54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Habemus Papam? Zur Wahl von Jorge Mario Bergoglio
2. FRANCESCO
3. Null und nichtig – der Ritus der Bischofsweihe von 1968
4. Jesus im Talmud
5. Begriff der Kirche - Durchdringung von Göttlichem und Menschlichem
6. Schule – alleiniges Privileg des Staates?
7. Bartholomäus Holzhauser
8. Leserbrief zu: die EINSICHT im Internet
9. Neues aus dem finsteren Land Absurdistan
10. Hinweis: Promotion von Eberhard Heller
11. Mitteilungen der Redaktion, Hinweise
12. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
Neues aus dem finsteren Land Absurdistan
 
Neues aus dem finsteren Land Absurdistan
 
Dieses „Land“ liegt leider gleich „um die Ecke“. Um was geht es? Gegen Ende letzten Jahres erhielt ich die Nachricht, daß ein Meßzentrumsleiter einen Kleriker als Seelsorger nur deshalb abgelehnt hat, weil er angeblich „Fichtianer“ sei. Daraufhin sah ich mich veranlaßt, diesem Herrn, seines Zeichens Jurist,  folgenden Brief zu schreiben, denn ich konnte diesen Skandal nicht reaktionslos abhaken.

Hier mein Brief  vom 7.2.2013:

Sehr geehrter Herr N.N.

H.H. M. erzählte mir, daß Sie ihn als Priester nicht akzeptieren wollen, weil er angeblich ein sog. "Fichtianer" sei.  Das entspricht erstens nicht den Tatsachen, weil Herr M. in einem Seminar studiert hat, in dem thomistische Philosophie gelehrt wurde. Insofern entfällt Ihr Grund, ihn nicht als Priester anzuerkennen. Wenn es aber zum anderen stimmen sollte, daß Sie jemanden aus diesem Grund als Priester ablehnen sollten, dann können Sie nicht länger der Führer der Gruppe in L. sein. Denn Ihr Verhalten beweist, daß Sie völlig inakzeptabel handeln.

Ihre Haltung gegen etwas, was Sie nicht kennen, nämlich Ihre Voreingenommenheit gegen Fichtes Philosophie, widerspricht allen Grundsätzen wissenschaftlichen Denkens. Ich erinnere mich noch, wie Sie mich bei Bischof K. als "Fichtianer" denunzieren wollten, als dieser das erste Mal nach Deutschland kam. Er gab mir Ihre E-Mail und ich habe sie ihm übersetzt. Ihr denunziantenhaftes Verhalten hat damals nur Kopfschütteln verursacht. Ich gebe nun die EINSICHT als verantwortlicher Redakteur seit fast 40 Jahren heraus, eine Zeitschrift, die weltweit sich als einzige mit der Restitution der Kirche beschäftigt, schreibe selbst viele Artikel. Wenn Sie mir in all meinen Beiträgen nur einen einzigen Satz aufzeigen könnten, der auf philosophisch falschen Prämissen beruht, bin ich gerne bereit, mich darüber zu unterhalten. Aber einen solchen Satz werden Sie nicht finden! Sie selbst sind unfähig, auch nur einen [einzigen] Gedanken dazu beizutragen, wie man diese Misere beenden könnte, im Gegenteil! Durch Ihre jansenistischen Tendenzen vermitteln Sie den Gläubigen in L. eine Religion, die von wahrer Liebe nichts weiß. Sie sollten doch froh sein, daß es einen Philosophen wie Fichte gibt, der im Gegensatz zum hl. Thomas einen klaren Gottesbegriff geliefert hat. Es ist nur jammerschade, daß sich die philosophische Ausbildung in den Seminaren nicht viel früher mit Fichte auseinander gesetzt hat, um den Hegelianismus, der sich in den Köpfen der Reformer festgesetzt hat, zu widerlegen.

(...) Sie sind nicht länger tragbar.

Mit freundlichen Grüßen
Eberhard Heller

***

Daraufhin bekam ich eine Antwort, die geprägt war von Unterstellungen, nicht aber von Einsicht. Mittlerweile hatte sich ein Parteigänger von N.N. mit einer Abhandlung über die Bestimmungen der Kirche zur Philosophie zu Wort gemeldet, mit denen er die Position von Herrn N.N. untermauern wollte. Ich merke noch an, daß es sich bei dem Briefschreiber um einen Mediziner handelt.

Hier meine Antwort vom 14.2.2013:

Sehr geehrter Herr O.

vielen Dank für Ihre Zeilen. Da Sie einen Übersetzer haben, gestatten Sie mir, daß ich Ihnen auf Deutsch antworte.
Im Gegensatz zu Herrn N.N. versuchen Sie ja noch zu argumentieren. Um was geht es eigentlich. Es war die Debatte, daß Fr. M. die Seelsorge bei Ihnen übernehmen sollte, damit Fr. O. nicht den weiten Flug von P. nehmen muß. Das wurde von Herrn K. mit der Begründung abgelehnt, M. sei Fichtianer, wie mir Herr M. auf Nachfrage bestätigte. M. war aber nun nie Fichtianer, weil er im Seminar nach der thomistischen Philosophie unterrichtet wurde. Was N.N. gemacht hat, läßt sich mit den 10 Geboten beschreiben: Das 8. Gebot sagt: "Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!" Genau das hat aber N.N. gemacht. Anstatt sich nun für sein falsches Zeugnis zu entschuldigen, reagiert N.N. mit moralischen Imputationen, Unterstellungen und ohne das Interesse, den Sachverhalt klarzustellen, d.h. er ist beratungsresistent! All das macht ihn in meinen Augen unfähig, religiöser Führer einer Gruppe zu sein, die von sich behauptet, den katholischen Glauben zu verteidigen.

Was nun Ihr Plädoyer für den Thomismus betrifft, so mache ich dazu nur einige Anmerkungen. (Ich bin aber gerne bereit, darüber ausführlich zu diskutieren, wenn Sie mir die Versicherung geben, daß Sie hören (obödiere) können und sich auf Argumente einlassen wollen.)

- Es ist schon seltsam, daß ein Mediziner einem Philosophen philosophische Vorlesungen hält. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen Vorlesungen über eine besondere Krebs-Erkrankung halten würde.
- Nur das: vor genau 40 Jahren haben wir mit dem großen, alten Mann des Widerstandes, H.H. Dr. Katzer, der leider 1979 zu früh verstarb, genau über dieses Thema Thomismus - Fichte diskutiert, und er hat unsere Position akzeptiert.
- Wie stellen Sie sich das vor, daß ein Epigone Fichtes, den Sie "atheist-pantheist Fichte" nennen, eine Zeitschrift nun fast 40 Jahre leitet, die sich zum führenden Journal des katholischen Widerstandes weltweit entwickelt hat, wenn der Herausgeber vom atheistisch-pantheistischen Geist seines Mentors beseelt sei. Wie bekommen Sie das zusammen?
- Können Sie sich nicht einfach vorstellen, daß es in der Philosophie seit Thomas auch eine Weiterentwicklung gab und daß man gegen die Modernisten mit Argumenten operieren muß, die ihre theoretischen Ansätze (z.B. den Hegelianismus) widerlegen? Aber beim Thomismus finden Sie da keine Argumente! Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, haben die Polen auch gedacht, sie könnten gegen die deutschen Panzer mit ihrer Kavallerie vorrücken. Als sie nach 18 Tagen besiegt waren, haben sie es dann auch besser gewußt.
- N.b., daß Sie Fichte als "atheist-pantheist Fichte" bezeichnet, bedeutet zweierlei:
1. Sie haben selbst nie eine einzige Zeile von Fichte selbst gelesen - können Sie auch nicht, weil die Texte für einen Nicht-Philosophen zu schwierig sind.
2. Sie fallen in die gleiche Sünde wie Herr N.N.. Das 8. Gebot sagt: "Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten!" Aber genau das tun [auch] Sie! Was würden Sie wohl sagen, wenn jemand behauptet, Sie als Arzt würden Abtreibungen vollziehen, d.h. Kinder töten? Aber Ihr Vorwurf gegen Fichte wiegt noch viel schwerer! Der Vorwurf gegen Sie beträfe nur das physische Leben. Ihr Vorwurf gegen Fichte, der einer der ganz großen Religionsphilosophen war, Atheist zu sein, trifft ihn geistig.
Für Sie gilt auch: "Si tacuisses philosophus mansisses."

Mit freundlichen Grüßen

Eberhard Heller
 
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