NIMM DICH IN ACHT, KIRCHE!
von P. Scortesco übers. von Ambros Kocher
Meine Leser werden sagen, ich übertreibe noch. In der Tat, sie mögen mich entschuldigen, wenn ich zuweilen meinen Zorn aufblitzen lasse und meinem Schmerze Ausdruck verleihe, angesichts einer Kirche, welche durch die ihreigen gemordet wird.
Aber nicht ich bin es, der übertreibt, die Tatsachen sprechen nur zu deutlich für sich! Es ist nicht mein Fehler, wenn das, was in der Kirche vor sich geht, unglaubliche unvorstellbare unbegreiflich ist.
Wenn jemand unter Pius XII. gesagt hätte, da? Bischöfe je Sodomie, Konkubinat und "Ehe auf Probe" verteidigen würden, er wäre sofort eingesperrt worden: Unmöglich, das ist ein Verrückter!
Stillschweigen bewahren angesichts solcher Greuel bedeutet für einen Katholiken, sich schuldig zu machen, einer Person in Gefahr nicht zu helfen. Und welcher Person? Seiner eigenen Mutter und Braut unseres Herrn! Beschmutzt und entstellt ist sie! Und durch wen? Durch die eigene Hierarchie, wahrhaftig! Ja man muß jene Hierarchen anprangern, die sich katholisch nennen, und dabei die schlimmsten Feinde des Katholizismus sind.
Es gab zu allen Zeiten schlechte Bischöfe, Bischöfe in der Art eines Marty, eines Riobé oder Matagrin, und Theologen, die nicht mehr wert waren als ein Hans Küng, Congar oder Chenu. Aber sobald sie ihr Gift in der Kirche verspritzten, hinderte sie die Kirche an der Vergiftung der Kirche. Heute aber läßt sie Rom gewähren. Die kranke, sterbensranke Kirche! Nichts mehr bleibt intakt in ihr, weder die Hl. Messe noch die Sakramente noch die Dogmen. Man fälscht sogar die Hl. Texte. Es fehlt also das Wesentliche am heutigen Pontifikat: die Gewalt zu binden oder zu lösen, zu absolvieren oder zu verdammen, also die Kirche und die Seelen, die ihr anvertraut sind, zu leiten. Ohne diese Gewalt ist diese Stelle als vakant zu betrachten, die Kirche a]s Körper ohne Haupt. Aber merkwürdig! Dieses Haupt fehlt nur dann, wenn es darum geht, jene zu verurteilen, die die Kirche gefährden. Das Unwahrscheinliche wird heute wahr: Rom verurteilt keine Häresie mehr! Das ist der größte Sieg des Protestantismus, das librum examen, die freie Forschung! Ist diese aber neutral? Hat Paul VI. nicht schon die Wahl getroffen? Hat er nicht am Schluß vom sogenannten II. Vaticanum die Kirche dorthin gestoßen: "Lernet unseren neuen Humanismus erkennen, auch wir, mehr als irgend jemand, pflegen den Kult des Menschen."
'Diese Aufforderung hat in der Kirche einen neuen Humanismus geboren, den Kult des Menschen. Die Hierarchie hat es angenommen; diese gehört infolgedessen nicht mehr zur römisch-katholischen Kirche. Man unterstützt heute diese Anhänger der neuen Religion, aber man verfolgt Bischöfe und Priester und Gemeinschaften, die der Kirche treu geblieben sind. Das kann heute niemand leugnen. Wie seinerzeit Athanasius und Hilarius verfolgt wurden, so geschieht es heute gegenüber einem Marcel Lefèbvre, der die neue Religion nicht annehmen will. Rom hat die Gemeinschaft der Dominikanerinnen von Touluse in den Laienstand versetzt, weil sie der alten Messe anhing (Rivarol 15.5.75). Welche Schande! Und wie viele Priester werden ihres Amtes enthoben! Da sollen jene treuen Priester Schismatiker sein? Welche Unverschämtheit!
Claire Ferchaud bestätigte 1916, daß es eine neue Religion darauf abzielte nach und nach die alte zu ersetzen, wobei sie die äußeren Erscheinungsformen bewahren würde. Diese Voraussage verwirklicht sich nun unter der Herrschaft von Paul VI., ja übertrifft sie sogar: Diese neue Religion hat die Maske des Scheins fallen gelassen, und sie erklärt sich klar und zynisch als im Gegensatz zur alten stehend. Der Gipfel dieses Zynismus wurde erreicht in der Verurteilung des Seminars von Ecône: "Die Anhänglichkeit des Seminars an die alten Traditionen und sein Wille, die Glaubenswerte und die Disziplin im wesentlichen zu verteidigen, verdecken die Ablehnung der Beschlüsse vom II. Vaticanum und der Autorität Paul VI." - Das heißt also, daß die Beschlüsse von Vaticanum II und Paul VI. im Gegensatz stehen zu den Überlieferungen, zu den Werten des Glaubens und der Disziplinen: Sie sind also häretisch und schismatisch! Nicht Luzifer mußte solchen Zynismus der Verurteilung inspirieren, denn dieser geht immer maskiert vorwärts. Diesen offenen Zynismus muß man einem seiner Helfer zuerkennen, der sich der römischen Kardinäle bedient hat, die nicht schlimmer sind als er: dieses charmante Trio, Tabera, Garonne und Wright.
Warum aber fallen die letzten Masken? Luzifer erlaubt es heute, da er dermaßen seines Sieges gewiß ist. Ja, er war noch nie so mächtig auf der Welt wie heute. Das ist erklärlich: Er wurde so gut bedient. Paul VI. verlangte Anpassung an die Welt. Seit Anfang seiner Herrschaft forderte er dazu auf, sich mehr der Mentalität der modernen Welt zu nähern. Welcher Mentalität? Jener seiner Gegner, die die moderne Welt begründet haben: die Freimaurer und die Kommunisten. Sie regieren heute in der Kirche.
Ich war angesichts der Gewalt schon oft versucht, den Kampf aufzugeben. Freunde sagten, ich hätte genug geschrieben, ich solle mich ausruhen. Dann dachte ich an die Worte: Die Menschen kämpfen, Gott gibt den Sieg. Alle sind zum Kampf aufgerufen. Nun werden die Katholiken, die für den Glauben kämpfen, von der Hierarchie verfolgt. Kardinal Knox hat sie folgendermaßen angegriffen: "Um ihre Sache zu verteidigen, scheuen sie sich nicht, sich gegen die Autorität der Bischöfe, des Papstes zu erheben, zum Ungehorsam aufzurufen und zu behaupten, daß die neue Liturgie das Gesicht der Kirche verunstalte und sie protestantisch mache!" Dieser Kardinal weiß wohl, daß die erste Definition dieser Messe derart protestantisch war, daß Paul VI. zurückweichen mußte, um sie scheinbar katholisch zu gestalten, und zwar gedrängt durch kraftvolle Proteste von seiten jener, welche dieser Kardinal heute anprangert! Und dieser Kardinal Knox scheint zu vergessen, daß der Gehorsam gegenüber der Kirche dem Gehorsam gegenüber den Männern der Kirche vorrangig ist, seien es Bischöfe oder der Papst selber - dann nämlich, wenn diese die Lehre der Kirche angreifen. Der selbe Kardinal weiß auch gut, daß diese "Messe" durch Protestanten fabriziert wurde, damit sie sie gleichfalls annehmen können, - also weiß er, daß dieses Fabrikat häretisch ist.
Wahrhaft unglaublich, unvorstellbar! In welcher Zeit leben wir? Man findet es als normal, daß ein Papst sich an Häretiker wenden muß, um die katholische Messe zu ändern. Und die ganze Kirche erhob sich nicht wie ein Mann, um die Apostasie anzuprangern! Ist das bei Gott möglich? Bewundern wir aber die Ausnahmen, die Kardinäle wie Ottaviani und Bacci, Bischöfe wie Mgr. Lefèbvre und Castro Mayer, welche sich gegen die liturgische Subversion erheben. Bewundern wir auch Mgr. Ducaud, L. Coache, P. Barbara, P. Simon, P. Guerard des Lauriers, P. Villeurbanne , Graviers, Baillencourt, Andre, Deen, Son und so viele andere, die sich kraftvoll wehren gegen das ungesetzliche Verbot der katholischen Messe. Die Pforte, die Pius V. gegen die Häresien geschlossen hatte, wurde von Paul VI. weit geöffnet. Die Una Voce Italiens kämpft für die Messe von Pius V. und schreibt: "Es bedurfte einer unvorstellbaren Verblendung unserer Zeit, damit ein solches Projekt verfaßt werden konnte. Es bedurfte einer tiefen Subversion von seiten der Hierarchie, daß sie durch Macht und Gewalt diese "Messe" den Gläubigen aufzwingen will, nachdem dies durch List und Lüge nicht gelungen ist.
In der Tat, anfänglich versuchte man, die "Messe" von Paul VI. auf Schleichwegen durchzusetzen, um schließlich zu drakonischen Maßnahmen zu greifen: Die Kirche hat sich während zweitausend Jahre geirrt. Die katholische Messe ist verboten! Gehorchet also! Wem gehorchen? Jenen, die bei der Behauptung, die Messe sei das höchste Zeichen der Einheit, den vollendeten Pluralismus predigen? Wem Gehorchen? Jenen, die die Gläubigen verwirren, indem sie fünf neue eucharistische Gebete approbieren, mit der freien Interpretation in den Nationalsprachen, unter dem Vorwande, es sei bei den heutigen veränderten Verhältnissen eine beständige Erneuerung notwendig. (So Knox, notitiae 101, 3.1.75) Das heißt also, sich der Welt ergeben, die seit Jahrhunderten die Kirche bekämpft, dieser Welt das Depositum fidei opfern, die unveränderlichen Wahrheiten?! Und das von einem Kardinal, der sich noch katholisch nennt!
Wenn die Kirche göttlich ist, dann kann und darf sie nichts ändern! Wer etwas ändert, der glaubt nicht mehr. Er schließt sich also selber aus der Kirche aus! Wenn man der Messe ständige Veränderungen zubilligt, dann verurteilt man sie zum Tode. Man kommt zu den sonntäglichen Vereinigungen ohne Priester, also kein Hl. Opfer mehr mit unendlichen Verdiensten. Das ist es, was man von Anfang an beabsichtigt hat! Das war die Absicht der Protestanten, welche diese "Messe " mitfabriziert haben, welche Paul VI. promulgiert hat. Die Verwirklichung des Planes von Luther: Zerstört die Messe, und es wird keine römischkatholische Kirche mehr geben! - Unglück über jene Priester, die solchen Ruin mitmachen, einem großen Teil des Volkes den Glauben rauben und somit das ewige Leben. Unglück über jene Priester, die sich gegen Christus erheben und ihm die Seelen rauben! Diese Priester wußten, was sie taten. Sie begannen mit dem Kampf gegen die Kirche, zerbrachen die Altäre, die Statuen, Bilder, verkauften Tabernakel, Kelche, Ziborien, alles, was an die göttliche Gegenwart erinnerte! Dies alles, um die feierlichen Hochämter zu unterdrücken, den Luxus der Armen, ihr geistlicher Trost. Man ersetzt heute solche Hochämter durch hochtrabende teuflische Affentheater der Pentecostisten, eine kollektive Hysterie. Durch wen dazu ermuntert? Durch Kardinal Suenens und Paul VI. selber, welche zu St. Peter 10000 Pentecostisten empfingen. Die gefährlichste Häresie vom Vatikan geehrt! Am 19.5. 1975 konzelebrierte zu St. Peter Suenens mit 4 Bischöfen und 500 Priestern. Als Paul VI. eintrat und zum Altare schritt, sprach er einige Worte, erhob die Arme und schrie wie die Pentecostisten: "Alleluia, alleluia!"
Ja, heute ist alles erlaubt - außer der Heiligen Liturgie! zu diesem Zwecke unterdrückt man Orte, wo man wahre Priester erzieht. Denn ohne Priester keine Kirche mehr! (Fortsetzung folgt) |