EINSICHTEN
von Dr.H.M. Kellner
(Anmerkung das Herausgebers von 'The VOICE': The VOICE steht bestimmten Schlußfolgerungen, die Dr. Kellner zieht, reserviert gegenüber, ist aber der Ansicht, daß die von Dr. Kellner geäußerten Ansichten auf einem orthodox katholischen Standpunkt beruhen, der Leser jedoch gewinnnon kann, wenn er diesen Ansichten ausgesetzt wird.)
Es ist bekannt, daß wir auf der Suche nach einem durchweg treuen römisch-katholischen Bischof sind, der die Leitung der katholischen Restkirche übernimmt. Wir sind davon überzeugt, daß der Mut, den ein solcher Bischof dazu aufbringt, auf bestimm te Einsichten in unsere eschatologische Situation fußt:
1) Die Einsicht, daß die Zerstörung der Menschheit als nach der großen Apostasie folgend vorausgesagt ist.
2) Die Einsicht, daß diese Vernichtung der Menschheit zu erwarten ist, wenn sie von Gott abfällt und nicht mehr, wie es ihrem Schöpfungszweck entspricht, trotz ihrer gefallenen Natur zur Ehre Gottes, durch Erfüllung der Geböte, lebt.
3) Die Einsicht, daß die Menschheit in ihrer Geschichte und trotz der Verheerung durch die Ursünde und die Verunklärung das reinen Gottesbegriffes nicht vom Prinzip der gottbezogenen Sittlichkeit abgewichen ist. Ausnahmen beschränkten sich auf Einzelfälle wie z. B. der griech. Philosoph Protagoras, der, weil er ein atheistisches Prinzip vertrat (das Maß aller Dinge ist der Mensch), und wegen seiner Gottlosigkeit aus Athen verbannt wurde.
4) Die Einsicht, daß die gettbozogene Sittlichkeit im Christentum ihren Höhepunkt errichte und zwar durch die Erlösungstat Christi und durch den Beistand der Gnaden Christi. Die Helden dieser gottbezogenen Sittlichkeit waren die Heiligen der Kirche. Die Häresien im christlichen Raum sind kein Argument gegen diesen Begriff, da sie ihn als Bezugspunkt für Häresie sogar aufrecht erhielten. Sie müssen daher vom Abfall von Gott (Apostasie) strikte unterschieden werden.
5) Die Einsicht, daß der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit auf dem Wege zu ihrer Vernichtung die protestantische 'Reformation' im 16. Jahrhundert ist.
Die Protestanten sind nicht dadurch von der katholischen Kirche abgefallen, daß sie sich zu einer Häresie bekannten, die den Begriff der Gottbezogenheit intakt läßt,sondern durch das Aufgeben dieses Begriffes und desjenigen der gottbezogenen Sittlichkeit. Damit hatten sie sich vom eigentlichen Zweck der Schöpfung der Menschheit entfernt und auf weltweiter Basis eine vom Menschen bestimmte Religion und eine auf den Menschen bezogene Sittlichkeit eingeführt. Sie bestimmten den individuellen Menschen als Ausleger der Hl. Schrift und als Richter in sittlichen Fragen (Gewissensfreiheit). Sie verhöhnten de Erlösungsakt Christi, indem sie ihn nach der 'Sola-fides' Doktrin als einen Freibrief zur Unsittlichkeit interpretierten. Sie lehrten, daß das bloße Vertrauen einer Person darauf, daß Christus durch seinen Kreuzestod alle seine Sünden gesühnt hat, ihm die Erlösung zugänglich macht, ohne daß dazu eine moralische Anstrengung erforderlich ist, d.h. eine Erlösung, bei der es nicht notwendig ist, die Gebote zu befolgen oder sich des Beistandes der Gnaden Christi zu versichern. Als Beispiel dieser auf den Menschen zugeschnittenen Sittlichkeit dient Luthers Rat an seinen Freund Melanchton (1521): "Esto peccator, et pecca fortiter, sed fortius fide!" ("Sei ein Sünder und sündige tapfer, aber vertraue dabei umsomehr auf Christus!").
6) Die Einsicht, daß der apostatische Protestantismus direkt und indirekt (durch Freimaurerei, Aufklärung, Französische Revolution, pluralistische Gesellschaft - befördernd die Industrialisierung, den Sozialismus und den Kommunismus) die Apostasie der Menschbezogenheit und der auf den Menschen gegründeten Sittlichkeit über die ganze Welt verbreitete. Dadurch wurde die katholische Kirche z.Z. des Pontifikates Pius X. (1903-1914), in der der Begriff der Gottbezogenheit damals noch vorgetragen und gelebt wurde, eine verhältnismäßig kleine Minderheit innerhalb der Menschheit, ohne daß diese Minderheit auf die Zukunft der Menschheit einen entscheidenden Einfluß hätte ausüben können. Die Mitglieder der Kirche lebten mit und unter den apostatischen Mitgliedern der pluralistischen Gesellschaft und waren damit dem verführenden Einfluß ihrer Weltlichkeit ausgesetzt.
7) Die Erkenntnis, daß der Hl. Pius X. der letzte wirklich orthodox katholische Papst in der Ära vor Vatikan II war. Er führte einen verbissenen Kampf gegen den Einbruch der modernistischen Irrtümer in die Kirche und wies in seiner Enzyklika "E Supremi" (1903) auf die Wehen der Menschheit seiner Zeit hin, indem er sie benannte: "Das Zurückweisen Gottes und die Apostasie".
Ihre eschatologische (endzeitliche) Bedeutung beschrieb er mit den Worten: "Wer immer diese Dinge erwägt, hat guten Grund zu befürchten, daß solche Perversionen der Geister diejenigen Übel ankündigen, die für das Ende der Zeit vorausgesagt sind, und die sozusagen den Anfang der Katastrophe darstellen."
8) Die Einsicht, daß der Pontifikat von Benedikt XV. (1914-1922), Pius XI. (1922-1939) und Pius XII. (1939-1958), obschon diese Päpste keine unorthodoxen Aussagen machten, bereits durch einen gewissen Zusammenbruch des kirchlichen Magisteriums gekennzeichnet ist, der in der Erlaubnis gegenüber zerstörerischen Tendenzen besteht. Die genannten Päpste zeigen hinsichtlich ihrer Unterhandlungsbereitschaft mit den apostatischen Protestanten eine zunehmend entgegenkommende Haltung (of. e.g., AAS 11-39 (1919), AAS 19-278 (1927), und die Enzyklika Pius XI. über die "Förderung wahrer christlicher Einheit" (1928). Diese Päpste haben nichts entscheidendes unternommen, um die schleichende Zersetzung des katholischen Glaubens durch die angeblich 'katholischen' Theologen, wie z.B. Th. de Chardin, Yves Congar und Joseph Andreas Jungmann einzudämmen. Die protestantisierende Katechese des zuletzt genannten wurde sogar offiziell unterstützt und der Initiator derselben mit einer Position im Vatikan belohnt. Der Progressist Giovanni Battista Montini wurde 1954 von Pius XII. zum Erzbischof von Mailand bestimmt.
9) Die Erkenntnis, daß unter den vorgeblichen Pontifikaten von Johannes XXIII. und Paul VI. der Hauptteil der katholischen Kirche (in ihren Mitgliedern) von der orthodox gottbezogenen Moral abfiel und zur protestantischen Sekte wurde.
Vollends in Schwung kam die Apostasie als Johannes XXIII. die Progressisten Montini, Suenens, Ritter, Döpfner und Bea zu Kardinälen machte und sie als Ehrengäste im "II. Vatikanischen Konzil" Platz nehmen ließ. Der Häretiker und Apostat Montini wurde illegitim zum "Papst" "gewählt" (vgl. Art. 21,46 und 56 des Verfassers), nahm den Namen Paul VI. an und fuhr, ebenso illegitim, mit der Abwicklung des "II. Vat. Konzils" fort.
Marksteine der fortschreitenden Apostasie waren die Dekrete des "II. Vat. Konzils": "Liturgiekonstitution" mit der darin vorgetragenen Einführung des universellen Ökumenismus, die "Deklaration über die Religionsfreiheit", das "Dekret über den Ökumenismus" und die "Pastoralkonstitution der Kirche in der Welt"; des weiteren Pauls VI. Enzyklika "Populorum Progressio".
Die Apostasie erreichte einen Höhepunkt in der Zeit nach "Vatikan II", als das Zentrum des Erlösungs- und Heilswerkes Christi, die Heilige Messe, ungültig gemacht und abgeschafft wurde, indem zuerst die Worte Christi bei der Konsekration des Weines "pro multis" durch "pro omnibus" ersetzt wurden, und man später der Messe durch den "Novus Ordo" Pauls VI. eine typisch protestantische Interpretation gab.
übersetzt von Günther Mevec.
Fortsetzung folgt.
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