54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Der hl. Paulus an die Thessolonicher über die Offenbarung des Antichrists
2. Buchbesprechung: Die Unterminierung der (katholischen) Kirche
3. DAS PROBLEM VON FREIHEIT UND FREIEM WILLEN
4. ZEITGEMÄSSE BETRACHTUNGEN
5. BRIEF AN EINE ZEITUNG
6. ÜBER DIE SELIGPREISUNGEN DER BERGPREDIGT
7. DIE HEILIGE KLARA
8. VON DER LIEBESPROBE
9. DIE HEILIGE ZAHL SIEBEN
10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
11. Mitteilungen der Redaktion
DIE HEILIGE ZAHL SIEBEN
 
DIE HEILIGE ZAHL SIEBEN

- Eine kulturhistorisch-religionsgeschichtliche Betrachtung -


von
Magdalena S. Gmehling

Dem Menschen ist das Symboldenken ein Grundbedürfnis. Die Kraft (melanesisch mana) des Wortes, die formelhafte Macht und Zeichenhaftigkeit der Zahl, spielen eine geschichtlich tiefbedeutsame Rolle. Bei Ägyptern und Babyloniern, Hebräern und Persern wird den Zahlen im Geistesleben besondere Wichtigkeit zugemessen. Im Volksglauben wie im Märchen tauchen immer wieder  hervorgehoben die Zahlen 3,7,9 und 12 auf. Siebenerlei Kraut muß einer finden, sieben Zwerge gibt es, sieben Brüder, sieben Raben. Die Plejaden tragen den Namen Siebengestirn.

7 galt als heilige Zahl, weil man glaubte, die 7 Planeten bestimmten das Geschick der Menschen. Bei den Germanen erlangte die 7 erst durch kirchlichen Einflu8 Bedeutung ( 7 Eideshelfer und 7 Heerschilde). Vielfach vertraut war den Griechen die Sieben. Auf die Pythagoräer soll die geheimnisvolle Grunddoktrin zurückgehen: Dinge sind wie Zahlen, also analog den Zahlen. Da griechische Buchstaben auch als Zahlen verwendet werden, konnte man von jedem Wort die Quersumme bilden.

Erinnert sei auch an die 7 Weisen: Kleobulos von Rhodos, Solon von Athen, Chilon von Sparta, Pittakos von Mytilene, Thales von Milet, Bias von Priene, Periandros von Korinth. Ferner die sieben Weltwunder: also die ägyptischen Pyramiden, die hängenden Gärten der Semiramis, der Tempel der Artemis in Ephesus, die Statue des Zeus in Olympia, das Mausoleum von Halikarnassos, der Koloß von Rhodos, der Leuchtturm von Pharos. 7 Städte stritten sich um die Ehre, Geburtsort Homers zu sein. Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut und soll nach der Gründung von 7 sagenhaften Königen beherrscht worden sein.

Der siebenarmige Leuchter (hebr. Menora) diente schon zur Beleuchtung der Stiftshütte. Er gilt u.a. als Hauptsymbol des Judentums und stellt in der Kabbala die enge Verbindung von Gott (3) und der Welt (4) dar.

Das Alte Testament hielt sich eng an die Bedeutung der Zahlen und auch die Kirchenväter haben sie früh zum Gegenstand ihrer mystischen Betrachtungen gewählt. Die christliche Kunst hat die Symbolik übernommen. Grundlagen hierfür werden angeblich dem Bischof Melito von Sardes (+ 195 n.Chr.) mit seinem "Clavis Sanctae Scripturae" zugeschrieben. Das Christentum kennt die Sieben als heiliges Sinnbild und verwendet die Zahl im Sinne einer gewissen Totalität. Von 7 Schöpfungstagen berichtet die Genesis. Sieben Erzengel werden genannt und sieben Stufen der Himmel. 7 Worte spricht der sterbende Heiland am Kreuz. In der Geheimen Offenbarung trägt das versiegelte Buch sieben Siegel und vom Lamm heißt es: "Es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt auf die ganze Erde" (Offb. 5,6). Der unvergessene lutherische Pastor Johann Friedrich Oberlin  (1740-1826),  genannt "Vater des Steintals", beschäftigte sich nicht nur ernsthaft und gründlich mit Untersuchungen  unerklärlicher Dinge, sondern auch mit apokalyptischen Prophezeihungen. In Metzingen befindet sich in Privatbesitz ein verglaster Kasten mit Edelsteinen. Sie stellen die heilige Siebenzahl der vollendeten Gemeinde Gottes dar, umgeben von den Mauern des neuen Jerusalems (12 Grund- und Edelsteine, symbolisierend die 12 Apostel - vgl. Apg. 1, 13 und Off. 21. 19, 20)

Mit sieben Bitten wendet sich der Gläubige im Vaterunser an Gott. Sieben geheimnisvolle von Christus eingesetzte Zeichen, die sieben Sakramente, kennt der Neue Bund. Auf die Schriftstelle bei Isaias (11, 1-3), wo der Prophet den kommenden Erlöser schaut, geht die Lehre von den sieben Gaben des hl. Geistes zurück: "Und ein Reis wird herkommen aus der Wurzel Jesses, und eine Blume aufgehen aus seiner Wurzel. Und der Geist des Herrn wird auf ihm ruhen, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit und der Geist der Furcht des Herrn wird ihn erfüllen ..." . Bei der Taufe Christi, so Augustinus, sei diese Prophezeihung in Erfüllung gegangen. Der heilige Geist sei mit seinen sieben Gaben auf Jesus herabgestiegen und ruhe seitdem auf allen mit Christus verbundenen Gerechten. Sieben Schmerzen und sieben Freuden Mariens kennt die Tradition, sieben Tugenden und sieben Laster (7 Todsünden).

Auf die berechnende Frage des Petrus, wie oft er seinem Bruder, der gegen ihn sündigt vergeben müsse, etwa bis zu siebenmal?, antwortet Jesus mit dem Hinweis auf die stets verzeihende Liebe: "Nicht  bis siebenmal, sondern bis siebzigmal siebenmal" ( vgl.Mt. 18, 21-23).

Die Bibel verwendet auch das Wort von den "sieben Teufeln" (Unzucht,  Hochmut,  Gaumenlust,  Lüge, Grausamkeit, Neugierde, Launenhaftigkeit) als Metapher für spukhafte Triebverstrickung, ja für Besessenheit. Die sieben Dämonen der Maria aus Magdala verweisen auf die Tyrannei des Bösen, welcher diese holdselige Frau unterlag, bevor Jesus sie von Grauen und Wahn befreite. Nicht von ungefähr wurde die Büßerin in der altchristlichen Tradition zur Hüterin der Höhle der Sieben-schläfer. Die Legende weiß von sieben Brüdern, die während der Christenverfolgung des Kaisers Decius (249-251) in einer Höhle bei Ephesus, nahe dem ehemaligen Heiligtum der Artemis, lebendig eingemauert wurden, weil sie sich weigerten, den römischen Göttern zu opfern. 150 Jahre später seien eben diese Brüder auferstanden, um vor Kaiser Theodosius II. Zeugnis für die Auferstehung der Toten abzulegen. Nach Meinung mancher Gelehrter wurde in der Höhle von Ephesus, über der sich die Trümmer einer Basilika aus dem 5. Jahrhundert erheben auch Maria Magdalena beigesetzt. Das Fest der Siebenschläfer wird im Martyrologium Romanum am 27. Juli gefeiert und gilt im Volksglauben als Lostag, an welchem sich die Großwetterlage der nächsten sieben Wochen einspielt.
 
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