Schauplatz Köln - der Fall Abbé Reiling
von
Eberhard Heller
Reiling, dessen skandalöse Eskapaden in Fortsetzungen hier aufgelistet
werden sollen, ist den meisten bekannt unter dem Namen Pater Seraphim.
Als ehemaliger Angehöriger des Zisterzienser-Ordens hatte er das
Kloster Himmerod wegen modernistischer Tendenzen verlassen, um zunächst
einen Zwischenhalt in Econe einzulegen, um u.a. seine Priesterweihe,
die er bei den Modernisten erhalten hatte, sub conditione salvieren zu
lassen. Ob es etwas genutzt hat, kann mit Recht bezweifelt werden.
Wegen theologischer Unstimmigkeiten - Reiling störte die grundsätzlich
widersprüchliche Position, die Econe in der Papstfrage einnimmt -,
machte er sich schließlich 'selbständig' und errichtete ein sog.
Meßzentrum. Meine Versuche, ihm die Möglichkeit zu bieten, sich
kirchlich durch einen Anschluß an die Priesterbruderschaft TRENTO zu
binden oder durch eine Kooperation mit ihr, schlugen fehl; meine
Einladung, mit Bischof Dávila in Kontakt zu treten, um seine
Angelegenheiten zu regeln, ebenso. Seitdem privatisiert er so vor sich
hin und betreut seine Klientel. Man sollte ein solches Handeln
theologisch präziser als katholisierende Sektiererei bezeichnen, die
mit einem ernsten Ringen um die Wiedergewinnung kirchlicher Strukturen
nichts zu tun hat.
Zur ernsten Gefahr wurde Reiling allerdings erst, als er als
'Brautwerber' für den jungen Herrn M. auftrat. Gegen alle
sakraments-theologischen Gundsätze und moralischen Skrupel bestärkte er
die-sen, die verheiratete Frau X. erneut zu ehelichen... eine
Angelegenheit, die zu dem handfesten Skandal im Kölner Meßzentrum
führte, als der inzwischen verstorbene Pater Groß dieses Paar, das
vorgibt, von einem nicht weiter benannten Kleriker getraut worden zu
sein, bevorzugt zu den Sakramenten zuließ. Abbé Reiling, alias Pater
Seraphim, der von vielen Seiten angegangen worden war, sein skandalöses
Engagement für dieses seltsame Ehe(bruchs)verhältnis, das erst in
dritter Instanz - den Entscheid verlas P. Groß - von der sog.
Amtskirche 'grünes Licht' erhalten hatte, einzustellen, bestärkte die
jungen Leute nur noch in ihrer Haltung.
Inzwischen ist dieser 'Kenner' des traditionellen katholischen Dogmas
sogar zum Lehrer dieses Faches avanciert: Bischof Bedingfeld in
Südafrika, der gegen alle Warnungen den halb-ausgebide-ten Herrn Povel
- auch bekannt unter dem Namen Pater Benedikt - zum Priester geweiht
hatte (nachdem er sowohl in Econe abgewiesen worden war als auch von
Bischof Pivarunas Ungeeignetheit bescheinigt bekommen hatte), hatte
dies meines Wissens nur getan, falls Povel die fehlenden Studien
nachholen würde. Seraphim versucht nun, diesem jungen Kleriker den
nötigen theologischen 'Schliff' zu geben. Man könnte eine solche
'Fachbetreuung' auch etwas gelassener nehmen, als ich es tue, wenn man
weiß, daß Reiling als Berater in Sachen Theologie der diplomierte
Theologe Rothkranz hilfreich zur Seite steht, jener Rothkranz, der -
wenn er nicht gerade mit dem U-Boot in der Unterwelt umherirrt -
Vorschläge für die pastorale Führung in Deutschland ausarbeitet. Vor
einiger Zeit hatte er den Kinderschänder Franck - ein Clerus vagans mit
ungültigen Weihen -, der z.Zt. in Belgien im Gefängnis sitzt, als
Regionalbischof für Deutschland vorgeschlagen.
Inzwischen erreicht mich eine weitere Hiobsbotschaft aus Köln.
Vielleicht, weil Seraphim die Ideen seines Peritus Rothkranz im Kopf
herumspuken, vielleicht auch, weil er die Betreuung der Kölner
Gemeinde, die er nach dem Tod von P. Groß zusammen mit Pfr. Kouwenberg
übernommen hatte, aufgeben wollte. (Nach Kouwenbergs Tod besorgte er
die Seelsorge in Köln allein.) Deswegen sah er sich nach einem Ersatz
um. Er wurde fündig in der Person des Ex-Econers Abbé Hähnchen. Von
diesem ist bekannt - und diese Tatsache kann auch Reiling nicht leugnen
-, daß er zwei Jahre im Gefängnis saß... wegen Pädophilie, d.h. wegen
Kindsmißbrauches eines ihm seelsorgerisch anvertrauten Jungens. Den
erstaunten Kölnern versucht Reiling diesen Unglücklichen nun als armes
Justizopfer schmackhaft zu machen, der unschuldig im Gefängnis saß und
sogar von Mithäftlingen malträtiert wurde. Und man reibt sich die
Augen: gewisse Leute in Köln sind so klerikalistisch und blauäugig, ach
nein, so heilsegoistisch eingestimmt, daß sie, um nur ja einen
Sakramentenspender zu haben, auch wenn dessen Weihe- und Kirchenstatus
durchaus dubios ist, bereitwilligst die reilingsche Story glauben.
Justizopfer, Kinderschänder? Der erneute Skandal, der sich für das
Kölner Meßzentrum abzeichnet, geht in seine entscheidende Phase. Obwohl
sich der Gemeindevorstand mit zwei gegen eine Stimme gegen den
Vorschlag Reilings und die Etablierung des Ex-Econers als Seelsorger
ausgesprochen hat, revoltiert die Kölner Volksseele, die ihren Hähnchen
haben will. Läßt sich der Skandal noch stoppen? Der Ausgang ist
durchaus offen.
|