54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Wie können Jugendliche in Zeiten der Glaubenskrise für Glaubensfragen sensibilisiert werden?
 
Wie können Jugendliche in Zeiten der Glaubenskrise für Glaubensfragen sensibilisiert werden?
Eine pädagogische Vision

von
Peter Backfisch

Die Moderne gibt keine Antworten auf Lebensfragen von Jugendlichen

Die ökonomische Entwicklung Europas nach dem zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet durch ständige Steigerung des materiellen Überflusses im täglichen Leben der Menschen. Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt haben den Menschen Möglichkeiten eröffnet, die im vorletzten Jahrhundert noch undenkbar gewesen wären. Diese Entwicklung hat inzwischen weltweite Ausmaße erreicht, sie ist ursprünglich von Europa ausgegangen. Der Kontinent, der Jahrhunderte durch seine christlichen Wurzeln geprägt war, hat seinen geistigen Zenit überschritten. Möglichkeiten, sich täglich durch materiellen Konsum Befriedigung zu schaffen, haben die Menschen blind gemacht, haben sie gleichgültig, areligiös und atheistisch gemacht. Dies ist nicht unbemerkt einfach so über die Menschen gekommen, nein inzwischen negieren die Menschen in Europa jegliche eigene Identität und verleugnen sich damit selbst. Man kann getrost von der Selbstzerstörung Europas sprechen, oder wie es der englische Publizist Douglas Murray treffender als Selbstmord Europas bezeichnet hat. Noch ist Europa aber nicht verloren, wenn wir unsere Blicke auf die VISEGARD Staaten richten, die einzig hier eine gewisse Gegenwehr leisten. Nur mit einer Rückbesinnung auf jene Werte, die Europa groß gemacht haben, kann das Schlimmste verhindert werden.

Von Globalisierung und der einhergehenden Ökonomisierung des gesamten Lebens sind alle Menschen betroffen. Hier stellt sich die Frage, wie gehen junge Menschen damit um? Wie sollen sich Jugendliche auf einen Weg der Umkehr begeben, wenn Ihnen die Blicke auf das Wesentliche verwehrt werden, auf Glaubensfragen bezogen, wenn Ihnen die traditionellen Werte der Kirche nicht mehr vorgelebt werden?

Falsche Antworten der „katholischen“ Reformkirche


Jugendliche leben heute in ständiger Unsicherheit und bekommen auf die wichtigsten Fragen ihres Lebens keine Antworten. Wer in der Familie, in der Schule und in Jugendfreizeiteinrichtungen mit Jugendlichen zusammenkommt, erhält beim Thema „christlicher Glaube“ Antworten wie „Ich glaube nicht an Gott“ oder „Ich weiß nicht, an was ich glauben soll“. Als Kontakt- und Vertrauensperson von jungen Menschen kann man in einer solcher Situation nicht einmal auf die Kirchen verweisen. Dies gilt verstärkt auch für die „katholische“ Kirche, die nicht nur keine Antworten geben kann. Nein, sie gibt zu allen Problem- und Lebensfragen die falschen Antworten. Warum ist das so?

Obwohl der Glaubensabfall in vielfältigen Erscheinungen offenbar wird, weigern sich die Verantwortlichen der sog. katholischen Kirche, dies vor allem im deutschsprachigen Raum, hartnäckig nach den Ursachen zu fragen. Herrschenden Missständen, die seit Jahren bekannt sind, will man sich aber nicht stellen. Stattdessen wird über Reformen in der Kirche geredet, womit die Anpassung kirchlichen Lebens an die „Wahrheiten“ des Zeitgeistes gemeint sind. Diese vermeintlichen „Wahrheiten“ drücken sich in Themen wie: Katholische Sexualmoral, Tötung von Leben durch Schwangerschaftsabbruch, Genderismus, Behandlung von Zuwanderung, Vielfaltsideologien und die damit einhergehende Schaffung eines „Neuen Menschen“ und alle Fragen im Zusammenhang mit dem „Synodalen Weg“. Die Reform-Kirche beteiligt sich aktiv an diesen Diskussion, nicht aber, um dort ein christliches Menschenbild zu vertreten, vielmehr geht es ihr darum, sich die Schlagworte der libertären Wortführer, wie „Sexuelle Selbstbestimmung“ „Mein Bauch gehört mir“ „Mehr Diversität wagen“ oder „Lebensrettung ertrinkender im Mittelmeer“ zu eigen zu machen. Hinter all diesen Konzepten stecken neo-marxistische, libertäre Ideologien. Man beruft sich dabei auf die Erklärung der Menschenrechte. Welche Menschenrechte? Seit der Verkündung der Erklärung 1948 wurden die Menschenrechte weltweit millionenfach verletzt, dies vor allem bei Menschen christlichen Glaubens. Folter und Mord gehören ebenso dazu, wie Versklavung und Vertreibung. Beispielhaft sind hier die Türkei, China, Syrien und der Irak zu erwähnen. Nein dies ist kein Betätigungsfeld für Kirchenmänner wie Reinhard Marx, stattdessen spricht er permanent und unvermindert von Integration von Migranten. Dabei scheint er sich nicht zu scheuen, den Bürgern ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn diese auch über herrschende Ungerechtigkeiten bei der eigenen Bevölkerung sprechen wollen.

Gläubige Menschen sehen hier einen falschen, häresieistischen Weg eingeschlagen. Wie kann man Jugendliche mit derartigem Unsinn konfrontieren? Bei allen Zweifeln am Willen der Jugendlichen, sich auf einen Weg des Glaubens und eines christlichen Lebens zu begeben, kann man nur großes Verständnis aufbringen, wenn junge Menschen mit diesem irren Hokuspokus nichts anzufangen wissen und uns sagen „Wir wissen nicht, an was wir glauben sollen“. Dennoch haben wir Möglichkeiten, Jugendliche von den herrschenden Irrungen unserer Gesellschaft abzubringen. Darüber soll es im Folgenden gehen.

Moderne Medien, die schöne Neue Welt und ihre Orientierungslosigkeit

Wie konnte es soweit kommen? Neben der vorherrschenden Meinung, die Rechte des Einzelnen stehen über den Interessen für das Gemeinwohl, die mehr und mehr von allen gesellschaftlichen Kräften vertreten wird, müssen wir hier einen Blick auf die Rolle der Medien und ihre Macht werfen. Der verführerische Aspekt der Macht der Medien hat seine größte Wirkung bei Jugendlichen, die noch nicht über eine gefestigte Persönlichkeitsstruktur verfügen, um diese verführerischen Spiele zu durchschauen. Deshalb sind sie auch eine leichte Beute! In seinem Buch „Herr bleibe bei uns“ beschreibt der Reformer-Kardinal Robert Sarah die Wirkung der Medien auf Jugendliche wie folgt: „Sie werden von der chaotischen Vielfalt an vorüberziehenden Bildern überwältigt. Sie meinen, leicht zu einer neuen Form der Eigenständigkeit gelangen zu können. Doch in Wirklichkeit werden sie unterjocht und angekettet, man beraubt sie jeglicher Orientierung und macht sie unfähig, über die Fragen des Lebens nachzudenken. Es mangelt ihnen an Weisheit, Urteilskraft, Erfahrung und Bildung, um mit der notwendigen Reife alldem entgegen zu treten, was die Medien ihnen vorsetzen. Sie sind einem endlosen Informationsfluss ausgesetzt, der sich gewaltsam Eintritt in ihre kindliche Unschuld verschafft.“ (Robert Sarah; „Herr bleibe bei uns“; S.288) Eine treffende Beschreibung, in der aber Religion, Glaube an Gott und die Werte der vorkonziliaren Kirche nicht vorkommen.

Hier müssen wir uns die Frage stellen, wie können wir diesen mächtigen Kräften etwas entgegensetzen? Wie können wir ein Interesse bei Jugendlichen für elementare Fragen des Glaubens wecken und ihnen Wege aufzeigen, sich einem spirituellen kirchlichen Leben zu öffnen? Der erste Schritt kann nicht sein, sie gleich mit Glaubensfragen auf einer rein theologischen Ebene zu konfrontieren, indem wir Ihnen kontextlos aus der Bibel vorlesen. Nein, wir müssen im ersten Schritt an ihren vorherrschenden gelebten Lebenswelten ansetzen und diese Welten kritisch hinterfragen. Der erwähnte Kardinal Sarah zitiert dazu den französischen Bischoff Batut aus Blois: „ Wir müssen sie von ihren Tablets und Smartphones wegbringen, weg von ihrer Unfähigkeit, die Stille auszuhalten…Die Stille ist für sie die schwerste, jedoch auch die furchtbarste Herausforderung…Wir müssen ihnen helfen, sich nicht nur auf ihre Gefühle zu verlassen, die nahezu ihr ganzes Tun bestimmen.“ (Ebenda, S. 291)

Wie können wir Glauben konkret erfahrbar machen, wie können wir ihn inszenieren, wie Zugänge schaffen? Auch an dieser Stelle sollten wir da ansetzen, wo Jugendliche stehen. Jugendliche haben ihren eigenen Geschmack an Musik, an Tänzen und anderen Formen des Zusammenkommens. Über Musik und Tänze werden ästhetische Erfahrungen vermittelt. Bereits im frühen Christentum wurden Lieder und Tänze praktiziert und sollten den Zugang zu Gott und dem Glauben fördern. Kirchenmusik stellte eine eigene Kulturgeschichte dar. Moderne mit traditionellen Formen vermischt, finden wir in Afrika, Lateinamerika und den Vereinigten Staaten. Vieles muss in den jeweiligen Kulturkreisen bleiben und kann nicht auf unsere Lebenswelten übertragen werden. Vieles wirkt auf uns Europäer kulturfremd, dennoch sollten wir offen sein und die Methoden genau anschauen. Dort aber, wo Scharlatanerie einen verführerischen Einfluss ausübt, müssen wir aufklären und warnen. Es zeigte sich, dass die Jugend sehr wohl für Fragen des Glaubens und der Lehren der Kirche ansprechbar ist..

Lektüre der Bibel – Wegweiser der Orientierung in einer gottlosen Welt

Einen weiteren Zugang zum Glauben an Gott ist in der Lektüre der Bibel zu finden. Sie ist für das Christentum der naheliegendste Gegenstand der Selbstvergewisserung, gerade in schwierigen und unübersichtlichen Zeiten. Sie präsentiert eine universalistische Sicht von Gott und der Welt. In keinem anderen Buch sind Glaubenszeugnisse so eindrucksvoll beschrieben und haben uns heute auch in weltlichen Dingen viel zu sagen.

Letzteres wird immer wieder bestritten, nicht nur von den Medien. Selbst aus kirchlichen Kreisen gibt es Forderungen nach einer Umschreibung der Bibel, im Sinne einer Öffnung hin zu sogenannter kultureller Vielfalt und Anpassung an den modernen Zeitgeist. Gerade die Lebenswelten von Jugendlichen werden bei diesem Argument immer wieder vorgebracht. Es wird gesagt, nur dann sei ein Zugang möglich. In Wirklichkeit hat man die jungen Menschen seit vielen Jahren ihren atheistischen Vorbildern überlassen.
Wenn hier davon gesprochen wird, Jugendlichen die Bibel bekannt zu machen, geht es nicht darum, mit ihnen Exegese auf hohem theologischem Niveau zu betreiben. Dazu ist entsprechende Vorbildung erforderlich, in unserem Fall gehen wir davon aus, dass ein Zugang erst einmal hergestellt werden muss.

Schon in früheren Zeiten hat man kleinere Kinder mit kindgerechten Bibeln vertraut gemacht. Seit jüngster Zeit wurden unter dem Vorwand, Jugendlichen die Bibel bekannt zu machen, ganze Buchwände von modernen „Jugendbibeln“ produziert und ohne Plan in Schulen verteilt. Viele dieser Produkte haben keinen religions-pädagogischen Wert und sind überwiegend als Schund zu bezeichnen. Schon der Begriff „Jugendbibel“ implementiert die Anbiederung an vermeintliche Jugendkulturen. Sie übernehmen Jugendslangs und Szenesprache, arbeiten gezielt mit Provokationen, geben sich cool und signifikant. Formulierungen wie „Weil in der Herberge kein Pennplatz für sie war…“ oder „God talkte at the end oft he first day“ ... „he saw everything was nice what he had createted“. Eine solche Bibel hat keinerlei pädagogischen Mehrwert zur Vermittlung der heiligen Schrift an Jugendliche. Sie ist eher als eine Antibibel zu bezeichnen, die den Glauben an Gott ins Lächerliche zu ziehen versucht. Schlimmer noch ist, was gar aus kirchlichen Kreisen kommt. Die evangelische Kirche hat 2016 mit einem Projekt im Internet geworben, das sie „Und Gott chillte“ nennt. Darin wird die Geburtserzählung nach Lukas 1,26-38 wie folgt zusammengefasst: „Ungeborenes Kind hüpft vor Freude“ und weiter „Engel Gabriel bringt Maria Info der Schwangerschaft: Kind ist Gottes Sohn. Auch Elisabeth wird schwanger. Gott kann alles. Maria glaubt ihm“. Kann etwas mehr blasphemisch sein? Jugendlichen derartige Machwerke vorzulegen, sind abzulehnen, weil sie ihnen die Würde der Tradition vorenthalten. Intentionen der Evangelien und des Neuen Testaments (NT) können in dieser Sprache nicht erfasst werden. Der Plan der Autoren wird nicht aufgehen und ist als gescheitert anzusehen.

Unsere Ausgangsfrage war, wie können Jugendliche durch die Bibel ihren Glauben entdecken? Dies kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Texte der Evangelien (NT) und des Alten Testaments (AT) in traditioneller Form präsentiert werden. Methodisch kann es hilfreich sein, mit gezeichneten Bildern Zusammenhänge deutlich zu machen und Nachhaltigkeit herzustellen. Dies ist ein Grundsatz der für AT und NT, das also für die gesamte Bibel gilt. Natürlich bleibt es wichtig, dass mit Jugendlichen, die mit der Bibel ihre erste Erfahrung gemacht haben, Gespräche folgen. Viele Theologen vertreten die Auffassung, eine eigene Jugendbibel muss es gar nicht geben. Mit entsprechend guten religionspädagogischen Konzepten sind Jugendliche auch mit der sogenannten Erwachsenenbibel durchaus anzusprechen. Eine Auffassung an der durchaus etwas dran ist.

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Zur Person:
Peter Backfisch war 38 Jahre bei einem Träger der Jugend-Sozial- und Bildungsarbeit beschäftigt. Anfangs betreute er Jugendliche auf ihrem Weg in die berufliche Eingliederung. Seit 1996 war er als politischer Referent beim Vorstand des Unternehmens beschäftigt.

 
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