"AVE EVA" - ODER DER FALL MARIA ODER WIE DÖPFNER DAS LOKALDERBY HAUSHOCH GEWINNT.
von Eberhard Heller
Man könnte auch das, was sich in der vorweihnachtlichen Zeit in München ereignete, ebenso unter dem weniger reißerischen Titel "Zwei gleichberechtigte Formen der Andacht und der Frömmigkeit" vortragen. Auf jeden Fall verdient das, was vorgefallen ist, doch noch einige Aufmerksamkeit, zumal es ein gutes Lehrbeispiel dafür ist zu demonstrieren, wie Döpfner und Genossen mit denen umspringt, die ihn als Wolf nicht ernst nehmen wollen.
Um was geht es? Am 12.12.1975 wurde in der St. Bonifatius-Basilika München mit Zustimmung des Abtes und des Ordinariates das gotteslästerliche, blasphemische Stück "Ave Eva - oder der Fall Maria", in der die Gottesmutter in schimpflichster Weise verhöhnt wird, aufgeführt. Verschiedene Organisationen, Priester und Privatpersonen hatten daraufhin zum Sühnegebet und zur Sühneprozession für diese gotteslästerliche Aufführung aufgerufen. Viele Gläubige folgten diesem Aufruf und versammelten sich zur Stunde der Aufführung am Dom, um dort den Rosenkranz zu beten. (Die Red. hatte in "Einsicht" V(5)274 bereits darauf hingewiesen.) Im Grunde genommen war alles klar dort lästerte man, hier wurde dafür gesühnt, und es gäbe auch weiter nichts mehr dazu zu sagen, wenn nicht die Durchführung des Sühnegebetes und das Nachspiel in der Presse den Unernst und die Halbherzigkeit der Veranstalter offenbart hätten, mit dem sie ihre Gegner, nämlich Döpfner, Lechner, Maier, Janssen und all die anderen Glaubenszerstörer eingeschätzt und gegen sie gekämpft haben.
Wenn man aber Döpfner, und natürlich Paul VI. auch, immer noch als Kardinal, bzw. Paul VI. als Heiligen Vater gelten lassen will und nicht das Tischtuch zwischen ihnen zerschneidet, endgültig, soll man sich nicht wundern, wenn man von diesen Wölfen zerrissen wird.
Bei der Sühneprozession wurde eine Muttergottesstatue mitgeführt, die, wie ein hochwürdiger Mitveranstalter ausdrücklich hervorhob, vom "Heiligen Vater Paul VI." umarmt worden sei.
Nun ja, man ist nicht kleinlich und läßt sich in seiner Andacht durch so etwas nicht mehr weiter stören, schließlich kann die Statue nichts dafür, daß sie selbst von einem Apostaten umarmt wird. Aber warum führt man gerade eine solche Statue der Muttergottes mit, die die verräterische Umarmung eines Judas auf dem Stuhle Petri erfahren hat? Glaubt der betreffende hochwürdige Herr, daß durch das Mitführen einer solchen Muttergottesstatue der Nutzen des Gebetes erhöht wird, einer Statue der Mutter Gottes, die durch diesen Verräter in höchstem Maße schon entehrt wurde?
Schlimmer aber war noch der schwache Protest eines Redners, der darin gipfelte zu fragen, ob Döpfner von der Aufführung und dem Inhalt des Stückes gewußt habe.
Die Antwort erfolgte natürlich prompt, vornehmlich in den Münchener Boulevardblättern a la SZ. Döpfners Pressesprecher Anton Maier erklärte am Sonntag, dem 14.12., daß er von dem disziplinierten Verhalten auf beiden Veranstaltungen beeindruckt sei, wodurch bekundet würde, "'daß es in der katholischen Kirche auch weiterhin möglich ist, denselben Glauben mit unterschiedlichen Formen der Andacht und der Frömmigkeit zu bezeuge. Die bei der Gebetsstunde vor dem Dom vorgebrachten Wünsche und Argumente verdienten ebenso ernsthafte Prüfung und Überlegung, wie es auch künftig notwendig bleibt, die Kirche vor neuen Formen der Glaubensäußerung nicht zu verschließen.'" (DT vom 17.12.75) Wer hatte das von den Betern gedacht: mit diesen Halunken auf eine Ebene gestellt zu werden!
Der sogenanute Abt von St. Bonifaz, Dr. O. Lechner, der zu dieser gotteslästerlichen Aufführung seine Kirche zur Verfügung gestellt hatte, höhnte noch besser: wie man ihm unredliche Absichten unterstellen könne, ihm, der noch wenige Tage zuvor sich in besonderer Weise der Mutter Gottes geweiht habe, verstehe er überhaupt nicht.
Am besten spielte aber Döpfner seinen Zynismus und seine überlegene Macht gegen die halbherzigen Veranstalter dieser Sühneandacht aus. Ausdrücklich auf seine Veranlassung wurde zunächst einmal das betreffende "Stück" - trotz vorheriger Proteste - in der Kirche aufgeführt. (SZ vom 11.12.75) Sein bekannter Zynismus wuchs ins Ungeheuerliche, als er in der Silvesterpredigt, (die noch in anderer Hinsicht recht aufschlußreich war), noch einmal zu der Aufführung Stellung bezog. "Hier habe es verständlicherweise verschiedene Auffassungen über das Stück und 'schmerzliche, peinliche Menschlichkeiten' (=damit meint er sicherlich das Sühnegebet!) gegeben. Die würdig und eindrucksvoll verlaufene Aufführung und die gleichzeitig dagegen stattfindende Sühneprozession hätten aber das redliche Bemühen gezeigt, nicht voneinander zu lassen. Rückblickend räumte der Kardinal dabei ein: 'Wenn man die nicht erwartete Protestwelle (der Erzlügner, natürlich hatte er die erwartet, sie wurde ihm ja wochenlang vorher angekündigt, so daß verschiedene schon vor der Aufführung zitterten, weil sie Angst hatten, ein bißchen von den Marienverehrern verklopft zu werden!) vorausgesehen hätte, hätte man um des Friedens willen eine Aufführung in der Kirche unterlassen." (SZ vom 2.1.1976) Bravo, Herr Döpfner, kann man da nur rufen. Solcher Edelmut, solches Verständnis und solche Toleranz für Andersdenkende (und Großzügigkeit natürlich auch) läßt wieder sämtliche Herzen der vergraulten Frauenverbände für ihn höher schlagen. Schon ist man wieder bereit, ihn doch noch als einen wahren Vertreter der Kirche anzuerkennen. Man merkte Döpfner hat von Herrn Dr. Graber gelernt, der sich mit seinem öffentlichen Protest gegen das Stück "Ave Eva" wieder einmal als "echter" Marienverehrer gezeigt hat. Warum soll Döpfner auch nicht bemüht sein, sich einige Feigenblätter umzuhängen? Die kann man immer gebrauchen! Letztes Jahr sah man ihn sogar als - versteht sich: zeitlich recht begrenzten - Teilnehmer der traditionellen Pfingstwallfahrt der marianischen Verbände nach Altötting mitwallfahren. Natürlich nur für einige Rosenkränze (beim freudenreichen beginnt er gleich beim 2. Gesetz, denn die Empfängnis aus dem Hl. Geist ist natürlich für ihn unannehmbar). Aber immerhin, er hatte sein Image als "Marienverehrer" wieder einmal gepflegt. Soll ja noch einer etwas gegen ihn sagen, daß er vielleicht Freimaurer sei, wie er selbst sagte, daß die Leute von ihm reden! (SZ vom 2.1.1976)
Da veranstaltet man also eine öffentliche Gebetsandacht, um für dies frevelhafte und erbärmliche Stück zu sühnen, doch schließlich sieht es so aus, als ob die anderen die eigentlichen Marienverehrer seien, besonders der "großmütige", Döpfner und der "echt", marianisch lebende Lechner!
Man hätte zum persönlichen Sühnegebet aufrufen sollen, man hätte auch gemeinsam meinetwegen das Sühnegebet in Maria Eich abhalten können. Wenn man aber in die Öffentlichkeit geht, und eben nicht nur sühnt, sondern auch dadurch gleichzeitig protestiert, dann hätte man die Verhältnisse und das Geschehen und die eigentlich Schuldigen beim Namen nennen sollen. Dann hätte z.B. der Pressesprecher von Döpfner sicherlich nicht von "zwei gleichberechtigten Formen der Andacht und der Frömmigkeit" reden können. Sicherlich nicht!
Aber so geht es einem, der seine Feinde nicht ernst nimmt und sie unterschätzt. Wenn man gar gegen solch mächtigen Leute ins Feld zieht, sollte man vorher wissen, mit welchen Wölfen man es zu tun hat, auch wenn - wie im Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein - der Wolf manchmal seine Stimme verstellt und seine Tatze in Mehl geweißelt hat. Und daß dann dieser Wolf alle Priester verschlingt, die noch die tridentinische Hl. Messe nach dem 1. Fastensonntag lesen, das hat er ausdrücklich in seiner Silvesterpredigt angekündigt. Hoffentlich fängt man wenigstens dann an, ihn ernst zu nehmen, und zwar als einen der größten Zyniker und Verräter der Kirche!
Das schlimmste ist nicht, daß die Kirche arge Feinde hat, auch in Purpur und in anderen Farben - die hat es immer gegeben -, aber schlimm ist es, daß diejenigen, die vorgeben für die Kirche zu kämpfen, dies nur mit halbem Herzen tun, um schließlich vielleicht doch wieder mit diesen Lumpen paktieren zu können, mit den Feinden der Kirche, von denen der Hl. Johannes sagt, daß man sie nicht einmal mehr grüßen darf.
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