OFFENER BRIEF VON MGR. GU…RARD DES LAURIERS
AVE MARIA INVIOLATA
+ M. L. GUERARD DES LAURIERS op
17 rue des Bordes, Etiolles
F - 9145o - SOISY SUR SEINE
Fest Maria Geburt, 8. September 1983
Herrn E. Heller, Redakteur der EINSICHT
Sehr geehrter Herr Redakteur!
Sicherlich darf ich Ihre Aufmerksamkeit etwas beanspruchen. Es handelt
sich um eine Berichtigung, um die Darlegung der Wahrheit in einer
Sache, die meine Person betrifft. An 16. März 1983 nahm Mgr. Lefebvre
in Montreux an einem Kolloquium teil, deren Teilnehmer sehr streng
ausgesucht worden waren. Der Bericht darüber kam mir Anfang Juni in die
Hände. Jederman kann in diesem Bericht das Exposé von Mgr. Lefebvre
nachlesen. Ich zitiere: "Ich halte es nicht für unmöglich, daß wir bald
einmal sagen hören, in Amerika sei ein Papst gewählt worden von den
zehn oder fünfzehn Bischöfen, die Mgr. NgÙ-Dinh-Thuc selbst geweiht
hat. P. Guérard des Lauriers ist nach Palmar de Troya gegangen, um
festzustellen, ob dieser Papst als authentisch betrachtet werden könne.
Das wäre das Schisma. Es ist nicht Sache eines jeden von uns, einen
Papst zu machen. Man entfernt sich vom Grundstein, man entfernt sich
von der Kirche." (S.lo, letztes Viertel) Diese Aussage von Mgr.
Lefebvre beinhaltet eine zweifache Verleumdung und ein falsches
Zeugnis, das insgeheim vor zahlreichen Leitern von Meßzentren gemacht
wurde. Mit einem eingeschriebenen Brief vom 13. Juni 1983 wurde von
Mgr. Lefebvre der Widerruf verlangt. Er hat bis heute nicht
geantwortet.
Wie gesagt, die Behauptung von Mgr. Lefebvre ist eine zweifache Verleumdung. Einmal deshalb, weil ich nie nach
Palmar de Troya gegangen bin. Zum andern, weil ich sowohl mündlich als
auch schriftlich stets festgehalten habe, daß man zur Zeit in der
Kirche keine "Stellvertretung" haben kann, sowohl in bezug auf das
Lehramt wie auch hinsichtlich der Jurisdiktion. *) Mgr. Lefebvre muß
diesen meinen Standpunkt kennen, schon in Anbetracht dessen, daß ich
ihn im Seminar von Econe des öfteren ausgeführt habe. Dort habe ich ja
doziert, seit der Gründung des Seminars bis zum September 1977, in
welchem Monat ich noch die Eintritts-Exerzitien im Seminar hielt.
Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr Redakteur, wenn Sie ihren Lesern
dieses doppelte Dementi zur Kenntnis bringen, das ich der doppelten
Verleumdung entgegensetze. Wenn Sie es für gut befinden, schlage ich
Ihnen auch die Veröffentlichung der folgenden Klarstellungen vor.
Mgr. Lefebvre verurteilt andere zu Unrecht von seinem eigenen
Standpunkt aus. "Man braucht eine Autorität", sagte Mgr. Lefebvre in
Montreux. Deshalb, so argumentiert er weiter, möchte P. Guérard des
Lauriers, der W. (Mgr. Wojtyla) nicht anerkennt als Papst, "einen Papst
machen". Das sind indes phantastische und beleidigende Behauptungen,
die von Mgr. Lefebvre erfunden wurden, um eine widersprüchliche
Position, ja sogar eine blasphemische, zu rechtfertigen. Denn es ist
eine Blasphemie hinsichtlich der Heiligkeit der Kirche, wenn man einem
wahren Papst Dinge zuschreibt, die vom Papst als solchem das
ausdrücklich hervorheben, was derart abwegig ist, daß auch Mgr.
Lefebvre sich weigert, es zu befolgen.
P. Guérard des Lauriers glaubt, wie jeder Katholik, daß in der Kirche
eine Autorität sein muß. Er weiß auch, wie jedermann, daß die Kirche
während langer Perioden einer faktischen Autorität entbehrte. Er hat
auf Grund der vorliegenden Tatsachen schlüssig bewiesen, daß Karol
Wojtyla nicht die faktische Autorität sein kann. Und er hat des öfteren
versichert, daß nur die Kirche **) qualifiziert ist zu bestimmen, daß
Wojtyla, der abgesetzt gehört, abgesetzt ist und daß Wojtyla, jetzt des
Dienstes entblößt, der normalerweise zum Bischof von Rom gehört, des
Amtes verlustig gegangen ist, das jenem Dienste entspricht und das er
unrechtmäßig innehält.
Im Hinblick darauf, daß Wojtyla, wie es sich gehört, abgesetzt sei,
erachtet es P. Guérard des Lauriers für notwendig: Nicht, wie es ihm
Mgr. Lefebvre in tückischer Weise unterschiebt, einen "Papst zu machen"
oder wieder eine Kirche zu schaffen, sondern ganz einfach das reine
Opfer, das Priestertum, die Sakramente zu bewahren.
P. Guérard des Lauriers vertritt die Ansicht, daß man das tun muß, wozu
er die Zusammenarbeit mit Mgr. Lefebvre fortgesetzt hätte, wenn Mgr.
Lefebvre ihm nicht den Zugang zu Econe auf Grund der von ihm stets
vertretenen Thesen verboten hätte. Empfangen Sie die Versicherung
meiner Dankbezeichnung für Ihren guten Kampf sowie meiner Verbundenheit
im Geiste und im Gebete.
(gez.:) + M.L. G. des Lauriers op.
(Übersetzung nach SAKA-Information Dez.1983)
Anmerkungen:
*) Es muß im einzelnen untersucht werden, ob eine Papstwahl unter den gegebenen Umständen prinzipiell unmöglich ist.
**) Mgr. des Lauriers vergißt zu sagen, wo angesichts des universellen
Abfalls die Kirche, d.h. amtierende Bischöfe, das Magisterium, heute zu
finden ist.
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