IN MEMORIAM PIUS XII. (1876-1958)
von Eckehardt Kaufmann
Vor 20 Jahren, am 9. Oktober 1958, ging der Papst heim zu Gott, den die Menschen "Vater des Friedens" nannten. Nie zuvor hatte das Sterben eines Papstes die Welt so erschüttert.
Als Pius XII. damals am Abend des 9. Oktobers aufhörte zu atmen, hatte er 19 Jahre lang als Pontifex regiert. Pius XII. hat mit hervorragendem Können und außergewöhnlicher, fester Treue der Kirche gedient.
Seine aristokratische Gestalt, sein strahlender Glaube, die überströmende Herzensgüte und tiefe Weisheit haben ihn zu einer über seine Generation hinaus gehenden geschichtlichen Erscheinung werden lassen.
Aus dem kürzesten Konklave, welches seit über 300 Jahren stattgefunden hatte, wurde Kardinal Eugenio Pacelli am 2. März 1939 zum Papst gewählt. Er nannte sich Pius XII. Als die Meldung der Wahl des früheren Stastssekretärs Kard. Eugenio Pacelli durch die Weltpresse ging, da war mit Ausnahme der nationalsozialistischen Organe ein Chor der allgemeinen Zustimmung, ja Begeisterung. So schrieb die "Daily News" am 3.3. 1939: "New York knows him well, this slender, austere scholar who yesterday became Pius XII." (New York kennt ihn gut, diesen schlanken, ernsten Gelehrten, der gestern Pius XII. wurde.)
Eugenio Pacelli wurde am 2. März 1876 in Rom geboren, besuchte viereinhalb Jahre die Elementarschule, kam mit neun Jahren ins Gymnasium Visconti. Mit 18 Jahren trat er in das Priesterseminar Collegio Capranica ein. Am Ostersonntag, den 2. April 1899 empfing Eugenio Pacelli die Priesterweihe aus der Hand von Msgr. Cassetta, dem lateinischen Patriarchen von Antiochien.
Die weiteren Stationen: Doktorat, Berufung ins Staatssekretariat Leo XIII. Professor für Kirchenrecht, 1905 Ernennung zum päpstlichen Hausprälaten unter Pius X., 1917 Ernennung zum Nuntius in München und am 13. Mai erfolgte die Bischofsweihe mit dem Titel eines Erzbischofs von Sardes. Seit 1920 auch Apostolischer Nuntius in Deutschland, 1929 Ernennung zum Kardinal.
Auf den eucharistischen Kongressen in Buenos Aires und Budapest, dem Weltjubeleum in Lourdes 1935 und der Weihe der Kirche der hl. Theresia von Lisieux vertrat Kard. Pacelli als päpstlicher Legat den Hl. Vater Pius XI.
Im Herbst des Jahres 1939, da Eugenio Pacelli die Cathedra Petri bestiegen hatte, brach der Zweite Weltkrieg aus. In dieser wahrhaft tragischen Weltsituation blieb Pius XII. Herr der Lage. Immer wieder appellierte er an die kriegführenden Nationen, sich zu versöhnen und wieder Frieden zu stiften. Unzähligen politisch und rassisch Verfolgten, darunter zahlreichen Juden, gewährte er im Vatikan schützendes Asyl. Daneben entfaltete er eine umfassende Hilfsaktion zugunsten Kriegsgefangener, Vertriebener und Flüchtlingen. Ohne Unterschied der Religion und der Nation durften sie die Wohltat der päpstlichen Hilfsaktionen erfahren.
Wahre Hilfen waren in geistiger Hinsicht die meisterhaft abgefaßten, zahlreichen Enzykliken. Zu den Höhepunkten seines Pontifikats zählten:
1. Das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, das er am 1. November 1950 in Gegenwart von 35 Kardinälen, 650 Patriarchen, Erzbischöfen und Bischöfenaus aller Welt verkündete. Vier Jahre später führte er das Fest Maria Königin für die ganze Kirche ein. 2. Zahlreich waren auch die Heiligsprechungen, die Pius XII. vorgenommen hat, von denen die bekanntesten sind: Franziska Xaveria Gabrini, Nikolaus von der Flüe, Johannes de Britto, Joseph Cafasso, Ludwig Maria Grignon de Monfort, Maria Goretti, Pius X. und Vinzenz Pallotti.
"Wenn ihr erkennt, daß der Papst der Kirche Schaden zufügt, so ist es euch auch erlaubt, ihm zu widerstehen, indem ihr nicht tut, was er anordnet, indem ihr euch zusammenschließt, um zu verhindern, daß sein Wille obliegt." (Robert Bellarmin - 1542-1621 -; das gilt schon von schädlichen Anordnungen eines Papstes; ein "Papa häreticus" ist ipso facto nicht mehr Papst, er ist depositus. - Unter den 264 Päpsten der kath. Weltkirche befanden sich 35 unrechtmäßige. Die Kirchengeschichte kennt 12 Zeitabschnitte, in denen der Stahl Petri bis zu zwei Jahre verwaist war; in vier Fällen der Papstgeschichte dauerte das Interregnum mehr als zwei Jahre. (Annuario Pontificio 1967)
|