54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Habemus Papam? Zur Wahl von Jorge Mario Bergoglio
2. FRANCESCO
3. Null und nichtig – der Ritus der Bischofsweihe von 1968
4. Jesus im Talmud
5. Begriff der Kirche - Durchdringung von Göttlichem und Menschlichem
6. Schule – alleiniges Privileg des Staates?
7. Bartholomäus Holzhauser
8. Leserbrief zu: die EINSICHT im Internet
9. Neues aus dem finsteren Land Absurdistan
10. Hinweis: Promotion von Eberhard Heller
11. Mitteilungen der Redaktion, Hinweise
12. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
Habemus Papam? Zur Wahl von Jorge Mario Bergoglio
 
Habemus Papam? Zur Wahl von Jorge Mario Bergoglio

von
Eberhard Heller

Als am 13. März dieses Jahres die 19-Uhr-Nachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fernsehens unterbrochen wurde, weil im Vatikan weißer Rauch aus dem bekannten Schornstein aufgestiegen war, womit die Wahl eines Nachfolgers von Ratzin-ger/Benedikt XVI. angezeigt worden war, war auch ich neugierig, wer dieser Nachfolger wohl sein würde. Als dann etwa eine Stunde später von der Loggia verkündet wurde "Habemus Papam" mit der Information, daß der Gewählte der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio SJ sei, der sich den Namen Franciscos gegeben hatte, herrschte bei den Tausenden von Gläubigen auf dem Petersplatz zunächst betretenes Schweigen, Überraschung und Verblüffung, weil keiner der Kandidaten, die so lautstark in den Medien als Favoriten gehandelt worden waren, aus der Wahl als Sieger hervorgegangen war. Nur langsam und verhalten brause Beifall auf. Mit einem Bergoglio konnte man wenig anfangen. Doch als der Gewählte endlich auf der Loggia auftauchte und zu den Menschen auf dem Petersplatz in Italienisch sprach, merkte man sofort, daß da einer stand, der persönlich einen sehr bescheidenen Eindruck hinterließ und der sich den Namen des hl. Franziskus gewählt hatte, weil wohl dessen Bescheidenheit und Armut für ihn Programm oder Vorbild sein sollte.

Auf mich persönlich machte Bergoglio/Franciscus einen recht sympathischen Eindruck. Am meisten imponierte mir, als er am Tag nach seiner Wahl in sein Hotel fuhr, um die Rechnung für die dortigen Übernachtungen zu begleichen. (Daß ich diese Episode hervorhebe, wird der verstehen, der von meinen Erfahrungen mit Klerikern in ähnlichen Situationen weiß.)

Auch wenn man inzwischen mehr von diesem Franciscos weiß, so bleibt der Eindruck eines bescheidenen, sympathischen Menschen, der als sich als Erzbischof von Buenos Aires die bischöflichen Gewänder seines Vorgängers nur umändern ließ und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Millionenstadt unterwegs war.

Dennoch erhebt sich die Frage: "Habemus Papam?" Ist Franciscus rechtmäßiger Nachfolger auf dem Stuhl Petri?

Zunächst muß festgehalten werden, daß der 1936 geborene Bergoglio mit italienischen Wurzeln - sein Vater war aus dem Piemont nach Asti in Argentinien ausgewandert - seine Laufbahn als Chemietechniker begann und erst 1958 in die Gesellschaft Jesu eintrat. Zunächst studierte er Geisteswissenschaften in Chile. Nach seiner Rückkehr nach Buenos Aires studierte er am dortigen Kolleg San José Philosophie und Theologie. Beeinflußt war er dabei von Lucio Gera, dem Begründer der "Theologie des Volkes", die der Befreiungstheologie sehr nahe stand. "Von ihm übernahm Bergoglio die Auffassung, dass die Kirche eindeutig an der Seite der Armen zu stehen und solidarisch deren Rechte und Teilhabe in Kirche und Gesellschaft einzufordern habe." (http://de.wikipedia.org/wiki/ Franziskus_(Papst).) 2012 ließ er Gera in der Krypta des Domes von Buenos Aires bei-setzen. Die später gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er hätte Priester ans Regime verraten, können hier unberücksichtigt bleiben. Aus deutscher Sicht ist vielleicht noch von Interesse zu wissen, daß er 1986 an die von der Gesellschaft Jesu betriebene, berüchtigte  Hochschule St. Georgen ging, um dort zu promovieren. Er brach jedoch das Studium ab.

Am 13. 12.1969 wurde Bergoglio zum Priester geweiht. Aber nach welchem Ritus? Seit 1968 war der sog. reformierte Ritus vorgeschrieben, wonach eine gültige Weihe nicht zustande kommt. Man wendete ein, daß der neue Ritus in Argentinien erst später eingeführt wurde, weshalb seine Priesterweihe eventuell gültig sein könnte. Die Bischofsweihe am 27. Juni 1992 war es jedenfalls nicht. Nach orthodox-katholischer Auffassung wä-re der 1998 als Erzbischof von Buenos Aires eingesetzte Bergoglio Priester (?) geblieben.

Aber das wäre letztlich kein Grund, nicht zum Papst gewählt zu werden. Auch ein getaufter Laie/Priester könnte theoretisch zum Papst gewählt werden, müßte jedoch nach seiner Wahl die nötigen Weihen empfangen, da er nur als Bischof von Rom auch Papst sein kann. Unter der Voraussetzung, daß Bergoglio bona fide und sich unter den wählenden Kardinälen eine "pars minor et senior" - ein kleinere Gruppe von rechtgläubigen, in der Tat (nach orthodox-katholischer Auffassung) wahlberechtigten Kardinälen - seine Wahl bewirkt hätten, wäre die Wahl gültig. Dies kann aber mit Recht bestritten werden. Alle sog. Kardinäle waren entweder als Gewährsleute von Wojtyla oder von Ratzinger berufen worden, die als solche - neben den liturgischen Reformen - alle das ökumenistische Konzept ihrer Chefs mitgetragen hatten, wodurch die Kirche ihre einzigartige Position, Träger und Bewahrer der absoluten Wahrheit zu sein, aufgegeben hatte. Außer den Vorstellungen der Armut, die er selbst vorlebt, ist von Bergoglio nicht bekannt geworden, daß er sich je im Sinne der Tradition für die Belange des wahren Glaubens eingesetzt hat. Er ist dauernd unterwegs, um die synkretistischen Bestrebungen seiner Vorgänger fortzusetzen. So hat er sich kurz nach seiner Wahl mit den Repräsentanten des Judentums in Verbindung gesetzt. Wenn man weiß, daß die heutigen Rabbiner die Auffassung vertreten, Kaiphas habe Christus zu Recht wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilen lassen, dann fragt man sich doch, warum man mit Personen, die den Gottessohn weiterhin in dieser Weise verhöhnen, überhaupt redet bzw. was es da "brüderlich" mit den "älteren Brüdern" (Wotyla) zu verhandeln gibt. Ebenso kooperiert er in Richtung Ökumene mit den deutschen Vertretern des Protestantismus. Bergoglios Wahl wurde z.B. vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, ausdrücklich begrüßt, mi dem er am 8. April im Vatikan zusammenkam und später von der "brüderlichen Begegnung mit dem Papst" sprach. Diese Art der sog. Ökumene, die nicht die Wahrheitsfrage in den Mittelpunkt stellt, sondern die von Ratzinger apostrophierte "Polyphonie" theologischer Meinungen anstrebt, die in Wirklichkeit eine Kakophonie bewirken, ist eindeutig häretisch, und Bergoglio ist einer ihrer wirksamsten Vertreter.

So läßt sich die eingangs gestellte Frage beantworten. "Habemus Papam?" Habemus Franciscum.
 
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