54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Habemus Papam? Zur Wahl von Jorge Mario Bergoglio
2. FRANCESCO
3. Null und nichtig – der Ritus der Bischofsweihe von 1968
4. Jesus im Talmud
5. Begriff der Kirche - Durchdringung von Göttlichem und Menschlichem
6. Schule – alleiniges Privileg des Staates?
7. Bartholomäus Holzhauser
8. Leserbrief zu: die EINSICHT im Internet
9. Neues aus dem finsteren Land Absurdistan
10. Hinweis: Promotion von Eberhard Heller
11. Mitteilungen der Redaktion, Hinweise
12. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
Hinweis: Promotion von Eberhard Heller
 
Hinweis von Eberhard Heller:

In der Absicht, daß meine Dissertation über Fichtes Interpersonallehre meine fundamental-theologischen Versuche über die Schöpfung ergänzen soll und kann, habe ich diese auf der Internetseite der EINSICHT veröffentlicht. Sie ist auf ihr aufzurufen unter der Nr. 20 vom Mai 2012. Hier folgt nun die eigentliche Begründung für diese Internet-Veröffentlichung:

Fichte versäumt es [zwar] in dem in den "Thatsachen des Bewußtseins" von 1813 geführten Interpersonalitätsbeweis zu zeigen, daß die Realisation des erscheinenden sittlichen Wertes notwendig an die synthetische Form der Individuen gebunden ist. Somit könnte auch hier der Eindruck einer individuellen Versittlichung entstehen.
Doch eine solche Auffassung, in der dem Sittengesetz nur individueller oder vermittelnd abgrenzender Charakter beigemessen wird, entspricht nicht der eigentlichen Ansicht Fichtes. Um diese, die andere Person einschließende Bedeutung des Sittengesetzes (hinsichtlich seiner Realisation) zu betonen, heißt es in dem "System der Sittenlehre" von 1812 ausdrücklich: "Das absolut letzte Ziel des sittlichen Willens hienieden ist eine Sittlichkeit ausser ihm. Das [cf. sittliche] Objekt des Menschen ist immer der Mensch." Wir sagen damit: "also, wenn es uns damit Ernst ist, der Sittliche wolle in dieser Welt nie unmittelbar ein objektives Sein, sondern nur einen Willen des Andern." Der interpersonale Aufruf erfolgt also ursprünglich deshalb, weil der "Sittliche durchaus die Sittlichkeit Aller" will. Denn "wessen ganzes Gemüth vom Wollen derselben [cf. der sittlichen Bildung] voll ist, der liebt eben darum die Gemeinschaft mit Menschen, die ihm in jener Pflicht aufgegeben ist." "Alle ohne Ausnahme umfaßt er mit seiner Liebe: so sind sie ihm in der sittlichen Erkenntniß gegeben, und er kann diese Ansicht nicht aufgeben, ohne die Sittlichkeit selbst aufzugeben." Am klarsten wird aber diese sittliche Bestimmung der Interpersonalität, die auf eine unmittelbare Vollendung des Verhältnisses durch das Sittengesetz selbst ausgeht, in der "Anweisung zum seeligen Leben" dargestellt, wo Fichte die sittliche Liebe bezeichnet als "nicht die seinige, noch die unsrige, sondern diese erst uns beide zu zweien scheidende, so wie zu Einem bindende Wechselliebe".

Dadurch wird nun auch die Spaltung in zumindest zwei Iche ihrem Sinn nach erklärt: Die zu realisierende Liebe als Erscheinung Gottes soll von der Sich-Erscheinung, von dem in sich geoffenbarten Leben der Freiheit aufgenommen und erfüllt werden, sie kann es aber nur im freien Sich-Zustimmen zweier freier Willensprinzipe.
Nimmt man nun diese Ausführungen zu den schon erarbeiteten Konstitutivmomenten der Interpersonalität hinzu, so läßt sich von dieser absoluten, sittlichen Bestimmung der frei zu realisierenden Interpersonalität als Synthesis in und aus Liebe auch das absolute Soll-Sein, der Sinn dieses Verhältnisses umfassend bestimmen: Die in dieser Wechselliebe umfaßte "gesammte Geisterwelt, als Eins genommen, ist frei, und darin besteht ihr eigentliches, von dem Leben Gottes verschiedenes Leben. Sie liegt, als frei zwischen einem doppelten Sein; zuvörderst demjenigen, welches in ihr unmittelbar wirkt: Gott; sodann demjenigen, welches sie selbst hervorbringen soll als das Nachbild jenes ersten Seins. Da, wo das wirkliche Leben der gesammten Geisterwelt geworden ist zum vollkommnen Abdrucke jenes ersten in einzelnen Punkten offenbarten Seins, ist hervorgebracht das geforderte zweite Sein, - und die Fortschöpfung der Welt, rein von Gott aus, kann nun weiter schreiten." Unter dieser Fortschöpfung der Welt ist aber nichts anders zu verstehen als die Ausbreitung des Bildes Gottes "über Alle".

Von diesem höchsten Standpunkt gesehen ist die sich erscheinende Interpersonalität als der Ort anzusehen, an dem sich die absolut erscheinende Liebe als Bild Gottes in freier Wechselbeziehung realisieren soll. Die Realisation der Liebe ist schlechthin gefordert, sie ist die absolute Bestimmung allen Seins, und somit ist auch deren Form, die interpersonale, freie Synthesis, als Bedingung dieser Realisation schlechthin gefordert.

Dieses Wissen von der Sich-Erscheinung der Erscheinung als interpersonale Erscheinung, in der sich das Bild Gottes verbreiten soll, wird von Fichte übrigens nicht bloß auf dem reduktiven, sondern auch auf dem deduktiven Wege gewonnen. Die Interpersonalität erscheint somit als Konstitutivmoment der Erscheinung des Absoluten überhaupt; im "System der Rechtslehre" von 1812 führt Fichte dazu folgendes aus: "Das Wissen soll sich begreifen als das und das (als Erscheinung Gottes); es ist darum für sich ein Sich, Ich. Soll es sich begreifen, so muß es sich begreifen als Eins; wie es in der That ist. Aber es muß selbst wieder begreifen sein Begreifen dieser Einheit. Es muß diese begreifen als ein Zusammenfassen der Einheit aus der Mannigfaltigkeit. Das Wissen muß darum vor dem Sichbegreifen als Eins und als Bedingung dieses Begreifens sich vorfinden als ein Mannigfaltiges von Ichen. Dieses Finden muß vollendet sein, wenn es sich begreifen soll als Eins, also das Wissen muß sich finden als eine geschlossene Welt, als ein System von Ichen." Fichte zeigt also klar, daß die Interpersonalität notwendige Bedingung des er-scheinenden Absoluten ist für dessen Realisierung als sich-vollziehende Liebe.

Damit ist die religiöse Aussage, wonach Gott die Welt geschaffen hat, damit die Menschen an Seiner Liebe partizipieren können, philosophisch eingeholt.
 
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