Warum wir gegen Paul VI. auftreten müssen
Von Walter W.E. Dettmann
Laut Bericht der Zeitung "Münchner Merkur" vom 30. Februar 1964 (also vor neun Jahren) fand am 1. und 2. Februar 1964 eine Veranstaltung der sog. Katholischen Akademie in München statt, der etwa fünfhundert Personen des öffentlichen Lebens "beider Konfessionen" beiwohnten.
Auf dieser Tagung regte der Weibbischof von Limburg, Walter Kampe, an, es sollte ein "Ökumenischer Rat aller Kirchen der Welt" gebildet werden, und der Papst sollte der Sprecher dieses Rates sein.
Kardinal Döpfner sprach den Wunsch aus, alle Bischöfe deutscher Zunge, d.h. auch die Bischöfe Österreichs und der Schweiz, sollten - selbstverständlich zur Unterstützung des Antrages von Weibbischof Kampe - auf dem (sog.) Vatikanischen Konzil eng zusammenarbeiten.
Der Papst sollte demnach nur noch der Sprecher eines Rates von solchen Leuten sein, die die oberste Regierungsgewalt und die höchste Lehrgewalt des Heiligen Vaters in Glaubens- und Sittenlehren ablehnen. Hat Kardinal Döpfner damals nicht gesehen, wie paradox das war? Der Papst sollte Sprecher eines antipäpstlich gesinnten Rates sein.
Es ist unmöglich zu glauben, daß Döpfner nicht wußte, was er tat. Wenn Weihbischof Kampe nicht bei sich zuhause in Limburg, sondern in München diesen Antrag stellte, dann war er nur das gehorsame Werkzeug des Kardinals Döpfner. Nicht ohne Grund hatten italienische Zeitungen im Sommer des Jahres 1963 geschrieben' daß in Fu1da bei der außergewöhnlichen Bischofskonferenz, die damals abgehalten wurde, eine Verschwörung deutscher Bischöfe geplant würde.
Zu einer Zeit also, als Paul VI. kaum angefangen hatte, der katholischen Weltkirche bekannt zu werden, ließ Kardinal Döpfner bereits den Vorschlag für eine Degradierung des Papstes einbringen, wie sie von einem unterrichteten und ernsten Katholiken niemals geduldet werden kann. Der Papst soll "Sprecher" einer Versammlung sein, die von einer bisherigen päpstlichen Regierung auf keinen Fall etwas wissen will. "Die Heimkehr ins römische Vaterhaus lockt uns nicht" sagte damals der protestantische Landesbischof von Bayern, Hermann Dietzfelbinger.
Man hat nichts davon gehört, daß Kardinal Döpfner und Weihbischof Kampe ihren Antrag zurücknehmen mußten. Man hörte nichts davon, daß sie einen Verweis aus Rom bekamen - eigentlich hätten sie abgesetzt werden müssen.
Der ganze Verlauf dos kirchlichen Lebens seit jener Zeit zeigt, daß Döpfner und seine Gesinnungsgenossen mit dem Papst tatsächlich tun, was sie wollen - siehe Handkommunion und siehe das Thema Laienpredigt auf der Würzburger Synode.
Paul VI. kann heute nicht scharf genug getadelt und angegriffen werden, weil er selbst in verschiedenster Weise duldete, daß die päpstliche Würde heruntergerissen wurde.
Seine spektakuläre Ablegung der Tiara am 13. November 1964 war keineswegs bloß ein „Geschenk an die Armen", wie Mario von Galli schrieb ("Das Konzil und seine Folgen", 1966, S.53), sondern es war ein schmachvolles Zugeständnis an Döpfner und seine Gesinnungsgenossen. Im übrigen bleibt noch zu klären, ob Montini selbst nicht schon früher ein solches Zugeständnis an andere Personen gemacht hat, deren Interesse daran noch größer war als das des Kardinals Döpfner.
Es hat wenig Sinn, nur gegen Kardinal Döpfner zu wettern. Dieser ist eine Nebenfigur und ist viel zu abgebrüht: Paul VI. muß zur Rechenschaft gezogen werden, weil er selbst der Hauptschuldige ist. Paul VI. regiert dort nicht mehr, wo es dem ökumenischen Weltrat unbequem ist. Die Monarchie Paul VI. ist nur noch eine Schein-Monarchie. In Wirklichkeit kann fast jeder Bischof und Geistliche tun, was er will.
Gewalt übt Paul VI. nur noch dort, wo es gegen die frühere Feier des heiligen Meßopfers geht.
Wie kann ein Bischof in Deutschland heute noch behaupten, unser katholischer Glaube sei heute derselbe wie eh und je, wenn die Bischöfe selbst das Kernstück des Glaubens, den Primat Petri, beiseitegeschoben und verraten haben? Bischof Graber und Bischof Stimpfle und andere haben nach dem Konzil öffentlich behauptet, der katholische Glaube sei noch derselbe wie früher: Haben diese Bischöfe nicht gesehen und gehört, was Döpfner getan hat, und haben sie nicht gesehen, was Paul VI. selbst getan hat? Wie können die deutschen Bischöfe sich noch einbilden, die Gläubigen sollten dem Papst gehorchen, wenn sie, die Bischöfe, schon längst nicht mehr vom Gehorsam, sondern nur noch von „ Kollegialität " daherreden?
Wie kann Paul VI. meinen, die Gläubigen würden nicht verstehen, was mit seiner Ablegung der Tiara gedacht war? Die Tiara als Sinnbild der höchsten Regierungsgewalt mußte einen reichen und würdigen Schmuck aufweisen. Für die Armen war immer noch genug Geld vorhanden.
Wie kann Paul VI. auf den Gedanken kommen, wir würden ihm ausnahmslos zustimmen, wenn er das Gegenteil von dem tut, was alle früheren Päpste getan haben? Wer heute für den römisch-katholischen Glauben eintreten will, der muß gegen Paul VI. auftreten. Bei diesem Mann ist die Hauptwurzel der heutigen Übel in der Kirche zu suchen.
Auch wenn zur Zeit noch viele ältere Geistliche im Petersdom zu Rom nach früherer Weise zelebrieren: Paul VI. rechnet doch damit, daß dies mit der Zeit von selbst aufhört (er hat freilich seine Rechnung ohne Gott gemacht).
Paul VI. hat selbst das von ihm angestrebte höchste Amt in der Kirche verraten und mißbraucht. Beweise dafür gibt es noch viele.
Alles, was heutzutage in zahlreichen sogenannten himmlischen Botschaften zugunsten von Paul VI. verkündet wird (z.B. in San Damiano oder in "Mexiko"), muß von einem unterrichteten Katholiken, der die Ereignisse seit dem Jahre 1964 und schon vorher kennt, entschieden abgelehnt werden.
Das, was Paul VI. sein sollte, nämlich ein guter Steuermann, der das Schiff auf dem vorgezeichneten Kurs hält, ist er nicht. Er überläßt das Schiff den hohen Wellen und er überläßt die Herde der Gläubigen den pflichtvergessenen Bischöfen.
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