"DAMIT ALLE EINS SEIEN"
- BRIEF S. E. MSGR. MOISES CARMONA -
übersetzt von Elfriede Meurer
An die Hochwürdigsten Herrn Bischöfe I.E. Robert McKenna
und J. Vida Elmer Monroe, Connecticut 06468 - U.S.A.
(Acapulco), 10. August 1989
Hochwürdigste Herren,
niedergeschmettert wie ich bin wegen des unermeßlichen Leids, welches
wir durch unsere ebenso unnützen wie unerklärlichen Spaltungen unserer
heiligen Mutter, der Kirche, zufügen, wende ich Unwissender mich an
Euch, hochwürdigste Herren, um Euch im Namen Unseres Herrn Jesus
Christus auf den Knien anzuflehen, daß wir uns alles ins Gedächtnis
rufen und beiseite schaffen, was ein Grund zur Uneinigkeit ist und uns
entzweit. Bedenken wir doch, daß, wenn wir zerstritten sind, die Welt
in uns nicht die WAHRE KIRCHE erkennen wird, für die Christus betete
und seinen Vater inständig bat:
"Non pro eis autem rogo tnatum, sed et pro eis qui credituri sunt per
verbum eorum in me; ut omnes unum sint, sicut tu Pater in me, et ego in
te, ut et ipsi in nobis unum sint; ut credat mundus, quia tu me
misisti." (Joh. 17,2of.) "Nicht für sie allein bitte ich dich, sondern
auch für jene, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins
seien wie Du, Vater, in mir und ich in Dir, daß sie eins seien in uns,
damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast." (Joh. 17,2o f.)
Vergegenwärtigen wir uns, hochwürdigste Herren, was unser göttlicher
Meister uns durch seinen rechtmäßigen Statthalter Papst Leo XIII. in
dessen Enzyklika "Satis cognitum" gelehrt hat:
"Wenn wir die Tatsachen untersuchen,
werden wir feststellen, daß Jesus Christus nicht eine Kirche konzipiert
und gegründet hat, die aus vielen Gemeinschaften gebildet würde, welche
zwar in gewissen Merkmalen einander ähnlich, ansonsten aber voneinander
verschieden wären, und die nicht durch das einigende Band untereinander
verbunden wären, das allein die Unteilbarkeit und Einzigkeit der Kirche
bewirkt, die wir im CREDO bekennen. Die Kirche ist durch ihr Wesen
selbst in der Einheit gegründet. Sie ist eine einzige, obwohl die
Irrlehrer sie in viele Sekten zu zerreißen suchen."
Da Ihr von jemandem geweiht wurdet, der seine Weihe von Mgr.
Ngo-dinh-Thuc erhalten hatte, von welchem auch andere geweiht wurden,
sind wir wahre Nachfolger der Apostel, und wie Timotheus ermahnt der
hl. Paulus auch uns:
"Bewahre das dir anvertraute Gut! Meide das leere Geschwätz und die Widersprüche der falschen Wissenschaft!" (1 Tim. 6,2o)
Der hl. Paulus will auch, daß wir alle einmütig im Reden, eines Sinnes und einer Meinung seien:
"Ich bitte euch, meine Brüder, um des
Namens unseres Herrn Jesus Christus willen: Seid alle einmütig im
Reden, und es soll keine Spaltungen und Parteien unter euch geben; seid
vielmehr vollkommen eines Sinnes und einer Meinung!" (1 Kor. 1,10)
Wie Ihr seht, hochwürdigste Herren, sind wir nicht einmütig im Reden
und auch nicht eines Sinnes und einer Meinung. Gestützt auf
stichhaltige und wohldurchdachte Argumente erklärten einige die Vakanz
des Heiligen Stuhles seit dem Tode Papst Pius XII. und diejenigen, die
bis jetzt auf ihn folgten, als Schein-Päpste. Andere erkannten die
Betrüger als rechtmäßig an, verweigerten ihnen aber den Gehorsam.
Andere schließlich erhoben sich gegen die Sedisvakantisten und
erklärten eigensinnig, es gebe wohl einen Papst, aber nicht formaliter,
sondern materialiter. Leeres Geschwätz! Die Kirche war immer klar in
ihren Lehren, und auf dem I. Vatikanischen Konzil tauchte diese Frage
auf:
Kann der Papst vielleicht als Privatperson in offenkundige Häresie fallen? Und die Antwort war:
"Im Vertrauen auf die göttliche
Vorsehung halten wir dafür, daß dies sicherlich nie geschehen wird.
Jedoch ist Gott niemals fern bei den notwendigen Dingen; und folglich
werden, falls Er ein so großes Übel zulassen sollte, die Mittel nicht
fehlen, um Vorkehrungen zu treffen. Die Theologen antworten auf die
gleiche Weise, dennoch können wir den Fall nicht absolut ausschließen.
Im allgemeinen räumen die Theologen ein, daß, wenn der Papst in
offenkundige Häresie fallen sollte, er kein Glied der Kirche mehr wäre
und folglich nicht mehr sichtbares Oberhaupt der Kirche heißen könnte."
(Vgl. Iragui-Abárzuza O.F.M.: "Manuale Theologiae Dogmaticae" Bd.I,
S.366.)
Demnach kann also, hochwürdigste Herren, ein Papst in die Häresie
fallen, und es ist auch klar, daß, wenn er in die Häresie fällt, er
außerhalb der Kirche steht und nicht mehr ihr sichtbares Oberhaupt
bleiben kann. Bellarmin und Suárez bedenken, daß der Papst, wenn er
sich von der Lehre der Kirche trennt, "ipso facto" abgesetzt ist: "Papa
haereticus depositus est."
Ihr, hochwürdigste Herren, seid aus der Linie des großen Erzbischofs
Petrus Martinus Ngo-dinh-Thuc, wie wir andere es auch sind, und er war
der einzige Bischof der Welt, der dem pharisäischen Zorn der
apostatischen und häretischen, dem Dienst des Menschen, nicht mehr dem
Dienst Gottes sich hingebenden Hierarchie die Stirn bot und am 25.
Februar 1982 in der historisch bedeutenden Stadt München angesichts
fast der Gesamtheit von Mietlingsbischöfen, die sich ohne Protest den
autoritären Forderungen Montinis beugten, der aus den finsteren Höhlen
der Logen hervorkam - um das Ziel der Freimaurerei zu verwirklichen:
die Zerstörung der Kirche -, erhob er. Mgr. Ngo-dinh-Thuc seine Stimme
und erklärte mit aller Festigkeit und allem Mut die Vakanz des heiligen
Stuhles.
Deswegen, wegen seiner Treue zur Kirche von immer, zu der Kirche, die
Christus gegründet hat und die nicht den Veränderungen der Zeiten
unterworfen ist, weil er die Wahrheit hinausgeschrien hat, die man
feige unterdrückte, wurde er von den Anhängern Wojtylas entführt und
während seiner Entführung starb er; wer weiß, ob nicht als Märtyrer.
Hochwürdigste Herren, es ist nicht mehr die Zeit, unsere Kräfte blind
zu verzetteln, unabhängige Gemeinschaften zu gründen, jeder für sich zu
marschieren. Es ist dringendst geboten, daß wir uns zusammenschließen,
damit unter uns jene Einheit aufleuchte, die unser Herr Jesus Christus
so sehr gewünscht hat: "Ut omnes unum sint." ("Damit alle eins
seien.")
So komme denn jene Einheit, damit es unter uns Einmütigkeit im Reden
gebe, und wir eines Sinnes und einer Meinung seien, wie es der hl.
Paulus von den Korinthern verlangt!
Die von unserem P. Joaquín Sáenz y Arriaga vertretene These: Vakanz des
Heiligen Stuhles, Ungültigkeit des Novus Ordo Missae und ebenfalls
Ungültigkeit der drei letzten Konklave, ist sehr wohl bewiesen, und
wenn Ihr sie akzeptiert, werde ich mich Euch anschließen und für Euch,
hochwürdigster Herr McKenna oder für den hochwürdigsten Herrn Vida
Elmer stimmen, damit wir\ einen Oberen haben, der uns orientiert und
leitet, solange diese chaotische Situation,\die wir durchleben,
andauert. Schließen wir uns zusammen, wir katholischen Bischöfe'dieses
Kontinents, damit wir dann die katholischen Bischöfe Europas zur
Einheit rufen.
Wenn Ihr der Stimme dieses Euren unwürdigen Bruders Gehör schenkt, so
sei Gott gelobt, und es möge zu Seiner größeren Ehre geschehen und auch
zu Ehren unserer Heiligsten Mutter, der Jungfrau Maria, die alle ihre
Kinder einig sehen und sie einig in ihrem Schoß bergen will. Auf den
Knien küsse ich den Ring meiner Brüder im Bischofsamt.
(sig.:) + Moisés Cannona R.
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