DER KREIS SCHLIESST SICH
von Wilhelm Ettelt
Nur Gutes von den Toten? Wer das geboten, Der hatte, armer Tropf, Mehr Herz als Kopf.
(Fr.W. Weber)
Wer hat so tapfer wie der verstorbene Kardinal Döpfner gegen die Freigabe der Abtreibung gekämpft? Sollte man ihm nicht wenigstens deshalb viel verzeihen?
Nun ist nur allzu bekannt, daß Kardinal Döpfner auch gegen einige andere Dinge gekämpft hat, z.B. gegen die überlieferte katholische Sexualmoral. Er hat sich mit seiner unbestreitbar erheblichen Vitalität dafür eingesetzt, daß die Christen von ihrer Kirche und ihren Priestern nicht mehr davon zurückgehalten werden, schwer zu sündigen. Wenn er nun hier im Bösen und zu Gunsten des Guten plötzlich inkonsequent wurde, sollte man sich nicht wenigstens darüber freuen?
Wenn er - ja wenn er! Wurde er es wirklich? Es gibt einen sehr wichtigen Zeugen, der das bestreitet, den Bundesminister Hans Jochen Vogel, der im verflossenen Wahlkampf die Behauptung aufgestellt hat, die Änderungen des § 218 seien mit Döpfner abgesprochen gewesen. Nun wird man auf die Aussage dieses Mannes allein, dem bestimmt jede Wahlkampflüge zuzutrauen wäre, nicht allzu viel geben, wenn sie nicht von anderer Seite erhärtet würde.
Mitkämpferin Döpfners gegen die Moral, insbesondere gegen die Moral der Jugend, war eine Frau: Dr. Renate Laurien. Bekannt wurde sie nicht zuletzt durch ihr zynisches Geständnis, daß sie, als Oberstudiendirektorin eines Mädcheninstitutes, ihren minderjährigen Zöglingen selbstverständlich die Anti-Baby-Pille empfehle, damit diese ohne Angst vor unangenehmen Folgen ungehindert Sexualverkehr treiben können. Die Qualifizierung eines solchen Verhaltens könnte nur mit Worten geschehen, die der Kritisierten die Handhabe für eine strafrechtliche Verfolgung wegen Beleidigung bieten würfe. Eine solche Qualifizierung von unserer Seite ist aber auch überflüssig, da sie längst schon von kompetenterer Seite erfolgt ist, vom Herrn selbst: Mat. 18,6.
Von dieser Dr. Renate Laurien wurden nun durch die Presse Äußerungen bekannt, wonach sie es als einen unzulässigen Eingriff in die Gewissensfreiheit bezeichnet, wenn von Ländern und Kommunen Ärzte und Pfleger aufgefordert werden, Abtreibungen zu verweigern. Es sei vielmehr, nach Laurien, zu erwägen, ob man nicht eigne Abtreibungsanstalten von Staats wegen einrichten solle. - Soweit die Mitarbeiterin Kardinal Döpfners. Man muß doch wohl annehmen, daß sie während ihrer jahrelangen freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Döpfner mit ihm gelegentlich auch über diese Probleme gesprochen hat. Daß sie fünf Jahre lang "zu den engsten Mitarbeitern Kardinal Döpfners" gehört hat, bezeugt auch die sog. "MkKZ" (21.11.1976). Danach macht sie eine echte katholische Kulturpolitik. "Kulturpolitik bleibt eine katholische Domäne" heißt der Artikel, in welchem Hans Maier (Synodale von Würzburg; warmer Befürworter der Sexualanleitung in der Schule, die man Sexualerziehung nennt), Bernhard Vogel (Präsident der Würzburger Synode), Renate Laurien (Vizepräsidentin der Synode) als katholische Kulturpolitiker vorgestellt werden. In der Überschrift des genannten Leitartikels müßte nur ein Wort geändert werden, damit er der Wahrheit entspricht: Kulturpolitik bleibt eine Freimaurer-Domäne. (Mit dieser Bemerkung will ich nur den unheiligen Geist, der die genannten Kulturpolitiker beseelt, charakterisieren, nicht eine Behauptung über ihre Logenmitgliedschaft aufstellen.) - Es bleibt noch anzumerken, daß Bernhard Vogel, der Präsident der Würzburger Synode, der Bruder des Bundesministers Hans Jochen Vogel ist, mit dem er, trotz verschiedener Parteizugehörigkeit, ein gutes Verhältnis hat. Auch hier schließt sich der Kreis; die eingangs erwähnte Behauptung des Bundesministers Vogel wird dadurch schlechthin glaubwürdig.
Es interessiert vielleicht noch, daß in der erwähnten Nummer der "MkKZ" eine ganze Seite dem Stück von Jean Genet "Balkon" gewidmet ist. Für alle, die es noch nicht wissen: "Der Balkon" dürfte so ziemlich das Übelste an Schweinerei und Gotteslästerung sein, was jemals auf die Bühne gekommen ist. Der Vorsitzende des Diözesanrates der Erzdiözese, E. Brießmann, kommt denn auch zu dem allein richtigen Schluß: "Dieser grobe Mißbrauch einer öffentlichen Stellung (gemeint ist der Intendant) erlaubt keine Toleranz." Aber die "MkKZ" ist tolerant und objektiv (außer gegenüber Lefebvre) Sie läßt auch den Intendanten zu Wort kommen. Aber selbst wenn man das noch hingehen ließe, der eigentliche Skandal kommt erst: Auch der zuständige MkKZ-Kritiker kommt zu Wort, dessen nicht signierter Artikel offenbar die Meinung der Redaktion widergibt. Seine Kritik ist, bei einigen formalen Einwänden, überwiegend positiv. Mit den Gotteslästerungen und den Schweinereien findet er sich wie mit einer Harmlosigkeit ab. - Die Stadt München, in deren städtischem Theater (Münchner Kammerspiele) die erwähnte Sauerei passiert ist, hat sich vor einigen Jahren gegen das Kreuz und für den Schutt entschieden (bei der Benennung des ''Schuttberges"). Am Schutt des letzten Krieges hat die Stadt offenbar noch nicht genug; jetzt hat sie den moralischen Schutt. Aber wenn die Verantwortlichen in Kirche und Stadt nicht umkehren, wird auch die politische und kriegerische Katastrophe nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Anm.d.Red.: Die Haltung, die hier von Döpfner bezüglich der Abtreibungsproblematik zum Vorschein kommt, können wir nur indirekt bestätigen. Jemand, der sich in den deutschen "episkopalen" Kreisen sehr gut auskennt, sagte einmal sinngemäß: Man protestiere nur deshalb gegen die Abtreibung, damit hinterher niemand sagen könne, man sein nicht dagegen gewesen. - Die Euthanasie des Naziregimes war diesen Herren wohl zeitlich doch noch ein wenig zu nahe unter der Nase.
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UNHEILIGE KOMPLIZENSCHAFT
von Wilhelm Ettelt
Im Reiche Satans gibt es keine Liebe, wohl aber einen gewissen Zusammenhalt, da es sonst zerfallen würde. (Vgl. Luk. 11,15!). Unter diesem Gesichtspunkt muß man die Berichte über Erzbischof Lefebvre in der profanen und kirchlichen Presse verstehen, unter denen kaum einer ist, der nicht irgend eine Unwahrheit enthält. Ein besonders starkes Stück hat sich ein Boulevardblatt angesichts des Friedrichshafener Auftretens des Erzbischofs am 24. 10. 76 geleistet. Der Erzbischof habe, nach dieser Meldung, dem Volke zugerufen: "Wenn ihr wollt, mache ich euch den Gegenpapst". Der Zweck dieser dummen Falschmeldung ist nur allzu durchsichtig. Es soll der Eindruck erweckt werden, daß Lefebvre ein eitler Streber ist, der aus persönlicher Ruhmsucht auf den Bruch mit Rom hinarbeitet - als ob er nicht in der anderen Richtung schon zuviel des Guten getan hätte, in seinem Versuch, sich mit den Verrätern zu arrangieren! - So dumm übrigens die Meldung ist, so ist es doch glaubhaft, daß die Progressisten solche Gründe bei Lefebvre vermuten; denn sie sind offenbar nicht mehr fähig, sich vorzustellen, daß es noch Menschen gibt, die um der Wahrheit willen Verfolgung auf sich nehmen. - Es ist zu befürchten, daß den "konservativen" Schwachköpfen, die gleichzeitig den Verrat bejammern und den Verrätern Treueerklärungen machen, auch diese unheilige Komplizenschaft zwischen der Neukirche und den Vertretern der Pornopresse nicht Augen öffnen wird.
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