54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1 Kor. 15,55)
 
„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“
(1 Kor. 15,55)

von
Eberhard Heller


Die Liebe ist das einzige, was wächst, wenn man es verschenkt.

Im Jahr 2014 hatte ich meine österlichen Betrachtungen mit folgenden Sätzen begonnen: „Auch wenn durch das Fest der Auferstehung Christi, also durch die Feier der Osternacht die liturgische Passionszeit beendet ist, die wir durch asketische Übungen in der Fastenzeit versucht haben mitzugestalten, so bleibt für unseren realen kirchlich-religiösen Alltag die Zeit der Leiden und der Prüfungen bestehen. Und eine besonders schwere Prüfung wird auf uns abgeladen, wenn wir der allgemeinen Resignation, der totalen Säkularisation des öffentlichen Lebens entgegensteuern müssen. Da ist die Versuchung aufzugeben und sich in den Strudel der Mitläuferei hereinziehen zu lassen, sehr groß. Allein das Fehlen der von früher her gewöhnten Liturgie, das Mitfeiern der hl. Messe, das den meisten Christen inzwischen verwehrt ist, ist für viele von uns ein herber Verlust, den wir nur ansatzweise durch verschiedene geistliche Übungen kompensieren können… oder auch nicht. Dann verstärkt sich der Eindruck der kirchlichen Verlorenheit, der Einsamkeit ins Unermessliche. Warum schickt uns Gott diese Prüfungen? Womit haben wir sie verdient? Und mancher stöhnt wie Christus am Kreuz: "Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Wir müssen der Tatsache Rechnung tragen, daß wir in der Zerstreuung, in der Diaspora leben, und das bedeutet zugleich: in der Vereinzelung. Pfr. Carl Sonnenschein, der als Diaspora-Priester aufreibungsvoll gearbeitet hat, beschreibt diesen Zustand so: "Wir stehen in Leere getaucht. (…) Wir sind begraben von der Einsamkeit der Seele. (…) Alle Tradition ist in uns zerschlagen, und wir stehen in Leere getaucht, in Dunkel gestoßen, in Skepsis geschleudert, einsam! O Einsamkeit! Wir sollen uns selber den neuen Weg suchen." (EINSICHT, Mai 2014)
Die Situation hat sich geistig kaum geändert. Beschwerend kommt aber noch hinzu, daß die angeblichen Eliten immer unverhohlener zeigen, daß sie eine Welt ohne Gott anstreben. Und darum müssen wir uns immer bewußter auf das konzentrieren, was uns der Mensch gewordene Gottes-Sohn hinterlassen hat: seine Liebe, ja seine Liebe, für unsere Sünden zu sühnen.
Nicht umsonst wird der längere Passus, den Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde von Korinth schreibt, das „Hohe Lied der Liebe“ genannt, singt doch der Apostel in den erhabensten Tönen von dem, zu was die Menschen bestimmt sind, zur Liebe, ohne die alles andere vergeblich wäre. Darum konnte auch der hl. Augustinus sagen: „Liebe und tue, was du willst“, denn es gibt nichts Erhabeneres als das Tun, was aus Liebe geschieht.
Doch wie sollte die sündige Menschheit in dieses Lied mit einstimmen können, wenn sie nicht vom Joch der Sünde befreit sein würde? Auch wenn es den theologischen Sachverhalt verkürzt, so gilt das Argument des hl. Anselms (in „Cur Deus Homo“ – Warum Gott Mensch wurde) dennoch, wenn er sagt, Gott ist Mensch geworden, um für die Sünden der Menschen zu sühnen. Wie sollte das geschehen? Indem der Mensch gewordene Gott, Gottes Sohn, diese Sünden als die seinen annimmt, um durch sein Opfer dafür zu sühnen und sie so tilgen. Wer aber hat den Preis, der für diese Sühne festgesetzt? Gott Vater in seiner absoluten Gerechtigkeit, der seinen Sohn dafür am Kreuz schlachten läßt, nachdem ihn der Hohe Rat der Juden der Gotteslästerung für schuldig erklärt hat: Gottes Sohn als Gotteslästerer. Damit hatte sich der Hohe Rat eine unendlich hohe Schuld aufgeladen, wenn man weiß, wie bitter Christi das Abtragen der Sündenlast geworden ist: der Blutschweiß, die Geißelung, die Verhöhnung, das Tragen des Kreuzes und nicht zuletzt die Kreuzigung zusammen mit zwei Verbrechern. Und Christus nimmt diese Schmach auf sich, um dem Vater gehorsam zu sein, der ihm diese Last des Kreuzestodes als Sühneleistung aufgeladen hatte. Denn nur er konnte den Preis der Sühne festlegen. Im Garten Gethsemane betete er: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.“ (Mt.26,39)
Nicht umsonst ist sein Aufschrei am Kreuz: „Mein Gott mein Gott , warum hast du mich verlassen?“ (Mk. 15,34; Mt. 27,46) die Erfahrung unendlicher Verlassenheit. Doch im Sterben betet der Sohn Gottes: „Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist“. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus. (Lukas 23:46) Diese Worte, die aus den Tiefen des Herzens Jesu gesprochen sind, stehen am Ende von Jesu irdischem Leben, damit die Menschheit weiterleben kann im Geiste Gottes.
Doch Karfreitag ist aber nur die eine Seite der Medaille. Der Opfertod ist die Voraussetzung für das neue Leben, das am Kreuz seine Blätter wieder wachsen läßt. In vielen Gleichnissen und Metaphern wird diese glorreiche Auferstehung gefeiert. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, seid fest und unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“ (1 Kor. 15,55-58) Christus hat den Tod überwunden, den geistigen Tod, die Sünde, und uns so neues Leben geschenkt. Durch seinen Sühnetod am Kreuz hat er der Menschheit die Möglichkeit eröffnet, wieder seinem Bund, dem Bund der Liebe, beizutreten, aber damit auch die Möglichkeit geschaffen, mit unserem Nächsten einen Bund der Liebe einzugehen, wie er am schönsten in der Ehe verwirklicht ist. In dieser Gewißheit sollen wir die Botschaft von dem auferstandenen Christus, dem Überwinder des Todes, aufgreifen und trotz aller Trübnisse das Fest der Auferstehung begehen.

Hier „Das Hohelied der Liebe“ (1 Kor 13,1-13)    
Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete,  hätte aber die Liebe nicht,  wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte  und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte;  wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;  doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

 
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