54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Johann Gregor Mendel
 
Johann Gregor Mendel –
Augustinerabt und Naturforscher- Vater der Genetik

Eine Würdigung zum 200. Geburtstag


von
Magdalena S. Gmehling

Jahrhundertelang unterstand das Gebiet der Markgrafschaft Mähren der Habsburgermonarchie. In der Region Mähren-Schlesien in Heinzendorf (Hyncice) bei Odrau wurde am 22. 7. 1822 der Bauernsohn Johann Mendel geboren. Er sollte Geschichte schreiben und gilt heute als Ikone der Genetik. Der begabte Junge wuchs mit zwei Schwestern auf. Sehr früh weihte ihn der Vater in die Geheimnisse der Obstbaumkultur ein. Bereits 1834 besuchte der hervorragende Schüler das Gymnasium der Residenzstadt Troppau und absolvierte 1840 als einer der Besten seiner Klasse.

Im gleichen Jahr beginnt er ein Philosophiestudium an der Universität in Olmütz, muss dieses aber wegen Geldmangels abbrechen. Auf Wunsch seiner Mutter tritt er ins Priesterseminar ein und wird 1843 Augustiner im Augustiner-Eremiten-Kloster St. Thomas in Altbrünn. Er erhält den Ordensnamen Gregorius. 1847 erfolgt die Priesterweihe. Schon während seines Studiums hatte der Autodidakt Vorlesungen über Landwirtschaft, Obst-und Weinbau bei Diebel gehört. Letzterer betrieb zusammen mit dem Klosterabt einen Versuchsgarten. Diesen übernimmt Mendel 1848.

Die Vorgesetzten bemerken die Wissenschaftsbegeisterung des jungen Mannes und gestatten ihm nach einer kurzen Aushilfstätigkeit als Lehrer, ein Studium der Naturwissenschaften in Wien, wo er zwischen 1851 und 1853 Mathematik, Physik, Chemie, Botanik, Zoologie und Paläontologie studiert.

Der mährisch-österreichische Priester beginnt nach seiner Rückkehr ab 1856 seine Kreuzungsversuche an Erbsenpflanzen, um den Vererbungsgesetzen auf die Spur kommen. Als Versuchspflanzen wählte er eine Reihe von Erbsensorten, die sich durch bestimmte Merkmalspaare unterschieden.

So kreuzte er beispielsweise hoch-und zwergwüchsige Pflanzen, Exemplare mit grünen oder gelben, kantigen oder glatten Samen. Mendel stellte fest, dass sich die Merkmale nach bestimmten Zahlenverhältnissen vererbten. Über diese festgestellten Zahlenverhältnisse führte er akribisch Buch. Bis zu 28 000 Pflanzen soll er beschrieben haben. Selbstverständlich wusste die Wissenschaft zu dieser Zeit weder etwas von Genen noch von Chromosomen. Der Augustinerpater stellt 3 Regeln auf:

1. Uniformitätsregel

Kreuzt man hoch-und zwergwüchsige Pflanzen miteinander, so entstehen in der nächsten Generation der F1 (1. Filial-od. Tochtergeneration) nur hochwüchsige Pflanzen. Die Eigenschaft der Hochwüchsigkeit ist also „dominant“ über die Eigenschaft Zwergwüchsigkeit. Letztere scheint sich zurückzuziehen, ist also rezessiv. Die erste Mendelsche Regel lautet: Kreuzt man zwei reinerbige (homozygote) Eltern, die sich in einem Merkmal unterscheiden, sind alle Nachkommen genotypisch und phänotypisch gleich (uniform).

2. Spaltungsregel

Durch Selbstbestäubung der F1 Pflanzen, entstehen in der nächsten, der F2-Generation hoch-und zwergwüchsige Pflanzen in einem Verhältnis von 75:25. Die Zwergwüchsigkeit (rezessive Form) tritt also bei ¼ der Nachkommen wieder auf. Die F2 Generation spaltet sich auf in die beiden großelterlichen Formen. Die zweite Mendelsche Regel lautet: Kreuzt man die heterozygoten Individuen der F1 Generation untereinander spalten sich die Nachkommen (F2 Generation) sowohl im Genotyp als auch im Phänotyp auf. Die Nachkommen sind also nicht mehr gleich (uniform).

3. Unabhängigkeitsregel

Nach Selbstbestäubung der Spaltungsgeneration entstehen in der F3-Generation aus den Samen zwergwüchsiger Pflanzen ausschließlich zwergwüchsige Nachkommen. Diese ergeben (mit sich selbst befruchtet) immer wieder Zwergwuchs. Aus den 75% der hoch-wüchsigen F2 Pflanzen entsteht (bei Selbstbefruchtung) Hochwuchs. Die Nachkommen der restlichen 50% sind wieder zu 75% hochwüchsig und zu 25% zwergwüchsig.

Die dritte Mendelsche Regel lautet: Unterschiedliche Merkmale werden unabhängig voneinander vererbt. Diese Erbanlagen können sich neu kombinieren.

Nachdem Mendel erkannt hatte, dass für die Vererbung der Merkmale bestimmte Erbeinheiten verantwortlich sein müssen, wagte er 1866 eine Veröffentlichung mit dem Titel „Versuche über Pflanzen-Hybriden“ in welchem er die Resultate seiner minutiös gestalteten Versuche und die von ihm gefundenen Regeln darstellt. Eine ausreichende Würdigung der kenntnisreichen Arbeit blieb aus. Bedenkt man, dass Darwin noch 1859 schrieb, die Gesetze der Vererbung seien vollkommen unbekannt, so kann man die Bedeutung des schlichten Mönches nicht hoch genug einschätzen. Mendel war aber überzeugt, dass „seine Zeit“ kommen würde. Er legte nicht nur den Grundstein für die moderne Genetik, sondern trug mit seiner Erkenntnis, dass in der Pflanzenzucht durch Kreuzung unterschiedlicher Eigenschaften gewünschte Eigenschaften erzeugt werden können, maßgebend zu moderner Landwirtschaft bei.

1867 wurde Gregor Mendel zum Abt des Klosters gewählt. Ein zermürbender Steuerstreit mit der österreichischen Regierung überschattete die letzten 10 Jahre seines Lebens. Die klösterlichen Pflichten hinderten ihn an weiteren Forschungen. Im Alter von 61 Jahren verstarb Johann Gregor Mendel am 6.1.1884.

Es sollte noch 15 Jahre dauern, bis um 1900 die Bedeutung des bescheidenen Mannes erkannt wurde. Durch die Versuche von Correns (1864-1933), de Vries (1848-1935) und Tschermak (1871-1962) wurden die von Mendel aufgestellten Vererbungsgesetze unabhängig voneinander wiederentdeckt.

Die Stadt Brünn (Brno) im tschechischen Mähren würdigte ihren großen Sohn. Im Gang des Klosters befindet sich eine Gedenktafel von Vojtech Eduard Staff aus dem Jahr 1922. Der in Znaim geborene österreichische Bildhauer Theodor Charlemont schuf 1910 eine Porträtskulptur und 1922 ein Granitdenkmal Mendels im Innenhof. Auf dem Areal der Augustinerabtei befindet sich das Mendel Museum. Die Mendel-Universität in Brünn wurde 1919 als landwirtschaftliche Hochschule gegründet und ist bekannt für wissenschaftliche Spitzenleistungen.

 
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