55. Jahrgang Nr. 2 / April 2025
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1. DIE AUFERSTEHUNG - EINE OSTERPREDIGT
2. ERLÖSER DES MENSCHEN?
3. JOHANNES PAUL II.
4. DER ABGRUNDTIEFE HASS
5. S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre spricht - 33. Teil
6. ERKLÄRUNG
7. STELLUNGNAHME GEGEN DIE VORWÜRFE, DIE GEGEN DAS VON DER SAKA GEPLANTE SEMINAR GERICHTET SIND.
8. Um der Wahrheit willen
9. OFFENE FRAGEN AN H.H. PFARRER HANS MILCH
10. KEINE KOEXISTENZ!
11. DAS 4. GEBOT
12. EINIGE GEDANKEN ZUM PROBLEM DER STÄNDIGEN SEXUELLEN PROVOKATION
13. KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN RELIGION
14. IM GEDENKEN AN...
15. DER MOLOCH VON HEUTE
16. POUR VOUS ET POUR TOUS - LE PROGRAMME DE JEAN-PAUL II
17. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
18. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
DAS 4. GEBOT
 
DAS 4. GEBOT


von
H.H. Pfarrer Alois Aßmayr


Eine der wichtigsten Aufgabe der Eltern ist die gute Erziehung ihrer Kinder, die durchaus nicht leicht ist. Es ist offensichtlich, daß dabei die Mutter die größte Rolle spielt, da sie ja normalerweise die Kinder ständig um sich'hat und zwar jahrelang, besonders in den ersten Jahren. Die Mutter ist es, die daher am nachhaltigsten auf die Kinder einwirkt. Soll sich aber dieser Einfluß günstig auswirken, muß die Mutter über eine ganze Reihe von Tugenden verfügen, die sie sich in der Jugend, also vor der Ehe, angeeignet haben muß. Was man selber nicht kann, kann man auch andere nicht lehren. Das ist die Regel.

Ich möchte nun ein sehr wichtiges Kapitel aus dem im vorigen Artikel genannten Buche abschreiben, das überschrieben ist:

"Wie soll sich eine christliche Jungfrau besonders verhalten?"

"Die Unschuld ist dein edelster Schatz, o Jungfrau, hier auf Erden. Du sollst lieber sterben, als diesen kostbaren Schatz verlieren wollen. Damit du ihn nicht verlierst, meide jegliche Gefahr , die dich um dieses dein höchstes Gut bringen könnte. Kämpfe wie eine Heldin in jeder Gefahr, der du nicht ausweichen kannst, für die Erhaltung deiner Keuschheit. Wende alle möglichen Mittel an, um deine Keuschheit stets rein und unversehrt zu erhalten. Ich will dir jetzt die Gefahren deiner Unschuld zeigen. Die gefährlichen Feinde der Keuschheit, die du besonders meiden mußt, sind:

I. Die Eitelkeit oder die übertriebene Begierde, der Welt zu gefallen. Laß dein erstes Streben sein, Gott zu gefallen. Gefällst du Gott, so gefällst du dem ganzen Himmel und allen guten Menschen. Suche als eine edle Jungfrau in den Augen Gottes, und nicht vor den Menschen schön zu sein.

1. Die Zierde des weiblichen Geschlechtes, schreibt der Apostel Petrus (1,3), muß nicht sein gekräuseltes Haar, goldener Schmuck, prächtige Kleidung, sondern der innere verborgene Herzensmensch, in dem unverrückt stillen und bescheidenen Geiste, der im Auge Gottes reich ist.

Das fromme Mädchen will nicht durch die Farbe und Schönheit ihres Gewandes die Augen auf sich ziehen, es sucht sich nicht durch Putz, neue Moden oder gar durch unanständige Kleidung Achtung und Versorgung zu schaffen: "Die Holdseligkeit ist betrüglich und die Schönheit ist eitel, aber das Weib, das den Herrn fürchtet, soll gelobt werden", also lehrt uns der Hl. Geist (Sprich. 31,3o).

2. Geliebte Jungfrauen, seid ihr hierin zu weit gegangen, so laßt euch ermahnen und bessert euch. Hört, was selbst im Heidentume die Sittsamkeit der Weiber in der Kleidung für einen schönen Erfolg hatte: Zu Cortona, einer Stadt in Italien, hatte um das Jahr 529 vor Christi Geburt das Sittenverderbnis so überhand genommen, daß der gänzliche Verfall dieser Stadt nahe war. Pythagoras, ein weiser Lehrer jener Zeit, stellt den Einwohnern die nahe Gefahr so lebhaft vor Augen, daß sie sich zur Besserung entschlossen. Den ersten Schritt dazu machten die Frauen. Sie legten alle miteinander an einem Tage ihre Kostbarkeiten und die mit Gold durchwirkten Kleider ab, und liefen in den Tempel und gelobten feierlich, sich in sittsameres Gewand zu kleiden und ihren wahren Schmuck in der Keuschheit und Tugend zu suchen. Da kehrte die Häuslichkeit und Ordnungsliebe in die Familien zurück, dies legte den Grund zur besseren Kinderzucht, und der Staat war gerettet. Seht, was Frauentugend vermag und wie wichtig für gute Sitten die Ehrbarkeit des Anzuges der Frauen ist.

3. Die Unvorsichtigkeit im Blicke, in den Gebärden, und in den Worten. Halte dich, Jungfrau, an das Muster, welches der hl. Ambrosius von der seligsten Jungfrau Maria aufstellt. Er sagt: "Sie hatte nichts Unfreundliches in den Augen, nichts Freches in den Worten, nichts Ausgelassenes in ihren Handlungen." Dein Auge sei sittsam. Nicht umsonst betete David: (Psalm 118,38) "Herr! wende meine Augen ab, damit sie nichts Eitles sehen". Der hl. Jüngling Aloisius war Jahre lang zunächst um die Königin von Spanien und wußte nicht, wie sie aussah. Rede wenig und nur über ehrbare Dinge: "Viel reden (sagt Salomon) geht nie ohne Sünde ab."

4. Böse Gesellschaften.
"Böse Gesellschaften verderben gute Sitten, und wer Pech anrührt, wird damit besudelt." (Sirach 13,1). Tänze, Bälle, Schauspiele sind für eine Jungfrau gefährlich und verderblich. Bei dem üppigen Tanze stirbt die Unschuld, im Heimführen wird sie begraben. Der erste Schritt auf dem Tanzboden ist bei den meisten der erste Schritt zur Verführung. Gehe, o Jungfrau, des Abends nicht allein aus, meide jene Gesellschaften, Zusammenkünfte und Unterhaltungen, wo deine Schamhaftigkeit erröten muß, und wo es unehrbar zugeht.

5. Leichtfertiger Umgang mit dem anderen Geschlechte. Schnell wird ein Funke in das Herz geworfen, der Funke wird Flamme und die Flamme brennt und verzehrt. Traue nie einer blinden Neigung für eine Person, denn die Leidenschaft ist blind und macht blind. Nur die Flucht kann dich retten. Sei ohne Not nie allein bei einer Mannsperson. Traue nicht; denn: "Wer die Gefahr liebt, kommt darin um." (Sirach 3,27). Nimm keine Geschenke von einer Mannsperson an. Verkaufe nicht den Schatz deiner Unschuld um einige Gulden, um ein seidenes Tuch oder einen hübschen Ring und dergleichen. Gedenke, daß Gott reicher ist, und dir etwas Schöneres im Himmel geben wird. In der Not und Gefahr, wenn man deiner Tugend nachstellt, wehre dich so sehr du kannst, rufe und schreie um Hilfe. Laß dich lieber umbringen, als daß du in des Verführers boshaftes Begehren einwilligst. Und soll er dir drohen, daß er dir oder sich das Leben nehmen wolle, so fürchte dich nicht und sage ihm herzhaft ins Gesicht, du wollest nicht seinetwegen ewig verdammt werden.

Bist du in deines Vaters Haus vor einer darin wohnenden Mannsperson nicht sicher, so sage es deinen Eltern, damit eine solche Person aus dem Hause entfernt werde. Bist du im Dienst und stellt jemand deiner Unschuld nach, so klage es deinem Dienstherrn, hilft er nicht ab, so geh aus dem Dienste. Es ist besser, du leidest jegliche Nachrede, Armut und Verfolgung, als daß du als eine strafbare Sünderin in die Hände des lebendigen Gottes fallest.

Zur Nachtzeit verschließe dein Kämmerlein, gib keiner verführerischen Stimme beim Fenster Gehör, als dann sage in deinem Herzen: "0 Jesus, bleibe bei mir! Dir will ich leben und sterben!" Hast du in deiner Schlafkammer zugleich eine andere Weibsperson, die mit Personen des anderen Geschlechtes eine unerlaubte Bekanntschaft hat, so zeige es dem Hausvater oder Hausmutter an, damit du nicht selbst etwa durch sie verführt werdest. Denke an die Zukunft und an die späte Reue, die aus einem unkeuschen Leben folgen würde, üppige Jugend bringt ein trauriges Alter. Trage Sorge, daß du als eine Jungfrau würdig des Jungfrauenkranzes an deinem Ehrentage vor dem Altare Jesu Christi erscheinen könntest, oder wenn du ledig bleiben willst, daß du den jungfräulichen Schatz mit ins Grab nehmest und dich des Jungfrauenkranzes ewig im Himmel erfreuest."

Soweit die Anweisung an das Verhalten der Mädchen aus dem genannten Büchlein: "Anleitung zu einem christlichen Lebenswandel" von 1847.

Ich kann mich erinnern, daß man sich bis zum ersten Weltkrieg weitgehend daran gehalten hat. "Eine "gefallene Jungfrau" war ganz selten, und die hat es genug büßen müssen. Eine Abtreibung kam damals kaum in Frage. Man wird heute über die damaligen Anweisungen und Haltungen vermutlich lachen und spötteln. Das ist freilich leichter, als nach dieser Anweisung zu leben, die nicht nur viel Selbstbeherrschung voraussetzt, sondern auch ein großes Maß von echter Frömmigkeit. Beides ist heute weitgehend verschwunden. Die Folgen sehen wir, ich brauche sie daher gar nicht zu schildern.

Wenn sich die Mädchen an die obige Anleitung halten würden, gäbe es viele glückliche, lebensfrohe Jungfrauen, viele echt christliche Mütter und Familien. Auch hätten solche Mädchen und Mütter einen sehr großen und veredelnden Einfluß auf Burschen und Männer. Aus einem frommen und würdevollen Mädchen wird auch eine fromme und würdevolle Frau und Mutter, vor denen man Achtung hat. Beiden gegenüber würden sich Burschen und Männer nicht getrauen, etwas zu fordern oder nur zuzumuten, was ihre Ehre und Würde verletzt. Die echte Liebe baut auf der Achtung auf. Mit der Achtung zerstört man auch die Grundlage,wenn man seine ungezügelte Lust befriedigt. Mädchen und Frauen, die sich würdelos benehmen, werden auch so behandelt. Echte Würde läßt sich aber von echter Frömmigkeit nicht trennen. Würde ohne Frömmigkeit ist nichts anderes als Stolz, und der stößt ab. Wie die Lage heute ist, brauche ich wohl nicht zu schildern, da sie allgemein bekannt ist. Ich möchte daher schließen. Ich möchte nur wünschen, daß sich recht viele Mädchen an die genannte Anweisung halten möchten. Sie könnten sich viele Enttäuschungen, viel Streit, Unfrieden und Tränen ersparen. Es ist wahr, es kostet etwas. Das Andere aber kostet viel mehr. Das Eine gibt, das Andere aber nimmt.

Es grüßt alle Leser herzlich und segnet sie mit dem Versprechen, ihrer am Altare zu gedenken
Alois Aßmayr, Pfarrer
 
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