FIDELES VIDEANT!
von
Georg Schlesinger
Die Rechtgläubigen sollen darauf achten! Fideles videant! Es ist
bekannt, daß der weise Cicero den römischen Senat vor dem Chaos gewarnt
und auf das staatsfeindliche Treiben des Catilina hingewiesen hat.
Leider vergeblich! Fideles videant!: Die Initiatoren der
deutsch-schweizerischen, der englischen sowie der nachkonziliaren
Re(de)formation haben sich jedesmal anders zu tarnen gewußt. Ihre
Auseinandersetzung mit der Kirche (Mt 16,18; 28,18-2o) betraf jedoch
immer deren Herzstück, das Hl. Meßopfer nach röm. Ritus.
Weder die vor dem Konzil auch von H.H. Erzbischof Lefebvre sorgfältig
erarbeiteten 74 Schemata des Pastoral-Konzils (1962-65), die einfach
vom Tisch gefegt wurden, noch die daraufhin von überwiegend liberalen
Kommissionsmitgliedern neu verfaßten Konzilstexte beinhalten oder
rechtfertigen die ohne Recht und Befugnis erfolgte Abschaffung des Hl.
Meßopfers oder die Einführung einer neuen Liturgie, der
Eucharistiefeier - vgl. Daniel 11,31.
Weder Konzil, noch Papst oder Bischof(konferenz) können je eine
Kanonisation (z.B. "Quo primum" v. 14.7.157o), eine dogmatische
Konstitution (z.B. "Auctorem fidei" v. 28.8.1794) oder eine Enzyklika
(z.B. "Mediator Dei" v. 2o.11.1947), die ja Unfehlbarkeitscharakter
haben, für nichtig erklären. Man kann die Kirche nur durch die Leugnung
und Abschaffung des Hl. Meßopfers, Ihres Herzstückes, treffen, trennt
sich aber damit auch von ihr, wie jetzt bei der nachkonziliaren
(Re(de)formation.
Man kann nicht röm-katholisch sein und bleiben mit dem Hl. Meßopfer
oder mit der Eucharistiefeier, sondern nur mit dem Hl. Meßopfer, dem
Herzstück der Kirche. Wir können nur röm-kath. bleiben, indem wir die
Kirche fortsetzen, wie sie immer war; durch die Annahme der
nachkonziliar reformierten "Lehrmeinung" trennt man sich selbst von der
Kirche. Ja, wer das Glaubensgut auch nur in einem Punkte leugnet, ist
nach der Lehre der Kirche nicht mehr katholisch: "Derjenige ist nicht
katholisch, der von der Römischen Kirche in der immer gültigen
Glaubenslehre abweicht." (=Stanislaus Kard. Hosius, 15o4 - 4.8.1579).
Die Einheit der Kirche vollzieht sich nicht in der Vielfalt der
"Lehrmeinungen", sondern allein in der Wahrheit, in der Bewahrung des
Glaubensgutes; man beachte das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes!
Es gibt keinen Kompromiß zwischen der Wahrheit und dem Irrtum. Die
Einheit in der Wahrheit des Glaubens ist Voraussetzung für die Einheit
der Kirche. Ein Pluralismus, der gegensätzliche Glaubenspositionen in
einer Kirche vereinen will, ist nicht möglich. Wahrer Ökumenismus
besagt Mission, bejaht Toleranz, aber verneint Indifferentismus.
Unter dem trügerischen Vorwand der Einführung der Muttersprache wurde
das 157o kanonisierte und 1794 dogmatisch konstitutierte sowie 1947 in
einer Enzyklika bekundete Hl. Meßopfer in die dem evgl.
Abendmahls-Gottesdienst wesensgleiche Liturgie, die Eucharistiefeier
mit der Gabenbereitung und dem historischen Einsetzungsbericht,
umfunktioniert. Das "Pro multis" und "Für alle" sind längst nicht die
einzigen und entscheidenden Unterscheidungsmerkmale.
Die 18o Priester aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart, die eine
Gleichheit der Eucharistiefeier mit dem evgl. Abendmahls-Gottesdienst
und eine Kollegialität mit ihren evgl. "Amtsbrüdern" bekundeten, sind
in bezug auf die Eucharistiefeier im Recht. Sie sprechen offen und
ehrlich das aus, an dessen Stelle viele eine Scheinwahrheit setzen; sie
bekunden, was die Eucharistiefeier darstellt, beinhaltet und vollzieht.
Im Laufe der mittelalterlichen Re(De)formation hat sich zwei Drittel
der damaligen Christenheit bewußt oder unbewußt von der Kirche
getrennt. Viele vollzogen diesen Schritt, getäuscht durch eine
Scheinwahrheit. Luther, der den Abendmahlsgottesdienst in lateinischer
Sprache hielt, die Meßgewänder beibehielt, bewahrte den "Glauben" an
die Realpräsenz und reichte den knieenden Teilnehmern seines
Gottesdienstes die Hostie in den Mund. Diesmal wird z.B. die
Hand"kommunion" mit Mündigkeit und Hygiene begründet. Dabei ist die hl.
Kommunion nur eine Frucht des Hl. Meßopfers, eine Eucharistiefeier
dagegen ein Gedächtnismahl ohne Opferfrucht.
Alle Ausartungen bei der Gestaltung der Eucharistiefeier sind nicht der
Ursprung des Irrtums, sondern nur dessen Nachwirkungen. Man soll also
nicht diese Ausartungen beklagen, sondern für die Ordnung und Wahrheit
und damit für die Kontinuität der in der Tradition wurzelnden Kirche
eintreten, die nur durch die Feier des Hl. Meßopfers gegeben ist.
Durch die Aufrechterhaltung einer Scheinwahrheit erreicht man die
tiefste Kluft der Trennung von der Kirche. So bemerkten z.B. die
Schweden in der mittelalterlichen Reformationszeit erst nach 60 Jahren
den Abfall vom hl. Glauben und damit die Trennung von der Kirche. Man
behielt in Schweden wie auch in England die Meßgewänder und pastorale
Alltagskleidung bei.
Der von den Gegnern der Wahrheit oft zitierte Hinweis auf die Intention
ist wohl wichtig, für sich allein ohne Wahrung des Depositums fidei
nicht gültig. So sind z.B. die Kenntnis der Verkehrszeichen und die
Nüchternheit am Steuer wichtige Voraussetzungen für die Steuerung eines
Autos, für sich allein aber nicht zum Autofahren befähigend.
Ebenso genügt auch nicht der Hinweis auf die Priesterweihe. Der
Priester übt nur dann seine priesterliche Vollmacht aus, insofern er
die Kirche fortsetzt, d.h. das Hl. Meßopfer feiert. Ein Bäckermeister
z.B. ist nur dann als Bäckermeister tätig, wenn er Brot, Kuchen und
Torte backt, in einer Fleischerei ist er kein Bäckermeister.
Das Wort von Kard. Hosius (15o4-4.8.1579): "Derjenige ist nicht
katholisch, der von der Römischen Kirche in der immer gültigen
Glaubenslehre abweicht", das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes
bei der Verkündigung von Wahrheiten des Glaubens und der Sitte, der
Krönungseid der Papstes (am 3.9.1978 und 22.lo.1978 unterlassen!?) und
das Wort des hl. Paulus: "Man betrachte uns als Diener Christi und als
Verwalter der Geheimnisse Gottes." (1 Kor 4,1) beinhalten die gleiche
Aussage: die für jeden Katholiken - vom jüngsten Schulkind bis zum
Papst - verpflichtende Treue gegenüber dem einmal für immer
festgelegten Glaubensgut mit dessen Herzstück, dem Hl. Meßopfer. Man
beachte auch das Kirchliche Gesetzbuch: CIC 2314 ß 1, ebenfalls die
Enzyklika "Diuturnum illud" von Papst Leo XIII. (1878-19o3)
Das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes besagt: "Der Papst hat den
Heiligen Geist nicht dazu erhalten, um neue Wahrheiten zu verkünden,
sondern um uns in jenem Glauben zu erhalten, der immer gegolten hat."
Das kraft des Heiligen Geistes durch das Petrusamt festgelegte
Glaubensgut, durch das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes
besiegelt, sind wie die Gebote Gottes und der Kirche göttlichen Rechts.
Modernisten und Liberale wollen die Deutung dieses Dogmas
umfunktionieren und verbreiten die Irrlehre, jeder Papst könne den
Glauben neu festlegen. Hanno Helbling, einer der scharfsinnigsten
protestantischen Konzilsbeobachter, schrieb in der "Neuen Züricher
Zeitung" vom 13./14. August 1977 über die nachkonziliare, radikale
Umwertung aller Werte, über die 'Dogmatisierung' der Eintagsfliege des
Heute, die Konzils-Devise des "aggiornamento", die Anpassung an das
Heute statt der Bewahrung und treuen Weitergabe überlieferter,
jahrhundertelang bewährter Tradition und Werte - vgl. Dogma von der
Unfehlbarkeit des Papstes - gar trefflich: "Von maßgeblicher
kirchlicher Seite wird heute die Anpassung an den geschichtlichen
Wandel zu einem Kriterium der Rechtgläubigkeit gemacht. Wer heute noch
glaubt, was gestern zu glauben erlaubt, ja geboten war, der sei
ausgeschlossen. So werden die "Zeichen der Zeit" zu einer Instanz, die
über den Sätzen, den Dogmen steht - und werden zugleich wie Dogmen
verteidigt."
Papst Pius IX (1846-1878) hat Akten der Freimaurer entdeckt: "In
hundert Jahren (= jetzt) wird man meinen, dem Banner von Sankt Peter in
Rom zu folgen, in Wirklichkeit folgt man aber unserer Flagge." Zu
Beginn dieses Jahrhunderts äußerte sich ein führendes Logenmitglied der
Freimaurer: "Die Revolution in der Kirche muß im Namen des Gehorsams
gemacht werden."
Wir Rechtgläubigen sind dem Petrusamt treu verbunden. Falls aber das
Depositum fidei nicht durch den jeweiligen Nachfolger Petri verteidigt
wird, sind wir zum Ungehorsam gegenüber demjenigen verpflichtet, der
durch seinen Ungehorsam gegenüber dem Glauben ipso facto sein Amt
verloren hat.
Martin Luther hat auf den Rat von Philipp Melanchthon hin das Hl.
Meßopfer nicht verboten. Ein großer Teil derjenigen, die damals den
protestantischen Glauben mit dem Abendmahlsgottesdienst annahmen,
vollzogen deshalb diesen Schritt unbewußt. Am 23.9. 1974 wurde die neue
Liturgie, Eucharistiefeier genannt, von den Deutsch sprechenden
Bischöfen in Salzburg vom 7.3.1976 an als verpflichtend beschlossen (=
Verbot des Hl. Meßopfers für die nachkonziliare "Kirche", wodurch die
meisten erst auf den nachkonziliaren Schwindel aufmerksam wurden),
nachdem schon Jahre zuvor das Hl. Meßopfer nur noch selten zelebriert
wurde.
Bei der Beobachtung der Binsenweisheit, daß in der von Christus
eingesetzten Kirche nicht der Irrtum neben der Wahrheit ein Hausrecht
haben kann, würde eine von der nachkonziliaren "Kirche" ausgesprochene
Toleranz gegenüber dem Hl. Meßopfer nur den Protest und das Eintreten
der Rechtgläubigen für die Wahrheit beenden wollen. Die Neuerer wollen
das Verbot des Hl. Meßopfers rückgängig machen, was Luther auf den Rat
von Melanchthon beachtet hat. Man will das Hl. Meßopfer auslaufen
lassen und zum Schein der Gerechten eine Toleranz gegenüber dem Hl.
Meßopfer präsentieren. In der von Christus eingesetzten Kirche hat nur
die Wahrheit das Hausrecht, ja göttliches Recht.
Wir Rechtgläubigen fallen auf den von Rom aus geplanten Kompromiß des
Irrtums mit der Wahrheit nicht herein. Wir Rechtgläubigen bleiben
röm.-katholisch! Es gibt keinen Kompromiß der Wahrheit mit dem Irrtum,
auch kein Sowohl-Alsauch, nur ein Entweder-Oder: Entweder setzt man die
Kirche fort und bleibt in ihr, oder man trennt sich von ihr! Wir können
nur römisch-katholisch bleiben, indem wir die Kirche fortsetzen! |