SO FIEL ENGLAND VOM WAHREN KATHOLISCHEN GLAUBEN AB
von J. B. (aus: Mysterium fidei, März 1976)
Der Abfall von der von Christus einzig gestifteten heiligen, katholischen und apostolischen Kirche in England geschah im Prinzip mit denselben Mitteln, Tricks und Vortäuschungen falscher Tatsachen, wie er sich heutzutage im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962/65 in und von der Kirche Gottes vollzieht mit vielleicht vier Unterschieden von damals zu heute: Erstens war der damalige Glaubensabfall mehr oder weniger örtlich begrenzt. Heute ist er weltweit. zweitens erfolgte die Revolution von unten aus dem Schoße des niederen Klerus, heute dagegen von oben von den Bischöfen und Bischofskonferenzen im angeblichen Namen des Konzils. Im März 1966, also vor zehn Jahren, schrieb Peter von Roten, der Redaktor des "Walliser Boten" in Brig, folgenden bemerkenswerten Satz: "Die meisten Irrlehren und ketzerischen Spaltungen innerhalb der Kirche gingen nicht etwa von Laien aus, sondern von Priestern. Angefangen bei Arius über Luther und Zwingli zu Abbé Loisy waren es fast immer hervorragende Kleriker, welche in meist wohlmeinender Absicht ihre Verschlimmbesserungen anbrachten." Und das Motiv dazu: Stolz, heute als "Mündigkeit" kaschierte und Leidenschaft, sagt doch das Sprichwort: "Hochmut kommt vor dem Fall". Die damalige Staatsgewalt wird drittens heute im Namen der Menschenrechte und in Verachtung;der GOTTESRECHTE weltweit ersetzt durch die Diktatur der Massenmedien wie Presse, Radio, Fernsehen, kurz die öffentliche Meinung, mit ihren Managern wie zum Beispiel dem Erzprotestanten Küng auf wohldotiertem katholischem Katheder. Der reformierte Kirchenbote von Zürich schrieb vom Schweizer Theologieprofessor Küng in Tübingen: Einer der bedeutendsten Protestanten sei heute der Katholik Hans Küng. Wer es liest, beachte es wohl! Der vierte Unterschied zwischen heute und damals besteht darin: Damals vollzog ein innerlich vom wahren Glauben abgefallener Irrlehrer konsequenter- und ehrlicherweise seinen Bruch mit der Kirche auch äußerlich. Heute jedoch verbleibt dieser Fäulnisherd im Schoß des mystischen Leibes Christi, um mit seiner Irrlehre, einer Blutzersetzung gleich, möglichst den ganzen Leib zu infizieren, zu zersetzen, und die Kirche selbst findet entweder den Mut oder die Kraft nicht, solche Fäulnisherde für ihren Gesundungsprozeß notwendigerweise auszustoßen, wie sie es früher tat. Im Gegenteil. Die heutige Amtskirche geht eher g&gen die gesundgebliebenen Glieder wie Ecône, Erzbischof Lefèbvre und die treugebliebenen Priester, vor, welche sich nicht anstecken lassen wollen vom verderbenbringenden Bazillus, den Irrlehren des Modernismus und Liberalismus.
Doch blättern wir erst in der Kirchengeschichte Englands. Im Jahre 1570 sprach Papst Pius V. über die Königin von England die Exkommunikation aus, über Elisabeth I., die Tochter Anna Boleyns, Heinrich VIII. zweites Weib. Mit dieser Exkommunikation entband der Papst die treugebliebenen Katholiken von ihrem Treueid gegenüber der grausamen Herrscherin, die in ihrem Katholikenhaß mehr als 200 Priester und viele Laien hatte hängen, vierteilen und grausam ermorden lassen. Was war vorausgegangen?
Vor dem 16. Jahrhundert war England ganz katholisch. Irrlehren gab es kaum. Die Lehre Christi, der Apostel und ihrer Nachfolger war maßgebend und Richtschnur des Lebens, Ehescheidung ausgeschlossen. Denn "was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen". Mit König Heinrich VIII. (Regierung von 1509 bis 1547) wurde es anders. Seit zwanzig Jahren war er mit Katharina, der Tochter der heiligmäßigen spanischen Königin Isabel I. von Kastilien und ihres Gemahls Ferdinand von Aragon, als treubesorgte Gattin verheiratet, suchte sich jedoch von ihr zu trennen, weil er das Auge auf die Hofdame Anna Boleyn geworfen hatte. Das glückte ihm auch mit Hilfe der englischen Hierarchie, besonders des Erzbischofs Thomas Cranmer von Canterbury, des Primas von England, welcher die erste Ehe für ungültig erklärte und die Verbindung mit Anna segnete. Erzbischof Cranmer löste später des Königs Ehe noch zweimal, immer mit seinem kirchlichen Segen. Anna Boleyn selber starb am 19. Mai 1536 auf dem Schafott im sogenannten Green-Tower, dem grauenerregenden Londoner Gefängnis. Wer Gott die Treue bricht, hält sie auch Menschen nicht. Das ist eine bekannte Tatsache, die auch heutzutage zu denken geben sollte. Erzbischof Cranmer hatte mit diesem Schritt gegen den Willen des Papstes gehandelt, dem er als neuer Erzbischof Gehorsam versprochen hatte, und anerkannte zudem König Heinrich als Oberhaupt der englischen Kirche. Ein einziger Bischof von ganz England, John Fischer, seit 1504 Kanzler der Universität Cambridge und Bischof von Rochester und 1535 Kardinal, hielt Rom und dem angestammten Väterglauben die Treue, wurde mit dem königlichen Kanzler Thomas Morus eingekerkert, durch Enthauptung hingerichtet und 400 Jahre später heiliggesprochen. -
Erst als Heinrich VIII. 1547, der trotz seiner sittlichen Schwächen die Religion seiner Väter nicht verlassen wollte, dem jungen König Eduard VII. Platz gemacht hatte, wagte es der allmächtige Cranmer, der "Präsident der Bischofskonferenz", sein wahres Gesicht zu zeigen und begann mit dem bekannten reformatorischen Reigen: Er läßt die Heilige Schrift in die englische Sprache übersetzen und verdrängt das Latein aus der Liturgie, um, wie er sagte - genau wie heute! - das Wort Gottes dem Volke näher zu bringen. Er bekämpfte die sechs Artikel, die König Heinrich und das Parlament aufgestellt hatten, nämlich: Anerkennung der Transsubstantiation in der heiligen Messe, das heißt der Wesensverwandlung von Brot und Wein in Christi Fleisch und Blut, wobei die äußeren Gestalten bleiben, jedoch "der Gestalten Wesen schwindet", dann Zölibat der Priester, heilige Kommunion nur unter einer Gestalt für die Gläubigen, Privatmessen, hl. Beichte und Unauflöslichkeit der Klostergelübde. Ferner ändert er die Liturgie: Opfer und Konsekration in der heiligen Messe fallen weg. Dafür wird der Lektüre der Heiligen Schrift mehr Raum gewährt. Nicht wahr, alles wie heute in der sogenannten neuen Liturgie seit dem Konzil von 1962. Auch da haben wir keine Opferung mehr, sondern nur noch eine Gabenbereitung, wie man daheim Essen und Tisch herrichtet, haben keine Wandlung mehr, sondern nach dem rot-blauen neuen "Meßbuch" - Rot-blau sind die Freimaurerfarben! - lediglich noch einen Einsetzungsbericht wie beim protestantischen Abendmahl. Und mit der Bereicherung der Lektüre haben wir das Sakrament verloren. Arme katholische Kirche von gestern! Du bist fast über Nacht protestantisch geworden. Und das Tragische dabei ist: Die allermeisten Katholiken merken es noch immer nicht oder wollen es nicht wahrhaben. Als Gründe für die rasche Annahme der neuen Liturgie gibt Dr.G. May, Theologieprofessor in Mainz in seiner ausgezeichneten Studie: "Die alte und die neue Messe" Folgendes an: Interesselosigkeit und Oekumenismus, Hang zur Bequemlichkeit, Unselbständigkeit der meisten Bischöfe, der Zeitgeist in Welt und Kirche, Menschenfurcht, Feigheit und falsche Auffassung von Gehorsam.
Unter dem Vorwand, zur ursprünglichen Kirche zurückkehren zu wollen, wird die katholische Lehre systematisch verändert, ohne daß das gewöhnliche Volk sich dessen bewußt wurde. Ridley, Bischof von London, entfernt die Altäre und ersetzt sie durch Holztische, weil eben der Altar an das Sakrifizium, das Opfer erinnert und man zum protestantischen Herren- oder Abendmahl übergehen wollte. Die Notwendigkeit einer Priester- und Bischofsweihe wird geleugnet, die Priester sind einfach Vorsteher der eucharistischen Gemeinschaft. Die Liturgle wird gegen das Volk hin gefeiert, Kruzifixe verschwinden und die Gläubigen empfangen die Kommunion in die Hände.
In einer vorübergehenden Wiederherstellung des katholischen Kultes unter Maria I. (1553-1558) werden Cranmer und weitere Bischöfe eingekerkert und Cranmer erlitt 1556 den Feuertod. Der Protestant Cobbet schreibt über ihn: "Von den 65 Jahren seines Lebens und den 35 seines Mannesalters verstrichen 29 in Begehung von Handlungen, die hinsichtlich ihrer Gottlosigkeit und ihrer unheilbringenden Folgen nichts zu einem Vergleiche irgend Brauchbares in den Jahrbüchern menschlicher Schändlichkeiten finden." Ein Großteil des Volkes hatte die Achtung vor dem Heiligen verloren, Sakrales wurde entweiht, die Kirche entleerte sich und wurde zu profanen Zwecken benützt. Über 600 Klöster wurden aufgehoben - Staat und hohe Beamte füllten ihre Kasse mit dem säkularisierten Gute. Ordens- und Priesterberufe gingen stark zurück.
Das Volk war protestantisch geworden, ohne es eigentlich zu merken. Es besuchte die gleichen Kirchen wie früher, es hatte die gleichen Hirten und nur wenige, wie ein Thomas Morus und ein John Fisher standen für den Glauben ein und erlitten dafür den Martertod
Hauptsächlich drei Mittel hatten sich beim Abfall vom wahren katholischen Glauben in England bewährt:
1. die Einführung der Volkssprache, 2. die Ersetzung des Altares durch einen "Tisch des Herrn" und 3. die Abänderung des Kanons der Messe.
Diese bewährten Mittel des Glaubensabfalls wurden konsequenterweise in Salamitaktik auch bei der sogenannten Liturgiereform 1965, 1967, 1969 angewendet. Heute stehen wir vor den Trümmern der katholischen hl. Messe. Nur durch die gänzliche Wiederherstellung der tridentinischen, vollständig lateinischen, heiligen Messe nach dem Ritus des hl. Papstes Pius V. kann die Kirche wieder gesunden. |