilfsbereitschaft gegenüber Schutzsuchenden verkommt damit vollends zum trojanischen Pferd: Die für hehr gehaltene Verfassung, ein wirksamer Hebel für den Umsturz der öffentlichen Ordnung "aus humanitären Gründen". "Wehe aber der Erde und dem Meere, denn zu euch ist der Teufel herabgefahren in großem Zorn. Er weiß, dass er nur wenig Zeit hat.“ (Offb. 12, 12) Es gibt sie, auch wenn wir sie in der Dunkelheit, in der wir leben, noch nie zu Gesicht bekommen haben: „schwarze Schwäne“. Wir können aber ihre Existenz an ihrem Wirken erkennen. Es gibt sie, auch wenn sie jeden, der ihre Existenz behauptet, als „spinnerten Verschwörungstheoretiker“ brandmarken lassen: Satanisten.

„Menschenfreundlichkeit“, „Güte“, „Solidarität“ und „Ethik“ ohne Gottes- und Nächstenliebe gerät bestenfalls zu einem Unterfangen der „Selbstverwirklichung“ und der kalten Selbstgerechtigkeit, sonst zur satanisch inspirierten Zerstörung des konfliktfreien Zusammenlebens. Die Nächstenliebe ist eben nicht zu verwechseln mit dieser zerstörerischen Anarchie des Gutmenschentums, der Xenophilie, der Philadelphia der Aufklärung, der verstandeswidrig ohne Ansehen der Umstände und der Bedürftigkeit über alle und alles ausgegossenen “Güte“ – in aller Regel auf Kosten anderer: „Seid umschlugen Millionen!“ Und sie erschöpft sich nicht in finanziellen Zuwendungen und in unvorstellbarer Nachsichtigkeit gegenüber Unrecht, Raub, Gewalt und Verbrechen, die notwendigerweise mit einer klammheimlichen Verhöhnung der Gerechtigkeit und der Opfer einhergeht.
Mir scheint dieses Sendschreiben an die Christen jenes Zeitalters gerichtet zu sein, die in jener politischen Gesellschaft von der falschen, der gottlosen Bruderliebe dahinvegetieren, jene Gesellschaften, die darauf aus sind, alle Menschen zu Brüdern zu machen im Geiste der Aufklärung und gegen Gott – oder sie stillschweigend zu „beseitigen“. Dieses Sendschreiben ist an die Christen des Zeitalters der Wohlfahrtsstaaten, der Sozialstaaten gerichtet, die der Idee einer die christliche Nächstenliebe nachäffenden falschen Bruderliebe‚ die der Idee der Gleichmacherei verfallen sind: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“

er 1922 zur katholischen Kirche konvertierte streitbare Schriftsteller der Geschichten des Pater Brown, Gilbert Keith Chesterton (Orthodoxie, deutsche Übersetzung: Monika Noll/Ulrich Enderwitz, Fe-MedienverlagsGmbH, Kissleg, 2. Aufl. , 2015, S. 67, ff.) hat dieses Phänomen wie folgt beschrieben: „Es lässt sich keine feinsinnigere Wahrheit denken als die in dem Allerweltsidiom, jemand habe „das Herz auf dem rechten Fleck". Das Idiom setzt eine Vorstellung von Normalverhältnis voraus; eine bestimmte Funktion ist nicht nur vorhanden, sondern sie steht auch, wenn es mit rechten Dingen zugeht, in einem bestimmten Verhältnis zu anderen Funktionen. Tatsächlich ist die negative Fassung dieses Idioms wie kaum etwas geeignet, die morbide Mitmenschlichkeit und widernatürliche Sanftmut der meisten maßgebenden Modernen auf den Begriff zu bringen… In mancher Hinsicht ist sie entschieden zu gut. Sie ist voll wüster und vergeudeter Tugenden. Wenn ein religiöses System zertrümmert wird (wie das mit dem Christentum in der Reformation geschah), dann führt das nicht zu einer Entfesselung der Laster. Keine Frage, dass die Laster entfesselt werden; sie streifen umher und stiften Schaden. Aber auch die Tugenden werden entfesselt, und sie streifen noch haltloser umher und richten noch schrecklicheren Schaden an. Die heutige Welt steckt voll von alten christlichen Tugenden, die durchgedreht sind. Sie sind durchgedreht, weil sie auseinander gerissen wurden und allein umherstreifen. So kümmert sich etwa die Wissenschaft um die Wahrheit; und ihre Wahrheit ist erbarmungslos. Und so interessiert sich die Philanthropie nur fürs Erbarmen; und ihrem Erbarmen fehlt (so leid es mir tut, das sagen zu müssen) oft die Wahrheit… Denn auf diesen Typus des Philanthropen trifft die heidnische Beschuldigung tatsächlich zu: Seine Barmherzigkeit liefe auf schiere Anarchie hinaus. Er ist wirklich ein Feind der Menschheit – weil er so menschenfreundlich ist.“

2) „Siehe, ich habe vor dir eine Türe offengestellt, die niemand schließen kann“: Welche „Tür“ mag das wohl sein? - Göttliche Verheißung ist, dass die hl. Kirche bis zum Untergang dieser Welt fortbesteht: Notwendigerweise kann und wird vor dem Ende dieser Welt die Kirche daher nicht in ihrem Wesen dauerhaft in der Weise verändert werden, dass sie in Zukunft bei endgültig zerstörter kirchlicher Ämterhierarchie als kopf- und gesichtsloser Torso und daher führungslos und verbindungslos in einzelne Glieder zerstückelt irgendwie fortvegetierte. Die hl. Kirche, das Papsttum und das Priestertum werden nicht untergehen: „So spricht der Herr: ‚Falls ihr mein Bündnis mit dem Tag und mit der Nacht aufheben könnt, daß Tag und Nacht zu ihrer Zeit ausblieben, dann könnte auch mein Bund mit David, meinem Knechte, aufgehoben werden, so daß er keinen Sohn auf seinem Thron mehr hätte, und auch der Bund mit den Leviten, mit den Priestern, daß sie mich nimmermehr bedienten“... „nur dann verwürfe ich auch Jakobs Stamm und David, meinen Knecht, und nähme keine Herrscher mehr aus seinem Stamm für das Geschlecht des Abraham, des Isaak und des Jakob.“ (Jer 33, 20–26)

3) „Zwar hast du eine geringe Kraft, hast aber mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet“:
Wie anders soll man denn die Lage der letzten Anhänger der Kirche Jesu Christi bezeichnen? Die letzten Jünger Christi führen ein Leben als scheinbar mit ihrer Lebensplanung gescheiterte Existenzen am Rande der Gesellschaft, als von Gott und der Welt Verlassene und Verstoßene. Ihre geistige Währung ist gänzlich ohne Gültigkeit in dieser „modernen Welt“. Sie finden keinerlei Gehör, sie können nicht „kaufen“ und nicht „verkaufen“: „Es (Anmerkung d. Verfassers: das Tier) bringt es fertig, daß alle... ein Zeichen an ... Hand oder... Stirn anbringen, und daß niemand kaufen und verkaufen kann, der nicht das Zeichen... trägt.“ (Offb. 13, 16 + 17) Diejenigen von uns, die von Freunden, Angehörigen, vielleicht von unseren Kindern vor Jahrzehnten in aller Stille Abschied nehmen mussten, weil wir jene, selbst wenn wir ihnen räumlich nahe geblieben sind, sich haben geistigerweise von uns abwenden und auf- und davonfliegen sehen, und zwar nur deswegen, weil wir nicht die Lebensart, das Zeichen, das alle Welt trägt, aufzuweisen haben, weil wir so abstoßend anders als alle Welt denken und handeln, wir werden auf schmerzhafte Weise erfahren haben, dass diese durch den Verlust geistig-seelischen Einvernehmens errichtete gläserne Wand, der Verlust geistiger Güter weit schwerer wiegt als bloße Armut, materielle Einbußen. Denn sie sind ja nicht bloß weggegangen, vielmehr sind sie zielstrebig fortgeirrt zu den geistig Blinden hin und verschwunden irgendwo in der Gottesferne.

4) „Leute aus der Synagoge Satans“: Es ist irrig, aus dem Wort „Synagoge“ abzuleiten, dass damit „die Juden“ gemeint sein müßten: „Synagoge“ ist das griechische Wort für „Zusammenkunft, Versammlung“, also eine Versammlung der Lakaien Satans ist gemeint: eine solche Vereinigung muß eines Sinnes und darum hierarchisch gegliedert sein; jeder Eingebundene muß seinen unmittelbaren Oberen kennen, und sie muß mit unbedingt willfährigen Befehlsempfängern ausgestattet sein und vor allem in ihrem inneren, obersten Kreis, weil konspirativ und verschwiegen im Dunkel wirkend, zahlenmäßig klein. All das trifft auf das heutige Judentum völlig unterschiedlichster geistiger Ausrichtung keinesfalls zu: Das Judentum nach Christi erster Ankunft ist in seinem breiten Spektrum von ultra-orthodox bis laizistisch lediglich durch die wie mir scheint einzige Gemeinsamkeit gekennzeichnet, die sämtlich auch für alle „aufgeklärten“ „modernen“ Menschen gilt, dass sie Christus nicht als Messias und nicht als Gott(-Menschen) anerkennen und dass sie anerzogene Vorbehalte gegen die hl. Kirche hegen.

5) „Leute aus der Synagoge Satans führe ich zu dir“: Gott lenkt alles, er ist zwar nicht Urheber des Bösen, er kann es aber durchaus – etwa als Strafe – zulassen, indem er sich von dem, der Seinem Schutz untersteht, abwendet: „Ich hatte auf mein Volk gezürnt; die ewig Meinen hatte ich entweiht und sie in deine Hand gegeben.“ (Isaias 47, 6); „In großem Zorn verbarg ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir.“ (Isaias 54, 8); „Ich habe dich in meinem Groll geschlagen...“ (Isaias 60, 10); „Doch sie verbitterten im Trotze seinen heiligen Geist. Da ward er ihnen selbst zum Feinde: er selbst bekämpfte sie.“ (Isaias 63, 10); „Wer gab zur Beute Jakob preis und Israel den Räubern? War’s nicht der Herr, an dem wir uns versündigt, auf dessen Wegen sie nicht wandeln und dessen Lehre sie nicht hören wollten?“ (Isaias 42, 24); „Der Herr ist wie ein Feind geworden, hat Israel gestürzt, gestürzet all seine Mauern, zerstöret seine Festen, und des Elends voll gemacht die Tochter Judas, Mann und Weib. Und wie einen Garten verwüstete er sein Zelt, brach ab seine Hütte; vergessen machte der Herr in Sion Fest und Sabbat; der Schmach und seinem grimmigen Zorne gab er preis Priester und König.“ (Klagelieder 2, 5 und 6)

6) „Leute, die sich Juden nennen – doch sie sind es nicht, sondern lügen“:
Hier sei erneut gewarnt vor falschen, weil unzutreffenden Pauschal-Verdächtigungen gegen „das heutige Judentum“, das in seinem breiten Spektrum keineswegs ein einheitliches geistiges Ganzes darstellt. Wer ist hier mit „Juden“ gemeint? Angeredet im 3. Kapitel der Offenbarung des hl. Johannes, Vers 7–13, ist eine Gemeinde Seines Reiches, Seiner Kirche: Wenn in dieser Christus-Gemeinde, dieser Kirche Leute aus der „Synagoge Satans“ auftauchen, die sich „Juden“ nennen, es aber nicht sind, sondern lügen, und die nicht gekommen sind, um Christus zu dienen, denn sie werden erst zu einem späteren Zeitpunkt dazu gebracht, „daß sie kommen, dir zu Füßen fallen und einsehen, daß ich dich liebgewann“ (Offenbarung des hl. Johannes 3, 9), dann ergibt das so keinen Sinn: Wer in der Kirche vortritt und bekennt, dass er nicht Christ, sondern ein die Gottheit Christi nicht anerkennender Talmudist oder Agnostiker judaischen oder proselitischen Geblüts sei, wird  dort kein Gehör finden, wird keine schädlichen Veränderungen bewirken. Wer also ist hier mit „Juden“ gemeint? Hier sind meiner Ansicht nach drei Ansätze möglich, die jedoch alle zum selben Ergebnis führen:
Erstens: Juda ist der Stammvater des Jesse. Dieser Jesse, Isai ist der Vater des Königs David und damit – über Maria - der Stammvater des durch die Propheten des Alten Bundes und den Vorläufer  angekündigten „Sohnes Davids“, Christus. Mit jenen „Judäern“, jenen „Juden“ scheinen die geistigen Nachkommen „des Sprosses aus der Wurzel Jesse“ (Isaias 11, 10; Römerbrief 15, 12), des „Sohnes Davids“ (Matthäus 21, 15 und 16), der „Wurzel und des Sprosses Davids“ (Offenbarung des hl. Johannes 22, 16), die Parteigänger, die „Reichsangehörigen“, die Anhänger „des Löwen aus Judas Stamm“ (Offenbarung des hl. Johannes 5, 5), die Mitglieder der hl. Kirche gemeint zu sein, sie sind das „Juda-Holz“ (Ezechiel 37, 19).
Zweitens: „Juden“ sind aus der Sicht der Apostel die als „Nicht-Heiden“ Gekennzeichneten: die also, die den einen, den wahren Gott anbeten und aus denen das Heil von dem angekündigten Gesalbten, „dem Christus“ Jesus, erwachsen ist; diese „Juden“ waren im Alten Bund die Bewohner Sions, im Neuen Bund sind es also die Mitglieder der Kirche: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch taugt die Beschneidung nichts, die nur äußerlich am Leibe vollzogen ist. Vielmehr ist der ein Jude, der es innerlich ist und die Beschneidung des Herzens dem Geiste, nicht dem Buchstaben nach an sich trägt. Lob wird einem solchen freilich nicht von den Menschen, sondern von Gott zuteil.“ (Römerbrief 2,28 und 29). „Wenn ihr Christi Eigentum seid, so seid ihr auch Abrahams Nachkommen, Erben auf Grund der Verheißung.“ (Galaterbrief 3, 29), „Jenes Jerusalem von oben aber, das ist die Freie, welche unsere Mutter ist. Denn es steht geschrieben: Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und jauchze, die du keine Geburtswehen hast; denn viele Kinder hat die Verlassene, mehr als die den Mann hatte. Wir nämlich, Brüder, sind, wie Isaak, Kinder der Verheißung.“ (Galaterbrief 4, 26 – 28)
Drittens: Der Schlüssel zum Verständnis dieser und ähnlicher die „Juden“ oder „Juda“ betreffenden Textstellen liegt in der Zentralität jener Aussage Christi, die bisher scheinbar nicht einmal ansatzweise erkannt worden ist: „Bist du der König der Juden? Er antwortete: Ja, ich bin es.“ (Lukas 23, 3; ebenso Matthäus 27, 11 und Markus 15, 2) Die Frage des Pilatus lautete nicht etwa: „Möchtest du der König der Juden sein?“, sondern: „Bist du der König der Juden?“. Die Antwort enthält also die Behauptung eines tatsächlich bestehenden Königtums und nicht etwa die Kundgabe des Wunsches nach einem angestrebten Königtum. Da das Judentum nach Christi Erscheinen Jesus Christus bisher nicht als König anerkannt hat, kann Christus demnach nicht König dieser Juden sein. „Darum sage Ich euch: Das Reich GOTTES wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt.“ (Matthäus 21, 43) - „Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriß von oben bis unten in zwei Stücke...“ (Matthäus 27, 51; Markus 15, 38; Lukas 23,45) Es müssen also andere damit als „Juden“ bezeichnet sein: die, die das Königtum Christi anerkennen und leben. Wenn man IHN nicht der Lüge bezichtigen will und der Heiligen Schrift nicht die Tatsache der göttlichen Inspiration absprechen und sie als bloßes, fehlbares Menschenwerk abtun will: Jesus bekannte sich nicht als ein „König aus den Juden“, also als ein König aus jüdischem Geblüt, sondern als „der König der Juden“, also ist ER „der König der Juden“. Notwendig folgt daraus: Ist er der König der Juden, dann sind mit jenen „Juden“ die Angehörigen seines Reiches bezeichnet. Seine Parteigänger, die seinem nicht von dieser Welt herrührenden Reiche Zugehörigen, die auf seinen Namen Getauften sind die “Juden“. Mit „Juden“, ja mit „Daviden“ und mit „Sionisten“, mit denen, die den wahren Gott verehren, mit dem zu jener Zeit „auserwählten Volk“, jenen „Begnadigten“ (1. Petrusbrief 2, 9 + 10) sind die geistigen Nachkommen Abrahams (Galaterbrief 3, 26 – 29) gemeint. Folgt man dieser Argumentation, dann ist diese Textstelle „Leute, die sich Juden nennen – doch sie sind es nicht, sondern lügen“ wie folgt zu verstehen: „Siehe Leute aus der Synagoge Satans führe ich zu dir, Leute, die sich Mitglieder der hl. Kirche nennen, doch sie sind es nicht, sondern lügen.“ Darin liegt meines Erachtens die Mitteilung, dass die Revolution des sog. II. Vat. Konzils nur scheinbar von obersten Hirten innerhalb der Kirche vollzogen wurde, tatsächlich aber von solchen, die nur vorgaben, „Juden“, Gläubige, Christen, Katholiken zu sein, die sich fälschlich Christen, Katholiken nannten, doch es nicht waren, sondern logen und lügen.

7) „Diese will ich dazu bringen, daß sie kommen, dir zu Füßen fallen und einsehen, daß ich dich liebgewann“:
Diese Situation liegt in unserer Zukunft, aber sie scheint mir in der Hl. Schrift an anderer Stelle angedeutet: „Sie kommen voller Scham zu ihm, sie alle, die einst gegen ihn geeifert. Im Herrn dagegen siegt und triumphiert die ganze Nachwelt Israels.“ (Isaias 45, 25) „Dir nahen sich, gebückt, die Söhne deiner Unterdrücker und werfen sich zu deinen Füssen nieder, sie alle, die dich einst verhöhnt. Sie heißen dich Die heilige Stadt des Herrn, Sion des Heiligen Israel. Wie du verlassen warst, gehaßt und unbesucht, so mache ich dich jetzt zum ewigen Stolz, zur Wonne kommender Geschlechter.“ (Isaias 60, 14 und 15)

8) „werde ich auch dich bewahren vor der Prüfungsstunde“: Auch diese Situation liegt in unserer Zukunft, aber sie scheint mir in der Hl. Schrift an anderer Stelle angedeutet: „Dir mache ich den Garaus nicht; ich strafe dich mit Maß. Doch straflos kann ich dich nicht lassen.“ (Jer. 30, 11); „Die Überlebenden gerieten in Schrecken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.“  (Offb. 11, 13)

9)  „Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.“: Für uns, die wir derzeit inmitten der „Gemeinde von Philadelphia“, die wir in dem Zeitalter leben, in dem die Saat der Aufklärung mit ihrer scheinbaren Menschenfreundlichkeit, mit ihrer scheinbaren Brüderlichkeit ohne Gott bis hin zur Zwangsverbrüderung mit fremden Kulturen vollends aufgegangen ist, gilt folgende Weisung: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Das größte aber unter Ihnen ist die Liebe.“ (1. Kor. 13, 13)
Der Glaube, das Wissen aufgrund von wohlbegründetem Glauben an die Offenbarung des DREIEINIGEN und die Grundlehren des Glaubens an JESUS CHRISTUS, die Bewahrung SEINES WORTES:
1. Es ist ein Höchstes, Gott: liebender Schöpfer, Erhalter und Weltenherrscher und gerechter Richter über Lebende und Tote. Der Mensch steht in Gottes Hand und in Gottes Schuld.
2. Ein Gott ist in drei Personen, Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.
3. Die zweite Person der Gottheit ist Mensch geworden und hat uns erlöst: sie führt uns aus dem Land unserer aus eigener Schuld gefallenen Ureltern, aus der Gottesferne zurück in die Gottesnähe.
4. Der Mensch hat von seinem Schöpfer eine Geist-Seele erhalten, die unsterblich ist und die von ihrem Schöpfer und Erlöser dazu bestimmt ist, an der Herrlichkeit Gottes teilzunehmen.
5. Wir können nicht aus eigener Kraft zu Ihm in Seine Herrlichkeit gelangen, dazu bedarf es vielmehr der Hilfe Gottes, die wir annehmen müssen. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre: Wer dennoch verloren geht, geht nicht durch Gottes Schuld, nicht aus einem Mangel an Gnade zugrunde, sondern durch eigene Schuld, durch einen Mangel an Mitwirkung.

Die Liebe zum allmächtigen DREIEINIGEN, die nichts anderes ist als die Erwiderung der Liebe des dreieinigen Gottes zu uns Menschen, zu jedem einzelnen von uns. Und die die Liebe zur Schöpfung des DREIEINIGEN und zu deren Krone, dem Menschen einschließt. Aber eben nicht eine abstrakte Philantropie oder Xenophilie, sondern eine konkrete, tätige Liebe zu jedem Ebenbild Gottes, das uns in dieser oder jener Situation gegenübertritt: die Liebe zu unserem Nächsten.

Die Hoffnung, das unbeschränkte, aber dennoch wohl begründete Vertrauen in die Liebe und Güte Gottes zu uns Menschen und in seine Allmacht: wenn jedes unserer Haare gezählt ist (Matthäus 10, 30; Lukas 12, 7), dann ist alles, das Gute, das Widrige und selbst das Böse, das uns widerfährt, zu unserem Heil von Gott angeordnet oder zugelassen. Nicht umsonst hat uns Jesus Christus an hervorragender Stelle belehrt: „DEIN Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden.“ Nahezu uns allen scheint das Vertrauen in die zu unserem Heile getroffenen heilsamen und heiligen Anordnungen Gottes, das Vertrauen in den dreimal heiligen Willen Gottes abhanden gekommen. Christen, die kein Vertrauen zu Gott, die kein Vertrauen zum Schöpfer des Alls, zum Erlöser der Menschen und zum Heiligmacher haben, sind in Wahrheit lediglich ihrem Namen nach Christen. Wir müssen das Vertrauen in die überall und zu jeder Zeit getroffenen heiligen Anordnungen Gottes, das unbeschränkte Vertrauen in seinen heiligen Willen wieder erlernen und einüben.

 
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