JOHANNES XXIII.? von Reinhard Lauth
Vor mir liegt der Wortlaut einer Erklärung dieses Mannes, die er vor der Eröffnung des sog. 2. Vatikanischen Konzils abgegeben hat, in französischer Sprache: "L'Eglise ne condamnera plus les erreurs qui, d'ailleurs, s'excluent les unes les autres, et, à peine nées, s'évanouissent comme brumes au soleil." Zu deutsch: "Die Kirche wird keine Irrtümer mehr verurteilen, die sich ja gegenseitig ausschließen und, kaum daß sie geboren sind, wie Nebel vor der Sonne vergehen." (Erklärung v. 6. Okt. 1962)
Ich frage jetzt nicht, ob Johannes XXIII. damit nicht selber sein Papstamt niedergelegt hat. Ein Richter, der amtlich erklärt, daß er keine Urteile erlassen werde, hat damit nach dem Naturrecht seinem Amte entsagt. Es bleibt noch zu untersuchen, ob Johannes XXIII. nicht dasselbe getan hat.
Ich frage jetzt nur eins. Was würde man zu einem Innenminister sagen, der erklärte: "Die Regierung wird keine Verbrechen mehr verfolgen. Das eine Verbrechen hält ja das andere in Schach, und bekanntlich hören verbrecherische Taten, kaum daß sie irgendwo auftreten, sogleich wieder auf, da sie vor dem allgemeinen Rechtssinn der Bürger nicht zu stehen vermögen?" Wie wäre es, wenn z. B. unsere Gerichte und unsere Polizei auf höchste Anordnung hin so handelten?
Die Irrtümer des eidbrüchigen Luther, die Ideen der Freimaurer und Jakobiner, die Haßparolen Lenins und Trotzkis wüten seit 450, seit 200, seit 55 Jahren mit größtem Erfolg in der Menschheit. Der durch den Westwind in die Stadt getragene Blutgeruch wurde während der Französischen Revolution in Paris so unerträglich, daß man den Hinrichtungsplatz von der Place de la Concorde auf die Bastille verlegen mußte. Die Sowjetherrschaft hat in 50 Jahren circa 48 Millionen Menschen den Tod gekostet. Der Nationalsozialismus ließ Millionen in seinen Konzentrationslagern vernichten. Der Hitlerkrieg kostete mehr als 50 Millionen Menschen das Leben. Ich habe im Augenblick keine Zahlen zur Verfügung, die ahnen ließen, was der grauseme Kampf der Freimaurerei gegen die katholischen Christen in Mexico in den 20er Jahren gekostet hat.
Johannes XXIII. war kein unerfahrener Jüngling, als er die oben zitierten Worte sprach. Er hatte eine erfahrungsreiche jahrzehntelange diplomatische Karriere hinter sich. Er war Zeitgenosse der mexicanischen, sowjetischen, nationalsozialistischen und chinesischen Verfolgung der katholischen Christen. Es kann ihm unmöglich unbekannt gewesen sein, welches Martyrium die orthodox-katholische Kirche in den 20er Jahren in Rußland durchgestanden hat. Es ist kaum zu glauben, daß er nicht selbst die Toten hat auf den Straßen liegen sehen, als der zweite Weltkrieg tobte. Und dieser selbe Mann stellt sich als Papst, der für das Seelenheil von 500 000 000 Menschen verantwortlich ist, hin und deklariert: Die ideologischen Irrtümer vergehen wie Nebel vor der aufgehenden Sonne; man muß sie deshalb nicht verurteilen. Ja, haben Sie doch bitte die Güte, Genosse Johannes, einmal auf die Felder hinzusehen, von denen der Nebel abzieht! Weit über 100 000 000 Leichen bedecken sie, zum größeren Teil furchtbar verstümmelt. Und da wird unverdrossen weiter gemordet. Aber nicht wahr: Sie werden den seelenmordenden Irrtum, der in der äußeren Praxis ein fortgehendes Menschenmorden ist, nicht verurteilen. Man muß den SS-Mann, der ein jüdisches Kind erschießt, nicht an seinem Tun hindern. Sein Verbrechen hält den Verbrechen der Kommunisten das Gleichgewicht; und das alles vergeht ja wie der Nebel vor der Sonne. Welche Sonne? Die Sonne des Sowjetparadieses? Die Sonne der UNO? Nicht wahr, Ihr Nachfolger Paul ist ja auch der Ansicht, daß die Menschen wohl dazu fähig wären, auch ohne Gott den Frieden und Wohlstand auf der Erde zu realisieren. Übrigens, haben Sie nicht einmal Theologie studiert? Und war da nicht von der Erbsünde die Rede, unter deren furchtbaren, durch menschliches Tun gar nicht zu bewältigenden Folgen wir stehen? Was? Alte Märchen? Man muß doch nicht alles ernst nehmen, was der Papst sagt, flüsterten Sie ja Ihren Amtsgenossen belustigt zu! Uns alle eint ja der Glaube an den Fortschritt!
Will noch jemand im Ernst behaupten, der "gute" Johannes sei ein so einfältiges Kind gewesen, daß er das alles nicht bemerkt habe? Wie? Ein alterfahrener Diplomat, der nichts davon bemerkt hat, wie das Blut der Christen während seines ganzen Lebens nur so wie Sekt bei einer Orgie floß?
Wenn er es aber gewußt hat - was bedeuten diese Worte dann anders, als den zynischen Verrat eines der schlimmsten Wölfe im Schafspelz? Der gute Hirt wacht, damit der Wolf die Schafe nicht überfällt und zerreißt, hat Jesus gesagt. Dieser Mann beanspruchte, Stellvertreter Jesu zu sein, und lud die Wölfe ein, ungestört und ohne Furcht, auch nur vor einer Verurteilung, die Schafe zu zerreißen. "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!"
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