54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Hoffnung tanken
2. Leserbrief
3. Der Prüfer der Früchte
4. 'Pro Familia' im Visier des Rechnungshofes
5. Im Eiltempo vom Abseits ins Aus
6. Kampf der Kulturen
7. Buchbesprechungen:
8. Religion und Tyrannis
9. Kampf der 'political correctness'
10. Die Heiligen ... sind Rentner
11. Maria, in den Himmel aufgenommen
12. 100 Jahre Antimodernisteneid
13. Von Gottes Barmherzigkeit
14. Das Lächeln des Dalai Lama... und was dahintersteckt
15. Mitteilungen der Redaktion - wichtige Hinweise
Kampf der Kulturen
 
Kampf der Kulturen
Die islamische Expansion in Europa


von
Klaus Hornung

Als 1996 SAMUEL HUNTINGTONs „Der Kampf der Kulturen“ erschien, reagierte die Öffentlichkeit des Westens mehrheitlich mit der Warnung, diesen Konflikt doch um Gottes Willen nicht durch solche wissenschaftlichen Prognosen heraufzubeschwören. Heute, eineinhalb Jahrzehnte später, ist dieser Konflikt vor allem zwischen der euro-atlantischen und der islamischen Welt in vollem Gange. In Afghanistan und im Irak ist er zur bewaffneten Auseinandersetzung eskaliert, zum „asymmetrischen Krieg“ zwischen radikal-islamistischen Partisanen und westlichen Interventionstruppen als der Kriegsform des 21. Jahrhunderts.

Die Speerspitzen der islamischen Expansion sind in vielen Brennpunkten der Welt in der Offensive.
Afghanische Taliban sprechen davon, daß sie sich nach dem erwarteten Sieg den Irak und dann auch
Europa vorzunehmen gedenken. Die iranische atomare Rüstung bedroht Israel wie die gesamte Region des Nahen und Mittleren Ostens. Al-Qaida ist dabei, zerfallende Staaten wie Pakistan, Jemen und Somalia als strategische Basen für den weiteren Vormarsch gegen den Westen in ihre Gewalt zu bringen.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion rührt sich die islamische Offensive unter den Tataren auf der Krimhalbinsel, im Südkaukasus und in den großen nachsowjetischen Staaten Zentralasiens. Selbst die islamische Bevölkerung der Uiguren in Nordwestchina lehnt sich gegen die Hegemonie der Han-Chinesen auf. In Afrika zeigen sich die islamischen Regionen von Nigeria bis zum Sudan willens, in langfristiger Perspektive die christlichen Bevölkerungsteile als Ergebnisse westlicher Mission der islamischen Scharia zu unterwerfen. Gerade hier vollzieht sich die islamische Expansion auch in Form brutaler Genozide, wie die Tragödie in Darfur zeigt.

Der Bremer Sozialwissenschaftler GUNNAR HEINSOHN warnt davor, die Augen vor diesen fundamentalen Veränderungen des weltgesellschaftlichen und weltpolitischen Gefüges zu verschließen. In seinem Buch „Söhne und Weltmacht“ führt er den Nachweis, wie sehr die demographische Revolution vor allem in der islamischen Welt zum Motor der Expansion geworden ist, die sich gegen die Nordhalbkugel von Nordamerika über Europa bis hin nach Rußland richtet. Während in den OECDStaaten des Nordens rund 1,5 Milliarden Menschen leben, darunter 215 Millionen Jugendliche bis 25 Jahre, sind es in der südlichen Hemisphäre rund 5 Milliarden Menschen mit 1,5 Milliarden Jugendlichen.

Die Bevölkerungszahl allein der muslimischen Welt, so HEINSOHN, hat sich zwischen 1900 und
2000 von 150 Millionen auf 1,5 Milliarden Menschen verzehnfacht. Um das Jahr 2020 wird sie ein
Viertel der Weltbevölkerung ausmachen. Die Bevölkerungswissenschaft macht uns darauf aufmerksam, daß in der Geschichte der demographische Faktor stets eine entscheidende Triebkraft für Migration, Expansion und Reichsbildung war. Das klassische Beispiel bietet der Untergang des Imperium Romanum aufgrund der Völkerwanderung.

Dies wiederholte sich in der Epoche der europäischen Welteroberung durch Portugiesen, Spanier,
Niederländer und Briten zwischen 1500 und dem Ersten Weltkrieg. Heute vollzieht sich die islamische Expansion unter dem Druck einer Bevölkerungsexplosion, für die die Türkei ein besonders deutliches Beispiel bietet. Ihre Bevölkerung hat sich allein zwischen 1950 und 2000 von 21 auf etwa 68 Millionen Menschen mehr als verdreifacht.

Die Speerspitzen der islamischen Expansion sind in vielen Brennpunkten der Welt in der Offensive.
Angesichts seines demographischen Niedergangs begrüßt der Westen diese Landnahme als ökonomische Notwendigkeit, ja als multikulturelle Bereicherung. Nur ein Blinder vermag nicht zu erkennen, daß die islamische Einwanderung in Europa Teil der globalen islamischen Offensive unserer Tage ist. Sie vollzieht sich auf den ersten Blick weitgehend friedlich und wird vom Westen oft als ökonomische Notwendigkeit angesichts des eigenen demographischen Niedergangs, ja als multikulturelle Bereicherung begrüßt. Auf den zweiten Blick begleiten sie vielfältige Formen der Gewalt, wie die blutigen Massenanschläge in Madrid, London, New York, aber auch die schweren Unruhen in Paris oder Lyon zeigen. Man wird sie alle als Erscheinungen zunehmend offener Konflikte begreifen müssen, die als explosive Mischungen aus der schweren wirtschaftlichen Krise Europas, steigenden ethnischen Spannungen sowie dem gesellschaftlichen Werte- und staatlichen Machtverfall in Europa hervorgehen.

Auch Repräsentanten des Establishment wie etwa der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, JOSEF ACKERMANN, schließen den Ausbruch sozialer Unruhen nicht mehr aus; das gilt nach Umfragen auch für wachsende Teile der Bevölkerung. 2008 hat eine Studie der CIA schwere Unruhen und zunehmende „Unregierbarkeit“ in europäischen Ballungsgebieten bis spätestens 2020 prognostiziert, anderen Untersuchungen zufolge wird es bereits 2013 soweit sein. Schon heute terrorisiert die auf dem Arbeitsmarkt chancenlose Einwandererjugend deutsche Großstädte wie Hamburg, Köln, Duisburg, Rüsselsheim, Solingen und Ludwigshafen, wo mitunter bürgerkriegsartige Zustände herrschen.

Die deutsche Hauptstadt hat als Brennpunkt der islamischen Einwanderung traurige Berühmtheit erlangt. Berlins Bezirke Kreuzberg, Neukölln und Wedding bilden zusammen die drittgrößte türkische Stadt im Herzen Europas. Hier gibt es allein zehn arabische Großgangs mit je etwa 100 bis 500 meist jugendlichen Mitgliedern, in deren Vierteln die deutschen Gesetze längst nicht mehr gelten und Kriminalität und Gewalt blühen. Hier hat der Pegel der Gewaltausbrüche Rekordmarken erreicht, wenn beispielsweise islamistische Gewalttäter im Bündnis mit den deutschen Antifa-Kämpfern Hunderte von Autos „abfackeln“ und Polizeiwachen angreifen.

Selbst der eher zur Zurückhaltung neigende FAZ-Mitherausgeber FRANK SCHIRRMACHER sieht die „Sphäre des Krieges“ heraufziehen. Der Begriff der no-go areas in Zentren der Zuwanderung hat sich nicht nur in England, sondern auch auf dem Kontinent verbreitet, wo die Jugendgangs der Polizei zurufen: „Macht, daß ihr fortkommt, das ist unsere Stadt!“ In seinem Buch „Aussichten auf den Bürgerkrieg“ schreibt HANS MAGNUS ENZENSBERGER: „Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, es herrsche Frieden, nur weil wir immer noch unsere Brötchen holen können, ohne von Heckenschützen abgeknallt zu werden.“

Noch vor wenigen Jahren sprachen Politiker aller deutschen Parteien unverkrampft davon, daß jedes
Volk rebellisch werde, wenn der Ausländeranteil eine Quote von zehn Prozent übersteige, und man
sich darum kümmern müsse, die Zahl der Ausländer in Deutschland zu reduzieren. Inzwischen hat in
Deutschland jedoch eine eigentümliche Veränderung Platz gegriffen, die solche Äußerungen als rechtsradikal denunziert. Heute schlägt die Political-Correctness-Keule mit ihren Kampfbegriffen wie „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rassismus“ zu. Das alles und nicht zuletzt die Reform des Strafrechts hat dazu geführt, daß eine freimütige öffentliche Debatte in Deutschland über Zuwanderung und Islam weitgehend erstickt wurde. Die Deutschen haben sich in diesen Fragen entmündigen lassen. Es hat eine „Gleichschaltung“ des allein Erlaubten und Gebotenen stattgefunden, die fatal an 1933 erinnert.

Diese Neigung der einheimischen Bevölkerung, eigene Interessen gegenüber der islamischen Einwanderung preiszugeben, wurde vor allem von den Funktionseliten in Politik, Medien, Wirtschaft und auch der Wissenschaft eingeleitet und vorangetrieben mit dem Ergebnis, daß dadurch die Kluft zwischen Regierenden und Regierten in Deutschland beträchtlich gewachsen ist. Ein regelrechtes „Leitkartell“ (HANS-PETER RADDATZ) hat sich in der islamischen Einwanderungsfrage als Vormund der einheimischen Bevölkerung etabliert und neigt dazu, die Lage in Europa auf den Kopf zu stellen: Nicht die unverblümte Anspruchshaltung der islamischen Einwanderung und ihrer Interessenvertreter darf kritisiert werden, sondern der wachsende Unmut der einheimischen Bevölkerung.

Dieser sich allmählich deutlicher artikulierende Protest der Autochthonen in immer mehr europäischen Ländern wird zu einer „Horrorvision“ und zum Ergebnis der „Ausländerhetze“ populistischer Politiker erklärt. So werden vielfach Ursachen und Wirkungen verkehrt. Es ist paradox, daß diese weithin tabuisierte Debatte heute in Deutschland fast nur noch von tapferen islamischen Frauen geführt wird. Die Rechtsanwältin kurdischer Herkunft GÜLSEN CELEBI nennt es freimütig die „Nazi-Macke“ der heutigen Deutschen, die sich nicht getrauen, „gewalttätige Migranten zu kritisieren, weil sie Angst haben, als rechtsradikal bezeichnet zu werden“. Und die mutige deutsch-türkische Sozialwissenschaftlerin NECLA KELEK kommt auf des Pudels Kern, wenn sie schreibt: „Manche propagieren ein Toleranzverständnis, das einer Selbstaufgabe gleichkommt.“

Insbesondere die Medien leisten dieser Tabuisierung vielfach Vorschub, etwa wenn bei Gewalttaten
die Herkunft der Täter unterschlagen wird, um ja nicht zu „provozieren“. Auch die deutschen Gerichte tun sich nicht selten damit hervor, Zuwanderern Sonderrechte mit Strafboni selbst bei Ehrenmorden und Kinderschändungen einzuräumen. Während Araber oder Türken bei einer Messerattacke Haftstrafen von zwei oder drei Jahren unter Berücksichtung ihrer kulturellen Prägung erhalten, müssen Deutsche mit bis zu acht Jahren rechnen. So breitet sich in kleinen Schritten die Praxis der Scharia in Deutschland und Europa auf Kosten der einheimischen Rechtsordnung aus.

Überaus großzügig ist unsere Rechtsprechung auch gegenüber islamischen und türkischen Organisationen, die sich in umfangreichen Netzwerken in den europäischen Gastländern ausgebreitet haben, wie in Deutschland der einflußreiche türkische Verband Milli Görüs („Nationale Sicht“) mit zahlreichen Wirtschaftsunternehmen und lebhafter Unterstützung durch die heutige türkische Regierung. Diese Organisationen dienen nicht nur der Unterstützung der Einwanderer, sondern auch kriminellen Aktivitäten im lukrativen Drogen-, Waffen- und Menschenhandel. Ein regelrechtes „Leitkartell“ hat sich in der islamischen Einwanderungsfrage als Vormund der einheimischen Bevölkerung etabliert. Die Schwäche Europas liegt in der Neigung seiner Funktionseliten, die eigenen kulturellen Wurzeln zu ignorieren.

Milli Görüs mit seinen Verbindungen zur islamischen Internationale, von der arabischen Moslembruderschaft bis hin zu den Zellen des islamistischen Terrorismus, ist vom deutschen Verfassungsschutz schon längst als verfassungsfeindliche Organisation erklärt worden, ohne daß ein Verbot folgte. Gleiches gilt für führende Personen wie den Ägypter IBRAHIM EL-ZAYAT, der hinter den Kulissen im Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland wirkt und als Generalbevollmächtigter der Europäischen Moscheebau- und Unterstützungsgesellschaft mehr als 600 Moscheen in Europa sowie den umfangreichen Immobilienbesitz der Milli Görüs betreut. Der EL-ZAYAT-Clan hat nach Recherchen von UDO ULFKOTTE Verbindungen von zum Terrorismus, der 1981 für die Ermordung des ägyptischen Präsidenten ANWAR EL-SADAT verantwortlich war.

Wie das Selbstbewußtsein der türkischen Zuwanderer weiter ansteigt, demonstrierte auch die Forderung des Vorsitzenden der Türkischen Gemeinschaft in Deutschland, KENNAN KOLAT, an die Adresse des Bundesbankpräsidenten, das Vorstandsmitglied THILO SARRAZIN wegen „rassistischer Äußerungen“ zu entlassen. KENNAN KOLAT ist zugleich Mitglied des sogenannten Islamrats des Bundesinnenministers, und er weiß genau, wie er das deutsche „Leitkartell“ mit Hilfe seines Schuldkomplexes instrumentalisieren kann, um die Interessen der türkischen Parallelgesellschaft in Deutschland durchzusetzen.

Das Selbstgefühl der islamischen Zuwanderer wurzelt in ihrem religiösen Mutterboden und dem ausgeprägten Geschichtsbewußtsein. Der geistliche und politische Führer der Moslembruderschaft,
Scheich YUSUF AL QUARADAWI, hat 2002 an die Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 durch den 23jährigen osmanischen Sultan MOHAMMED BIN MURAD erinnert, der als MEH-MED der Eroberer in die Geschichte eingegangen ist – so, als ob es gestern gewesen wäre – und daran anknüpfend die Eroberung „Roms“, also des europäischen Westens, als die Aufgabe des heutigen Islam proklamiert.

Derselbe QUARADAWI erließ am 27. Februar 2005 eine Fatwa, die die „Besetzung Europas“ auf die politische Tagesordnung setzte. NECMETTIN ERBAKAN, der Ziehvater des türkischen Premiers RECEP TAYYIP ERDOGAN, hat dieselbe Agenda formuliert: „Die Europäer sind krank. Laßt uns ihnen Medizin geben. Ganz Europa wird islamisch werden. Wir werden Rom erobern.“ Die westlichen „Leitkartelle“ wären gut beraten, diesen Willen der Führungskräfte auf der Gegenseite nicht nur als überhitzte orientalische Rhetorik abzutun, sondern ernst zu nehmen. Im Kulturkonflikt mit dem Islam ist der eigentliche Schwächepunkt Europas die Neigung seiner Funktionseliten, einer multikulturellen Welt zu huldigen und die eigenen kulturellen Wurzeln zu ignorieren, während die andere Kultur ihre Wurzeln pflegt und daraus Selbstbewußtsein gewinnt.

(Junge Freiheit Nr. 30/10, 23. Juli 2010, Seite 18 FORUM)

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Zitat: Islam

Die Mehrheit der Muslime lebt ein rückständiges, ärmliches Leben. (...) Es ist bekannt, daß die islamischen Staaten das Schlußlicht in der Welt sind, wenn es um Bildung, Produktivität und Einhaltung von Menschen- und Frauenrechten geht. Die politischen und religiösen Führer können nur noch an eine längst vergangene Zeit erinnern. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Eine Kultur, die ihre Zukunft in der Vergangenheit sucht, ist dem Tod geweiht.

Hamed Abdel-Samad, Politologe und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz, in der Weltwoche vom 30. September 2010.
 
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