54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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Wieviele Katholiken gibt es in der Bundesrepublik Deutschland
 
Wieviele Katholiken gibt es
in der Bundesrepublik Deutschland


von
Prof. Dr. Diether Wendland


Fortsetzung:

Selbstbewußte katholische Staatsbürger, die als röm.-kath. Christen noch orthodox katolisch und als solche auch erkennbar waren, wurden mehr und mehr aus der 'politischen Landschaft' eliminiert und lebten künftig nur noch im vor-politischen Bereich, irgendwo in der Gesellschaft. Heute sind sie, ohne es zu wollen, politisch ortlos geworden. Dieser Prozeß begann bereits in der zweiten Hälfte der 6oer Jahre, als sich (auch) in der Bundesrepublik Deutschland die innenpolitische Situation kultur- und sozialpolitisch veränderte, angeheizt von Ideologen und 'Halbgebildeten' übelster Sorte. Die kath. Gesamtbevolkerung - nicht bloß das altbekannte unpolitische 'Kirchenvolk' - aber träumte vor sich hin und bemerkte gar nicht, was in der Öffentlichkeit wirklich vor sich ging, d.h. im Staat und in der Kirche.

Kaum zwanzig Jahre später aber traf man nur noch vereinzelt auf verärgerte und enttäuschte Katholiken, die nach einem Gespräch in öffentlichen Angelegenheiten staatlicher oder kirchlicher Natur offen sagten: ich bin schon lange aus dem 'C-Parteizirkus' und dem 'Konzilsverein' ausgetreten. Die Gründe dafür waren immer die gleichen. Außerdem ist es ja auf die Dauer entnervend, in seinem Lebensbereich für etwas zu kämpfen, wenn man immer nur gegen etwas zu kämpfen gezwungen ist, ohne daß sich Erfolge zeigen, die einen trösten. Fürwahr, die Situation wurde trostlos und unerfreulich. Kein Wunder, wenn nicht wenige politisch engagierte Katholiken, vor allem aus der höheren Büdungsschicht, resigniert haben und einer Verzweiflung nahe sind, weil sie keinen Ausweg mehr sehen. Diese Katholiken kämen nicht einmal auf den Gedanken, eine KVP gründen zu wollen. Denn es fehlen im kath. Volksteil alle Grundvoraussetzungen für einen durchaus legitimen "politischen Katholizismus", um auch als Korrektiv zu wirken. Leider wird dieser Defekt im deutschen Volkskörper von vielen wie ein Fatum hingenommen - obwohl er produziert ist - und von nicht wenigen gegen alle Vernunft sogar für etwas Positives gehalten und ausgegeben, wodurch jedoch die Verwirrung noch vergrößert wird (von Katholiken wohlgemerkt!).

Auch 'Führungskräfte' in Partei und Staat, die sich als Katholiken bezeichnen, nennen auf eine geschickte Weise das Gute schlecht und das Schlechte gut und kochen ihr politisches Süppchen gleich auf mehreren Feuern, die von anderen am Brennen gehalten werden, welche im Hintergrund bleiben und nur selten 'auf dem Markt erscheinen'. Der sog. "Kleine Mann auf der Straße" hat diese Leute noch nie zu Gesicht bekommen oder sie sich eingehend betrachten können. Er lebt außerhalb der 'politischen Situation' und kann sie auch nicht durchschauen. Er glaubt (meint) nur, er wisse Bescheid; in Wirklichkeit jedoch ist er unwissend und immer geneigt, "auf's falsche Pferd zu setzen". Außer dem Fehlen des "politischen Katholizismus", dem schon der Nationalsozialismus das Lebenslicht ausgeblasen hatte (nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Wiederbelebung dieses Katholizismus von mehreren Seiten verhindert, ja sogar von sich katholisch nennenden Christen), gibt es jedoch noch andere Gründe, weswegen sich heute eine KVP nicht mehr gründen ließe, die ebenfalls ihre Geschichte haben. Einer dieser Gründe ist ein ziemlich hintergründiger, der leider viel zu wenig beachtet wird, falls er überhaupt noch bekannt ist. Es ist nicht so einfach, dies in wenigen Worten zureichend deutlich zu machen, da es sich um ein recht seltsamen Phänomen handelt. Denn in einer rechtsstaatlichen Demokratie (die mehr ist als ein abstrakter demokratischer Rechtsstaat) liegt für orthodoxe Katholiken die Politik, insbesondere die Staats-, Kultur- und Sozialpolitik, einzig und allein in den Händen der kath. Laienschaft, nicht jedoch in der Hand des Klerus, auch wenn Kleriker zugleich Staatsbürger sind. Aufgrund einer solchen Sachlage aber steht der orthodoxe Laienkatholik zwei ihm durchaus feindlich gesinnten Positionen gegenüber, worüber er sich nie täuschen sollte: einerseits einem unkatholischen Klerikalismus machthungriger Kleriker, die auch ihr Weisungsrecht mißbrauchen (z.B. eine bestimmte Partei wählen zu sollen) und sich in Dinge einmischen, die sie gar nichts angehen; und andererseits einem Antikatholizismus machtbesessener Nichtkatholiken, gleichgültig, ob diese sich nun Christen oder anders nennen. Eine echte KVP stünde, sofern sie überhaupt existieren könnte, auch heute noch in einer solchen Situation, ganz abgesehen davon, daß sie die römische 'Konzilskirche1 vor Ort zum Feinde hätte.

Es ist in diesem Zusammenhang auch kein Nachteil, sich einmal an das traurige Schicksal der Zentrumspartei in der Weimarer Republik zu erinnern, einer kath. Partei, die nie den Geruch des Klerikalismus loswerden konnte, obwohl sie unsinnigerweise von Bischöfen sogar des Laizismus verdächtigt wurde. Der Klerus hatte (was man immer verschweigt) ein gestörtes Verhältnis zu einem demokratischen Staatswesen und lebte in dem gefährlichen Irrglauben, daß der unpolitische "religiöse Katholizismus" (jeder kath. Verein hatte einen geistlichen Vorsitzenden) einen "politischen" ersetzen könnte. Dadurch aber wurde das kath. Volk de facto in politischer Unmündigkeit gehalten. Hier lag auch die tiefere Ursache dafür, daß sich die Zentrumspartei nicht zu einer echten KVP entwickeln konnte. Sie blieb eine Art "Kath. Klub"mit feudalistischem Einschlag. (Wer kannte nicht das ironische Schlagwort verärgerter Katholiken von den drei großen "K", das sich auf die politische Stellung der Frau bezogt Kirche, Kinder, Küche?!) Es ist deshalb auch eine Illusion konservativer Katholiken, heute eine KVP gründen zu wollen in der irrigen Annahme, man könne auf eine kath. Tradition zurückgreifen. Nein, das kann man eben nicht, leider! Der heutige Durchschnittskatholik (aber nicht bloß der deutsche) weiß als Staatsbürger nichts mehr von seiner eigenen geschichtlichen Vergangenheit in den letzten 15o Jahren, die doch noch verhältnismäßig leicht überschaubar sind. Wie aber soll er dann verstehen, wo er heute in Staat und Gesellschaft steht oder welche Position ihm zugewiesen worden ist bzw. wem er das zu verdanken hat? Die menschliche Geschichte ist kein Naturprozeß,vielmehr wird sie von Menschen gemacht und in der Regel auf dem Rücken des Volkes.

Die Demokratie setzt voraus und verlangt auf eine besondere Weise ein sittlich und politisch reifes Volk, und zwar sowohl in seiner Ganzheit als auch in seinen Teilen. Darin besteht ihre ständige Problematik, die der liberalistische und sozialistische Demokratismus verdunkelt und unkenntlich macht. Das ist heute weitgehend der Fall, so daß viele die politische Gesamtsituation und ihre Dynamismen ganz falsch beurteilen. Auch die Propaganda vom sog. "freien (Staats-)Bürger in einer freien Gesellschaft" ist nichts anderes als eine die Demokratie zersetzende politische Parole, auf die vor allem die 'umerzogene' antiautoritäre Jugend hereingefallen ist und nun angeblich 'nach dem Sinn des Lebens sucht', obwohl sie sich nur ausleben will (auf Kosten anderer, versteht sich).

Staatsbürger, die noch orthodox katholisch sind, beurteilen diese Dinge ganz anders als die sog. 'religiösen Meinungsmacher' innerhalb und außerhalb der 'Kirchen'. Denn orthodoxe Katholiken wissen noch, da sie keine Sektierer sind, um die wahren Werte einer Volksgemeinschaft im nationalen, kulturellen und sozialen Bereich. Eine echte KVP könnte diese schützen oder wenigstens verteidigen, wenn sie existieren und einen Machtfaktor im öffentlichen Leben darstellen würde. So aber bleibt es, wie es ist in Volk und Staat, wo andere Mächte walten, d.h. Herrschaft ausüben. Der "politische Katholizismus" fehlt an allen Ecken und Enden, was viele mit großer Freude erfüllt. Warum beachtet man nicht ihr hämisches Grinsen? Christus, der Herr, hat bekanntlich befohlen: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!" Dies aber bedeutet auch, da es sich nicht bloß um eine Steuerfrage handelt: gebt ihm nicht, was ihm nicht zusteht, und entzieht ihm das, was er sich zu Unrecht angeeignet hat! Im übrigen ist die Demokratie nur als eine rechtsstaatliche Staatsform legitim. Andernfalls zerstört sie sich selbst und geht im Sumpf der Massengesellschaft mit ihren sittenlosen und asozialen Instinkten unter.

Demokratische Parteien aber "wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit" (Art. 21,1 GG). Das macht dann die ganze Sache so pikant und läßt böse Din-ge ahnen. Denn politische Parteien sind weder gut noch böse, sondern nur nützlich und nur ein Mittel zum Zweck. Nun aber gibt es bekanntlich auch ungeeignete Mittel dieser Art, die dennoch ein zähes Leben haben - dank der unpolitischen Masse ihrer Wähler und vieler Naivlinge, die vom Politischen nichts verstehen. Der Weg vom gewöhnlichen Bürger zum mündigen Staatsbürger ist ein sehr langer und mit vielen Illusionen gepflastert. Die unpolitischen Zeitgenossen sind für ein geordnetes Staatswesen weitaus gefährlicher als die a-politischen, d.h. diejenigen Leute, denen die Politik gleichgültig ist.

Die Politik ist auch nicht "die Kunst des Möglichen", was man den lieben Mitbürgern so oft einzureden versucht, wenn üble Ziele verfolgt werden, sondern die geschickte Wahrnehmung eigener (nicht fremder!) Interessen, insofern sie berechtigt sind. Was in so manchen "Seminaren für politische Bildung", die von gewissen Institutionen veranstaltet werden, verzapft wird, das grenzt bestenfalls an orientalische oder andere Märchen. Und so etwas nennt man dann auch noch 'Erwachsenenbildung'. Erwachsen wird man von selber, aber damit noch lange nicht sittlich und politisch reif. Warum betrachtet man nicht genauer und möglichst kritisch die geistigen Fundamente des allgemeinen Erziehungs- und Bildungswesens in einem demokratischen Staat? Wo bleibt auch hier die Kontrolle durch mündige Staatsbürger, die sich als katholisch bezeichnen? Von den 'christlichen Parteien' und ihrer verwaschenen Kulturpolitik kann das doch niemand erwarten. Denn dort herrscht ein ganz anderer Geist, der dem kath. Volk an sich fremd ist. Eine KVP stünde hier vor einer nicht mehr zu bewältigenden Aufgabe und würde im kulturellen Bereich sofort ins Abseits geraten. Denn sie könnte und würde sich auch nicht beteiligen an dem Schattenboxen zwischen den 'christlichen Parteien' und den 'Kirchen', da sie ein Gegner beider Lager wäre.

Auch das haben diejenigen nicht bedacht, die heutzutage von einer KVP träumen, ohne die politische Wirklichkeit zu sehen, wie sie ist. Nirgendwo existiert eine tragfähige Basis für eine KVP, weder in Bayern noch in Nordrhein-Westfalen noch in anderen Regionen. Das wissen seit 30 Jahren mit Sicherheit alle deutschen Staatsbürger, die noch orthodox katholisch sind. Wieviele das aber sind, läßt sich kaum erruieren, denn sie erscheinen in keiner Statistik und treten auch sonst nicht an das Licht der politischen Öffentlichkeit, um ihre Rechte in Staat und Gesellschaft geltend zu machen.

Das hat viele Gründe, bei denen man jedoch die wesentlichen von den unwesentlichen unterscheiden sollte, sonst gelingt es nicht, die reale politische Lebenslage deutlich zu erfassen und zu durchschauen, in die die registrierten Katholiken in der Bundesrepublik Deutschland und anderswo geraten sind. Die meisten sind sich dessen auch nicht bewußt, wie schon die allgemeinen Wahlen beweisen. Man wählt halt, was man immer gewählt hat, und beachtet nicht, was sich innerhalb der Parteien) inzwischen veränderte. Dies aber beginnt auf geistiger Ebene, auch im Politischen. Darum braucht man nicht immer so bestürzt zu tun, wenn übelste Dinge in Erscheinung treten und nicht mehr im Verborgenen gehalten werden können. "Es liebt die Welt das Strahlende zu schwärzen - und das Erhabne in den Staub zu ziehen" (Schiller).

Eine echte KVP, die von orthodoxen Katholiken als selbstbewußten Staatsbürgerr getragen sein müßte, wäre in vielfacher Hinsicht ein Prüfstein für den Wert unseres demokratischen Staatswesens, das, nebenbei bemerkt, bislang noch keinen existentiellen Belastungsproben ausgesetzt worden ist - weder von innen noch von außen. Eine solche Partei würde sich auch von allen anderen wesentlich unterscheiden und nie faule Kompromisse eingehen, wie sie heute an der Tages(un)Ordnung sind und fast schon für normal gehalten werden. Außerdem wäre sie nicht so leicht erpreßbar und ein offener Feind derartiger Versuche, gleichgültig, woher diese auch kämen. Denn sie hätte unaufhebbare Prinzipien, Zielsetzungen und Rechtsgrundsätze in bezug auf das Gemeinwohl, das immer gefährdet ist und von den verschiedensten Seiten angegriffen wird. Die geistige Umweltverschmutzung ist viel gefährlicher als die ökologische, da sie als eine solche von vielen nicht einmal erkannt wird, auch wenn sich der Unrat zu Bergen häuft.

Der Staat ist und bleibt ein "weltlich Ding", auch wenn er von Gott gewollt ist, und enthält in sich immer den Zündstoff zum Leviathan oder zu seinem eigenen Untergang. Das heute so oft zu beobachtende Mißbehagen gegenüber den etablierten Parteien und die Staatsverdrossenheit vieler Mitbürger kommen doch nicht von ungefähr, sondern haben ihre Ursachen. Die Bundesrepublik Deutschland ist zwar wirtschaftlich (noch) ein Riese, aber politisch ein Zwerg, kulturell jedoch überfremdet und chaotisch. In gesellschaftlicher Beziehung aber zeigt sich - wie auch anderswo - eine 'Zivilisation' ohne Zucht und Maß, die den besten Boden abgibt nicht nur für das organisierte Verbrechen, sondern auch für eine neue Form des Verbrechens, für die es noch keine Strafgesetzbucbr paragraphen gibt. Man wird auch vergeblich darauf hoffen. Denn ein falscher Freiheitsbegriff hat viele bereits um ihren Verstand gebracht. Der moderne Staat ist kein Organismus, sondern die politisch organisierte Gesellschaft eines geeinten Volkes, dem das National-Gemeinschaftliche eigentümlich ist. Die Propaganda von der "multikulturellen Gesellschaft", an der sich auch sog. christliche Politiker beteiligen, soll die natürliche Einheit von Volk, Nation und Staat zerstören, damit sich oligarchische Gruppen leichter und ungehemmter austoben können. Diese Gruppen, die man auch als "Kasten" bezeichnen kann, sind international orientiert und pflegen als 'Weltbürger' (erster Klasse) ihre Beziehungen. Die "multikulturelle Gesellschaft" ist ein inhaltsleeres Schlagwort und hat mit den Wertbegriffen "Kultur" oder "Nation" (Kulturnation) nicht das mindeste zu tun. Es dient nur zur Täuschung derjenigen, die sich leicht täuschen lassen.

Jedes zivilisierte Volk in Europa, das das Barbarentum von sich fernhält, hat eine eigene Kultur, eigene Sitten, eigene nationale Werte und eine eigene Lebensform etc., alles Dinge, die von der "Massengesellschaft", die alles gleichwalzt (auch im religiösen Bereich), bedroht sind. Der pluralistische Parteienstaat mit seiner Tendenz zum Demokratismus ist gegen dieses Übel der Vermassung machtlos. Es ist mehr als traurig, daß man davor nicht bloß die Augen verschließt, sondern von dieser Gefährdung mit politischen Floskeln (z.B. "Demokratisierung der Gesellschaft") ablenkt und dadurch das Volk betrügt. Die Völker Europas werden das noch zu spüren bekommen. Unsere thematische Frage: "Wieviele Katholiken gibt es in der Bundesrepublik?" ließe sich zu der noch prekäreren ausweiten: "Wieviele Katholiken gibt es in Europa?" Niemand wird diese Frage beantworten können, da der "politische Katholizismus" schon lange nicht mehr existiert und nirgendwo eine echte KVP ins Leben gerufen werden könnte. Nicht alles, ja kaum noch etwas, was sich heutzutage "katholisch" oder auch "römisch-katholisch" nennt, ist in Wirklichkeit orthodox katholisch. Sogar eine genauere Analyse der politischen Existenz vieler im Öffentlichkeitsbereich eines demokratischen Staates bringt das zum Vorschein. Nur darf man hier nicht den Fehler machen, 'christliche Politiker' oder auch 'Kirchenbeamte' zu befragen. Dies wäre aber auch höchst überflüssig, da deren sonderbare Meinungen doch allgemein bekannt sind.

Viele deutsche Katholiken haben - oft auch aus Unwissenheit und verführt von den Funktionären der 'röm. Konzilskirche' - das politische Feld den Feinden ihres eigenen Volkes zur Bebauung überlassen. Das begann schon in der Mitte der 60er Jahre, als sich die politische Situation in Westdeutschland innenpolitisch veränderte. (In Mitteldeutschland konsolidierte sich der SED-Staat, tyrannisierte das Volk und saugte es aus, physisch und geistig.) Zwanzig Jahre später konnte dieser Prozeß als abgeschlossen gelten, so daß orthodoxe Laienkatholiken regelrecht politisch heimatlos wurden. Das ging nicht spektakulär vor sich, sondern gleichsam schleichend durch eine fast unbemerkte Ausgliederung aus dem öffentlichen Leben. Dies läßt sich auch aus dem Wandel der Qualität von politischen Parteien und ihren Führungsgremien ersehen, denen die wachsende Amoralität, Asozialität und Gewalttätigkeit der sog. 'pluralistischen Gesellschäft' in ihrer 'Freizügigkeit' nicht einmal zu einem harten Stein des Anstoßes wird. Man weiß schon, welchen Sinn das hat, wenn da jemand beteuert, daß er über dieses oder jenes "doch sehr bestürzt und überrascht" sei. Es ist für orthodoxe Katholiken nicht möglich, in solchen Parteien etwas zum Besseren wenden zu wollen. Diese Erfahrung drängte sie ins Abseits und machte sie zu Fremden im eigenen Staat. Darum treten sie in der Öffentlichkeit auch nicht als eine geschlossene Gesellschaftsgruppe in Erscheinung. Man sollte diese Katholiken nicht verwechseln mit den katholisierenden religiösen Sektierergruppen, die sich allesamt in der 'röm. Konzilskirche' befinden und ihrem Rechtsbereich zugeordnet sind. Die politische Situation - nicht bloß die kirchliche - orthodoxer Katholiken, die in einem demokratischen Staate leben, hat sich in den letzten 30 Jahren wesentlich und total verändert. Den Durchschnittskatholiken aber interessiert das alles nicht, denn er hat ganz andere Interessen, die sich mit denen der Nicht-Katholiken weitgehend decken. Er spielt sogar das Spiel derjenigen, denen der Anti-Katholizismus aus allen Knopflöchern schaut.

"Wieviele Katholiken gibt es in der Bundesrepublik Deutschland?" - man spricht von Millionen... leichtfertig, ohne Überlegung und so, als ob es diesbezüglich keine Probleme gäbe. Diese Zeitgenossen mit ihren Zahlenspielchen sind nicht bloß politisch dumm, sondern 'nützliche Idioten', d.h. nützlich für andere, die nach Macht und Einfluß gieren und auch solche 'Privatleute' männlichen und weiblichen Geschlechtes für ihre Zwecke brauchen. Es gibt eine Menge Leute, die sagen, wenn Wahlen vor der Tür stehen, sie würden "christlich wählen". Doch bei näherer Befragung stellt sich dann immer heraus, daß sie gar nicht wissen, wovon sie überhaupt reden. Die politische Bildung dieser Mitbürger ist gleich Null und entspricht auch ziemlich genau ihrer religiösen Bildung. Sollte das noch niemandem aufgefallen sein? Am schlimmsten aber sind diejenigen, welche diese Tatsache - borniert wie sie sind - immer leugnen, um bloß nicht selbst in die Schußlinie zu geraten.

Orthodoxe Katholiken wissen, wo das degenerierte und dekadente Christentum anfängt und wie es dazu kommt. Sie wissen auch, warum ein solches Christentum, das seinen Namen nicht verdient, in der Öffentlichkeit keine Rolle mehr spielt und spielen kann. Das wahre Christentum ist nämlich ein tiefgreifender Unterscheidungs-Faktor, der das menschliche Leben prägt und ausrichtet, nicht jedoch ein 'Fremdkörper' in der Gesellschaft und im Staate. Christentum und Kirche aber lassen sich nicht trennen. Wenn das eine verschwindet, dann verschwindet auch das andere. Hingegen gibt es den Staat oder auch eine Staatengemeinschaft ohne Christentum und in dem (der) sich sog. 'christliche Kirchen' tummeln. Das bringt dann viele in Verwirrung, weil sie weder vom Christentum noch von der Kirche einen klaren Begriff haben. Der unbedarfte Durchschnittskatholik aber wird als Staatsbürger und Mitglied einer 'Kirche' zum Objekt von denjenigen gemacht die aus Eigennutz politisch agieren und Macht ausüben. Diese Zeitgenossen sind mit uneinlösbaren Versprechungen und 'Heilsverheißungen' verschiedener Art immer schnell bei der Hand und vergessen dabei nie, ihr Image als Hoffnungsträger zu pflegen. Wer kennt nicht diese immer so menschenfreundlich lächelnden Typen und ihre großen Gesten? "Keep smiling" heißt die Devise, auch wenn es nichts zum Lachen gibt. Orthodoxen Katholiken ist das Lachen schon längst vergangen. Sie schauen mit großer Sorge in die Zukunft. Denn bereits das, was sich in aller Öffentlichkeit an Schamlosigkeit, Unzucht, Gewissenlosigkeit, Verdorbenheit, Freiheitsmißbrauch und brutaler Gewalt (des Pöbels) zeigt und sich sogar unbeanstandet zeigen oder zur Schau stellen kann, macht unmißverständlich deutlich, wohin sich die "offene Gesellschaft" in ihrem vermeintlichen Pluralismus bewegt, die sich im übrigen nicht selbst bewegt, sondern bewegt wird, indessen nicht von anonymen Mächten. So etwas behaupten nur religiöse Phantasten und Obskuranten.

Unter den deutschen Staatsbürgern werden die orthodoxen Katholiken sicherlich noch nicht ausgestorben sein. Doch nirgendwo gibt es Anzeichen für das Erwachen eines "politischen Katholizismus", um viele ergreifen und in Bewegung setzen zu können - "im Namen des katholischen Volkes", und zwar eines Volkes, das auch vom Vatikanum 2 in die Irre geführt worden ist, nicht bloß von sog. 'christlichen Parteien' und ihren Mitläufern 'im Namen der Demokratie'. Wer kann diesen politischen Knoten, der sich hier geschürzt hat, auflösen?! Man müßte ein scharfes Zweihandschwert haben, um ihn zu zerschlagen. Wer aber könnte heute einen solchen Zweihänder noch schmieden? Ein einzelner wäre dazu jedenfalls nicht in der Lage. Hier müßten viele Hand anlegen und ebenso viele mithelfen. Aber das tun sie nicht. Warum nicht? Nun, weil es diese Vielen nicht mehr gibt, die nötig wären, um eine politische Situation ändern zu können. (hnlich verhält es sich bei der religiösen Situation von Katholiken auf kirchlichem Gebiet, einer Sachlage, die die meisten nachweislich gar nicht erfassen und deshalb auch leicht zu einem willenlosen Objekt einer anti-katholischen Kirchenpolitik umfunktioniert werden konnten.)

Orthodoxe Laienkatholiken leben heutzutage gefährlich, wenn sie in der Öffentlichkeit ihr Haupt erheben und versuchen, von ihren Rechten Gebrauch zu machen. Denn sie werden von vielen nicht bloß als politische Gegner, sondern als Feinde betrachtet und ausgegeben, die - wie es so schön heißt - "den öffentlichen Frieden stören". Dahinter aber steht die unverkennbare Absicht, diese Katholiken durch massive Unterdrückung niederzuhalten und auf irgendeine Weise auszumerzen. Eine politische Situation stellt sich nicht von selber ein, sondern ist das Ergebnis eines gesellschaftlichen Prozesses bzw. von Vorgängen in der Gesellschaft. Sie hat ihre Wurzeln und entsteht im vor-politischen Bereich eines Volksganzen. Manche erkennen sie erst dann, wenn sozusagen "das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist".

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Hinweis für unsere Leser

Die Abhandlung von Herrn Prof. Wendland über die Reform des neuen Weiheritus (Sonderheft) hat nicht nur Zustimmung gefunden, sondern auch verschiedene Einwände erfahren. Damit sich die vorgetragenen Argumente bewähren können, haben wir uns entschlossen, einem der Kritiker, Herrn Johannes Rothkranz, die Gelegenheit zu geben, in einem Sonderdruck seine Einwände vorzutragen. Dieser Sonderdruck kann bei der Redaktion bestellt werden.

 
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