KARFREITAG 1980
von
H.H. Pfarrer Alois Aßmayr +
Warum wollen oder können so viele nicht an die Liebe Gottes zu uns
Menschen glauben? Ihre Antwort: Es gibt so viel Not in der Welt, so
viel Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten. Wenn Gott uns lieben würde,
könnte Er das nicht zulassen. Mancher staunt: Ja, das stimmt. Nach dem
Willen Gottes sollte das alles nicht sein. Alle Menschen hätten das
Paradies haben sollen. Daß es nicht so ist, daran sind die Menschen
selber schuld. Die Menschheit hätte mir auf Gott horchen und Ihm folgen
brauchen. Der Herr hat dem Menschen Verstand und freien Willen gegeben.
Er sollte bewußt und freiwillig seinem Schöpfer dienen, mußte es aber
nicht, da er sich so oder so entscheiden konnte. Wenn der Mensch sich
in teinem Tund und Lassen nach dem Willen Gottes richten würde, sollte
er teilnehmen können an der Herrlichkeit Gottes. Das sollte der Lohn
sein. Infolge des Verstandes und des freien Willen konnte der Mensch
sich aber auch anders entscheiden. Er hat es getan und dem Schöpfer den
Gehorsam und damit auch den Dienst verweigert, damit zugleich
freiwillig und bewußt die Folgen dafür auf sich genommen: die
Verdammnis, viel Kreuz und Leid hier auf Erden.
Die Menschheit konnte wohl das gute Verhältnis zu Gott zerstören, gut
machen aber konnte sie es nicht mehr. Nun aber kam die Liebe Gottes zu
uns Menschen so handgreiflich zum Vorschein. Er sandte Seinen Sohn als
Mensch in die Welt und machte es jedem Menschen möglich mit Gott wieder
in Frieden zu leben, um später einmal in den Himmel zu kommen!
Wir denken heute am Karfreitag an den Höhepunkt dieser
menschen-freundlichen Tat. Es muß uns dabei auch so recht zum
Bewußtsein kommen, mit welch fürchterlichen Opfer und Leiden diese Tat
verbunden war und doch können wir nur einen kleinen Teil davon
erfassen. Das müßte aber schon genügen, um uns aufs Tiefste zu
erschüttern, welch ungeheure Liebe Gottes zu uns Menschen aus dieser
Tat spricht. Der Karfreitag soll uns das ganz eindringlich in
Erinnerung bringen. Führen wir uns daher etwas von dem vor Augen, was
der Herr am Karfreitag für uns durchgemacht hat, um uns so Seine
grenzenlose Liebe zu beweisen, sowohl durch Worte, durch Taten und
durch Seine Gesinnung.
* * *
DAS KREUZ - UNSER BEGLEITER AUF DEM WEG ZUM HIMMEL
vom
heiligen Pfarrer von Ars
Leiden müssen wir, ob wir wollen oder nicht. Die einen leiden wie der
gute Schacher, die anderen wie der böse. Beide litten auf gleiche
Weise. Aber der eine verstand es, sein Leiden fruchtbar zu machen: er
nahm es im Geiste der Buße an, und als er sich zu dem gekreuzigten
Heiland wandte, hörte er aus dessen Mund die wunderbare Verheißung:
"Heute noch wirst du mit mit im Paradiese sein." - Im Gegensatz zu ihm
stieß der andere Flüche, Verwünschungen und Gotteslästerungen aus und
starb in schrecklichster Verzweiflung.
Es gibt ein zweifaches Leiden, nämlich ein liebendes und ein
ablehnendes. Die Heiligen litten geduldig, freudig und standhaft; denn
sie liebten. Wir leiden mit Zorn, Ärger und Überdruß, weil wir nicht
lieben. Wenn wir Gott liebten, würden wir uns freuen, leiden zu dürfen
aus Liebe zu ihm, der so viel für uns leiden wollte. Ihr sagt, das sein
schwer. Nein, es ist süß, sanft und tröstend, es ist ein Glück ... Nur
muß man lieben im Leiden und leiden ii der Liebe. Seht, meine Kinder,
auf dem Weg des Kreuzes fällt einem nur der erste Schritt schwer. Die
Furcht vor den Kreuzen ist unser schlimmstes Kreuz!
Wir haben nicht den Mut, unser Kreuz zu tragen. Welch ein Irrtum! Denn
was immer wir tun, das Kreuz hält uns fest, und wir können ihm nicht
entrinnen. Was haben wir also zu verlieren? Warum sollen wir unser
Leiden nicht lieben, wenn uns dadurch der Weg zum ewigen Leben
erschlossen wird? Trotzdem wenden sich die meisten vom Kreuz ab und
fliehen. Je mehr sie laufen, desto mehr verfolgt sie das Kreuz, desto
stärker trifft es sie und erdrückt sie unter seiner Last. Versteht dies
gut, meine Kinder: wer dem Kreuz gefaßt und tapfer entgegensieht, dem
wird es seltener begegnen. Und wenn es ihm begegnet, wird es ihn nicht
unglücklich machen.
(aus: Frossard: Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, Leutesdorf 1979.) |