ERBARMEN FÜR DIE HEILIGE KIRCHE - DIE ERNEUERUNG DER HIRTEN
von der hl. Catharina von Siena
aus: "Gespräch von Gottes Vorsehung" Einsiedeln 1964, S.141 ff.; übertrag. von Ellen Sommer-von Seckendorff und Cornelia Capol.
Fortsetzung:
Die drei Schandsäulen des Lasters
126 - Doch zurück zu den Klerikern und Dienern der heiligen Kirche, um mit dir zusammen ihre Sünden zu beklagen, vor allem die drei Säulen des Lasters, Unkeuschheit, geblähten Hochmut und Begierlichkeit.
Jedes dieser drei Laster ist jeweils vom andern bedingt, das Fundament der drei Säulen aber ist die Eigensucht. Solange sie aufrecht stehen und von der Liebe zum Guten nicht gefällt worden sind, genügen sie, um die Seele in jedem andern Laster zu verhärten.
Nun achte darauf, liebes Kind, mit welch schmählicher Unkeuschheit sie ihren Leib und Geist beschmutzen. Ich sprach dir davon, will dir aber noch mehr sagen, damit du den Brunnen Meiner Barmherzigkeit besser erkennst und größeres Mitleid mit dem Elenden fühlst, dem dies widerfährt.
Das Fleisch, das durch die Einigung Meiner göttlichen Natur mit eurer menschlichen über die Engelchöre erhoben wurde, das überliefern sie solcher Schmach. 0 verabscheuungswürdiger und elender Mensch, nicht Mensch, sondern Tier! Wurde doch die Wunde, die Adam deinem Fleisch und dem der gesamten Menschheit durch seine Sünde zufügte, am Holz des heiligsten Kreuzes durch den verwundeten Leib Meines eingeborenen Sohnes geheilt. 0 Erbärmlicher! Er hat dir Ehre erwiesen, und du bereitest Ihm Schmach! Er hat deine Wunden mit Seinem Blut geheilt, ja dich zu Seinem Diener gemacht, und du schlägst Ihn mit deinen geilen schamlosen Sünden! Der Gute Hirt hat die Schäflein in Seinem Blut gewaschen, du aber besudelst die Reinen und tust dein Möglichstes, sie auf den Dunghaufen zu bringen.
Damit tust du das Gegenteil dessen, was Meine Wahrheit für dich getan hat. Ich duldete, daß Ihr die Augen verbunden wurden, um dich zu erleuchten, du aber aus geilen Augen sendest vergiftete Pfeile in die eigene Seele und die Herzen jener, auf die dein Blick fällt. Ich duldete, daß Sie mit Galle und Essig getränkt wurde, und du, wie ein hemmungsloses Vieh, ergötzest dich an ausgesuchter Speise und machst deinen Bauch zum Gott. Auf deiner Zunge hast du ehrlose und eitle Worte, und wärest verpflichtet, den Nächsten zu ermahnen, Mein Wort zu künden und das Kirchengebet mit Herz und Zunge zu beten. Ich duldete, daß Meinem Sohn die Hände gebunden wurden, um dich und das ganze Menschengeschlecht aus den Sündenbanden zu lösen, und deine zur Spendung des allerheiligsten Sakraments gesalbten und geweihten Hände mißbrauchst du bei schamloser Berührung. Ich wollte, daß Seine Füße angenagelt wurden und machte euch aus Seinem Leib eine Treppe; Ich wollte, daß Seine Seite durchbohrt wurde, damit du das Geheimnis Seines Herzens erschaust. Ich habe es euch als stets offene Herberge gegeben, wo ihr Meine unaussprechliche Liebe zu euch verkosten könnt angesichts Meiner mit eurer Menschheit vereinten göttlichen Natur. Dort siehst du das Blut, dessen Verwalter du Mir bist, und woraus Ich dir ein Bad bereitet habe, um euer Unrecht abzuwaschen. Du aber hast aus deinem Herzen einen Teufelstempel gemacht. Du bist zum Diener Meiner brennenden Gottesliebe bestellt und verschleuderst sie in deinen unordentlichen Lustbarkeiten und um des geringen Schadens willen, den ein Mitmensch Dir zufügen mag.
Das ist die eine der erwähnten drei Schandsäulen.
127 - Jetzt will Ich dir die zweite schildern, den Geiz. Was Mein Sohn in solcher Fülle dahingeschenkt hat - du siehst Seinen Leib am Kreuzholz weit aufgetan und sich überallhin verströmend - das hat er nicht mit Gold und Silber erkauft, vielmehr mit Seinem Blut. Seine liebende Großmut umfaßt nicht bloß die Hälfte der Welt, sondern das ganze Menschengeschlecht: die Abgeschiedenen, Gegenwärtigen und Kommenden. Über dieses Blut, das in der Fülle der Liebe mit Meiner Gottheit vereint ist, habe Ich dich, Erbärmlicher, zum Verwalter bestellt, du aber in deinem Geiz und deiner Begierlichkeit gibst das, was Mein Sohn am Kreuz erwarb und auch dir schenkte, indem Er dich zum Verwalter Seines Blutes bestellte, in solcher Kargheit weiter, daß du raffgierig sogar die Gnaden des Heiligen Geistes verkaufst und von deinen Untergebenen forderst, sich von dir zu erkaufen, was du geschenkt erhalten hast.
Elender, wo sind die Kinder, die du aufziehen solltest, die wahren sanften Tugenden? Wo ist die feurige Liebe, mit der du deines Amtes walten solltest? Wo der brennende Wunsch nach Meiner Ehre und dem Heil der Seelen? Wo der quälende Schmerz, wenn du den Höllenwolf deine Lämmer verschleppen siehst? Nirgends, denn in deinem engen Herzen gibt es weder Liebe zu Mir noch zu ihnen, du liebst nur dich selbst in sinnlicher Eigensucht und vergiftest damit dich und die andern. Du achtest bloß auf Stellung, Adel und Reichtum und darauf, dich gewählt auszudrücken. Du erstrebst Gelehrtheit, die an sich gut und vollkommen ist, solang der Gelehrte zugleich mit der Wissenschaft auch in echter Demut einen rechten redlichen Wandel führt. Wohnt aber die Wissenschaft in einem Hoffärtigen mit ehrlosem, verruchtem Wandel, dann versteht er die Schrift bloß dem Buchstaben nach und dunkel, weil er das Vernunftlicht verloren und das Geistesauge getrübt hat. Die Wissenschaft wird ihm zum Rachefeuer, falls er sein Leben nicht ändert. Daher müßten die Vorgesetzten mehr auf heilige Sitten achten als auf die Gelehrsamkeit, die einen schlechten Wandel führt. Aber sie tun das Gegenteil: die Guten und Tugendhaften, die in Wissenschaft nicht bewandert sind, halten sie für beschränkt und verachten sie; sie meiden die Armen, die ihnen nichts zu bieten haben.
Du siehst, wie in Meinem Haus, das ein Haus des Gebetes sein sollte, die Verlogenheit überhand nimmt. Und Meine Braut hat um dieser Dinge willen viel Widerspruch erlitten, der ihr sonst nicht begegnet wäre. Meine Diener sollten die Toten ihre Toten begraben lassen, selber aber der Anweisung Meiner Wahrheit folgen und Meinen Willen in sich erfüllen, indem sie ausführen, wozu Ich sie bestellt habe. Doch sie tun das Gegenteil, in ungezügeltem Gieren und Eifern machen sie sich daran, tote und vergängliche Dinge zu begraben und entreißen den Menschen in der Welt ihr Amt. Das mißfällt Mir sehr und gereicht der heiligen Kirche zum Schaden. Derartiges soll man den Weltleuten überlassen, der eine Tote begrabe den andern, das heißt, wer zur Verwaltung der zeitlichen Dinge eingesetzt ist, der soll ihrer auch walten.
128 - Nun aber will Ich dir von der dritten Säule, der Hoffart reden. Ich führe sie dir zuletzt an, sie aber steht an letzter wie an erster Stelle, denn alle Laster werden mit ihr erzeugt und empfangen Leben aus ihr, so wie die Tugenden aus der Liebe.
Die Hoffart aber entspringt und ernährt sich von der sinnlichen Eigensucht, von der Ich dir sagte, daß sie das Fundament dieser drei Säulen und jeglichen Unrechts ist, das Menschen begehen: denn wer sich selbst in ungeordneter Liebe liebt, ist Meiner Liebe beraubt, weil er nicht Mich liebt; durch seine Lieblosigkeit beleidigt er Mich, da er das Gesetzesgebot mißachtet, Mich über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst (Mt 22, 371. par.). In seiner sinnlichen Selbstliebe kann er Mir also weder dienen noch Mich lieben; er dient der Welt und liebt die Welt.
Über jedes Geistwesen, das in diesen Fehler fällt, betrübe Ich Mich und klage, insonderheit über Meine Gesalbten, die demütig sein müßten, weil ein jeder die Demut als den Nährgrund der Liebe besitzen soll, und weil sie zu Dienern des demütigen und unbefleckten Lammes, Meines eingeborenen Sohnes, bestellt sind. Schämen sie sich denn nicht, und mit ihnen das ganze Menschengeschlecht, so hoch einherzufahren, während sie Mich, Gott, zum Menschen verdemütigt sehen, indem Ich das Wort Meines Sohnes in euer Fleisch dahingab? Und dies Wort sehen sie im Gehorsam, den Ich Ihm auferlegte, zum schmachvollen Kreuzestod in der Verdemütigung eilen. Er hält das Haupt gesenkt, um dich zu grüßen, trägt die Krone auf dem Haupt, um dich zu schmücken, hält die Arme gebreitet, um dich zu umfangen, Seine Füße sind durchbohrt, um bei dir auszuharren. Du, Jammervoller, der zum Diener solcher Freigebigkeit und Demut bestellt ward, solltest deinerseits das Kreuz umarmen; stattdessen fliehst du und umarmst die schlechten und unreinen Geschöpfe. Du müßtest fest und unerschütterlich stehen und der Weisung Meiner Wahrheit folgen, Herz und Sinn auf Sie heftend; stattdessen wirbelst du wie ein Blatt im Wind, und für jeden Deut blähn sich deine Segel. Bläst Gunst, zeigst du ungezügelte Heiterkeit; Ungunst, erregt sie deine Ungeduld; und damit bringst du den Kern der Hoffart zutage, eben die Ungeduld, denn wie die Geduld das Mark der Liebe ist, so die Ungeduld Mark der Hoffart. Die Stolzen und Zornmütigen erregen und ärgern sich über alles.
Mir mißfällt die Hoffart so sehr, daß sie vom Himmel fiel, als der Engel sich hochfahrend erhob. Die Hoffart fährt nicht auf zum Himmel, sondern ab in die Tiefen der Hölle. Darum sagte Meine Wahrheit: Wer sich selbst erhöht, nämlich in Hoffart, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden (Lk 14, 11).
O Unglückseliger! Du wähnst doch nicht, Mir entrinnen zu können? Ist das vielleicht das Amt, das Ich dir übertrug, daß du mit dem Horn der Hoffart wider Mich stoßest und Mir und dem Mitmenschen Schmach antust und kränkend und töricht mit ihnen umgehst? Ist das die Sanftmut, mit der du zur Feier des Geheimnisses des Leibes und Blutes Christi Meines Sohnes schreiten sollst?
Du verachtest die Demütigen und die rechtlebenden Armen. Du meidest sie und hast recht, sie zu meiden, obwohl du es nicht tun dürftest; du fliehst sie, weil der Gestank deiner Verkommenheit den Duft der Tugend nicht vertragen kann. Du magst es nicht, wenn du Meine Armen an deiner Türe stehen siehst. Du umgehst es, sie in ihrer Not zu besuchen, schaust zu, wie sie vor Hunger sterben und hilfst ihnen nicht. An alledem sind die Hörner der Hoffart schuld, die sich nicht beugen wollen, um ein klein wenig Demut zu üben. Warum beugt ein solcher Mensch sich nicht? Weil er die Eigensucht, welche die Hoffart ernährt, nicht in sich ausgerottet hat. Darum läßt er sich nicht herbei, den Armen ohne Entgelt von den zeitlichen und geitlichen Gütern mitzuteilen.
Verfluchte Hoffart, wie hast du in Eigensucht ihr Geistesauge verblendet, so daß sie sich selber zu lieben und gegen sich Nachsicht zu üben meinen, während sie mit sich grausam sind. Sie wähnen zu gewinnen und sie verlieren, und während sie dem Schein nach in Freuden, Reichtümern und in hohen Würden stehen, sind sie in tiefster, jämmerlichster Armut. Was hält die Erde zurück, sie zu verschlingen? Was bindet Meine Macht, sie nicht in reglose Salzsäulen zu verwandeln, ihnen zur Schmach im Anblick des ganzen Volkes? Nur Mein Erbarmen. Ja, Ich halte Mich selber zurück, Mein Erbarmen stellt sich gegen die Gerechtigkeit, um sie mit der Gewalt Meines Erbarmens zu besiegen.
Grund der Anklage Gottes: Mitleid und Sühne der Guten, Besserung der Schlechten
129 - All dies habe ich dir gesagt, um dir, wenn du ihre Blindheit und ihren Zustand der Verdammung siehst, noch mehr Ursache zu Tränen und Bitternis zu geben. Meine Barmherzigkeit sollst du noch tiefer erkennen und in Ihr Zuversicht und größte Gewißheit fassen, indem du die Diener der heiligen Kirche und die gesamte Welt Mir darbringst und Mich um Erbarmen für sie anflehst. Und je schmerzlicher und liebevoller deine Sehnsucht ist, die du Mir für sie darbringst, desto wirksamer wird sich auch deine Liebe zu Mir erweisen. Die Hilfe, die du Mir als Gott nicht bringen kannst, weder du noch Meine übrigen Knechte, soll ihnen zuteil werden und sich an ihnen erweisen. So werde Ich Mir von der Sehnsucht, den Tränen und Gebeten Meiner Knechte Gewalt antun lassen, werde Meiner Braut Barmherzigkeit erzeigen und sie durch gute und heilige Hirten erneuern.
Ist sie durch gute Hirten erneuert, dann werden notwendig auch die Untergebenen sich ändern, denn an deren Sünden tragen weitgehend die schlechten Hirten die Schuld. Die Untergebenen gehorchen nicht, weil auch der Vorgesetzte, als er noch Untergebener war, seinem Vorsteher nicht gehorchte. So empfängt er von seinen Untergebenen nur, was er selbst jenem gab; weil er ein schlechter Untergebener war, ist er jetzt ein schlechter Hirte.
Und wie sollten solche, die ihre eigenen Fehler nicht erkennen, sie in andern sehen und bessern? Gegen sich selber werden sie nicht vorgehen können noch wollen. Und die Schafe, die keinen Hirten haben, der sich ihrer annimmt und sie zu führen versteht, gehen leicht in die Irre und werden häufig von den Wölfen verschlungen und zerfleischt. Und weil jener ein schlechter Hirte ist, kümmert er sich auch nicht darum, einen Hund zu halten, der bellt, wenn er den Wolf kommen sieht; er hält sich lieber einen solchen wie er selbst ist. Die nachlässigen Diener und Hirten halten sich weder den Hund des Gewissens noch haben sie den Stab der heiligen Gerechtigkeit. Mit ihrem Stabe züchtigen sie nicht, und ihr Gewissen bellt nicht, weder gegen sie noch gegen die Schafe, die vom Weg der Wahrheit abgeirrt sind und Meinen Geboten nicht folgen. So kommt der Höhenwolf und verschlingt sie. Bellte der Hund und züchtigten sie ihre Fehler mit dem Stab der Gerechtigkeit an sich selbst, dann würden auch die Schafe sich ändern und zum Schafstall zurückkehren. Den schlechten Hirten kümmert das nicht, sein Gewissen ist stumpf und bellt nicht; man ließ es ohne Nahrung stehn. Die Nahrung, die man ihm geben müßte, ist das Blut des Lammes, Meines Sohnes. Denn Meine Barmherzigkeit, die euch das Blut vermittelt, ist ganz unvergleichlich größer als jede Sünde, die in der Welt begangen wird. Aber keiner darf seine Reue vertagen, denn es ist für den Menschen furchtbar, sich waffenlos unter vielen Feinden auf dem Schlachtfeld zu finden.
130 - Schäme dich also, Mensch, und blick auf deine Sünden, denn du hast Grund zur Beschämung, wohin du dich auch wendest. Du aber schämst dich nicht einmal, denn du hast die echte heilige Furcht vor Mir verloren. Du bist des Lichtes bar und strebst nach dem, was du nicht darfst, lobst und rühmst dich dessen, was dir zu tiefster Scham gereichen und dich erröten machen müßte vor Mir, der ins Innerste Deines Herzens sieht, und vor allen Geschöpfen. Du bist überführt, aber die Hörner deiner Hoffart lassen dich deine Schande nicht sehen.
Vom Tod des Gerechten
131 - Und weil Ich dir sagte, daß Welt, Teufel und eigene Sinnlichkeit den Sünder anklagten - und wahrlich so ist's -, sei darüber noch etwas hinzugefügt, damit du größeres Mitleid mit ihnen fühlst und siehst, wie sehr sich die Kämpfe, welche die Seele des Gerechten zu bestehen hat, von denen des Sünders unterscheiden, wie verschieden ihr Tod ist und in welchem Frieden der Gerechte stirbt, je nach der Vollkommenheit seiner Seele.
Begreife denn, daß alles Leid, das Geistwesen durchmachen, im Willen gründet; wäre der Wille geordnet und in Übereinstimmung mit dem Meinen, er würde nicht leiden. Nicht daß ihm jede Mühsal darum erspart würde, doch einem Willen, der sie in freiem Entschluß aus Liebe zu Mir erträgt, dem ist sie nicht leid; solche Menschen ertragen gern, wenn sie einsehen, daß es Mein Wille ist. Und in heiliger Abscheu vor sich selbst haben sie der Welt, dem Teufel und der eigenen Sinnlichkeit den Kampf angesagt. Und wenn es zum Sterben kommt, scheiden sie im Frieden, weil sie ihre Feinde schon ihr Leben hindurch geschlagen haben. Die Welt kann den Sterbenden nicht anklagen, denn er hat ihren Wahn erkannt und ihr deshalb entsagt samt all ihren Lüsten. Die hin-fällige Sinnlichkeit und sein Leib klagen ihn nicht an, weil er sie mit dem Zaum der Vernunft sich dienstbar gemacht und sein Fleisch durch Buße, Wachen und demütiges, unaufhörliches Gebet kasteit hat. Das sinnliche Begehren hat er durch Haß und Abscheu vor dem Laster und Liebe zum Guten ertötet, so daß jede Zärtlichkeit seinem Leib gegenüber entschwand. Diese Zärtlichkeit und Liebe zwischen Seele und Leib läßt den Tod naturgemäß beschwerlich erscheinen, und deshalb fürchtet der Mensch naturhaft den Tod.
Weil aber die Tugend beim Gerechten die Natur übersteigt, das heißt die naturhafte Furcht auslöscht und sie mit heiligem Haß und mit der Sehnsucht nach seinem Ziel überwindet, vermag ihn die natür-liche Zärtlichkeit nicht mehr anzufechten. Das Gewissen ist ruhig, weil es im Leben gute Wacht gehalten und gebellt hat, wenn die Feinde heranzogen mit der Absicht, die Stadt der Seele einzunehmen. Wie der Hund an der Türe bellt, wenn er Fremde erblickt und dadurch die Wachen weckt, so weckte der Hund des Gewissens die Wache der Vernunft, und diese im Verein mit der Freiheit erkannte im Licht der Vernunft, wer Freund oder Feind war. Dem Freund, den Tugenden nämlich und den heiligen Herzensgedanken, wandte sie sich mit Neigung und Liebe zu und übte sie mit großem Eifer, dem Feind aber, das heißt dem Laster und den verkehrten Gedanken, begegnete sie mit Haß und Abscheu.
Freilich klagt sich die Seele in Demut selber an, weil sie in der letzten Stunde die Kostbarkeit der Zeit und die Kleinodien der Tugenden besser erkennt und es ihr vorkommt, sie habe diese Zeit wenig genutzt; doch dies ist kein betrübender, sondern ein nährender Schmerz, der bewirkt, daß die Seele sich ganz in sich sammelt und das Blut des demütigen und unbefleckten Lammes, Meines Sohnes, sich vor Augen hält. Und sie wendet sich nicht zurück, um auf ihren vergangenen Wandel zu blicken, denn sie kann und will ihre Hoffnung nicht auf das eigene Gut gründen, sondern einzig auf das Blut, worin sie Meine Barmherzigkeit gefunden hat. Wie sie im Gedanken an das Blut gelebt hat, so berauscht und versenkt sie sich in der Todesstunde in das Blut.
Wenn die Teufel sehen, daß die Seele in glühender Liebe ganz in das Blut eingegangen ist, dann können sie sie nicht mehr ertragen und schießen ihre Pfeile nur noch aus der Ferne. Somit schadet ihre Feindschaft und ihr Getümmel der Seele nicht, die bereits beginnt, das ewige Leben zu verkosten. Mit dem Geistesauge, dessen Pupille das heilige Glaubenslicht ist, erblickt sie Mich, ihr unendliches und ewiges Gut, in Erwartung, es aus Gnade und nicht aus Verdienst, in der Kraft des Blutes Christi, Meines Sohnes, zu besitzen. Und so breitet sie die Arme der Hoffnung aus und faßt es mit Händen der Liebe und nimmt davon Besitz, bevor sie noch darin eintritt. Getaucht in das Blut, gelangt sie alsogleich durch die enge Pforte des Wortes zu Mir, dem Meer des Friedens; und Ich, das Meer, und die Pforte sind beieinander, weil Ich und Meine Wahrheit, Mein eingeborener Sohn, eins sind.
Welche Freude erfüllt die Seele, die sich in diesem Übergang so sanft geleitet sieht: sie verkostet das Glück der Engel! Und wie sie in brüderlicher Liebe mit ihrem Nächsten gelebt hat, so gewinnt sie nun teil am Gut aller wahren Beglückten in gegenseitiger Bruderliebe. Alle empfangen es, die so sanft hinübergehen; Meine Diener aber, die wie Engel lebten, in noch weit höherem Maße, weil ihre Erkenntnis sowie ihr Verlangen nach Meiner Ehre und dem Heil der Seelen in diesem Leben größer war. Und dies nicht bloß im Hinblick auf das Tugendlicht, das jeder haben kann, sondern weil sie zu diesem Licht rechten Wandels, das ein übernatürliches Licht ist, das Licht der heiligen Wissenschaft hinzufügten, in dem sie Meine Wahrheit tiefer erkannten. Und wer mehr erkennt, der liebt auch mehr, wer aber mehr liebt, wird auch mehr erhalten. Was ihr verdient, wird am Maß eurer Liebe gemessen. Vom Tod des Ungerechten
132 - Liebes Kind, wie erhaben diese Meine Diener auch sein mögen, das Elend jener Unglückseligen ist noch größer. Furchtbar und dunkel ist ihr Tod! In ihrer letzten Stunde beschuldigen die Dämonen sie so erschreckend und in solcher Finsternis und zeigen sich in ihrer wahren Gestalt (und du weißt ja, wie schrecklich diese ist), daß der Mensch lieber alle Leiden dieses Daseins ertrüge, als sie in ihrer Erscheinung anzusehen. Überdies regt sich der Stachel des Gewissens wieder. Die unordentlichen Lüste und die eigene Sinnlichkeit (die der Sünder über sich zur Herrin erhob, während er die Vernunft zur Sklavin erniedrigte) stellen ihn ins Unrecht, weil er nunmehr die Wahrheit dessen erkennt, was er zuvor nicht einsah. Er gerät in große Verwirrung über seinen Wahn, weil er Mir in seinem Leben nicht treu, sondern treulos war. Die Eigensucht trübte ihm den Augenstern des heiligsten Glaubenslichtes. Der Teufel hält ihm seine Treulosigkeit vor, um ihn zur Verzweiflung zu treiben.
Wie hart ist diese Schlacht für ihn, denn sie findet ihn unbewehrt, ohne die Waffe der strebenden Liebe, denn als Glied des Teufels ist er ihrer beraubt. Solchen fehlt das übernatürliche Licht wie auch das der Wissenschaft, weil sie uneinsichtig waren und ihre Hoffart sie nicht bis zu ihrem süßen Mark vordringen ließ. Darum wissen sie sich nun in den großen Schlachten nicht zu helfen. Von der Hoffnung werden sie nicht ernährt, weil sie weder auf Mich noch auf das Blut gehofft haben, zu dessen Verwalter Ich sie bestellte, sondern bloß auf sich selbst und auf ihre weltlichen Stellungen und Freuden.
Die Ungerechtigkeit, die er in seinem Leben geübt hat, klagt ihn im Gewissen an, so daß er nichts weiter zu fordern wagt als Gerechtigkeit. Und Ich sage dir, Scham und Bestürzung sind groß. Doch da er sich früher die Gewohnheit angeeignet hat, auf Mein Erbarmen zu hoffen (obwohl dies in Anbetracht seiner Sünden eine große Anmaßung bedeutet: denn wer im Vertrauen auf Meine Barmherzigkeit sündigt, kann dies doch nicht als ein Hoffen darauf bezeichnen) so hat er immerhin Mein Erbarmen zur Kenntnis genommen, und es wird ihm nun in der Todesstunde, wenn ihm sein Versagen bewußt wird und er sein Gewissen in der heiligen Beichte entlastet, die schuldhafte Anmaßung weggenommen werden und nur die Barmherzigkeit übrigbleiben. Mit dieser mag er sich an die Hoffnung klammern, wenn er will. Verhielte es sich nicht so, würde keiner der Verzweiflung entrinnen.
Diese aber mißfällt Mir weit mehr und ist ihnen viel verhängnisvoller als alle ihre übrigen begangenen Sünden: denn die andern begingen sie mit einer gewissen Sinnenlust, und zuweilen reut es sie, und zwar so sehr, daß ihr Schmerz ihnen Barmherzigkeit erlangt. Zur Sünde der Verzweiflung aber wird einer nicht durch seine Schwäche getrieben, denn er findet darin keinerlei Vergnügen, bloß unerträgliche Pein. In der Verzweiflung verachtet er Mein Erbarmen und wertet seine Sünde höher als Meine Barmherzigkeit und Güte. Ist er in diese Sünde gefallen, dann reut und schmerzt ihn die Mir angetane Beleidigung nicht so, wie sie ihn schmerzen müßte, er beklagt wohl sein eigenes Verhängnis, nicht aber, was er gegen Mich getan, und so wird ewige Verdammnis sein Anteil. Hätte ihm die Mir zugefügte Beleidigung leid getan, hätte er sie bereut und auf Meine Barmherzigkeit gehofft, er würde sie gefunden haben, denn Meine Barmherzigkeit ist unvergleichlich größer als alle Sünden, die ein Geschöpf je begehen könnte.
Nun siehst du, liebes Kind, wie verschieden die Todesqualen und -kämpfe sind, die diesen und jenen bei seinem Scheiden erwarten und wie gegensätzlich ihr Ende ist. Ich habe dir davon nur einen ganz geringen Teil kundgetan und deinem Geistesauge gezeigt, so gering, daß es im Hinblick auf das sich wirklich Ereignende, nämlich auf die Strafe des einen und das Glück des andern, beinah nichts ist.
Aufforderung zu Gebet und neuer Bitte
133 - Soviel aber habe ich dir gesagt, um deinem Wunsch zu entsprechen und damit du Mir eifriger in Sanftmut, Liebe und Bitternis sehnsüchtige Bitten für sie darbringst.
Und Ich sage dir nocheinmal, daß Ich trotz ihrer sämtlichen Fehler, und wären ihrer noch mehr, nicht will, daß ein Laie sich in ihre Zurechtweisung einmischt. Tut er es trotzdem, wird seine Schuld nicht ungestraft bleiben, sofern er sie nicht durch Herzenszerknirschung sühnt. Weder ist der Laie durch die Schuld des Prälaten entschuldigt, noch der Prälat durch die Sünde des Laien. Somit fordere Ich dich, liebes Kind, und alle Meine andern Knechte auf, über diese Toten zu weinen und als Schafe im Garten der heiligen Kirche zu bleiben und zu weiden in heiliger Sehnsucht und mit unaufhörlichen Flehgebeten, die ihr Mir für sie darbringt, denn Ich will der Welt Barmherzigkeit zeigen. Entfernt euch also nicht von dieser Weide, weder infolge eines Unrechts, das euch geschähe, noch weil es euch wohlergeht, denn Ich will nicht, daß ihr euer Haupt erhebt, weder in Ungeduld noch in ungeordneter Fröhlichkeit, trachtet vielmehr demütig nach Meiner Ehre, nach dem Heil der Seelen und der Erneuerung der heiligen Kirche. Dies wird Mir Zeichen sein, daß ihr, du und die andern, Mich liebt.
Dank und Lob für die Erfüllung der dritten Bitte und erneutes Flehen um Erbarmen
134 - Da wandte sich jene Seele wie trunken, von Liebe bedrängt und entflammt, und das Herz von großer Bitternis versehrt, zur höchsten und ewigen Güte und sprach: 0 ewiger Gott, o Licht über jedem Licht, von Dir geht jedes Licht aus! 0 Feuer über jedem Feuer, denn Du allein bist das Feuer, das brennt und nicht verzehrt; du verbrennst jegliche Sünde und Eigensucht, die du in der Seele vorfindest, nicht aber auf entmutigende Art, vielmehr bereicherst Du die Seele mit unstillbarer Liebe: sie stillend machst Du sie nicht satt, und unausgesetzt sehnt sie sich nach Dir. Je mehr sie Dich umfängt, desto eifriger sucht sie Dich, und je sehnsüchtiger sie nach Dir verlangt, desto inniger findet und kostet sie Dich, höchstes, ewiges Feuer, Abgrund der Liebe!
O höchstes und ewiges Gut, wer hat Dich, unendlicher Gott, bewegt, mich, Dein endliches Geschöpf, mit dem Licht Deiner Wahrheit zu erleuchten? Du selbst, Feuer der Liebe, hast es veranlaßt, denn immerfort ist es Liebe, die Dich trieb und antreibt, uns nach Deinem Ebenbild zu schaffen, uns Barmherzigkeit zu erweisen und Deiner vernunftbegabten Kreatur unendliche maßlose Gnaden zu gewähren. 0 Güte über alle Güte, Du allein bist im höchsten Maße gut, und dennoch schenktest Du uns das Wort Deines eingeborenen Sohnes, daß Es lebe mit uns, die wir voller Gestank und Düsternis sind. Und wer hat dies bewirkt? Die Liebe: denn Du hast uns geliebt, eh wir waren. O gute, o ewige Erhabenheit, Du hast Dich niedrig und klein gemacht, um den Menschen zu erhöhen. Wohin ich mich wende, ich finde nichts als Abgrund und Feuer Deiner Liebe.
Werde ich Elende imstande sein, auf die Gnaden und die flammende Liebe, die Du mir erwiesen hast und über die allgemeine, allen Geschöpfen erzeigte Liebe hinaus in besonderer Zuneigung erweisest, zu antworten? Mitnichten: Du allein, sanftester und liebreicher Vater, wirst an meiner Statt erkenntlich und dankbar sein, so daß Deine Liebe selbst Dir danksagen wird; denn ich bin ja die, die nicht ist. Und behauptete ich, ich sei etwas aus mir selbst, so würde ich auf mein Haupt lügen und wäre eine Lügnerin und Tochter des Teufels, des Vaters der Lüge. Denn Du allein bist Der, der IST, und Dasein und jegliche Gnade, die Du in das Dasein gelegt hast, erhalte ich von Dir, der Du mir alles geschenkt hast und noch schenkst, aus Liebe und nicht nach Verdienst.
O mildreicher Vater, als das Menschengeschlecht durch die Sünde Adams siech darniederlag, sandtest Du ihm den Arzt, das süße liebreiche Wort, Deinen Sohn. Als ich selber jetzt in meinem tiefen Unwissen und meiner Nachlässigkeit hinsiechte, hast Du mildester und sanftester Arzt, ewiger Gott, mir eine süße wie bittere Arznei gereicht, damit ich von meiner Krankheit genese. Süß ist sie mir, weil Du Dich in Deiner Milde und Liebe mir geoffenbart hast, ja über alles süß ist sie mir, weil Du mein Geistesauge mit dem Licht des heiligsten Glaubens erleuchtet hast. Nun habe ich wahrhaft erkannt, daß des Menschen Herz nicht soviel wünschen und erbitten kann, daß Du ihm nicht noch weit mehr gewährtest. Du hast mir die Tugend und Seligkeit Deiner Gesalbten gezeigt, dieser brennenden Leuchten in der heiligen Kirche, und bei ihrem Anblick habe ich die Schuld jener andern in ihrem Jammerdasein noch klarer erkannt. Bitterer Schmerz faßte mich über die Beleidigung, die sie Dir antun, und den Schaden, der damit der gesamten Welt zugefügt wird. Denn sie schaden der Welt, weil sie Spiegel des Erbärmlichen sind, wo sie Spiegel des Guten sein sollten.
O unsägliches Feuer der Liebe, ewiger Vater, ich möchte deshalb nicht, daß meine Sehnsucht je ermatte in ihrem Durst nach Deiner Ehre und dem Heil der Seelen. Dank, Dank sei Dir Vater, der Du mir gewährt hast, worum ich Dich bat, ja selbst das, was ich nicht kannte und nicht erbat. Damit hast Du mir Grund zur Klage gegeben und mich eingeladen, mit demütigem und unaufhörlichem Gebet sanfte, liebeund leidvolle Bitten vor Dich zu bringen. Also bitte ich Dich nun, der Welt und Deiner heiligen Kirche Barmherzigkeit zu erweisen, bitte Dich zu vollbringen, um was Du mich bitten hießest. Weh über meine elende, leidvolle Seele, Ursache allen Übels! Zaudere nicht länger, o Vater, der Welt Barmherzigkeit zu gewähren, neige Dich den Wünschen Deiner Knechte und erfülle sie. Weh mir! Du bist es ja, der sie zu Dir rufen läßt: so höre nun auf ihre Stimme. Deine Wahrheit hat ja gesagt, wir sollen rufen und es werde uns geantwortet, sollen klopfen, und es werde uns aufgetan, bitten und es werde uns gegeben (Lk 11,9). O ewiger Vater, Deine Knechte erflehen Barmherzigkeit von Dir, antworte ihnen. Ich weiß ja, sie eignet Dir, und Du kannst nicht anders als sie dem gewahren, der Dich darum anfleht. Sie klopfen an die Türe Deiner Wahrheit; denn in Ihr, Deinem eingeborenen Sohn, erkennen sie die unsägliche Liebe, mit der Du den Menschen liebst, daher pochen sie an die Tür. Und das Feuer Deiner Liebe wird nicht zulassen, daß Du dem nicht auftust, der beharrlich anklopft.
Öffne also, entriegle und brich auf die verhärteten Herzen Deiner Geschöpfe, nicht ihretwegen, die nicht anklopfen, sondern tue es um Deiner unendlichen Güte willen und aus Liebe zu Deinen Knechten, die es an ihrer Statt tun. Gib denen, ewiger Vater, die Du an der Tür der Wahrheit stehen und bitten siehst. Und was erbitten sie? Das Blut dieser Türe, Deiner Wahrheit. Mit dem Blut hast Du Adams Vergehen abgewaschen und die Fäulnis seiner Sünde entfernt. Das Blut ist unser, weil Du uns daraus ein Bad bereitet hast: Du kannst und willst es dem nicht verweigern, der Dich in Wahrheit darum bittet. Gewähre also Deinen Geschöpfen die Frucht des Blutes, wirf den Preis des Blutes Deines Sohnes in die Waagschale, damit die höllischen Teufel Deine Schafe nicht entführen. Du bist der gute Hirt, der ihnen den wahren Hirten, Deinen eingeborenen Sohn gab, der aus Gehorsam an Dich Sein Leben für Deine Schafe dahingegeben und aus Seinem Blut uns ein Bad bereitet hat. Dieses Blut erbetteln Deine Knechte lechzend an Deiner Tür; durch dieses Blut flehen sie zu Dir, Du wolltest Dich der Welt erbarmen, und die Kirche möge mit duftenden Blumen guter und heiliger Hirten neu erblühen und mit dem Wohlgeruch den Gestank der schlechten und faulenden Blumen vertreiben. Zögere also nicht, uns das Auge Deiner Barmherzigkeit zuzuwenden, und antworte, da Du ja mit der Stimme Deines Erbarmens uns Bescheid geben willst, noch ehe wir rufen.
Tu auf die Tür Deiner unermeßlichen Liebe, die uns die Tür des Wortes gegeben hat. Ja, ich weiß, Du öffnest uns noch bevor wir anklopfen. Denn in der Liebe, die Du Deinen Knechten gegeben hast, pochen sie und rufen zu Dir im Verlangen nach Deiner Ehre und dem Heil der Seelen. Gib ihnen also das Brot des Lebens, die Frucht des Blutes Deines eingeborenen Sohnes. Denn es wird Dir offensichtlich mehr Ehre und Preis aus der Rettung der Geschöpfe erwachsen, als wenn Du sie ihrem Eigensinn und der Verhärtung überlässest. Dir, ewiger Vater, ist alles möglich; Du hast uns wohl ohne uns erschaffen, retten aber willst Du uns nicht ohne uns. So bitte ich Dich denn, ihrem Willen Gewalt anzutun, mache sie bereit zu wollen, was sie nicht wollen. Das erflehe ich von Deiner unendlichen Barmherzigkeit. Du hast uns aus dem Nichts erschaffen, und jetzt, da wir sind, erbarme Erneuere sie gnädig, in der Barmherzigkeit und im Blut Deines Sohnes.
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