"NOBIS QUOQUE PECCATORIBUS - AUCH UNS SÜNDERN"
von
J. Benedict O'Connell
(aus THE SERAPH, Vol.III,Nr.4, S.4 f., Dez. 1982; übers. von Eugen Golla)
"Auch uns Sündern, Deinen Dienern, die auf Deine übergroße
Barmherzigkeit vertrauen, schenke in Gnaden Anteil und Gemeinschaft mit
Deinen heiligen Aposteln und Blutzeugen N.N. Wäge nicht, wir flehen zu
Dir, unser Verdienst, sondern schenke uns gnädig Verzeihung und nimm
uns auf in ihre Gemeinschaft."
Diese herrlichen Worte aus dem Kanon des heiligen Meßopfers - der
wahren Messe, die vor der Ankunft der V-2 Novus Ordo-Maskenball-'Messe'
gefeiert wurde, kommen mir oft in den Sinn. Sie kommen zu mir als Worte
eines Gebetes zu Gott dem Allmächtigen, uns in Seine Nähe zu nehmen;
uns elende Sünder in die heilige Gemeinschaft der Apostel und
Blutzeugen aufzunehmen, in diese auserlesene Gemeinschaft derer, welche
alles für Christus hingegeben haben. Uns aufzunehmen als DIENER und
SÜNDER - nicht als 'Brüder' oder gleichwertige göttliche Wesen.
Es war daher kein Wunder, daß ein frommer Priester beim Zelebrieren der
wahren MESSE, demütig an die Brust klopfte und die Worte "auch uns
Sündern" mit leiser Stimme aussprach. Er bat den allbarmherzigen Gott
für sich und seinen Dienst um eine ungeheure Gnade!
Ich rufe mir in andächtiger Dankbarkeit ein einmaliges Erlebnis in mein
Gedächtnis zurück, das ich als ganz junger Bursche hatte. Ich wurde
gebeten, während der ganzen Ferienzeit dem Diözesan-Bischof bei der hl.
Messe zu dienen. Dieser Bischof war wirklich ein bemerkenswerter Mann:
zurückhaltend, sanft, freundlich, vornehm und vor allem fromm. Ich kann
mich noch an seine Stimme beim Rezitieren des "nobis quoque
peccatoribus" erinnern. Ich denke an seine vornehme Stimme zurück, sehr
früh am Morgen, in der großen Kathedrale, gewöhnlich an einem kleinen
Seitenaltar, an seine, Christus anflehenden Worte, den Sohn Gottes, in
Leib, Blut, Seele und Göttlichkeit anwesend auf dem Altar uns
gegenüber! "Nobis quoque peccatoribus" - Worte, die auf mich einen
großen Eindruck machten, wenn ich auch in meinen jungen Jahren noch
keine richtige Vorstellung von der Häßlichkeit und der
Ungeheuerlichkeit der Sünde in den Augen Gottes hatte.
Aber der gute Bischof wußte es! Niemals werde ich seine Inbrunst,
Aufrichtigkeit, Frömmigkeit, Demut und seinen Glauben vergessen, wenn
er zum Allmächtigen betete, welcher mittels des Wunders der
Transsubstantion gerade auf den Altar herabgestiegen war; als er den
Allmächtigen anflehte, ihn und mich - den Ministrantenbuben - in die
Gemeinschaft der Heiligen und Märtyrer aufzunehmen. Wir zwei schwache,
sterbliche Geschöpfe in solch eine wunderbare Gemeinschaft. Wir zwei,
Sünder und Diener, in die Gegenwart des allmächtigen Gottes, des
Schöpfers des Universums.
Es gibt in Florida einen kleinen stillen Strand, zu dem ich alleine
hinfahre - früh am Morgen -, um die Worte der wahren Messe in meinem
Missale zu lesen. Sicherlich kein Gottesdienst. Indessen gibt es hier
Dinge, welche das Erlebnis kirchen-ähnlich machen. Die Wogen schlagen
an den Strand wie ein gewaltiger Chor, der Wind ist ein
Streichorchester, das Zwitschern der Vögel ist das Glockengeläute des
Heiligtums, die aufgehende Sonne ein schimmernder Altar und die
Strahlen der aufgehenden Sonne ein himmlischer Baldachin. Natürlich ist
dies alles nichts gegen die wahre Messe des Bischofs - aber ein geistig
erfrischender Ersatz, eine Gelegenheit, wieder einmal die geliebten
Worte der wahren Messe in Gegenwart der Natur, der Natur Gottes zu
vernehmen. Man könnte wirklich weinen über den Verlust seiner Kirche
und über den Verlust des hl. Meßopfers. Man könnte weinen wegen der
Tatsache, daß man vielleicht niemals wieder die vornehmen Worte "nobis
quoque peccatoribus", ausgesprochen von einem demütigen klaren Priester
in der wahren Messe wird hören können. Man könnte weinen über den
Verlust der wahren Gegenwart Gottes wie die hl. Frauen weinten, als sie
glaubten, daß der Leib Christi aus dem Grabe gestohlen worden sei.
Aber man könnte noch mehr weinen über seine Brüder im mystischen Leibe
Christi, welche törichterweise den Service der Novus-Ordo-'Messe'
besuchen, die nicht den Eindruck erwecken zu erkennen, daß sie niemals
der Novus-Ordo-'Messe' mit gutem Gewissen hätten nähertreten können,
wenn sie wirklich die wahre Messe gekannt hätten, und die scheinbar
nicht wissen, daß die pathetischen Gebete der Gläubigen, der
sogenannten, in der Novus-Ordo-'Messe' ein Durcheinander von Wünschen
ist, von welchen manche von sehr zweifelhaftem Wert und eine makabre
Nachäfferei des majestätischen "nobis quo que peccatoribus" der wahren
Messe sind. Man könnte weinen über die, welchen scheinbar nicht bewußt
wird, daß sie von ihren eigenen Führern betrogen worden sind und die
später nicht erkennen, daß sie sich selbst betrügen und geistig ihre
eigenen Kinder zugrunde richten, wenn sie ihnen erlauben, eine'Messe1
zu besuchen, welche im Laufe der Zeit immer weniger etwas von einer
'Messe' haben wird, die sich zu einer schalen Verspottung entwickelt,
einer Beleidigung Gottes.
Diejenigen, welche desillusioniert sind und sich durch die
Novus-Ordo-Schwindel-'Messe' grob verletzt fühlen und die
möglicherweise meinen Schmerz über den Verlust der wahren Messe teilen,
möchte ich vorschlagen, die Novus-Ordo-'Messe' wie die Pest, die sie
auch ist, zu meiden und zu einem frommen Lesen im alten Missale wieder
zurückkehren. Sie werden dann vielleicht Kraft, Heiterkeit und
Zuversicht wieder entdecken, die über mich kommen, wenn ich während der
Lesung des Missale die wundervollen Worte "nobis quoque peccatoribus"
spreche - "uns Sündern schenke in Gnaden Gemeinschaft mit Deinen
heiligen Aposteln und Blutzeugen". |