54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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Der Rosenkranz ist unser Maschinengewehr!
 
"Der Rosenkranz ist unser Maschinengewehr!"

Zum 130. Geburtstag von Prälat Robert Mäder

von
Werner Olles

"Er war in fast allem ungewöhnlich. Darum gab Gott ihm den Schmerz um den Menschen, die Macht des Wortes, den Glauben der Berge versetzt und die Gnade der Einsamkeit. Er wohne in der Anschauung mit Paulus, dessen Schwert und Wahrheit er aufnahm." Dieser Text der Gedenktafel an der Heilig-Geist-Kirche zu Basel, an der er von 1912 bis 1945 als Pfarrer wirkte, erinnert an Robert Mäder. Gerd-Klaus Kaltenbrunner nannte ihn einen "von apostolischem Feuer durchglühten Priester und theologischen Schriftsteller" und einen "Prophet, der die gegenwärtige Situation voraussah". Tatsächlich existiert - außer seinen zahlreichen Büchern und Schriften selbstverständlich - inzwischen kaum noch etwas von dem, was Mäder einst in Basel aufgebaut hatte, weder die Schwesterngemeinschaft, noch die Theresien-Mädchenschule oder der katholische Verlag Nazareth.

Robert Mäder wurde am 7. Dezember 1875 in dem kleinen katholischen solothurnischen Dorf Wolfwil geboren. Die Familie lebte in einfachsten Verhältnissen, der Vater, ein überzeugter Sozialist, war meistens arbeitslos. Als er schließlich in Basel eine Anstellung als Kutscher bekam, geriet der zehnjährige Robert mitten in die Zeit des Kulturkampfes hinein. Die katholische Schule Basels mit 1500 Kindern wurde vom Staat gewaltsam unterdrückt. Ein prägendes Erlebnis für den Jungen. Er besuchte die Gymnasien in Engelberg und Luzern und nahm schließlich das Theologiestudium in Innsbruck, Freiburg i. Ue. und Tübingen auf. Diesen Weg hatte ihm der Baseler Vikar Dr. Joseph Beck gewiesen, und Robert Mäder ist ihn dankbar gegangen. Am 16. Juli 1899 wurde er von Bischof Haas in Luzern zum Priester geweiht. Als Vikar wirkte er in Biberist und in der freisinnig regierten Gemeinde Mümliswil. Bereits hier machte er sich weit über die eigene Pfarrei hinaus einen Namen als wortgewaltiger Prediger, der mit starkem religiösen Eifer gegen die liberalen Tendenzen vorging. Dies brachte ihm außer dem Spitznamen "Donnerei des Heiligen Geistes" zwar auch eine Menge Anfeindungen ein - mehr als einmal gingen die Fenster im Pfarrhaus nachts zu Bruch -, aber nach elfjähriger Tätigkeit des streitbaren Priesters gab es im Mümliswil nicht nur ein reges katholisches Vereinsleben, sondern Mäder hinterließ auch eine im besten katholisch-konservativen Geist gefestigte und blühende Gemeinde.

Im Jahre 1912 erfolgte schließlich seine Berufung zum ersten Pfarrer der Heilig-Geist-Kirche in Basel. In dieser Zeit baute er auch sein markant-katholisches Schrifttum auf und wurde zu einem der fruchtbarsten religiösen Schriftsteller der Schweiz. Mäders Gedanken und seine machtvoll-wuchtige Sprache stellen ein einziges Bekenntnis der Liebe zu Jesus Christus und Seiner Kirche dar. Von Gott berufen und vom Heiligen Geist erfüllt wurde dieser Pfarrer zu einem Künder des Lichtes und der Wahrheit. So lautete sein oft als zu pessimistisch mißverstandenes Credo auch: "Ich glaube nicht an die Menschen. Ich glaube an Gott. Weil ich nicht an den Menschen glaube, neige ich zum Pessimismus. Weil ich an Gott glaube, predige ich kühn allen Wetterzeichen zum Trotz den Optimismus". Mäders Vorbilder in dieser Hinsicht waren die katholisch-traditionalistischen, gegenrevolutionären Philosophen Joseph Marie de Maistre und Juan Donoso Cortes. So schrieb er in der 1913 von ihm gemeinsam mit Otto Walter und Johann Baptist Rusch neugegründeten Wochenschrift "Schildwache", die er zu einem entschieden katholischen Kampfblatt machte, "gegen das Gemeine und Schlechte. Ich gehe darum mit einer Axt durch die Gassen und zerschlage die Götzenbilder und verbrenne, was der Haufe anbetet und bete an, was ihr verbrannt habt. Ich bin Reaktionär in jeder Zeile!"

Im festen Glauben an eine bevorstehende Rekatholisierung propagierte Mäder eine "Politik des Kreuzes" als Politik für das Kreuz und mit dem Kreuz. Leidenschaftlich wandte er sich gegen einen Beitritt der Schweiz zum Völkerbund. Seine Gesinnungsgemeinschaft zur Besinnung auf die katholische Grundsätzlichkeit verbreitete sich in den zwanziger Jahren fast über die gesamte Schweiz. Mit Fahnenweihen und Jungmannschaftstagen eroberte er bald auch die Herzen und Köpfe der Jugend. Die "Schildwache" und der Nazareth-Verlag wurden zum integralistischen Zentrum und strahlten selbst weit nach Deutschland hinein aus. Als Ordensorgan des "Deutschen Marien-Ritter-Ordens" mit Sitz in Bamberg hatte sie bis zur Machtergreifung der National-Sozialisten allein in Deutschland über 5000 Abonnenten. 1937 wurde sie jedoch von den Nazis verboten und Mäder sah sich gezwungen mit der in Rohrschach erscheinenden integralistischen Zeitschrift "Neues Volk" zusammenzu-gehen. Mehrmals vom liberalen Geist des modernen Staates vom Verbot bedroht, da kluge Rücksichtnahme auf demokratische Befindlichkeiten nicht nach Mäders Geschmack war, wurde sie unter seiner Ägide zu einem Weckruf für das Königtum Christi, die katholische Wahrheit und die Wiedergeburt des Abendlandes.

1931 wurde Mäder päpstlicher Hausprälat. Von der Universität Freiburg i. Ue. zum Doktor ehrenhalber und 1942 zum Dekan des Kapitels Basel-Stadt ernannt, blieb Mäder auch weiterhin der unermüdliche Kämpfer, der er immer gewesen war. Urchristlich, apostolisch und einzigartig in seiner Treue zur Kirche liebte er seinen Heiland aus ganzer Seele: "Es ist nicht der Mühe wert, sprechen gelernt zu haben, wenn wir nicht vor allem sprechen gelernt haben, um mit Gott zu reden. Alle Unterhaltung auf Erden ist im Vergleich mit dem Gebet langweiliges Geschwätz." Von solchen Gedanken, die notwendig sind, damit wieder eine Gesellschaft entstehen kann, in der Gott herrscht und nicht der Mensch, sagt Donoso Cortes, daß sie erst "nach der kommenden Sintflut triumphieren können."

Weihnachten 1944 erkrankte Pfarrer Mäder an einer schweren Angina, von der er nicht mehr genesen sollte. Noch am Tage des Bombenabwurfs auf Basel hielt er seine letzte Sonntagspredigt von der Kanzel der Heilig-Geist-Kirche. Nach mehreren Wochen im Klaraspital verbrachte er seine letzten Lebenstage geborgen daheim im Pfarrhaus. Prophetisch sah er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den Aufbruch zu einer neuen Zeit, in der der katholische Glaube schlimmeren Anfeindungen und Anfechtungen denn je ausgesetzt sein würde. Wie gerne hätte er noch einmal diesen Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde Seiner Kirche aufgenommen, doch es war ihm nicht mehr gegönnt: "Mit Furcht und Zittern gehe ich meiner Stunde entgegen und nicht grundlos werde ich das letzte Confiteor beten. Denn ich habe gar viel gesündigt. Aber eines, Herr, wolltest Du mir in Huld anrechnen. Ich habe Deine Kirche geliebt. Sie war meine Leidenschaft. Wie duftende Rosen waren mir die Steine, die ich ihretwegen empfangen habe." Am 26. Juni 1945 ist Robert Mäder in Basel gestorben. Seinem Testament entsprechend wurde seine sterbliche Hülle in Mümliswil zur letzten Ruhe gebettet.

Literatur:

Im Verax-Verlag (CH-7537 Müstair, Pasquer 82, Tel.: 0041-81/8585386) erschienene neuaufgelegte Werke:
Gedanken eines Reaktionärs. Ein Weckruf
Ich bin katholisch.
Zurück zur Messe
Jesus der König
Der Heilige Geist - der dämonische Geist
Die Ganzen
Maria
Ein großes Geheimnis - Wesen und Sinn der katholischen Ehe
Eucharistie
Die Wiedergeburt des Abendlandes. Eine Trilogie
Warum bleibe ich katholisch. Eine Auseinandersetzung mit dem Protestantismus

Kleinschriften im Verax-Verlag:
Leiden Christi
Erstkommunion
Maria und die Jugend
Herz Jesu
Teufel
Reinheit
Rosenkranz
Das kostbare Blut
Was ist die Heilige Messe?
Gebet um Seligsprechung

Broschüren im Verax-Verlag:
Schule und Erziehung

Biographien im Verax-Verlag:
Albert Drexel: Robert Mäder Ein Kämpfer für Christus. Verax-Verlag
Kassettenvortrag: Robert Mäder - sein Leben und seine prophetische Schau

Vergriffene Werke:
Feuer vom Himmel. Basel 1912
Die Schildwache. Religiös-politische Weckstimme für die kath. Jugend in der Schweiz. Olten/Basel 1913-1945
Der katholische Radikalismus. Basel 1916
Rom oder Wittenberg. Basel 1917
Im Angesicht des Allerhöchsten. Basel 1926
Katholische Aktion. Basel 1927
Johannes Bosco, der Führer. Basel 1934
Maria siegt. Basel 1935
Nicht kommunistisch, aber katholisch. Basel 1937
Blut und Rasse. Basel 1939
Mit Maria in die neue Zeit. Basel 1939
Der schwarze Punkt im Weltall. Basel 1940
Diasporabilder. Basel 1941
Stalin oder Franziskus? Basel 1944
Wenn die Kommunisten kommen. Basel 1956

Literatur über Robert Mäder:
Markus Ries: Der Rosenkranz ist unser Maschinengewehr. Der  Basler Pfarrer Robert Mäder im Kampf gegen den Zeitgeist, in: Aram Mattioli Hrsg.), Intellektuelle von rechts, Zürich 1994
Franziska Metzger: Die "Schildwache". Eine integralistisch-rechtskatholische Zeitung, Freiburg (Schweiz) 2000
Günter Buschmann: zur Neuauflage des Buches von Albert Drexel, in: Der Fels 4/2001
Alois Steiner: Integralistischer Schweizer Katholizismus, in: Schweizer Kirchenzeitung 27-28/2002
Norbert Dlugai: Die verschwiegene Wahrheit von der Hölle, in: Timor Domini, 15.5.2002
Urs Altermatt (Hrsg.): Katholische Denk- und Lebenswelten. Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte des Schweizer Katholizismus im 2O.Jahrhundert, Freiburg 2003
Alois Steiner: Der religiöse und kulturelle Wandel im Schweizer Katholizismus, 21/2004

 
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