ZUR ERINNERUNG AN DEN 3O. JAHRESTAG DER VERKÜNDIGUNG
DES DOGMAS VON DER LEIBLICHEN AUFNAHME DER GOTTESMUTTER IN DEN HIMMEL
DURCH PIUS XII. AM 1. NOVEMBER 195O IN DER APOST. KONSTITUTION
"MUNIFICENTISSIMUS DEUS"
von
Thomas Kronbach
Am 2. März 1876 wurde Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli in der
Via degli Orsini Nr.34 in Rom geboren. Die Vornamen hatte sein Onkel
ausgesucht. Sie sollten an die großen Heiligen erinnern, die diese
Namen getragen hatten.
Seine Kindheit und Jugend war besonders durch die Liebe zu seiner
Mutter gekennzeichnet: das Pflänzchen, mit dem Gott noch besonderes
vorhatte, sollte in der Geborgenheit des Beetes heranwachsen. Nach
normaler Studienzeit im Priesterseminar wurde er am 2.4.1899 zum
Priester geweiht. Sein erstes heiliges Meßopfer feierte er vor dem
Gnadenbild der Mutter Gottes in der Kirche St. Maria Maggiore in Rom.
Bald danach erhielt er eine Anstellung im päpstlichen Staatsekretariat.
Dort fiel er wegen seiner Kenntnisse bald auf. Noch jung an Jahren
wurde er von Papst Pius X. - gegen alle Gepflogenheiten - zum
päpstlichen Hausprälaten ernannt. Unter dem Pontifikat Benedikts XV.
arbeitete er u.a. an der Revision des Kanonischen Rechtsbuches mit -
dem heute geltenden CIC.
Am Tag der Erscheinung der Mutter Gottes in Fatima wurde Pacelli im
Jahre 1917 von Papst Benedikt XV. selbst zum Bischof konsekrtert und
zum Titular-Erzbischof von Sardes ernannt. In späteren Jahren sagte
Pacelli zum Tage seiner Bischofsweihe: "Ich sah das große Sonnenwunder
von Fatima im Vatikan zu Rom und zweifelte keinen Augenblick meines
Lebens an dem großen Wunder der Mutter Gottes, der ich ja mein ganzes
Leben schon in meiner Kindheit geweiht hatte."
Zurück ins Jahr 1917: Bischof Pacelli kam als Nuntius ins Königreich
Bayern, inmitten des Krieges. Daß er hier in München wegen seiner
Vornehmheit und Unerschrockenheit verehrt wurde, weiß ich aus
Erzählungen von älteren Münchner Gläubigen, die ihn als Nuntius
kannten. Nach dem Zusammenbruch des Königreiches wurde Pacelli 192o zum
ersten Botschafter des Heiligen Stuhles in Berlin, der Hauptstadt des
Deutschen Reichs ernannt. Als er diese Stadt 193o wieder verlassen
mußte - inzwischen war er ein Jahr vorher zum Kardinal durch Pius XI.
ernannt worden -, um ins Staatssekretariat überzuwechseln, hatte er ein
entscheidendes Stück der neueren deutschen Geschichte miterlebt und die
Deutschen als Volk kennen gelernt. "Eigene Anschauung bewahrte Uns vor
Fehlurteilen" schrieb er Jahre später einmal an den damaligen
Bundespräsidenten Heuß. Und unmittelbar nach dem Zusammenbruch im Jahre
1945 war es Pius XII., der seine Stimme vor der ganzen Welt erhob und
zur Besonnenheit mahnte.
Als Staatssekretär unternahm er u.a. mehrere Auslandsreisen: 1934
Buenos Aires, 1935 Lourdes, 1937 Lisieux, 1938 Budapest, 1939
Nordamerika; überall wegen seiner guten Sprachkenntnisse bald heimisch.
So kam der 12. Februar 1939, ein Sonntag, an dem zugleich der 17.
Krönungstag Pius XI. und der 10. Jahrestag der Unterzeichnung der
Lateransverträge gefeiert werden sollte. Doch zwei Tage vorher, dem 10.
Februar, einem Freitag, verschied Pius XI., nachdem er auf Kardinal
Pacelli als möglichen Nachfolger hingewiesen hatte. Schon am ersten Tag
des zusammengetretenen Konklaves, seinem 63. Geburtstag wurde Eugenio
Pacelli als Pius XII. auf den Stuhl Petri gewählt. (Bei der Stimmabgabe
war Pacelli gestolpert und auf die Knie gefallen. Da soll ein Kardinal
ausgerufen haben: "Das wird der neue Papst!) Dieser neue Papst begann
sein Pontifikat in einer ungeheuren weltpolitischen Krisenzeit. Seine
Mahnrufe zur Besonnenheit wurden nicht befolgt: "Nichts ist mit dem
Frieden verloren, aber alles kann mit dem Krieg verloren sein!" Dann
brach dieser Krieg aus.
Der Höhepunkt des Pontifikats Pius XII. war sicherlich das Heilige Jahr
195o, in dem er die leibliche Aufnahme der Allerseligsten Jungfrau
Maria in den Himmel dogmatisch definierte, nachdem er sich lange mit
dieser Glaubenswahrheit befaßt und sich weltweit beraten hatte. Am 9.
Oktober 1958 rief Gott der Herr seinen Knecht, den Knecht der Knechte
Gottes von dieser Erde ab. Wenn Bundeskanzler Adenauer erklärte, das
Hinscheiden Papst Pius XII. sei besonders für das deutsche Volk ein
schwerer Verlust, so war das sicherlich keine leere Redensart: seit
Hadrian VI. hatte es keinen Papst mehr gegeben, der die Deutschen mehr
schätzte als er. Vieles spricht dafür, wenn wir ihn als den letzten
rechtmäßigen Papst anerkennen. |