54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Kann man die römisch-katholische Kirche verlassen?
2. Eine allumfassende moderne Irrlehre: Der Hominismus - die Vergöttlichung des Menschen
3. Tuet dies zu meinem Gedächtnis (Lk. 22,19)
4. Interview: Fragen an die Journalistin und Bestsellerautorin Birgit Kelle (40)
5. Demografischer Niedergang und das Aussterben der Deutschen
6. Ich habe die Welt als ein Ganzes betrachtet
7. Buchbesprechungen
8. Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste
9. Mein Herz gehört mir
10. Patientenverfügung für Katholiken
11. Vorsorgliche Willensbekundung in Bezug auf medizinische Behandlung und Pflege
12. Hinweis auf die Gründung eines Gebetskreises im Raum München
13. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...
14. Mitteilungen der Redaktion
Demografischer Niedergang und das Aussterben der Deutschen
 
Demografischer Niedergang
und das Aussterben der Deutschen

Deutschland steht vor der "bestprognostizierten Katastrophe" seiner Geschichte

Seit mehr als zehn Jahren hat Deutschland die niedrigste Geburtenrate weltweit, noch hinter Japan, dem Paradebeispiel unter den Industriestaaten für Kinderlosigkeit und Vergreisung: Mit diesem alarmierenden Befund wartet das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in einer soeben veröffentlichten Studie auf.

Statt der üblichen Kennziffer der Geburten pro Frau im gebärfähigen Alter von 15 bis 49 Jahren, die in Deutschland seit Jahrzehnten um 1,4 pendelt, rechnen die Hamburger Wissenschaftler mit der Bruttogeburtenziffer je tausend Einwohnern. Die ist in Deutschland auf 8,28 gesunken, sogar in Japan waren es noch 8,36.

Die Zahl ist aussagekräftiger, weil sie den Kern des Problems abbildet: Das Fehlen potentieller Mütter, die wegen der jahrzehntelangen Geburtenverweigerung durch die Generation der … "Babyboomer" und die darauffolgenden Alterskohorten gar nicht erst geboren wurden.

Die Geburtenrate der wenigen, die sich nach wie vor für Kinder entscheiden, entspricht relativ konstant dem bestandssichernden Wert von zwei Kindern je Frau. Dagegen bleiben in keinem anderen Land so viele Frauen dauerhaft kinderlos, mit steigender Tendenz.

Der dadurch dynamisierte demografische Niedergang wird sich schon bald in verschärften sozialen Gegensätzen und Interessenkonflikten zuspitzen. Bereits in gut anderthalb Jahrzehnten, wenn mit dem Jahrgang 1965 die Letzten der Babyboomer-Generation das Rentenalter erreichen, ist die Krise der Renten- und Sozialsysteme vorprogrammiert.

Alterskohorten, die zahlenmäßig nur noch halb so stark sind wie die der dann nicht mehr im Erwerbsleben Stehenden, werden dann in weit ungünstigerem Zahlenverhältnis die Verteilungsmasse für ein ungleich größeres Heer an Alten mit kontinuierlich steigender Lebenserwartung und erhöhtem Krankenversorgungs- und Pflegebedarf erwirtschaften müssen.

Dabei kommt verschärfend hinzu, dass die geschrumpften Jahrgänge der zuletzt Geborenen selbst höhere Transferempfängerquoten aufweisen als vorangegangene Generationen. Es liegt auf der Hand, dass diese Konstellation auf höhere Abgabenlasten. niedrigere Leistungen oder eine Kombination aus beidem hinausläuft.

Die jahrgangsspezifische Geburtenrate, die sich auf das Geburtsjahr der Frau und ihre ganze Lebensspanne bezieht ("Cohort Fertility Rate", CFR), weist noch stetiger nach unten als die auf das Geburtsjahr des Kindes bezogene kalenderspezifische Geburtenrate ("Total Fertility Rate", TFR), die stärker von zeithistorischen Ereignissen beeinflusst wird.

Seit dem Geburtsjahrgang 1855, in dem Frauen im Schnitt noch mehr als fünf Kinder hatten, liegt die Geburtenrate eines jeden Frauenjahrgangs unter dem des vorherigen, mit Ausnahme der zwischen Mitte der Zwanziger und Anfang der Dreißiger geborenen Frauen, die für den "Babyboom" der Wiederaufbau- und Wirtschaftswunderjahre verantwortlich waren, deren Fortpflanzungsverhalten aber in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg geprägt wurde.

Nur bei diesen Jahrgängen stieg die Geburtenrate noch einmal über das bestandserhaltende Niveau von 2.1 Kindern pro Frau, unter das sie bereits mit dem Frauen-Geburtsjahrgang 1900 dauerhaft gefallen war. Dieser Trend folgt freilich in hohem Maße einer Gesetzmäßigkeit, die Herwig Birg, von 1981 bis 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Bevölkerungswissenschaft und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik an der Universität Bielefeld, als "demografisch-ökonomisches Paradoxon" beschreibt: je höher die sozio-ökonomische Entwicklung und der Lebensstandard eines Landes, desto niedriger die Zahl der Lebendgeborenen pro Frau.

(Privat-Depesche Nr.24/46. Jahr vom 10.6.2015 - Postfach 10 1902, 86009 Augsburg, Chef-Redakteur: Karl Noswitz, redaktion@privat-depesche.de)

 
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